Buch: „Bis ihr sie findet“
Autorin: Gytha Lodge
Verlag: Hoffmann und Campe
Ausgabe: Taschenbuch, 398 Seiten
Die Autorin: Gytha Lodge ist eine britische Schriftstellerin und mehrfach ausgezeichnete Theaterautorin. Sie studierte Englische Literatur in Cambridge und Kreatives Schreiben an der University of East Anglia. Ihre Kinder- und Jugendliteratur hat auf Wattpad eine große Fangemeinde. Bis ihr sie findet ist ihr Krimidebüt. (Quelle: Hoffmann und Campe)
Das Buch: Von einer sommerlichen Zeltnacht mit den Freunden ihrer großen Schwester kehrt die vierzehnjährige Aurora nie zurück. Dreißig Jahre später wird ihre Leiche gefunden. In einem Versteck, von dem eigentlich nur die sechs Freunde gewusst haben können. Detective Chief Inspector Jonah Sheens ist fest entschlossen, den Cold Case ein für alle Mal zu lösen. (Quelle: Hoffmann und Campe)
Fazit: Auch wenn ich es noch so beharrlich leugne, so ist doch mittlerweile nicht mehr von der Hand zu weisen, dass wir uns mittlerweile im Herbst befinden. Und Herbst ist bei mir fast immer gleichbedeutend mit Krimizeit. Nur folgerichtig also, dass ich, nachdem ich bei der geschätztesten aller Bloggerkolleginnen auf Gytha Lodges Buch aufmerksam wurde, mich unbedingt selbst damit beschäftigen musste. Und das, so viel kann ich vorwegnehmen, war ein durchaus weiser Entschluss.
Lodge teilt ihren kanpp 400 Seiten langen Krimi in ganze 42. Kapitel von also überschaubarer Länge und in zwei Handlungsstränge. Abwechselnd werden dem Leser die aktuellen Ereignisse und Ermittlungen nach dem Fund von Auroras Leiche einerseits, sowie in Rückblenden die Ereignisse aus der lange zurückliegenden Zeltnacht geschildert, überwiegend aus Auroras Sicht.
Diese Erzählweise ist nicht revolutionär innovativ, erfüllt aber ihren Zweck und erzeugt zwei unterschiedliche Stimmungen. Während die Rückblenden, insbesondere durch die Nutzung von Auroras Erzählperspektive, etwas recht Beklemmendes haben – was gar nicht negativ gemeint ist -, ist der zweite Erzählstrang der dynamischere, durchaus spannendere, der dem Leser die Möglichkeit bietet, nach Herzenslust mitzuraten bei der Frage nach der Täterschaft. Insgesamt verfehlt diese Mischung ihre Wirkung nicht.
Auch sonst kann man Lodge in ihrem Debütkrimi in stilistischer Hinsicht keine Vorhaltungen machen, „Bis ihr sie findet“ ist ein über weite Strecken gut geschriebener Krimi, der überraschende Wendungen beinhaltet, welche – zumindest in meinem Fall – dazu führten, dass ich jede mögliche und unmögliche Person mindestens einmal hinsichtlich der Täterschaft in Betracht gezogen habe, nur um am Ende doch danebenzuliegen. Aber ich kann das ja sowieso nicht …
Auch im Bereich ihrer Figuren macht Gytha Lodge wenig verkehrt. Selbst wenn ich anfangs so meine Schwierigkeiten hatte, die Jugendlichen bzw. späteren Erwachsenen alle auseinanderzuhalten. Zur Bewältigung dieses Problem sind die sechs Freunde vorne bzw. im Buchumschlag nochmals kurz skizziert, was ich persönlich durchaus hilfreich fand.
Vor dem Hintergrund, dass Gytha Lodge lediglich 400 Seiten zur Verfügung hatte, um neben der Handlung auch noch jeden ihrer Charaktere mit einem entsprechenden Hintergrund zu versehen – dazu auch noch die wichtigsten leitenden Ermittler -, ist es ihr bemerkenswert gut gelungen, ihnen ein Gesicht zu geben.
Hierbei gibt es lediglich eine Tatsache zu bemängeln, nämlich dass alle sechs Freunde in ihrem Erwachsenenleben beruflich auffallend erfolgreich sind, als wir da hätten: eine erfolgreiche Managerin, einen bekannten Politiker, sogar einen Olympioniken usw. Zwar thematisiert Lodge diesen Umstand in ihrem Buch kurz selbst, die Begründung dafür erscheint mir persönlich jedoch wenig glaubhaft, und zumindest aus meiner Sicht wären hier ein wenig bodenständigere, „normalere“ Charaktere die bessere Wahl gewesen, weil der Zugang dann möglicherweise leichter gefallen wäre.
Das ist insgesamt allerdings Leiden auf ziemlich hohem Niveau, denn in Summe ist „Bis ihr sie findet“ ein richtig gutes Krimidebüt, das die wichtigsten Voraussetzungen eines guten „Whodunit“ erfüllt und mit dem man guten Gewissens in einen Krimiherbst starten kann.
Ein ganz ähnliche Sicht der Dinge vertritt übrigens der geschätzte Bloggerkollege Andreas in seinem Blog „Leselust“.
Ich danke dem Hoffmann und Campe Verlag für die freundliche Übersendung des Rezensionsexemplars. Die Tatsache, dass es sich um ein Rezensionsexemplar handelte, beeinflusst meine Meinung selbstredend nicht.
Wertung:
Handlung: 9 von 10 Punkten
Charaktere: 8 von 10 Punkten
Stil: 8,5 von 10 Punkten
Atmosphäre: 9 von 10 Punkten
Gesamtwertung: 8,625 von 10 Punkten
Demnächst in diesem Blog: Keine Ahnung. Nein, wirklich, ich weiß es noch nicht.