„Bittersweet“ von Miranda Beverly-Whittemore – Schönes Cover

Buch: „Bittersweet“ (2015)

Autor: Miranda Beverly-Whittemore

Verlag: Suhrkamp/Insel

Ausgabe: Taschenbuch, 417 Seiten

Die Autorin: Miranda Beverly-Whittemore, geboren 1976, verbrachte als Tochter eines Anthropologen einen Teil ihrer Kindheit in Senegal. Die Familie ließ sich in Vermont nieder, wo ihr Roman „Bittersweet“ verortet ist. 2007 wurde sie mit dem Janet Heidinger Kafka Prize ausgezeichnet. Miranda Beverly-Whittemore lebt mit ihrer Familie in Brooklyn.

(Quelle: Suhrkamp/Insel)

Das Buch: Die junge Mabel hat ein Stipendium an einem Privatcollege bekommen und ist mehr als erleichtert, den Großteil des Jahres von ihrer Familie entfernt zu sein. Mabel teilt sich das Zimmer mit Genevra „Ev“ Winslow, verzogener Spross einer schwerreichen Familie.

Monatelang nimmt Ev keinerlei Notiz von ihrer Zimmernachbarin. Dann erfährt sie, dass sich ihr Cousin Jackson das Leben genommen hat. Mabel steht ihr in ihrer Trauer bei, wodurch sich tatsächlich eine Art Freundschaft zwischen den beiden Mädchen entwickelt. Schließlich wird Mabel von Ev gefragt, ob sie nicht zusammen den Sommer in Winloch,  dem Landsitz der Familie Winslow in Vermont, verbringen wollen. Mabel ist von dem Angebot begeistert.

In Winloch angekommen, lernt sie die verschiedensten Mitglieder der riesigen Familie Winslow kennen, die alle auf dem riesigen Gelände von Winloch in eigenen Cottages wohnen. Für Mabel und ihre Gastgeberin ist das Cottage „Bittersweet“ vorgesehen. Im Laufe des Sommers gewöhnt sie sich an Land und Leute und fühlt sich zunehmend zugehörig.

Dann erfährt sie durch Evs Tante Indo etwas von einem mysteriösen Familiengeheimnis. Indo beauftragt sie, in den umfangreichen Archivunterlagen der Familie Nachforschungen anzustellen. Sollten diese erfolgreich sein, würde Mabel Indos Cottage geschenkt bekommen. Dieses Angebot kann sie nicht ablehnen. Nach einiger Zeit stößt sie tatsächlich auf Informationen die sich nach und nach zusammenfügen und auf ein lange zurück liegendes und peinlich genau gehütetes Geheimnis der Familie Winslow hindeuten…

Fazit: Manchmal streitet sich der emotionale Teil meines Hirns mit dem rationalen Teil, wenn ich in der Buchhandlung bin:

„Oh, wie schön. Was für ein idyllisches Cover! Das Buch nehmen wir mit!“, meldet sich dann der emotionale Teil.

„Hallo?“, antwortet ihm sein Pendant, „das Buch heißt „Bittersweet„, das muss totaaal kitschig sein!“

„Ja, aber,…  aber das Cover…!“, wendet der emotionale Teil ein.

„Ich wiederhole: „Bittersweet“! Und das Cover zeigt einen See mit Steg bei Sonnenuntergang! Ich bitte Dich!“, lässt sich die Rationalität nicht erweichen.

„Ja, aber,…aber das Cover…!“ Auch der emotionale Teil kann wiederholen.

„Ach“, resigniert die Vernunft, wohlwissend, dass sich die Diskussion sonst noch Stunden hinzieht, „dann nehmen wir´s halt mit! Aber komm´ mir nachher nicht und sag´, es hat Dir nicht gefallen!“

Hätte ich doch nur auf die Vernunft gehört…

Das Buch beginnt erschreckend unaufregend und bleibt über einen ziemlich langen Zeitraum auf dieser Linie. Mabel und ihre Freundin Ev sind in Winloch und gehen dort baden, mehrfach,  fahren mit dem Boot, mehrfach, haben belanglose Liebeleien, tun viele andere Dinge die man im Urlaub so tut und sonst passiert eigentlich erstmal nichts.

Zwischen diesen Aktivitäten ergeht sich die Autorin in ausgiebigen Beschreibungen der Schauplätze, der Lichtstimmungen und Ähnlichem . Zwischendurch fühlte ich mich dabei literarisch irgendwo zwischen Emily Bronte und Jane Austen. Es gibt Menschen, denen gefällt so etwas, ich kenne welche, aber mir war das dann doch ein wenig zuviel des Guten.

Auch sonst fand ich „Bittersweet“ teilweise etwas holprig zu lesen. Unnötige Schachtelsätze und teils schwer verständliche Dialoge, bei denen ich des Öfteren dachte:“So redet doch kein Mensch…“ trugen dazu in erster Linie bei. Stilistisch konnte mich das Buch also schon einmal recht wenig überzeugen.

Im Bereich der Charaktere gibt es Licht und Schatten. Die Protagonistin Mabel ist zwar akut unsympathisch, aber vollkommen nachvollziehbar gezeichnet. Als ewige Außenseiterin ist sie, die nun endlich einmal dazugehört, ständig bestrebt, allen nach dem Mund zu reden und dafür zu sorgen, dass sie ihren neuen Status nicht wieder einbüßt. Man muss Mabel nicht mögen, als Charakter kann sie aber überzeugen. Die meisten anderen Charaktere werden allerdings in großer Zahl irgendwie seltsam und verschroben. Das kann so gewollt sein, es trägt nur nicht dazu bei, das „Bittersweet“ für mich zugänglicher wurde.

Die Handlung als solche hat ebenfalls Licht und Schatten. Während, wie eingangs erwähnt, über einen langen Zeitraum wenig bis gar nichts passiert, nimmt das Buch in der zweiten Hälfte deutlich an Fahrt auf und kann tatsächlich so etwas wie Spannung entwickeln. Leider ist das vielzitierte Familiengeheimnis ziemlich vorhersehbar, spannender war für mich da z.B. die Frage, warum viele der Cottage-Türen in Winloch mit mehreren Sicherheitsschlössern gesichert sind, obwohl die Familie dort doch unter sich ist und keine Bedrohung zu erwarten hat. Vor meinem geistigen Auge sah ich bereits in einer Art spannender Nebenhandlung eine Mischung aus Robert „Edward Cullen“ Pattinson und dem Saskatchewan (also so eine Art untoter Bigfoot) aus den nahegelegenen Wädern Vermonts den Sommersitz der Familie terrorisieren, wogegen sich diese eben mit einer Unzahl Sicherheitsschlösser zu wehren versucht. Nun, die letztendliche Auflösung beinhaltete nicht Robert Pattinson und war irgendwie wesentlicher unaufregender.

Was bleibt, ist letztlich ein Buch mit einer stimmigen Hauptfigur, aber mit einem Erzählstil, der mit nicht sonderlich gut gefallen hat, eine Handlung, die spät Fahrt aufnimmt, um dann unspektakulär zu verglühen – und die Erkenntnis, sich beim Bücherkauf in Zukunft wieder von seiner rationalen Seite lenken zu lassen.

Aber das Cover, also, das Cover ist wirklich schön!

Wertung:

Handlung: 7 von 10 Punkten

Stil: 6,5 von 10 Punkten

Charaktere: 6,5 von 10 Punkten

Spannung: 5 von 10 Punkten

Gesamtwertung: 6,25 von 10 Punkten

Demnächst in diesem Blog: „Dark Zero“ von Douglas Preston.

„Die Hand Gottes“ von Philip Kerr – Knapp daneben ist auch vorbei

Buch: „Die Hand Gottes“ (2016)

Autor: Philip Kerr

Verlag: Klett-Cotta

Ausgabe: Broschiert, 397 Seiten

Der Autor: Philip Kerr, 1956 in Edinburgh/Schottland geboren, ist ein britischer Thriller-, Krimi- und Fantasy-Autor. Er studierte in Birmingham Jura und Rechtsphilosophie. Anschließend war er in einer Werbeagentur tätig und schrieb während dieser Zeit an seinen ersten Romanen.

1989 erschien mit „March Violets“ sein erster Krimi um den deutschen Privatdetektiv Bernhardt Gunther, der im Berlin der NS-Zeit ermittelt. Der große Erfolg des Buches führte dazu, dass Kerr einerseits seinen Werbeagentur-Job an den Nagel hängen konnte und andererseits in der Lage war, seinem Debüt weitere Krimis folgen zu lassen. Mittlerweile umfasst die Bernhard-Gunther-Reihe 12 Bände.

Neben dieser Reihe hat Kerr über ein Dutzend weitere Krimis und Thriller sowie den siebenteiligen Fantasy-Zyklus „Children of the Lamp“ verfasst.

Zusammen mit seiner Frau, der Schriftstellerin Jane Thynne, und seinen drei Kindern lebt der Autor in London.

Das Buch: Scott Manson ist Trainer des englischen Fußball-Erstligisten London City. Bereits zu seiner Zeit als Co-Trainer des Vereins wurde Manson zum Ermittler wider Willen, um ein Verbrechen im Umfeld des Clubs aufzuklären. Nun ist seine Spürnase erneut gefragt.

Im Rahmen der Champions-League-Qualifikation muss Scott mit seinem Team beim griechischen Erstligisten Panathinaikos Athen antreten. Und beim Spiel im Karaiskakis-Stadion passiert dann das Unfassbare: Bekim Develi, einer der Star-Spieler von London City, bricht während des Spiels vor laufender Kamera zusammen und stirbt.

Die Mannschaft ist entsetzt. Und als wäre das nicht schlimm genug, taucht kurz danach die griechische Polizei auf und verbietet dem Team die Ausreise nach England, denn: Im Hafenbecken von Piräus wurde die Leiche einer jungen Frau gefunden. Die Fundsachen bei der Toten bringen sie in Verbindung mit dem eben verstorbenen Bekim Develi. Es werden Mordermittlungen in Bewegung gesetzt, die Mannschaft sitzt bis auf Weiteres in Griechenland fest.

Scott Manson versucht, die Unschuld seines toten Spielers zu beweisen und ermittelt im Umfeld des griechischen Fußball-Geschäfts.

Fazit: „…und ich dachte, es gäbe keine guten Fußball-Thriller“, wird Fußballkommentator Marcel Reif auf der Rückseite des Buches zitiert. Auf welchen Fußball-Thriller er sich dabei bezieht, bleibt im Unklaren, aber „Die Hand Gottes“ kann er nicht gemeint haben.

Wobei das jetzt böser als beabsichtigt klingt, denn das Buch hat durchaus so seine Momente. So erlaubt Kerr durch seine Hauptfigur Scott Manson intensive und interessante Einblicke in das europäische Fußball-Geschäft, die auch dem passionierten Fan so nicht unbedingt geläufig sind. Allerdings soll es ja Menschen geben – auch wenn ich dieser Einstellung mit vollständigem und im Übrigen auch vollkommen berechtigtem Unverständnis gegenüberstehe – die mit dem schönen Fußballsport als solchem nicht so viel anfangen können. Für diesen Teil der Leserschaft dürfte „Die Hand Gottes“ leider eine Enttäuschung sein.

Denn abseits des vorherrschenden Fußball-Themas bleibt eben „nur“ die Mordermittlung, die man im allerbesten Fall als „überschaubar“ beschreiben kann. In diesem Bereich fehlt dem Buch ein elementarer Bestandteil des Thriller-Genres: Die Spannung! Das Mordopfer ist (logischerweise!) tot, der mutmaßliche Täter ebenso. Es herrscht keinerlei Bedrohungszenario, keine weiteren Personen schweben in Lebensgefahr, ob Scott Manson den Fall löst oder doch die griechische Polizei, hat allenfalls Auswirkungen darauf, ob die Kicker schon früher oder erst später wieder in ihre Heimat dürfen. Auch und gerade aufgrund dieser fehlenden Spannung ist „Die Hand Gottes“ alles, nur kein Thriller, so wie es auf dem Cover steht.

Nicht erst seit der Lektüre einiger Bände der Bernhard-Gunther-Reihe weiß ich, dass Philip Kerr in der Lage ist, überdurchschnittlich gute, atmosphärisch dichte Bücher zu schreiben. Leider lässt er dieses Talent in diesem Nicht-Thriller zu selten aufblitzen. Gefallen hat mir der humorvolle Ton, mit dem Kerr vor allem den fuballlastigen Teil der Handlung beschreibt. So sitzt Protagonist Manson z. B. zur Vorbereitung auf das eigene Spiel in einem griechischen Stadion und wird Zeuge, wie ein Spieler von Olympiakos einen Elfmeter verschießt, woraufhin dieser von den eigenen Fans auf übelste Weise beschimpft und auf gotteslästerlichste Art verflucht wird, woraufhin Scott Manson vor sich hin sinniert:“Ich hatte mich schon oft gefragt, warum Sokrates den Schierlingsbecher trank; wahrscheinlich hatte auch er einen Elfmeter für Olypiakos verschossen.“ (S.74). Ich fand´s witzig! ;-)

An anderer Stelle des fußballlastigen Teils schießt Kerr dann wieder über das Ziel hinaus, indem er seinen Protagonisten eine Traineransprache an seine Jungs halten lässt, in denen er etwas über Ajax, Perseus, Theseus, Jason und Orpheus schwafeln lässt. Nun,… viele, aber sicherlich nicht alle Fußballer sind so große Rhetoriker wie der heute Abend möglicherweise im Einsatz befindliche Jérôme B., und dementsprechend in der griechischen Mythologie geschult… Jedenfalls, meines Wissens fallen in einer Fußballkabine andere Begriffe, wenn man versucht, seine Mannen zu motivieren. Sei´s drum.

Letzten Endes ist „Die Hand Gottes“ ein nettes Buch für fußballbegeisterte Leser, mit erfreulich guten Charakteren, das mir leider stilistisch nicht durchgehend gefällt und vor allem unter der mangelnden Spannung leidet.

Wertung:

Handlung: 6,5 von 10 Punkten

Stil: 6,5 von 10 Punkten

Charaktere: 8 von 10 Punkten

Spannung: 4 von 10 Punkten

Gesamtwertung: 6,25 von 10 Punkten

Demnächst in diesem Blog: „Bittersweet“ von Miranda Beverly-Whittemore.

„Welt in Flammen“ von Benjamin Montferat – (K)ein historischer Roman

Buch: „Welt in Flammen“ (2015)

Autor: Benjamin Montferat

Verlag: Rowohlt

Ausgabe: Taschenbuch, 765 Seiten

Der Autor: Benjamin Montferat ist das Pseudonym des deutschen Autors Stephan M. Rother. Rother, 1968 in Wittingen geboren, studierte in Göttingen Geschichte, Kunstgeschichte und Philologie. 1997 erfolgte seine Graduierung zum Magister Artium. Seit Mitte der Neunziger trat Rother als “Magister Rother – Deutschlands erster, bester und einziger Standup Historian” auf den Bühnen Deutschlands auf. Seit dem Jahr 2000 hat sich Rother auf das Schreiben verlegt, seither hat er 14 Romane veröffentlicht, die häufig im Mittelalter spielen. Der Autor lebt, nach eigener Aussage, mit seiner Frau und fünf Katzen “am Rande des Wahnsinns und der Lüneburger Heide”.

Im August 2016 erscheint mit „Der Turm der Welt“ der zweite Roman des Autors unter seinem Pseudonym.

Das Buch: Mai 1940: Der Krieg tobt in Europa, die Deutschen sind in Frankreich einmarschiert, das kurz vor der Kapitulation steht. Hitlers Plan sieht unter anderem vor, dass die Franzosen die bedingungslose Kapitulation in genau dem Eisenbahn-Salonwagen unterzeichnen sollen, in dem 1918 Deutschland die Waffenstillstand von Compiègne unterzeichnen musste, womit der Erste Weltkrieg beendet wurde.

Diesen zusätzlichen Triumph wollen die Franzosen Hitler aber nicht gönnen. Getreu der alten Fußballer-Weisheit „Wenn wir schon nicht gewinnen können, treten wir ihnen wenigstens den Rasen kaputt“ wird der historische Salonwagen von damals gegen einen anderen ausgetauscht. Das Original geht als einer von mehreren Wagen des Simplon Orient Express auf die Reise in die Türkei.

An Bord des Zuges sind Fahrgäste unterschiedlicher Nationen, die alle ihre eigenen Gründe haben, diesen noch zu erreichen, dürfte es doch die letzte Fahrt des Orient-Express vor der französischen Kapitulation sein; so zum Beispiel Carol von Carpathien, König im Exil, dessen Mätresse Eva Heilmann sowie ein Seitenzweig der Zarenfamilie Romanow.

Die Fahrgäste begegeben sich auf eine gefährliche Reise, denn jeder Grenzübertritt kann der letzte sein, sollte der Zug dort unter dem Einfluss Hitlers gestoppt werden. Und auch einige der Fahrgäste beschwören Gefahr herauf.

Fazit: Benjamin Montferat – ich bleibe der Einfachheit halber bei dem Pseudonym – weist in der Nachbemerkung des Buches darauf hin, „Welt in Flammen“ sei „kein historischer Roman, was allerdings nicht verhindern wird, dass man ihn als solchen wahrnimmt.“ Nun, ohne diese Klarstellung hätte ich das Buch sicherlich auch in den Bereich des historischen Romans eingeordnet. Aber, in Ordnung, es ist also kein historischer Roman, sondern schlicht ein…Roman. Aber was für einer!

Montferat schreibt in kurzen Kapiteln und wechselt dauernd zwischen den zahlreichen Hauptpersonen. Das sorgt allerdings nicht für Verwirrung beim Leser sondern für ein Erzähltempo, das ähnlich rasant ist wie das Tempo des Zuges gen Istanbul. Diese Erzählweise ist gut gewählt, beschreibt die Handlung doch einen Zeitraum von gerade mal 51 Stunden – von den letzten zwei, drei Kapiteln mal abgesehen. Durch den permanenten Wechsel der Figuren erfährt der Leser erst nach und nach die Beweggründe der einzelnen Personen, die Reise anzutreten und erkennt ebenso erst die teilweise herrschenden Beziehungen der Fahrgäste untereinander.

Montferats Figuren machen dabei leider manchmal den Eindruck von Stereotypen. Dennoch schafft es der Autor, dass der Leser mit ihnen mitfiebert, mitleidet oder Tod und Teufel an den Hals wünscht. Auch die eine oder andere liebenswürdige Eigenheit weisen sie auf, so fällt König Carol von Carpathien beim Anblick kleinster Blutmengen umgehend und überall in Ohnmacht. Neben dem teilweise stereotypen Auftreten, das vielleicht sogar gewollt ist und das ich deshalb gut ignorieren kann, gibt es für mich im Bereich der Charaktere nur noch einen größeren Kritikpunkt: Einige der Personen machen im Laufe der gut zwei Tage dauernden Handlung eine Wandlung durch, von persönlicher Natur bis hin zur Änderung des Weltbildes, die mir in dieser Form etwas überzogen erscheint.

Stilistisch punktet der Autor deutlich mehr. Montferats Art des Erzählens sorgt für Atmosphäre. Und die empfinde ich als umso wichtiger, wenn man eine Geschichte erzählt die auf räumlich arg begrenztem Raum spielt. Der sprachgewaltige Stil, bei dem jedes Wort an der richtigen Stelle zu stehen scheint, trägt dazu bei, dass man den Beginn des Buches, in dem die Handlung – ähnlich wie der Zug – noch Fahrt aufnehmen muss, trotzdem zügig lesen kann. Und „zügig“ war kein Wortwitz. Mich hätte es bereits nach ein paar Seiten nicht gestört, wäre der Orient Express auf 4.000 weiteren Seiten bis nach Kuala Lumpur weitergefahren und hätte die Handlung ausschließlich aus angeregten Unterhaltungen der Fahrgäste über Kunstrasen bestanden – durch Montferats Stil hätte ich auch dieses Szenario begeistert gelesen.

Die Handlung selbst kommt nach einiger Anlaufzeit ebenfalls gut in Schwung. Liebe, Verrat, Intrigen, Verschwörung und eine gehörige Portion Action sind nur einige Zutaten dieses prallvollen Romans.

„Welt in Flammen“ ist ein Buch, bei dem ich erstmals nach langer Zeit mal wieder eine gewisse Unruhe gespürt habe, wenn ich mich irgendwo befunden habe, wo das Weiterlesen nicht möglich war. Deshalb freue ich mich auch schon sehr auf den August, wenn „Der Turm der Welt“ erscheint.

Klare Leseempfehlung!

Wertung:

Handlung: 9 von 10 Punkten

Stil: 9,5 von 10 Punkten

Charaktere: 8,0 von 10 Punkten

Atmosphäre: 10 von 10 Punkten

Gesamtwertung: 9,125 von 10 Punkten

Demnächst in diesem Blog: „Die Hand Gottes“ von Philip Kerr.Ein Fußball-Krimi. Ja, ich weiß, Fußball…

„Deathbook“ von Andreas Winkelmann – Der Murtagh-Effekt

Buch: „Deathbook“ (2015)

Autor: Andreas Winkelmann

Verlag: Rowohlt

Ausgabe: Taschenbuch, 447 Seiten

Der Autor: Andreas Winkelmann ist ein 1968 in Niedersachsen geborener Thriller-Autor. Nach seinem Sportstudium in Saarbrücken war Winkelmann vier Jahre lang Soldat. Bevor er sich vollständig dem Schreiben widmete, war er in verschiedenen Berufen tätig, unter anderem als Fitnesslehrer, Versicherungskaufmann, freier Redakteur und Taxifahrer.

Bislang veröffentlichte Winkelmann zehn Bücher, zuletzt erschien in diesem Jahr „Killgame“.

Wenn Winkelmann mal nicht schreibt, betreibt er leidenschaftlich Outdoorsport – früher hat man einfach draußen Sport getrieben. Er überquerte bereits zweimal zu Fuß die Alpen und verbrachte einige Zeit mit Pfeil und Bogen beim Jagen und Fischen in Kanada.

Der Autor lebt mit seiner Frau und einer Tochter in der Nähe von Bremen.

Das Buch: Kathi, die junge Nichte des Schriftstellers Andreas Winkelmann, wird vom Zug erfasst und getötet. Für die Polizei steht sehr bald Selbstmord als Todesursache fest. Winkelmann aber möchte das nicht wahrhaben. Die immer lebenslustige und an allem interssierte Kathi soll sich umgebracht haben? Nein, für Winkelmann steht fest, dass die Polizei einen Fehler gemacht hat.

Er beginnt daher selbst mit Nachforschungen im Umfeld seiner Nichte. Auf ihrem PC findet er Videos, die zeigen, wie Kathi verfolgt wird. Wer ist der Unbekannte, der seiner Nichte da nachstellte? Die Spuren führen ihn auf eine Website namens Deathbook…

Fazit: Dieses Buch habe ich vor einigen Monaten einer ganz zauberhaften Person – auf ausdrücklichen Wunsch – zum Geburtstag geschenkt. Nun habe ich es freundlicherweise als Leihgabe bekommen, um es zu lesen und darüber zu schreiben. Der besagten zauberhaften Person sei an dieser Stelle noch einmal herzlich gedankt! Und nun, in medias res!

In allen vier Teilen der Filmreihe „Lethal Weapon“ äußert der Schauspieler Danny Glover in seiner Rolle als Sergeant Roger Murtagh immer und immer wieder die selbe revolutionäre Erkenntnis:“Ich bin zu alt für diesen Scheiß!“

Und anscheinend hat tatsächlich ein jegliches seine Zeit, wie es so schön heißt, wenn auch in anderem Zusammenhang: So habe ich früher gerne und häufig historische Romane gelesen. Dann traten Iny Lorenz und die dazugehörige „Wanderhure“ auf den Plan, zusammen mit der offensichtlichen Agenda, das Genre „Historischer Roman“ nachhaltig zu beschädigen – mit, wie ich finde, durchschlagendem Erfolg. Ich klage seitdem immer wieder darüber, dass historische Romane seit der „Wanderhure“ zu etwa 87,3 % im Mittelalter spielen und zu fast 100 % eine Protagonistin haben, die sich die Haare abschneidet, sich in Männergewänder hüllt, gegen die Konventionen ihrer Zeit auflehnt und aufmacht, wahlweise ihr Schicksal oder das der ganzen Welt – manchmal auch beides – zu retten. Und das, obwohl besagte Protagonistin bei realistischer Betrachtung eigentlich etwa auf Seite 17 gestorben wäre…Seitdem hat mein Interesse an historischen Romanen stark nachgelassen und ich bekam die Erkenntnis:“Ich bin zu alt …!“

Oder nehmen wir das Fantasy-Genre, das auch abseits des vielzitierten J.R.R. Tolkien früher erstaunlich viel zu bieten hatte. Dann jedoch erschien Stephenie Meyer mit ihren Vampiren. Seitdem war mein geliebtes Fantasy-Genre biss zum Erbrechen von unzähligen Vampiren durchseucht, von „Dark One“ bis „Black Dagger“. Wer bei Letzterem an Elektro-Werkzeuge denkt, liegt zwar falsch, hat aber dennoch umgehend meine uneingeschränkte Sympathie. Und auch wenn die meisten Vampire in diesen Büchern nicht im Sonnenlicht leuchten und keine Sympathisanten der „Silver Ring Thing“-Bewegung sind und irgendwo versteckt einen „purity ring“ tragen, so wird diese eigentlich interessante Spezies häufig so abwegig dargestellt, dass sich der selige Bram Stoker noch vor der Fertigstellung von „Dracula“ mit den Worten:“Das hab´ ich nicht gewollt!“, freiwillig einen Pflock ins Herz gerammt hätte, wenn er davon gewusst hätte. Und auch wenn ich nach wie vor gerne Fantasy lese, muss ich im Bereich der Vampire sagen: „Ich bin zu alt…!“

So wie in diesen beiden von mir sehr geschätzten Genres verhält es sich in den letzten Jahren auch bei den Thrillern – nur mit dem Unterschied, dass ich keinen unmittelbar Schuldigen ausmachen kann. Dennoch ist meiner Meinung nach zu beobachten, dass man bei den Thrillern weggegangen ist von atmosphärischen Handlungen mit psychologischer Spannung. Diese hat man weitgehend ersetzt durch stumpfe und möglichst blutige Gewaltorgien. Und „Deathbook“ fügt sich in diese Entwicklung nahtlos ein.

Wobei es durchaus Dinge gab, die mir an diesem Buch gefallen haben. Winkelmann hat einen sehr angenehm und flüssig zu lesenden Schreibstil und auch die Handlung ist zumindest semi-spannend, bei aller Kritik, zu der ich nun komme.

Es gibt eine ganze Menge Dinge, die mich an diesem Buch stören. Da wäre zum Einen der fahle Anstrich des Pseudo-Realismus, den Winkelmann seinem Buch gibt, indem er selbst als Hauptfigur agiert. Andere Rezensenten halten diesen Ansatz für innovativ… Njaaa… Mir stellte sich da eher die Frage, warum man so etwas als Autor tut?! Gut, es gibt ihm die Möglichkeit, diverse Male auf seine anderen Werke hinzuweisen, marketingtechnisch klug also. Aber trotzdem…

Darüber hinaus stört mich der oben schon erwähnte Gewaltgrad deutlich. Im Laufe seiner Ermittlungen stößt der Autor Winkelmann auf die Website „Deathbook“ auf der Videos von Menschen bei ihrem realen – und erzwungenen – Ableben zu sehen sind. Diese Videos werden im Detail beschrieben. Da ich nicht unnötig spoilern will nur soviel: Man nehme ein junges Mädchen, einen Eisblock, einen Strick und mehrere helle, Wärme produzierende Scheinwerfer. Den Versuchsaufbau und weiteren Vorgang überlasse ich Eurer Phantasie. Jawohl, mit „ph“!

Die detaillierte Beschreibung dieser Videos würde mich weniger stören, wenn „Deathbook“ etwas anderes hätte, was es dauerhaft trägt. Aber die Handlung ist, wie bereits erwähnt, semi-spannend und besonders neue Erkenntnisse nimmt man aus Winkelmanns Szenario auch nicht mit. Dass das Internet gefährlich sein kann, ist jedem klar, der PC nicht nur mit political correctness in Verbindung bringt und der das Internet allgemein nicht für Neuland hält. Und dass die Justizbehörden den Internetnutzer nicht schützen können, weiß man auch nicht erst, seit man den ungemein souveränen Umgang unseres Justizministers mit Facebook und den dortigen Hasskommentaren gesehen hat. Hasskommentare von Leuten, die sich dann auch noch auf die falsch oder gar nicht verstandene Meinungsfreiheit berufen – aber das ist ein anderes Thema.

Letztlich wird „Deathbook“ das erste und letzte Buch gewesen sein, das ich von Andreas Winkelmann gelesen habe, was ihn hoffentlich genau so wenig stört wie mich. Verschweigen möchte ich aber nicht die Lobeshymnen anderer Rezensenten auf dieses Buch, die mir aber zugegebenermaßen einen Schauer über den Rücken laufen ließen – und keinen wohligen. Sei´s drum, dann stehe mit meiner Meinung also möglicherweise ziemlich alleine da. Ich fühle mich dabei aber ganz wohl, denn: „Ich bin zu alt…!“

Gesamtwertung:

Handlung: 2,5 von 10 Punkten

Stil: 8,5 von 10 Punkten

Charaktere: 6,5 von 10 Punkten

Spannung: 6,5 von 10 Punkten

Gesamtwertung: 6 von 10 Punkten

Demnächst in diesem Blog: „Welt in Flammen“ von Benjamin Montferat.

 

„Das Jesus-Video“ von Andreas Eschbach – Sehr durchdacht – schätze ich…

Buch: „Das Jesus-Video“ (1998, Ausgabe 2014)

Autor: Andreas Eschbach

Verlag: Bastei Lübbe

Ausgabe: Taschenbuch, 700 Seiten

Der Autor:  Andreas Eschbach, 1959 in Ulm geboren, ist ein deutscher Bestseller-Autor. Er studierte Luft- und Raumfahrttechnik, wechselte aber noch vor seinem Abschluss in die EDV-Branche und war von 1993 bis 1996 geschäftsführender Gesellschafter einer EDV-Beratungsfirma.

Bereits während dieser Tätigkeit widmete sich Eschbach der Schriftstellerei. Eine wirklich gute Entscheidung! 1995 erschien sein erster Roman “Die Haarteppichknüpfer”, der mit dem Literaturpreis des Science Fiction-Clubs Deutschland ausgezeichnet wurde. Spätestens mit dem 1998 erschienenen Bestseller “Das Jesus Video” konnte sich der Autor ausschließlich auf das Schreiben konzentrieren und veröffentlicht seitdem in schöner Regelmäßigkeit weitere Bestseller.

Seit 2003 lebt Eschbach mit seiner Frau in der Bretagne.

Bis 2007 war er über viele Jahre leitender Referent bei Schreibseminaren. Einen Überblick über die ihm während dieser Tätigkeit am häufigsten gestellten Fragen – natürlich inklusive der Antworten – sowie weitere generelle Tipps zum Schreiben finden sich übrigens auf seiner Homepage, was ich persönlich sehr spannend finde. Wer sich also mit dem Gedanken trägt, literarisch tätig zu werden, sollte dort nachschauen. Die Tipps eines Bestsellerautors können nicht die schlechtesten sein.😉

Das Buch: Stephen Foxx ist einerseits Student und andererseits Softwareentwickler mit gut laufender eigener Firma. Die finanzielle Sicherheit gibt ihm die Gelegenheit, von Zeit zu Zeit zum reinen Vergnügen als Grabungshelfer bei archäologischen Ausgrabungen dabei zu sein, so auch bei der von Prof. Charles Wilton-Smith in Israel.

Dort entdeckt Foxx in Areal 14 in einem aus der Zeit Jesu stammenden Grab das Skelett eines Menschen. Das ist soweit nicht ungewöhnlich, jedoch ist das Gebiss des Toten mit modernen Füllungen versehen und ein Knochenbruch ist offensichtlich nach neuesten Behandlungsmethoden versorgt worden. Dennoch ergeben Untersuchungen eindeutig, dass der Tote zu Zeiten Jesu gestorben sein muss. Und damit noch nicht genug. Neben den sterblichen Überresten findet Foxx einen kleinen Leinenbeutel. Dieser enthält einige beschriebene Seiten Papier, die Foxx an sich nimmt, sowie die Bedienungsanleitung einer Videokamera, die erst in einigen Jahren auf den Markt kommen soll!

Der Grabungsleiter informiert den Medienmogul John Kaun, der die Ausgrabung finanziert. Kaun wiederum engagiert den Science-Fiction-Autor Peter Eisenhardt, der das Rätsel um den Fund in Areal 14 lösen soll.

Schnell entwickelt sich die Theorie eines Zeitreisenden, der mit seiner Videokamera Aufnahmen in Israel zu Zeiten Jesu gemacht hat. Möglicherweise von Jesus selbst? John Kaun ist sofort entschlossen, die zu der Anleitung gehörenden Kamera zu finden, den Medienhype eines Videos von Jesus persönlich kann und will er sich nicht entgehen lassen.

Stephen Foxx wiederum stellt eigene Nachforschungen an und macht sich, von seiner Kollegin Judith und ihrem Bruder Yehoshua unterstützt, ebenfalls auf die Suche nach der Kamera und dem Video.

Fazit: Trotz der Tatsache, dass ich ziemlich viele Bücher von Eschbach gelesen habe, ging „Das Jesus-Video“ bislang immer an mir vorbei. Zwei Gründe sprachen nun dafür, diese Wissenslücke zu schließen: Erstens fiel es mir als „preisreduziertes Mängelexemplar“ in die Hände. Und zweitens hat Andreas Eschbach mittlerweile – und von mir peinlicherweise völlig unbemerkt –  die Fortsetzung „Der Jesus-Deal“ geschrieben. Nach der Lektüre muss ich nunmehr, wie erwartet, feststellen, dass ich besagte Wissenslücke schon längst hatte schließen sollen!

Apropos Lücken: Wenn man eine Geschichte über Zeitreisen schreibt, dann hat diese Geschichte häufig so viele (Logik-)Lücken und Löcher wie die derzeitige Hintermannschaft von Hannover 96. Und so hatte auch ich den Eindruck, dass an ein oder zwei Stellen irgendwas in logischer Hinsicht nicht ganz passt. Andererseits bin ich im Bereich Logik keine Koryphäe und auch die Zeit als vierte Dimension ist für jemanden, der im Matheunterricht kompetenztechnisch ab der Vektorgeometrie ausgestiegen ist, nur schwer nachvollziehbar. Insofern gehe ich davon aus, dass ich besagte Stellen einfach nicht verstanden habe.

Unabhängig vom Sein oder Nichtsein etwaiger Logiklöcher hat Eschbach einen ausgesprochen spannenden Roman geschrieben. Die Geschichte legt ein ziemliches Tempo an den Tag, trotzdem ist der Autor noch in der Lage, dem Leser interessante Informationen über Israel, historische Begebenheiten und ähnliche Dinge zu vermitteln. Das Besondere an der Handlung ist, dass sich Eschbach nicht vor einem Schluss, den ich mal leicht untertrieben als „zufriedenstellend“ bezeichnen möchte, drückt. Häufig kommt es in Büchern, die Religion und irgendwelche religiösen Artefakte oder Schriften zum Inhalt haben – die laut Klappentext übrigens immerdie katholische Kirche in ihren Grundfesten erschüttern“ werden – am Schluss vor, dass besagte Schriften oder besagtes Artefakt, meist durch die Unachtsamkeit irgendeiner Nebenfigur , verloren geht und der Leser nie erfährt, worum es sich dabei denn nun eigentlich gehandelt hat. Hier ist es etwas anders. Mehr verrate ich aber natürlich nicht! ;-)

Lediglich eine Sache hat mir an der Handlung allerdings nicht so wirklich gefallen: Da hat John Kaun also einen archäologischen Fund, den er sich nicht so richtig erklären kann. Und wen holt er sich als Experten hinzu? Einen weiteren Archäologen? Einen Astrophysiker? Nein! Einen Science-Fiction-Autor! Also, meine erste Wahl wäre das nicht gewesen…

Wenn man berücksichtigt, dass es sich bei „Das Jesus-Video“ um einen Thriller handelt, muss man darüber hinaus konstatieren, dass sich Andreas Eschbach erfreulich viel Zeit für die Darstellung seiner Charaktere nimmt. Üblicherweise ist das ja nicht unbedingt die Stärke des Thriller-Genres. Besonders bezüglich der beiden Gegenspieler Foxx und Kaun erfährt der Leser relativ viel über den beruflichen und persönlichen Hintergrund.

Stilistisch hatte ich bei Eschbachs Büchern noch nie groß etwas zu kritisieren und habe es auch hier nicht. „Das Jesus-Video“ ist durchgehend flüssig zu lesen. Wenn ich als Leser mal hängenblieb, dann lag das an der Beschreibung des einen oder anderen Zeitparadoxons. Da sind wir dann wieder bei der Logik…

Abschließend sei gesagt: Wer mit den Büchern von Eschbach generell etwas anfangen kann und trotzdem noch nicht „Der Jesus-Deal“ gelesen hat oder wer einmal so etwas wie Michael Crichtons „Timeline“ lesen möchte – nur in gut – dem kann ich dieses Buch wärmstens empfehlen.

Wertung:

Handlung: 9 von 10 Punkten

Stil: 8,5 von 10 Punkten

Charaktere: 8 von 10 Punkten

Spannung: 8,5 von 10 Punkten

Gesamtwertung: 8,5 von 10 Punkten

Demnächst in diesem Blog: „Deathbook“ von Andreas Winkelmann

In eigener Sache: Erste „Liebster-Award“-Nominierung

 

Man glaubt es kaum, ich habe meine erste „Liebster-Award“-Nominierung erhalten! ;-) Mit dieser schönen Auszeichnung hat mich der von mir sehr geschätzte Zeilenende bedacht, Hauptverantwortlicher des Blogs „Zeilenendes Sammelsurium„. Dort findet man von Geschichten über den Alltag und dessen Widrigkeiten über Rezensionen von Büchern, Filmen und Serien sowie diverse Anregungen zum backen bis hin zu tiefgründigen Gesprächen mit Teddybären (an dieser Stelle einen herzlichen Gruß an Sheamus) alles was das Bloggerherz begehrt. Vielen lieben Dank für die Nominierung!

Schreiten wir also nunmehr zur Tat und beantworten die mir gestellten Fragen:

1. Welcher Blogeintrag ist Dein Lieblingsartikel und warum?

Nun, wenn ich mich für eine Rezension entscheiden müsste, dann wäre das wohl die von „Das Kind, das nachts die Sonne fand“ von Luca di Fulvio. Dazu fallen mir zwei Gründe ein:

Erstens macht mir das Schreiben eines launigen Verisses zumeist etwas mehr Vergnügen, als ein Buch in höchsten Höhen zu loben. Was das über mich aussagt, das lasse ich jetzt einfach mal dahingestellt… Manchmal bin ich allerdings im Rahmen eines Verrisses dann auch schon mal etwas über das Ziel hinausgeschossen. Hier allerdings nicht, wie ich finde. Ich hab´s zwar verrissen, bin aber wenigstens freundlich geblieben. ;-)

Zweitens lag bisher noch nie so eine hohe Diskrepanz zwischen meinen Erwartungen an ein Buch und dem letztendlichen Eindruck nach der Lektüre. Und es ist mir, glaube ich, ganz anschaulich gelungen, das deutlich zu machen.

2. Was vermisst Du am meisten, wenn Du einmal längere Zeit nocht bloggen kannst?

Wenn ich einmal längere Zeit nicht bloggen kann, dann hat das wahrscheinlich eine von zwei möglichen Ursachen.

Die erste wäre, dass es technische Probleme mit meinem Internet-Anschluss gibt. Aufgrund eines unfreiwilligen Selbstversuchs – ausgelöst durch einen defekten Router – weiß ich, dass ich diesen Zustand etwa sechs Tage aushalten kann, ohne den Verstand zu verlieren und/oder damit anzufangen, Leute grundlos anzuschreien und/oder zu beißen, wiewohl sich auch während dieses Zeitraums eine gewisse Nervosität meiner bemächtigt! Inwiefern sich ein längerer Ausfall auf mich auswirkt, möchte ich gar erst nicht erfahren. Und auch ich diesem Fall gilt: Was das über mich aussagt, das lasse ich jetzt einfach mal dahingestellt…

Die zweite Möglichkeit für längerfristiges Nichtbloggen wäre wohl die, dass ich über einen längeren Zeitraum nicht lese, möglicherweise aufgrund von Krankheit oder mangelnder Lektüre. Bezüglich dieser Möglichkeit kann ich keinen Selbstversuch vorweisen, glaube aber, dass ich auf längere lesefreie Phasen wesentlich unsouveräner reagieren würde, als auf die erste Möglichkeit.

Vermissen würde ich also weniger das bloggen an sich, sondern je nach Szenario meinen Internetanschluss oder das Lesen. ;-)

3. Wenn Du für einen Tag ein Wort sein könntest, welches wäre es?

Welches Wort? Schwierige Frage! Wäre nach einer Person gefragt worden, die ich gerne einen Tag sein würde, wäre mir die Antwort relativ einfach gefallen: Sam Riley! Der gute Sam ist englischer Schauspieler und – was das wesentlich Wichtigere ist – mit Alexandra Maria Lara verheiratet. Und mit Alexandra Maria Lara verheiratet zu sein, das wäre nur schwer zu toppen! Und sei es auch nur für einen Tag! Vielleicht könnte ich sie in dieser Zeit sogar davon überzeugen, mal wieder etwas zu essen… Aber gut, lassen wir das, denn gefragt war ja nun nach einem Wort!

Normalerweise würde ich jetzt sagen, dass man bei der entsprechenden Wahl Vorsicht walten lassen müsse. Denn: Worte sterben aus! Sollte mir als Wort ein noch möglichst langes Leben beschieden sein sollen, so wäre es ein Fehlgriff, würde ich mich für so etwas Schönes wie „hanebüchen“ oder „Dreikäsehoch“ entscheiden, stünde ich doch unmittelbar nach der Wahl bereits auf der Roten Liste der bedrohten Wörter. Da es aber ohnehin nur um einen Tag geht, kann man diese Sorge getrost vergessen.

Ich schätze, in Ermangelung einer besseren Idee entscheide ich mich für eins meiner Lieblingswörter. Eines, bei dem ich mich in jeder Rezension mindestens einmal vertippe: „Taschenbuch“!

4. Was würde passieren, wenn ein Raumschiff voller friedliebender Außerirdischer , die ein Mittel zum sofortigen Ende aller Kriege und Konflikte haben a) auf dem Gebiet der USA, b) in Deutschland und c) in Nepal landen würde?

Nun, sollten diese Aliens tatsächlich den weiten Weg von ihrem Heimatplaneten hinter sich gebracht haben, um hier anzukommen, dann befürchte ich, dass sie sich nicht auf einer intergalaktischen Friedensmission befinden.

Sollte das aber dennoch so sein, dann wäre ihr Aufenthalt in den USA eher von kurzer Dauer. Spätestens, wenn sie etwas von „Ende aller Kriege“ erzählen, wird ein Mitglied der amerikanischen Waffenlobby die Meinung äußern, dass die Aliens verdächtig nach illegalen mexikanischen Einwanderern aussehen und dazu aufrufen, sich an den zweiten Verfassungszusatz zu erinnern. Darufhin würden die Aliens die Flucht ergreifen, während mindestens 200 Millionen bis an die Zähne bewaffnete Amerikaner die Verteidigung ihres Landes feiern und „Murrica“ brüllen.

Nachdem unsere Besucher sich also mit Müh´ und Not unverletzt aus Amerika verabschiedet haben, werden sie hier vorstellig. Freundlich von unserer Kanzlerin in Empfang genommen, erzählen sie auch hier etwas von „Ende aller Kriege“ – woraufhin unsere Kanzlerin in das schallendste Gelächter ausbricht, das man sich vorstellen kann. Unter stetigem Lachen winkt sie die Ankömmlinge an eine an der Wand hängende Europakarte und deutet glucksend auf die Staaten des ehemaligen Jugoslawien, auf die Ukraine, auf das Kosovo, auf Nordirland…

Daneben hängt eine Weltkarte. Die Kanzlerin, immer noch sichtlich erheitert, deutet auf die anderen der im letzten Jahr weltweit stattgefundenen 22 Kriege und 10 „bewaffneten Konflikte“! Das nimmt einige Zeit in Anspruch…

Als sie sich wieder weitgehend beruhigt hat, stellt sie fest, dass sie diesen Scherz der Aliens mit dem „Ende aller Kriege“ unmöglich für sich behalten kann und holt die Vertreter der Rüstungskonzerne Airbus Group, Rheinmetall, Krauss-Maffei Wegmann, Thyssen-Krupp und Diehl Defense zu sich – die laufen da sowieso immer irgendwo rum – um ihnen vom Vorschlag der Außerirdischen zu berichten. Umgehend herrscht wieder heitere, gelöste Stimmung im Bundeskanzleramt. Eine spontane Party wird veranstaltet…

Am Morgen danach, sichtlich verkatert, nimmt sich die Kanzlerin die Besucher nochmal zur Seite und sagt: „Jetzt mal ernsthaft: Das wird nichts! Ihr kennt die Menschen schlecht! Gerade erst habe ich versucht, eine Einigung unter nur 28 Staaten zur Bewältigung der durch die Euch gestern gezeigten Kriege ausgelösten Schwierigkeiten zu schaffen, weil eine solche Einigung alternativlos ist. Niemand hat mit zugehört! Euch wird auch niemand zuhören! Aber vielleicht versucht ihr es mal in Nepal, dort sollen sehr friedliebende Menschen leben!? Ach, und könntet ihr vielleicht die Route über München nehmen und den Horst Seehofer nach Nepal mitnehmen? Und dort lassen? Das wäre nett, danke! Und gute Reise!“

Also machen sich unsere Besucher, wie geheißen, nach Nepal auf. Dort werden sie – wie auch bei ihren zwei bisherigen Stopps – zunächst freundlich empfangen, in diesem Fall von Premierminister Khadga Prasad Oli. Nach Erläuterung ihres Anliegens, winkt dieser allerdings ebenfalls ab: „Ob nun Kriege oder keine Kriege: Für die untersten und die höchsten Kasten in unserem Land ändert sich dadurch überhaupt nichts! Ohnehin werden 70 % der Bevölkerung in unserem Kastenwesen nicht als gleichwertig erkannt. Ihr seht, wir haben also ganz andere Probleme! In Tibet allerdings könnte man Euch vielleicht weiterhelfen. Dort ist auch der tibetanische Religionsführer zu Hause: Daliah Lavi! Ähm, ich meinte, der Dalai Lama! Wenn der Euch nicht weiterhelfen kann, Eure Vorschläge umzusetzen, dann kann es keiner!“

Also wird die Reise fortgesetzt. Als man in Tibet landet, erfahren die Besucher allerdings, dass der Dalai Lama gerade auf Lesereise in Schweden unterwegs ist, um sein Buch „Ethik ist wichtiger als Religion“ vorzustellen!

Genervt geben die Aliens eine Reihe von Schnalz- und Klacklauten von sich, die übersetzt so etwas bedeuten wie:“Dann eben nicht, ihr kranken Spinner!“, steigen in ihr Raumschiff und werden nie wieder gesehen…! Horst Seehofer ebenfalls nicht…

5. Was ist Gesundheit?

Noch eine schwierige Frage! Ich denke, die Antwort hängt ganz davon ab, wen man fragt. Ich für mich würde sagen, Gesundheit ist ein sehr wünschenswerter Zustand, den ich allerdings wohl nie zu hundert Prozent erreichen werde.

Andere würden vielleicht sagen, Gesundheit ist das, worüber man sich keine Gedanken macht, bis sie einem fehlt.

Wieder andere gehen mit ihrer Gesundheit um, als sei sie der ärgste Feind, den es unter Einsatz verschiedenster Substanzen zu bekämpfen gilt, warum auch immer.

Schopenhauer hat über die Gesundheit gesagt: „Besonders überwiegt die Gesundheit alle äußeren Güter so sehr, dass wahrlich ein gesunder Bettler glücklicher ist als ein kranker König!“

Platon wiederum war der Meinung: „Die ständige Sorge um die Gesundheit ist auch eine Krankheit.“

Mit der Frage, was Gesundheit nun ist, haben sich also im Verlauf der Geschichte klügere Personen als ich beschäftigt. Daher bleibe ich bei der diffusen Aussage: Was Gesundheit ist, hängt davon ab, wen man fragt!

6. Wer oder was war zuerst da – das Huhn oder das Ei?

Ein Klassiker! Also, schon Dinosaurier haben Eier gelegt, das Ei war also zuerst da!

Und auch wenn es explizit um Hühnereier geht, war das Ei vorher da. Da sich das Erbgut eines Tieres im Laufe des Lebens nicht ändert, müsste laut John Brookfield, Evolutionsgenetiker an der University of Nottingham, das erste Huhn aus einem Hühnerei gekommen sein, das seinerseits wiederum von einem Nicht-Huhn gelegt worden sei.

Ich persönlich bin naturwissenschaftlich eine ziemliche Niete, muss mich da also auf die Kenntnisse von Fachleuten verlassen…

7. Harmonie oder Tobsuchtsanfall?

Harmonie, eindeutig Harmonie! Ich bin der harmoniebedürftigste Mensch, den man sich nur vorstellen kann, einhergehend mit einer gewissen Konfliktscheu. Das äußert sich u.a. darin, dass ich bis zum Erbrechen und zur eigenen Selbstverleugnung diplomatisch und indifferent bin. Ein Wesenszug, der einigen Menschen aus meinem engsten Kreis doch tatsächlich manchmal sauer aufstößt! Dem begegne ich mit Souveränität – und mit Diplomatie!

Wenn man mich vor die Wahl A oder B stellt, lautet meine Antwort häufig: „Wie Du willst, ist mir egal!“ Auch das stört Mitmenschen gerüchteweise manchmal. Dabei verkennen diese Personen, dass es Dinge gibt, die mir tatsächlich egal sind!

Wenn mich allerdings wirklich etwas stört, dann bin ich durchaus in der Lage das auch zu äußern. Notfalls öfter! Notfalls sogar oft! Notfalls sogar sehr oft! Irgendwann kann es dann auch bei mir mal zu so etwas wie einem Tobsuchtsanfall kommen, bei dem mich meine Mitmenschen – dieses Verhaltens nicht oft angesichtig – dann ansehen, als wäre ihnen gerade der Blitz in die Schüssel gefahren! ;-)

8. Welches ist Deine Lieblingspflanze?

Ich bin eigentlich in keinster Weise floral unterwegs. Aber ich mag Strelitzien, keine Ahnung, warum.

Dass ich in floraler Hinsicht ansonsten aber Defizite aufweise, wurde schon in meiner Ausbildung deutlich, als ich als eine meiner ersten Amtshandlungen die Birkenfeige, besser bekannt als Ficus benjamina, in die Ewigen Jagdgründe der Zimmerpflanzen goß, wo sie oder er jetzt hoffentlich mit längst eingegangenen Orchideen fröhlich Photosynthese betreibt.

9. Wohin gehst Du, wenn Du traurig bist?

Dann gehe ich nirgendwohin! Dann bleibe ich zu Hause. Im besten Fall klage ich mein Leid einem kleinen elitären Kreis von Leuten auf fernmündliche Art, sprich telefonisch. Im schlechtesten Fall klage ich mein Leid mir selbst.

10. Was würdest Du gerne mal ausprobieren?

Alexandra Maria Lara heiraten? Gut, okay, hatten wir schon…

Dann…, vielleicht würde ich irgendwann mal den Versuch unternehmen, ein Buch zu schreiben. Idealerweise aus dem Fantasy-Genre. Einerseits benötigt man dafür keine tage-, wochen- oder monatelangen und kostenintensiven Recherchen, andererseits kann man sich alles so zurechtspinnen, wie man es gerne hätte. Viele bereits erschienene Fantasy-Bücher beweisen darüber hinaus, dass so ein Buch noch nicht mal in sich logisch sein muss. Außerdem mag ich das Genre. Gute Bedingungen also! Jetzt bräuchte ich nur noch Talent und Selbstdisziplin. Aber hey, das findet sich.

Tja, vielleicht mache ich das mal, wenn ich durch einen mittelgroßen Lottogewinn eine gewisse finanzielle Sicherheit für einen bestimmten Zeitraum bekommen habe. Vermutlich also nie…

Na, das hat jetzt doch länger gedauert als gedacht. Wer bis hierhin gelesen hat: Respekt, und vielen Dank!

An dieser Stelle wird es Zeit für meine Nominierung. Nominiert ist

Pia´s Postings„. Dort beschreibt sie unter anderem ihre Erlebnisse während ihres sechsmonatigen Südafrika-Aufenthalts auf sehr lesenswerte Art und Weise. Einfach mal reinschauen!

Die von Zeilenende dankenswerterweise angepassten Regeln werde ich mal so übernehmen:

  1. Bedankt Euch bei dem Blogger, der Euch nominiert hat.
  2. Beantwortet seine Fragen. Wie, das ist Euch überlassen.
  3. Fügt ein „Liebster-Award“-Bild in Euren Blogbeitrag ein.
  4. Nominiert anschließend weitere Blogs. Normalerweise sollen es deren 11 sein, aber da Zeilenende mir die Freiheit gelassen hat, auch nur einen oder keinen zu nominieren, gebe ich diese Freiheit gerne weiter.
  5. Der nominierte Blog sollte dabei nicht mehr als 100 Follower haben, was ich jetzt aber auch nicht so kritisch sehen würde.
  6. Informiert die Nominierten über die Nominierung.
  7. Stellt 11 neue Fragen, möglichst solche bei denen Euch die Antworten interessieren.

Nun denn, um das Ganze jetzt vollständig zu machen, folgen abschließend meine 11 Fragen:

  1. Was war für Dich der Anlass, mit dem bloggen zu beginnen?
  2. Da ich einen Buchblog habe, interessiert mich natürlich die Frage: Hast Du ein Lieblingsbuch? Wenn ja, welches?
  3. Welchen Beruf wolltest Du als Kind ausüben?
  4. Spontanität oder Routine?
  5. Welche ungeliebte Gewohnheit würdest Du gerne loswerden?
  6. Stell Dir vor, Du wirst morgens im Körper von Dieter Bohlen wach! Was tust Du?
  7. Stell Dir vor, man würde würde Dir anbieten, Deinen Blog für eine ziemliche Stange Geld zu verkaufen. Wie reagierst Du?
  8. Nenne drei Dinge die wichtiger sind als Dein Blog…
  9. und drei Dinge die unwichtiger sind als Dein Blog
  10. Welche Schlagzeile würdest Du morgen gerne in der Zeitung lesen?
  11. Zuletzt so richtig aufgeregt hat mich…