Kurzrezension „Die Chronik der Drachenlanze 2: Drachenjäger“ – Dungeons & Dragons

Vor nun schon etwas über zwei Jahren unternahm ich das, was jüngere Semester so völlig unnötig als einen „re-read“ bezeichnen würden: Ich las – etwa 25 Jahre nach der erstmaligen Lektüre – noch einmal den ersten Teil der „Chronik der Drachenlanze„, um der Frage nachzugehen, ob mir die Reihe auch heute noch gefallen würde. Und siehe da: Sie tat es! Flugs wurden die nächsten beiden Teile organisiert, dennoch geriet das Ganze sehr bald wieder ins Stocken.

Nachdem ich nun aber – die aufmerksame Leserschaft vermag sich vielleicht noch zu erinnern – zu Weihnachten ganze 18(!) Bücher aus dem „Drachenlanze“-Zyklus von einer ganz zauberhaften Person geschenkt bekommen habe, wird es Zeit, sich weiter mit dieser Reihe zu befassen.

Eigentlich könnte ich mich also monatelang in meinen Lektüren und Rezensionen nur auf die „Drachenlanze“ beschränken, aber das geht natürlich nicht. Also, es ginge, aber – nein. Da die Bücher allerdings dennoch gelesen und besprochen werden wollen, habe ich mich entschlossen, sie im Rahmen von – mehr oder weniger – Kurzrezensionen in meinen Blog einzubinden.

Da es sich beim vorliegenden Buch bereits um den zweiten Teil handelt, gilt natürlich: Der nachfolgende Text kann Spuren von Spoilern enthalten!

 

Buch: „Die Chronik der Drachenlanze 2: Drachenjäger“

Autoren: Margaret Weis und Tracy Hickman

Verlag: Goldmann

Ausgabe: Taschenbuch, 218 Seiten

Die Autoren: Margaret Weis ist eine 1948 in Independence, Missouri, USA, geborene Fantasy- und Science-Fiction-Autorin. Weis studierte Literatur und Kreatives Schreiben in Columbia und arbeitete im Anschluss 13 Jahre lang im Herald Publishing House. Zu dieser Zeit schrieb sie auch ihr erstes Buch über die Brüder Frank und Jesse James. Durch einen beruflichen Wechsel zu TSR („Tactical Studios Rules“) lernte sie Tracy Hickman kennen und verfasste mit ihm die Drachenlanze-Romane und andere Fantasy-Zyklen.

Tracy Hickman, 1955 in Salt Lake City, Utah, USA, geboren, ist ein amerikanischer Fantasy-Autor und Co-Autor diverser Fantasy-Rollenspiel-Publikationen. 1974 schloss Hickman die High School ab. 1975 unternahm der Mormone eine zweijährige Missionarstätigkeit für die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage in Hawaii und Indonesien. Anschließend war er in unterschiedlichen Jobs tätig, so z. B. als Theatermanager oder Glasarbeiter. 1984 begann er für TSR zu arbeiten und lernte so Maragaret Weis kennen. Hickman lebt in St. George, Utah.

Das Buch: Die sechs Freunde haben nur eine Möglichkeit, Krynn vor dem Untergang zu retten – sie müssen in die Festung von Lord Verminaard dringen, des Herrn der Dracvhen. Um den Weg bestreiten zu können, wollen Sie in der Stadt Solace Proviant fassen. Doch Solace wurde von den Drachen überfallen und in Brand gesetzt; die Bewohner wurden versklavt und zur Arbeit in den Minen gezwungen. Als die sechs in die Stadt kommen, werden sie von den Drachen gefangen genommen. Ein grausiges Schicksal droht ihnen. (Quelle: Klappentext)

Fazit: In Teil zwei ihrer Reihe macht das Autorenduo wenig anders und vieles richtig. Schon von Beginn an lebt die „Drachenlanze“-Reihe nicht nur von der actionlastigen Handlung, sondern auch und besonders von ihren Charakteren. Die Risse zwischen einzelnen Personen in der Gruppe werden tiefer. Als später der Mensch Eben und der Elf Gilthanas zur Gruppe stoßen, wird die Stimmung noch schlechter, weil die einen den Menschen, die anderen den Elfen für einen Verräter halten.

Dabei wird – wie schon in Teil 1 – immer wieder nur in kurzen Andeutungen auf die Vergangenheit einzelner Protagonisten – inbesondere die des Halb-Elfs Tanis, des Magiers Raistlin sowie dessen Bruder Caramon – eingegangen. Wohl selten hat ein Autoren-Duo so dermaßen unsubtil auf „Prequels“ hingeschrieben. :-)

Bei den Nebencharakteren fallen insbesondere die liebenswerten und teilweise seltsamen und/oder verrückten Personen auf, die sich Weis und Hicks da haben einfallen lassen, seien es die Gossenzwerge Bupu aus Teil 1 sowie Sestun aus Teil 2 oder auch der, sagen wir, verhaltensoriginelle betagte Magier Fizban, der Bäume beschuldigt, sich ihm in den Weg gestellt zu haben und der in jeder passenden, vor allem aber in jeder unpassenden Situation den Drang zu verspüren scheint, eine Feuerkugel zu erzeugen.

Hatten im ersten Teil noch nahezu sämtliche Fantasy-Geschöpfe der gesamten Literaturgeschichte einen zumindest kurzen Auftritt, beschränkt sich das Autoren-Duo segenswerterweise in Teil 2 im Wesentlichen auf die Gruppe selbst und natürlich auf die namensgebenden Drachen. „Drachenjäger“ ist im Übrigen das einzige mir bislang untergekommen Fantasy-Buch, das einen Drachen mit Trauma enthält …

Und eine Schnecke. Also, keine von diesen kleinen aus dem Garten, sondern die große, böse, fiese, gefährliche Endgegner-Variante. Das wäre jetzt nicht unbedingt meine Wahl gewesen, wirkt das possierliche Tierchen doch irgendwie weniger gefährlich, sondern viel mehr seltsam. In einer Szene setzt dieses Tier übrigens zum Sprung (sic!) an! Ich war in Bio nie gut, aber: Springende Schnecken?

Von solchen Einzelheiten abgesehen ist aber auch der zweite Teil ein absolut rundes Leseerlebnis. Er bietet spannende Charaktere und eine ebensolche Handlung, Action, ein bisschen Romantik, und, ja, auch ein bisschen Purity-Ring-Kitsch. Insbesondere zum Ende hin. Aber da muss man durch!

Wertung:

Handlung: 9 von 10 Punkten

Charaktere: 9 von 10 Punkten

Stil: 8 von 10 Punkten

Atmosphäre: 9 von 10 Punkten

Gesamtwertung: 8,75 von 10 Punkten

Demnächst in diesem Blog: Ich wollte eigentlich schon länger „Der lange Weg zu einem kleinen, zornigen Planeten“ rezensiert haben, dazu müsste ich es allerdings erst mal zu Ende lesen. Das dürfte aber in Kürze der Fall sein …

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Freitagsfragen am Samstag reloaded

Freitagsfragen_Logo

Hallo, liebe Leserinnen und Leser,

angesichts der Tatsache, dass ich aufgrund einer betriebsinternen frühmorgendlichen Festivität (am Wochenende!), von der ich praktisch gerade erst nach Hause gekommen bin und auf die ich gut und gerne hätte verzichten können, in Verbindung mit der schon in ziemlicher Bälde beginnenden Fußball-Übertragung sowie einer anschließenden weiteren Festivität, diesmal aber privater Natur, ist meine Zeit eigentlich recht knapp bemessen, wenn man berücksichtigt, dass ich mich jetzt auch noch den Freitagsfragen aus dem Brüllmausblog widmen möchte, die sehr zu meiner Freude doch noch gestellt wurden. Daher fasse ich mich heute mal wieder ungewöhnlich kurz. Die heutige Fragen und Antworten lauten:

1.) Wenn Du einmal an Deine kindlichen Vorstellungen von Deinem Leben als Erwachsener denkst: was trifft zu und was ist anders?

Eigentlich trifft von dem, was ich mir als Kind und auch als älterer Teenager von meinem Leben vorgestellt habe, so gut wie nichts zu. Allerdings bin ich über den Punkt, an dem mich diese Erkenntnis sehr gestört hat, auch schon einige Zeit hinaus. Ich habe mich also damit arrangiert – #derzugistabgefahren ;-). Und es könnte durchaus schlimmer sein. Abgesehen davon fände ich es aus heutiger Sicht auch ziemlich gruselig, wenn das Leben ausschließlich nach den eigenen Vorstellungen verlaufen würde.

2.) Letzte Woche hast Du Deinen Schuhkarton für die Weltraummission gepackt, du bleibst 3 Jahre auf der ISS. Morgen geht’s los. Mit wem verbringst Du den letzten Abend?

Na, wenn es nach mit geht, dann mit Alexandra Maria Lara. :-)

Nein, ich würde den letzten Abend im Kreise meiner Freunde – an dieser Stelle immer nur als die „zauberhaften Personen“ bezeichnet, die sie sind – verbringen, und wir würden es nochmal richtig krachen lassen. Spätestens beim Raketenstart am nächsten Morgen dürfte mir sowieso kotzübel sein, dann darf man vorher auch nochmal etwas über die Stränge schlagen.

Moment mal, wieso bleibe ich eigentlich 3 Jahre da oben? Bin ich irgendwie auf der Flucht vor den Strafverfolgungsbehörden, oder habe sonst etwas Schlimmes gemacht? Den Rekord für den längsten Aufenthalt am Stück auf der ISS halten nämlich der Russe Mikhail Tyurin und der US-Amerikaner Michael Lopez-Alegria mit jeweils gerade mal 215 Tagen!

3 Jahre da oben übersteht doch kein Mensch! Aber hey, zumindest ist mir damit eine Erwähnung in den Geschichtsbüchern sicher. Und irgendwann in 20 Jahren läuft bei n-tv eine Doku über mich, in der ehemalige Astronauten-Kollegen über mich Dinge sagen wie: „Ja, das war schon ein verrückter Hund! Wir alle, die NASA, die Ärzte, wir Kollegen, wir alle haben ihm gesagt, dass das keine gute Idee mit dem dreijährigen Aufenthalt ist. Aber hey, er hat es durchgezogen. Gut, er hatte anschließend nur noch die zerebralen Fähigkeiten von Wirsing, aber ja, er hat es durchgezogen!“

3.) Kennst Du Deine Familiengeschichte?

Nein, leider nicht. Ich bezweifele ohnehin, dass sich dort irgendwo bekannte Philosophen oder begnadete Musiker finden ließen, aber etwas mehr wüsste ich schon gerne. Leider habe ich bereits meine Großeltern mütter- und väterlicherseits nur jeweils zur Hälfte kennengelernt bzw. kennenlernen dürfen. Ich spiele aber immer mal wieder mit dem Gedanken, zumindest die Geschichte der Familie meiner Mutter etwas genauer zu beleuchten. Zumal ich weiß, dass sie daran auch Interesse hätte. Wahrscheinlich ist das aber entweder seeeehr zeitaufwändig oder aber seeeehr, seeehr teuer. Ich könnte mal ein Crwodfunding starten …

4.) Die Wahl der Qual: Selber Unrecht erfahren und nichts dagegen tun können ODER einem guten Freund Unrecht zufügen, der jedoch den Absender nicht weiß?

Wer um alles in der Welt entscheidet sich denn da für Letzteres? Ich würde jederzeit meine Kraft dem Wohle meiner Freunde widmen, ihren Nutzen mehren und Schaden von ihnen abwenden. Ich sollte eine Art Amtseid daraus machen …

Daher würde ich mich natürlich selbstlos dafür entscheiden, selbst Unrecht zu erfahren. Ein bisschen mehr oder weniger ist doch irgendwann auch egal!

 

Nun denn, meine lieben Leserinnen und Leser, wenn ich den weiteren Verlauf meines Tages auch nur ansatzweise pünktlich bestreiten möchte, muss ich gleich los. Dehalb: Ich wünsche allseits ein schönes Wochenende, bis demnächst und

gehabt euch wohl!

Sunshine Blogger Award

sunshine blogger award

Schönen guten Morgen, liebe Leserinnen und Leser,

die geschätzte Bloggerkollegin Myna Kaltschnee hat unlängst eine Nominierung zum Sunshine Blogger Award erhalten. Und zugegeben, sie hat mich nicht direkt nominiert, eine Teilnahme aber jedem freigestellt. Und ja, zugegeben, ich wollte derlei Teilnahmen ja auf ein Minimum beschränken, in diesem Fall sprechen aber gleich zwei Gründe dagegen:

Erstens finde ich die von Myna gestellten Fragen sehr spannend – vielen Dank dafür. Und zweitens habe ich gerade seltsamerweise Zeit. Und wenn ich um diese Zeit irgendetwas nicht haben sollte, dann Zeit. Nun habe ich diese Zeit aber. Und was macht der passionierte Blogger mit unerwarteter Zeit? Richtig, er bloggt! Also, es wird Zeit, legen wir los. Oh, halt, nein, ein wenig Zeit widmen wir noch dem wie üblich überschaubaren Regularium des Sunshine Blogger Awards:

– Danke dem Blogger, der dich getaggt hat in markiere ihn mit seinem Link
– Beantworte die 11 Fragen, die der Blogger Dir gestellt hat.
– Nominiere 11 neue Blogger für den Award und stelle 11 Fragen
– Liste die Regeln auf
Wer seit längerem bei mir liest, der weiß, dass ich für gewöhnlich davon absehe, andere Blogger zu nominieren. So verfahre ich auch heute. Warum müssen es eigentlich auch gleich immer elf oder ähnlich viele sein? Da würde ich einerseits bei den Nominierungen bald wieder von vorne beginnen und andererseits damit, den Leuten auf die Nerven zu gehen. Nominierungen fallen also aus, wer sich aber inspiriert fühlt, Mynas Fragen zu beantworten, der möge das – mit einem kurzen Link zu ihrem – übrigens sehr lesenswerten – Blog – tun. Hach, ich liebe sinnfreie Halbgeviertstriche. ;-)
Schreiten wir zur Tat:

1. Welches Buch hat Dich als letztes so richtig enttäuscht?

Hmmm, da muss ich intensiv nachdenken. So richtig enttäuscht bin ich eigentlich selten, denn natürlich meide ich tunlichst Bücher, bei denen ich vorher erahne, dass sie nicht so ganz meinen Geschmack treffen könnten. „Konklave“ von Robert Harris war eine leichte Enttäuschung für mich, allerdings ohne ein schlechtes Buch zu sein, nur waren Harris´ andere Bücher so, so viel besser. „Der Fall Kallmann“ von Hakan Nesser war schon eine etwas größere.
Um ein Buch zu finden, das eine richtige Enttäuschung für mich war, muss ich schon länger zurückgehen: „Die Todesliste“ von Frederick Forsyth. Ein Buch, so dumm wie sein Titel. Voll von dumpfen, unreflektierten, gewaltverherrlichenden Patriotismus. Ein Buch, das so richtig zum Kotzen war. Ich glaube, es ist auch das bis heute von mir am schlechtesten bewertete Buch sein Beginn meines Blogs. Aber das Schreiben der Rezension war pure Freude. :-)

2. Wenn Du frei entscheiden dürftest, wer den Nobelpreis erhält – wen würdest Du wählen?

Zum Wohle der Allgemeinheit müsste ich mich eigentlich für Haruki Murakami entscheiden, der von gefühlten Myriaden von Lesern und Innen immer wieder für diesen Preis ins Spiel gebracht wird. Dieser aller Leser und Innen liebe Seelen hätten dann Ruh´. Vielleicht ist genau das der Grund, warum das Komitee (ein „m“? Faszinierend …) sich immer wieder bockig dagegen entscheidet und stattdessen mir oft gänzlich unbekannte Menschen auszeichnet. Oder Musiker …
Wenn ich aber wirklich gänzlich frei entscheiden dürfte, dann kann es da nur einen geben: David Mitchell!

3. Was würdest Du tun, wenn Du einen Tag lang Bundeskanzler/in sein dürftest?

Momentan wäre ich ja eher geschäftsführender Bundeskanzler. Daher würde ich sofort und sogleich sämtliche Koalitionsverhandlungen abbrechen und den Bundespräsidenten bitten, mich im Bundestag zur Wahl vorzuschlagen. Und dann würde ich eine Minderheitsregierung anführen. Das hätte so viele Vorteile:
Die SPD wäre in der Opposition, wo sie eigentlich für vier Jahre mal gut aufgehoben wäre, um zu zeigen, dass sie noch Sozialdemokratie kann. Auch auf die Gefahr hin, dass die Wähler ihnen den „Voogääl!“ zeigen. Darüber hinaus wäre damit die AfD nicht mehr die größte Oppositionspartei. Ey, jetzt mal ehrlich, die AfD ist Stand jetzt die größte Oppositionspartei! Was läuft da bloß verkehrt? Damit könnte man diese Herrschaften dann auch wieder aus diversen Ausschüssen rausekeln. Hach, ich fände das so schön …
Das klingt alles nach ziemlich viel für einen Tag als Bundeskanzler, aber hey, wir leben im 21. Jahrhundert, da geht all das ziemlich schnell. Wenn man denn will …

4. Bloggst Du frei nach Schnauze, wann immer Du Lust dazu hast oder hast  Du einen Plan für Deinen Blog?

Irgendwo dazwischen. Ich habe zwar schon grob im Kopf, wann ich was schreiben möchte, einen Plan mache ich aber nicht. Das liegt auch daran, dass ich Planänderungen verabscheue! Wenn mir dann also etwas meinen Plan durchkreuzen würde, würde mich das viel zu sehr ärgern.

5. Was war das Tollste, was Du Danke Deines Blogs bisher erlebt hast? Zum Beispiel ein Interview, ein Kommentar, ein Besuch als akkreditierter Fachbesucher auf der LBM/FBM, ein Bloggertreffen, etc.?

Das Tollste am bloggen allgemein – und nein, das ist keine Schleimerei –  ist die „Community“ und der Austausch mit selbiger. Ich bin, wie wohl die meisten, nicht nur in Bloggerkreisen unterwegs, weiß daher, dass der freundliche, respektvolle Umgang unter Bloggern nicht gerade die Regel im Internet ist. Keine Ahnung, wie es dazu kommen konnte. Schließlich gehen die Menschen im echten Leben doch auch freundlich und respek…, oh, warte …
Für das Tollste, was mir persönlich passiert ist, muss ich noch nicht mal sehr lange zurückdenken. Kurz vor Weihnachten bekam ich eine Mail eines recht bekannten deutschen Autoren, der meine Rezension auf seiner Facebook-Seite verlinkte und der sich extra nochmal die Mühe machte, mir per Mail zu antworten, um sich für meine Rezension zu bedanken, als ihm bewusst wurde, dass ich die sozialen Hetzwerke ja meide. Es war mir ein inneres Blumenpflücken! :-)

6. Was würdest Du tun, wenn Du für einen Tag das andere Geschlecht annehmen könntest?

Ähm, ich weiß nicht. Ich würde wahrscheinlich angesichts der plötzlichen Komplexität meiner Hirntätigkeit völlig überfordert sein. :-) Ach, ich denke, ich würde einfach das tun, was ich jeden Tag tue: Ich versuche, die Weltherrschaft an mich zu reißen!

7. Sushi, Burger oder Pizza – wofür würdest Du Dich spontan entscheiden?

Sushi? Roher Fisch? Ernsthaft? Näääää! Meine Wahl fiele auf Burger oder Pizza. Allerdings käme das ganz auf die Pizza an. Schließlich gibt es auch da außerordentlich gewöhnungsbedürftige Kreationen mit Ananas oder Pfirsich oder gar Banane und so Zeugs. *örks* Im schlimmsten Fall wäre da noch fragwürdigstes Meeresgetier mit einer Vielzahl von Beinen oder gar ganz ohne solche drauf. Also, nach genauerem Nachdenken: Burger! Damit kann man eigentlich wenig verkehrt machen.

8. Welches Buch hat Dich zuletzt vom Hocker gehauen?

Das kürzlich von mir rezensierte „Bei diesem Regen“ von Annemarie Schwarzenbach zumindest mal einen bleibenden Eindruck hinterlassen. „Umgehauen“ haben mich im letzten Jahr vor allem zwei Bücher. Erstens „Die Gestirne“ von Eleanor Catton und zweitens – und ich werde nicht aufhören, dieses Buch lobzupreisen – „Das Genie“ von Klaus Cäsar Zehrer. Augenscheinlich habe ich gerade bei diesem Buch vergessen, es in meiner Genre-Liste zu verlinken, merke ich gerade …

 

9. Wie lange gibt es Deinen Blog schon?

Seit exakt drei Jahren, drei Monaten und vier Tagen.

10. Welche/n Autor/in würdest Du gerne einmal treffen?

Hmm, ich stelle mir ein Gespräch mit Andreas Eschbach oder auch Frank Schätzing ganz spannend vor. Beide hätten bestimmt viel Interessantes zu erzählen. Oder vielleicht Kai Meyer? Dem hätte ich viel zu erzählen. Ach, nein, ich entscheide mich ganz anders, nämlich für Tanja Kinkel. Die macht zwar immer einen recht, sagen wir mal, vergeistigten Eindruck auf mich, aber ich könnte mit ihr stundenlang allein über „Unter dem Zwillingsstern“ reden. Notiz für mich: Dieses Buch mal wieder lesen!

11. Wenn Dein Haus abbrennen würde und Du drei Gegenstände retten könntest, welche wären das?

Ich würde mich erst mal selbst retten! ;-) Ansonsten würde ich mich in erster Linie auf Dinge beschränken, die man nicht von der Versicherung erstattet bekommt: Fotos, den gesammelten Briefwechsel mit einigen ganz zauberhaften Personen und zwei, drei meiner Werder-Devotionalien, die in vorliegender Form nur schwer bis gar nicht wieder zu beschaffen wären. Alternativ würde ich mich auch gegen Letztere entscheiden und stattdessen meinen ganzen persönlichen Papierkram mitnehmen, um mir die Lauferei und den Verwaltungskram zu ersparen, den man auf sich nehmen muss, um vom Führerschein bis zum Stammbuch alles wieder zu bekommen.
Das soll es auch schon gewesen sein. Nochmals lieben Dank an Myna für die spannenden Fragen. Ich wünsche allseits noch ein schönes Bergfest. Durchhalten, in gut 48 Stunden ist praktisch schon wieder Wochenende!
Gehabt euch wohl!

 

„Agathas Alibi“ von Andrew Wilson – Retro-Charme

Buch: „Agathas Alibi“

Autor: Andrew Wilson

Verlag: Pendo

Ausgabe: Hardcover, 380 Seiten

Der Autor: Andrew Wilson ist ein britischer Journalist. Er schreibt unter anderem für die Zeitungen Guardian, Daily Mail und Sunday Times und hat bereits zwei erfolgreiche Biografien über Patricia Highsmith, Sylvia Plath und Alexander McQueen veröffentlicht. Mit dem Leben und Werk von Agatha Christie setzt sich Wilson seit vielen Jahren auseinander. »Agathas Alibi« ist sein zweiter Roman. (Quelle: Pendo)

Das Buch: Im Dezember 1926 verschwindet Agatha Christie spurlos. Eine groß angelegte Suchaktion beginnt, an der sich sogar Arthur Conan Doyle beteiligt. Doch Christie, deren jüngstes Buch »Alibi« gerade zum Welterfolg lanciert, bleibt verschwunden. Erst elf Tage später wird sie in einem Hotel gefunden, in das sie sich unter dem Namen der Geliebten ihres Mannes einquartiert hat. Bis heute weiß niemand, was damals geschah. Was, wenn Christie an einen bösartigen Widersacher geraten ist? Was, wenn sie erpresst worden ist? Was, wenn die Königin der rätselhaften Morde selbst gezwungen worden ist, ein Verbrechen zu begehen? Auf intelligente und unterhaltsame Weise erzählt Andrew Wilson in einer Mischung aus Fakten und Fiktion von einem rätselhaften Fall, in dem die größte Krimiautorin der Welt selbst zur Protagonistin wird. (Quelle: Pendo)

Fazit: Kennt ihr das? Manchmal bekommt man so einen Anfall, der nur entfernt an Nostalgie erinnert und damit verbunden irgendwie Lust auf etwas Altes, etwas „von damals“. So habe ich heute zum Beispiel ein mir noch nicht näher erklärbares verstärktes Bedürfnis nach Punkmusik aus den 90ern. So etwas wie das hier. Oder das hier. Oder auch das hier.

Da ich aber nicht den ganzen Tag „WIZO“, „Lagwagon“ oder „No use for a name feat. Cinder Block“ hören kann – also, ich meine, ich könnte, nicht, dass wir uns falsch verstehen, aber … nein -, tue ich lieber etwas Sinnvolles und schreibe mal wieder eine Rezension. Und auch diese Rezension hat etwas mit so einem Retro-Anfall zu tun.

Vor einiger Zeit stieß ich beim Stöbern auf diversen Blogs – leider weiß ich überhaupt nicht mehr, wo – auf den Namen Agatha Christie. Und ich erinnerte mich, wie gerne ich ihre Bücher – im Besonderen die Poirot-Reihe – damals gelesen habe. Übrigens ebenfalls in den 90ern. Schnell reifte der Entschluss, mal wieder eines ihrer Bücher zu lesen. Sehr zu meinem Bedauern musste ich feststellen, dass meine Bestände an Christie-Krimis doch arg abgenommen haben. Hatte ich damals Ummengen an Büchern aus der „Goldmann rote Krimi“-Reihe von kurz nach dem Kartoffelkrieg, so war mir davon genau eines geblieben. Wo der Rest verblieben ist, entzieht sich bislang meiner Kenntnis.

Dann jedoch griff der Zufall ein – ausnahmsweise mal auf positive Art – und dieser führte dazu, dass mein suchender Blick in der Buchhandlung meines Vertrauens auf „Agathas Alibi“ fiel.

Nun habe ich das Buch bereits im Dezember gelesen, vor Weihnachten, lang vor Weihnachten, vor ziemlich langer Zeit also. Diese Zeit ist zumindest dann ziemlich lang, wenn man – wie ich – dazu neigt, sich während der Lektüre praktisch keinerlei Notizen zu machen. Ich merke mir während der Lektüre weitgehend, worauf ich eingehen möchte und das funktioniert auch meistens – dafür vergesse ich viel unwichtigere Dinge wie die rechtzeitige Abgabe meiner Steuererklärung. Es funktioniert allerdings nur über einen begrenzten Zeitraum und der ist, man ahnt es, eigentlich überschritten. Aber ich versuche, nach viel Text bar jeglichen sinnvollen Inhalts, dennoch mein Glück.

Ich mag historische (Kriminal-)Romane, die auf wahren Begebenheiten beruhen. Denn Agatha Christie verschwand tatsächlich im Jahr 1926 für mehrere Tage spurlos. Und die Umstände sind nach wie vor ungeklärt. Möglicherweise floh sie einfach vor einer Schreibblockkade und hat sich einfach ein paar Tage lang die Kante gegeben, was eine völlig aus der Luft gegriffene Spekulation meinerseits ist. Möglicherweise ist es aber auch genau so passiert, wie Andrew Wilson in „Agathas Alibi“ beschreibt.

Ich mag auch Romane, in denen historische Berühmtheiten auftauchen. Wenn eine solche historische Berühmtheit allerdings die Protagonistin ist und die Geschehnisse auch noch aus ihrer Sicht bzw. von ihr erzählt werden, dann habe ich damit ein größeres Problem. Meiner Meinung nach läuft man als Autor Gefahr, der Person nicht gerecht zu werden und im schlimmsten Fall sorgt man für die Wirkung, die Wilsons Agatha auf mich hatte: Sie nervte mich! Ja, ihre Ehe war in einer Krise und ja, sie war von ihrem letzten Buch alles andere als überzeugt und hatte sich bei ihrem nächsten festgefahren. Das verstehe ich alles. Aber irgendwie war mir die Gute etwas zu wehleidig, jammerig und immer an der Grenze zur Ohnmacht.

Der mit der Suche nach Christie beauftragte leitende Ermittler Kenward wird von Wilson mehr oder weniger als inkompetenter Trinker dargestellt. Ob er das war, entzieht sich meiner Kenntnis, aber mit seiner inkompetenten Art und seinem Beharren auf immer weitere Suchaktionen nervte auch er. Insgesamt gibt es im Bereich der Charaktere nur eine Person, die mir zusagte, über die zu sprechen sich aus Spoilergründen allerdings verbietet.

Auch inhaltlich hatte ich mir etwas mehr erhofft. Die eigentliche Rahmenhandlung ist von überschaubarer Spannung, enthält keine wirklichen Wendungen und kommt insgesamt recht unaufgeregt daher. Das mag Christies Originale gut widerspiegeln, waren auch das schließlich keine actiongeladenen Thriller modernster Machart, aber dennoch hätte man das Ganze doch irgendwie aufregender gestalten können, denn auregend bzw. spannend waren die Originale ja schon.

Wenigstens in stilistischer Hinsicht habe ich nichts zu meckern. Auch dieser erscheint mir an die Originale angelehnt, was ich viel passender finde, als das auch im Bereich der Handlung so zu handhaben. So findet sich beispielsweise auch der eine oder anachronistische Begriff in „Agathas Alibi“. Wilson Stil hat mich also vollkommen überzeugt.

Insgesamt reicht das aber nicht, um eine klare Leseempfehlung auszusprechen. Christie-Fans können zugreifen, alle anderen sind anderswo besser bedient.

Wertung:

Handlung: 7 von 10 Punkten

Charaktere: 6,5 von 10 Punkten

Stil: 9 von 10 Punkten

Spannung: 6,5 von 10 Punkten

Gesamtwertung: 7,25 von 10 Punkten

Demnächst in diesem Blog: „Der lange Weg zu einem kleinen zornigen Planeten“ von Becky Chambers.

Freitagsfragen #28

Freitagsfragen_LogoHallo, liebe Leserinnen und Leser,

heute startet Ausgabe 28 der Freitagsfragen im Brüllmausblog. Diese werde ich heute mal – aus Gründen – in aller Kürze beantworten – so mir das denn gelingt. Auf vielfachen Wunsch einer einzelnen, ganz zauberhaften Person werde ich zukünftig dazu übergehen, die Antworten direkt unter die einzelnen Fragen zu schreiben. Irgendwie ergibt das auch mehr Sinn … Die heutigen Fragen und Antworten lauten:

1.) Astronauten dürfen nur einen Schuhkarton voll persönlicher Gegenstände mit ins All nehmen. Was befände sich in Deinem Schuhkarton?

Mein Karton enthielte eine Ausgabe von Norfolks „Lemprière´s Wörterbuch“ und eine von Tolstois „Krieg und Frieden“. An der Lektüre beider Bücher bin ich bislang grandios gescheitert, aber im All hätte ich bestimmt genug Zeit.

Darüber hinaus würde der Karton einige Fotos beinhalten.

Unverzichtbar wäre letztlich eine Jumbopackung Pantoprazol, denn ich kenne meinen Magen schon ziemlich lange und ein Ausflug ins All – so mit Schwerelosigkeit und so – den würde er mir sehr, sehr übel nehmen.

2.) Wie wäre ein Mensch, der das Gegenteil von Dir ist?

Er wäre ein kerniger, gut organisierter, unfassbar gutaussehender Typ, der in jeder Hinsicht in tadelloser Verfassung ist, dem jeden einzelnen Tag die Sonne aus dem Hintern scheint, der nichts auf die lange Bank schiebt und jede interessante Idee sofort voller Elan in die Tat umsetzt und der kein Problem damit hat, „Nein!“ zu sagen. Darüber hinaus wäre er auch noch reich und wahrscheinlich berühmt.

Allerdings wäre er auch ein gänzlich empathiefreier Arsch, der sich einen Dreck um seine Mitmenschen kümmert!

3.) Tust Du am liebsten Dinge, die Du gut kannst oder etwas, bei dem Du lernen kannst?

Ich beschränke mich meistens auf Dinge, von denen ich auch etwas verstehe. Wenn man gerne Dinge tut, bei denen man etwas lernen kann, steht man doch unweigerlich irgendwann vor der Frage: Wo ziehe ich die Grenze? Man könnte sich schließlich nach dem Erlernen des Golfspiels noch mit Astrophysik, Blätterteigherstellung oder Ornithologie befassen. Sicherlich alles ganz spannend, aber so kann man am Ende vieles ein bisschen, aber nichts richtig.

4.) Die Wahl der Qual: Lieber für eine Woche in einen Raum gesperrt werden, der permanent dunkel oder permanent grell beleuchtet ist?

Die Frage erinnert mich an den Film „Lock Up“. Die Älteren werden sich erinnern. Na ja, oder auch nicht …

Ich bin sicher, dass beide Szenarien das absolute Ende meiner geistigen Gesundheit wären, aber wenn ich wählen müsste, würde ich den dunklen Raum wählen. Dort kann vielleicht wenigstens zwischendurch ein bisschen schlafen.

 

Das war es für heute, ich wünsche euch allseits einen schönen restlichen Freitag und einen guten Start in ein hoffentlich schönes Wochenende.

Gehabt euch wohl!

Manchmal …

ja, manchmal, liebe Leserinnen und Leser

muss man mal Beiträge schreiben, die mit dem eigentlichen Blog-Thema nichts zu tun haben. Und manchmal, ja manchmal, muss man Beiträge schreiben, die mit Musik zu tun haben.

Ich habe es verkraftet, als David Bowie, Prince, Chester Bennington oder Leonard Cohen starben. Aber, dass Dolores O´Riordan mit gerade mal 46 Jahren das Zeitliche segnet, das hat mich dann doch gerade ein bisschen umgehauen!

Ich könnte jetzt noch seitenweise auf sie und ihre Musik eingehen, beschränke ich aber auf:

„Bei diesem Regen“ von Annemarie Schwarzenbach – Post-it-Mangel

Buch: „Bei diesem Regen“

Autorin: Annemarie Schwarzenbach

Verlag: Lenos

Ausgabe: Taschenbuch, 240 Seiten

Die Autorin: Nein, ein einfaches Leben hatte Annemarie Schwarzenbach wahrlich nicht. Zwar wurde sie 1908 als Tochter einer der reichsten Schweizer Industriellenfamilien geboren und promovierte bereits im Alter von 23 Jahren mit einer Arbeit zur „Geschichte des Oberengadins im Mittelalter und zu Beginn der Neuzeit“. Materielle Schwierigkeiten musste sie – was, zugegeben, eine Mutmaßung meinerseits ist – wohl nie erleiden. In anderer Hinsicht erlitt sie allerdings umso mehr.

Mit ihrer antifaschistischen Einstellung geriet sie in Konflikt mit ihrer Familie, umgab sie sich doch mit jüdischen und politischen Emigranten.

1931 verbrachte sie einige Zeit in Berlin und geriet dort in den Dunstkreis der Geschwister Klaus und Erika Mann. Eben diese Erika Mann war auch die große Liebe ihres Lebens, wiewohl diese nie wirklich erwidert wurde. Daher heiratete sie 1935 den – ebenfalls homosexuellen – französischen Diplomaten Claude-Achille Clarac. Es nimmt nicht wunder, dass diese Ehe eher unglücklich verlief.

In die Zeit der ersten Bekanntschaft mit den Manns fielen auch ihre ersten Erfahrungen mit Morphium. Bereits 1939 hielt sie sich daher zwecks Entzugs in mehreren Kliniken auf, kam jedoch nie wirklich wieder davon los. Später reiste sie in die USA und musste sich auch dort wegen ihrer schweren Morphiumsucht, Depressionen und Suizidversuchen behandeln lassen.

Am 7. September 1942 stürzte Schwarzenbach mit dem Fahrrad und zog sich dabei schwere Kopfverletzungen zu. Aufgrund von Fehldiagnosen und dementsprechend unsachgemäßer Behandlung starb sie neun Wochen später, am 15. November 1942, in völliger geistiger Umnachtung.

Ich habe mich ungewöhnlich detailliert mit Schwarzenbachs Lebenslauf auseinandergesetzt und könnte noch das eine oder andere Detail erwähnen, aber dann laufe ich Gefahr, mich hoffnunglos zu verrennen. :-)

Das Buch: Schwarzenbach hatte ein offenbar recht unstetes Wesen, war wohl die redensartliche Kerze, die an beiden Enden brannte, und sagte von sich: „Ich bin nicht genügsam, will jeden Tag das Einzige und Letzte.“ Daher hatte die junge Frau eine hohe Affinität zu Reisen. So reiste sie in den Jahren 1934/35 merhfach nach Vorderasien und nahm an Ausgrabungen in Syrien und Persien teil. „Bei diesem Regen“ ist eine Sammlung der dabei entstandenen Erzählungen.

Fazit: Eingangs möchte ich erwähnen, dass ich hoffe, mit meiner Besprechung dem vorliegenden Text auch nur im Ansatz gerecht zu werden. Denn die geneigte Leserschaft weiß es womöglich: Erzählungen – vielleicht sogar noch solche mit sogenanntem „literarischen Anspruch“ – lese ich recht selten. Mein eigentlicher Hang zur „Trivialliteratur“ – welch fürcherliches Wort –  schließt solche Bücher zwar nicht aus, aber ich lese sie eben selten, trotzdem meistens gerne. Aber getreu Henry Fords „Es gibt mehr Leute, die kapitulieren, als solche, die scheitern.“ unternehme ich dennoch den Versuch einer Rezension oder dem, was ich dafür halte. ;-)

Annemarie Schwarzbach ging mit ihrer Homosexualität – ungewöhnlich für die Zeit der Entstehung der Erzählungen – in ihren Texten ausgesprochen offen um. So erfährt der Leser gleich in der ersten „Das gelobte Land“ – und dafür muss man nicht mal zwischen den Zeilen lesen -, dass sie sich zu Frauen hingezogen fühlte.

Darüber hinaus ist das vorherrschende Thema in „Bei diesem Regen“ meines Erachtens das Thema „Flucht“.

Seien es der Vater mit seiner Tochter, die in der eben erwähnten ersten Erzählung nach Palästina fliehen, mit dem Ziel seiner Tochter zu ersparen, „was die Nazis ihrem Vater getan hatten“ (S. 8).

Sei es der ungarische jüdische Junge, der aus seinen schweren Verhältnissen aus- und nach Palästina aufbrechen will, aufgrund von Visa-Unstimmigkeiten aber zurück in seine Heimat geschickt wird. Über ihn sagt ein Beamter: „Die (die Iraker, Anm. d. A.) sind ebenso froh wie wir und die Türken, wenn sie das Gesindel nach Persien weitergeben können.“ (S. 26)

Und in solchen Momenten ist „Bei diesem Regen“ topaktuell. Auch heute scheint man ja in großen Teilen von Europa froh zu sein, wenn man das „Gesindel“ in Italien, Griechenland oder der Türkei parken kann. Aber hey, zumindest können sich ja bald, wenn alles klappt, tausend Menschen pro Monat über ihren Familiennachzug freuen. „Herzlichen Glückwunsch, sie haben das Los mit der 66 gezogen, was heißt, dass Sie zu den glücklichen tausend Menschen gehören, die in fünfeinhalb Jahren ihre Angehörigen in die Arme schließen können.“ Irgendwann wird man die 12 Jahre „GroKo“ als die Periode des „Grokoko“ in den Geschichtsbüchern finden. *Sarkasmus aus*

Sei es das italiensche Ehepaar, das von Europa gelangweilt war und dem Duce entfloh und das über einen Aufenthalt in Deutschland sagt: „(…) und mit den Nazis war es gar nicht so schlimm. Wenn man nicht wollte, brauchte man sie gar nicht zu bemerken.“ (S. 34)

Und auch da wieder: Wie heute, oder!? Man braucht sie gar nicht zu bemerken, diese Höckes und von Storchs. Es sei denn, dass sie mal wieder „von der Maus abgerutscht“ sind oder ein „Mitarbeiter“ Unsinn getwittert hat…

Diesen Höckes und von Storchs würde der im Buch erwähnte Algerier mit Unverständnis gegenüberstehen, von dem gesagt wird: „Er wusste nicht, was Patriotismus war, und er konnte nicht verstehen, dass Liebe, die Liebe zum eigenen Land, als Hochmut auftreten sollte.“ (S. 48)

Auch bei weiteren Themen legt Schwarzenbach den Finger in die Wunde. Bei den Rechten von Arbeitern, zu deren Lasten es geht, wenn Firmen sich bei Kostenvoranschlägen unterbieten müssen. Oder wenn aus finanziellen Gründen Sicherheitsstandards gelockert werden. (Ja, Donald, ich sehe Dich und Deine Ölförderungspläne an!)

Letztlich kritisiert die Autorin vieles, was es auch zu kritisieren gilt. Dass eine Besserung eintritt, glaubte sie wohl ebenso wenig wie ihr Gesprächspartner, der auf Seite 88 von Europas „Glauben, dass Besitz, Klassenvorrechte und Erziehungsprivilegien ewig und unveränderlich seien.“ spricht.

Ja, man merkt schon anhand dieser Myriaden Textbeispiele, dass „Bei diesem Regen“ bei mir auf fruchtbaren Boden gefallen ist. Darüber hinaus schreibt die Autorin noch in einem wirklich schönen Stil, den ich gar nicht genauer beschreiben kann, der aber auf den selben Boden fiel.

Interessant zu beobachten war, wie die Verwendung der alten Rechtschreibung doch anfangs den Lesefluss stören kann. Ich bin kein Verfechter einer reformierten Reform einer Rechtschreibreform – so weigere ich mich beispielsweise beharrlich „selbstständig“ zu schreiben -, dennoch erforderte das einige Seiten des Eingewöhnens.

Umso schöner finde ich allerdings, dass man den Text noch nicht political correctenessisiert hat. So würde man wahrscheinlich heute umgehend die im Buch auftauchenden Worte „Taubstumme“, „Krüppel“ oder „Neger“ entfernen. Nicht, dass ich diese Worte bräuchte, aber um einen Text in einen historischen Kontext einzufügen, könnte es hilfreich sein, wenn man ihn einfach mal so lässt, wie er ist. Wäre ich polemisch, würde ich fragen, ob man die – von mir nie gelesene – im Jahr 2016 neu erschienene  Auflage von „Mein Kampf“ auch sprachlich …-na, lassen wir das.

Ach verdammt, wahrscheinlich habe ich mit dem letzten Absatz darauf hingearbeitet, dass sich irgendwelche Sprachwächter mit Annemarie Schwarzbach beschäftigen. Das habe ich nicht gewollt …

Kurz und abschließend gesagt: Lesen, wirklich ganz unbedingt lesen!

Wertung:

Da ich diese Erzählungen nicht in „Charaktere“, „Spannung“ oder Ähnliches unterteilen kann, bleibt es bei ganz schnöden:

9,5 von 10 Punkten

Demnächst in diesem Blog: „Agathas Alibi“, was eigentlich schon vor „Bei diesem Regen“ geplant war, aber Frau Schwarzenbach hat Agatha ganz plötzlich links überholt.

 

Freitagsfragen # 27

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Hallo, liebe Leserinnen und Leser,

auch heute geht es in schöner Gewohnheit mit den Freitagsfragen im Brüllmausblog weiter. Die heutigen Fragen lauten:

1.) Worüber hast Du Dich vor Kurzem sehr geärgert? Wünschst Du Dir, anders reagiert zu haben?

2.) Was möchtest Du in diesem Jahr von Deiner Wunschliste abhaken?

3.) Was isst Du für gewöhnlich zum Frühstück?

4.) Die Wahl der Qual: Anstatt zu lachen nur noch gähnen können oder beim Anblick von Bargeld in Panik geraten?

 

Antwort zu 1.)

Ich bitte den Teil der Leserschaft, der regelmäßig bei mir liest um Entschuldigung, denn dieser Teil hat das folgende schon ein-, zweimal gelesen, aber dennoch:

Zuletzt so richtig in Rage gebracht hat mich die Rechnung einer Werkstatt über eine Starthilfe und einen Batteriewechsel. Ich kam nicht umhin, mich zu erkundigen, was diese exorbitant teure Wunderbatterie denn nun könne. Die Zeit anzeigen? Die Karre mit zusätzlichen 20 PS antreiben? Wenn man diese Preise hochrechnet, dann würde man dort für einen Getriebewechsel oder einen Austauschmotor wahrscheinlich eine Niere von mir verlangen. Dass ich diese an deren Stelle dann nicht nehmen würde, ist eine andere Sache.

Aber ja, ich wünsche mir, ich hätte anders reagiert. Ich neige dazu, nach außen hin ruhig und freundlich zu bleiben, obwohl ich mich innerlich schwarz ärgere. Dass das fürs Herz-Kreislauf-System nicht gesund sein kann, ist nochmal eine andere Sache.

Und obwohl ich für meine Verhältnisse schon extrem ungehalten war, hätte ich am liebsten mal so richtig die Welle gemacht! Die affektierte Bürotussi in den Hals zu beißen, wäre erst mal ein guter Anfang gewesen. Den am Rande der Wahrnehmungsfähigkeit dahinschlurfenden Senior-Chef – der, ich weise nochmals darauf hin, in der Situation übrigens der Einzige war, der laut wurde – verbal in seine Schranken zu weisen, wäre eine gute Fortsetzung gewesen. Dann noch den Mechatroniker-Dödel, der mir vorab ganz andere Preise nannte, dahin treten wo die Sonne nie scheint, und schön wäre ich viel entspannter wieder weg gefahren.

Aber irgendwie ist es ja immer so, dass man hinterher denkt: „Hätte ich mal…“

 

Antwort zu 2.)

Im Grunde habe ich weder eine Wunsch- noch eine sonstige Liste, die es abzuhaken gilt.

Gut, ich habe einen Stapel ungelesener Bücher, der sich wie durch Zauberhand oder Zellteilung zu vergrößern scheint, ohne, dass ich etwas dazu beitrage. Es wäre schon sehr wünschenswert, den in 2018 zu verkleinern. (Was angesichts spannender Neuerscheinungen in den nächsten Tagen, Wochen und Monaten ein schwieriges Unterfangen wird.)

Die digitale Version meines „SuB“ befindet sich in Form eines „pile of shame“ auf meinem Rechner. Und auch diesen zu verkleinern, wäre wünschenswert. Ich gebe mein Bestes!

Hach ja, „first world problems“!

Abgesehen davon bin ich aber wunschlos. Nicht wunschlos glücklich, nur wunschlos.

 

Antwort zu 3.)

Kaffee!

Das darüber hinaus einzeln auszuführen, würde zu weit führen. Daher beschränke ich mich auf die Erwähnung dessen, was ich nicht zum Frühstück esse. So bin ich beispielsweise kein Fan von Roggenbrot. Auch jegliches Vollkorn-Gedöns meide ich so gut wie möglich. Joghurt, Quark, Frischkäse und ähnliche Dinge, die Millionen von Menschen weiterhin beharrlich und fälschlicherweise als „Lebensmittel“ bezeichnen, vermeide ich ebenfalls vollumfänglich. *brrrrr*

Da könnte der Verdacht entstehen, dass all das, was Ernährungswissenschaftler als „gesund“ ansehen, einen schweren Stand bei mir hat. Aber die erzählen sowieso alle zehn Jahre etwas anderes. Wenn ich noch etwas warte, wird sich herausstellen, dass meine Ernährungsweise das absolute Nonplusultra darstellt, jawohl!

 

Antwort zu 4.)

Da entscheide ich mich voller Überzeugung für eine handfeste Chrematophobie, für die Angst vor Geld. Ich zahle einfach nur noch mit Karte, fertig! Früher oder später  wird das Bargeld eh abgeschafft, dann hat sich das Problem erledigt.

 

Abschließend wünsche ich allseits noch einen schönen Freitag und einen guten Start in ein hoffentlich schönes Wochenende! Die Bundesliga-Rückrunde geht los! Yay! :-)

Gehabt euch wohl

 

„Das Wörterbuch des Viktor Vau“ – Zufallsfund

Buch: „Das Wörterbuch des Viktor Vau“

Autor: Gerd Ruebenstrunk

Verlag: Piper

Ausgabe: Taschenbuch, 414 Seiten

Der Autor: Mit 20 Jahren machte Gerd Rübenstrunk sein Abitur in Hildesheim und studierte Englisch und Germanistik an der TU Hannover. Danach ging er an die Pädagogische Hochschule Bielefeld und studierte Deutsch, Geschichte und Wirtschaftslehre auf Lehramt.
Von 1976 bis 1980 studierte er außerdem Psychologie an der Universität Bielefeld. Das Studium schloss er 1998 ab. Seine Diplomarbeit über die Computersimulation psychologischer Emotionstheorien wird heute an Hochschulen als Einführungstext in das Thema verwendet.
Heute lebt Gerd Ruebenstrunk mit seiner Familie in Duisburg.
Von 1984 bis 1995 arbeitete Ruebenstrunk für verschiedene Werbeagenturen. Danach war er für die Konzeption der wöchentlichen Computer- und Internetshow CLICK! auf VOX zuständig.
Von 1998 bis 2000 war Ruebenstrunk Chefautor für die Sendungen „Wie bitte?!“ (Ausgestrahlt von RTL) und „Versteckte Kamera“ (Ausgestrahlt vom ZDF). 2001 schrieb er, gemeinsam mit Alexander Rettig, eine Folge für die Comedy-Serie Alles Atze. (Quelle: Piper)

Das Buch: Seit Jahrzehnten arbeitet Viktor Vau an seinem Wörterbuch – einer einzigartigen Sammlung von Begriffen, die die Welt so exakt beschreiben wie nie zuvor. Doch Viktor Vau ahnt nicht, dass sein Werk auch ein furchterregendes Geheimnis birgt. Als im Meer eine Raumkapsel unbekannter Herkunft entdeckt wird, stößt man darin auf eine Botschaft, die nur Viktor Vau entschlüsseln kann. Die Nachricht erschüttert die Welt – und ausgerechnet Viktor Vau steht im Mittelpunkt einer drohenden Katastrophe … (Quelle: Piper)

Fazit: Wenn die Exemplare der preisreduzierten Mängelexemplare auf dem „Grabbeltisch“ einen repräsentativen Querschnitt durch den Büchermarkt darstellten, dann gäbe es eine gewisse statistische Wahrscheinlichkeit, dort auch einmal etwas Brauchbares zu finden. Aber sind wir doch mal ehrlich: 99 % von dem, was man dort vorfindet, ist Mist! Dennoch schaue ich so zwei-, dreimal im Jahr auf diesem Grabbeltisch nach, denn manchmal, ganz manchmal, hat man sogar Glück, so wie ich in diesem Fall mit „Das Wörterbuch des Viktor Vau“.

Dabei muss ich sagen, dass der Autor mit dem einprägsamen Namen mir vorher nicht bekannt war, wohingegen Menschen, die eine höhere Affinität zu Jugendbüchern haben als ich, ihn vielleicht als Autor des Dreiteilers rund um „Arthur und die vergessenen Bücher“ kennen. Da auch der Klappentext auf der Rückseite – der nicht dem oben eingefügten entspricht – irgendwo zwischen nichtssagend und schon fast peinlich lag, musste ich mich auf meine Intuition verlassen und habe das Buch in erster Linie wegen seiner schönen Gestaltung gekauft. Auch damit kann man manchmal, ganz manchmal, Glück haben.

Da ich nicht genau wusste, worauf ich mich einlasse, bereitete ich mich im besten Falle auf ein Buch wie Merciers „Perlmanns Schweigen“ und im schlechtesten Fall auf eines wie Norfolks „Lemprière´s Wörterbuch“ vor. Mit beiden Titeln hat „Das Wörterbuch des Viktor Vau“ jedoch nicht das Geringste zu tun. Nein, Ruebenstrunk erzählt eine viel leichter verdauliche, gefälligere und dennoch spannende Geschichte.

Eine Geschichte allerdings, über deren Inhalt man im Vorfeld eigentlich gar nicht so viel schreiben kann, ohne möglicherweise viel zu viel zu verraten. Ruebenstrunk lässt seinen Roman in der Zukunft spielen, auf der Weltkarte hat sich, verglichen mit heute, einiges getan. Aus den spärlichen Informationen zu seinem dennoch spannenden Handlungsrahmen kann man beispielsweise entnehmen, dass die europäischen Staaten zu der sogenannten „Union“ zusammengefasst wurden, die von der „Dynastie“ regiert wird. Deren Mitglieder rekrutieren sich aus einem Kreis von etwa einem bis zwei Prozent der Gesellschaft und sind beispielsweise Wirtschafts- und Bankenführer. Eine dieser beiden Zunkunftsvisionen Ruebenstrunks halte ich nach heutigem Stand für eher unwahrscheinlich, die andere für sehr wahrscheinlich…

In dieser Situation möchte der auf Neurolinguistik spezialisierte Professor Viktor Vau eine Plansprache einwickeln. Anders als andere Plansprachen soll sie sich dadurch auszeichnen, vollkommen exakt zu sein. Jede Aussage soll für alle Menschen, die dieser Plansprache mächtig sind, die selbe Bedeutung haben.

Noch ehe er seine Forschungen auf diesem Gebiet zu Ende bringen kann, stürzt die Raumkapsel vom Himmel und die Dinge nehmen ihren Lauf.

Die Ereignisse in „Das Wörterbuch des Viktor Vau“ schildert der Autor in stilistischer Hinsicht auf sehr gefällige Weise. Auch wenn man als Leser manchmal das Gefühl hat, von einem Thema zum anderen zu springen – dazu gleich mehr -, behält man immer den roten Faden der Geschichte im Blick.

Auch die Charaktere sind gut getroffen, allen voran natürlich der titelgebende Viktor Vau.

Dennoch liegen die Stärken des Buches meiner Meinung nach weder in seinem Stil noch in seinen Figuren, weswegen ich mich diesbezüglich arg kurz fasse, sondern eindeutig in der Geschichte selbst. Der Autor reißt eine Fülle von Themen an: Plansprachen, das Zusammenspiel der linken und der rechten Gehirnhälfte, Diskussionen über die Aufgaben eines Staates, die politische Entwicklung in der Welt in der Zukunft, Fragen über Ethik und Moral und so weiter. Dabei werden – beispielsweise hinsichtlich der Plansprachen – nebenbei Namen wie Leibniz oder Wilkins genannt, die dazu führten, dass ich im Anschluss an die Lektüre des Buches noch eine ganze Weile in der Gegend herumgoogelte, um mich mit weiteren Informationen zu den genannten Herren und den entsprechenden Themen zu befassen. Ich mag sowas ja! Da kann man nebenbei auch noch etwas lernen.

Erstaunlich passend webt Ruebenstrunk dazu noch den Handlungsstrang über einen Serienmörder in die Handlung ein. Und einen weiteren über … – nein, das kann ich wirklich nicht verraten. ;-)

Wer einen Hang zur Science-Fiction hat und darüber hinaus vielseitig interessiert ist, der wird mit „Das Wörterbuch des Viktor Vau“ nicht viel falsch machen können.

Wertung:

Handlung: 9,5 von 10 Punkten

Charaktere: 8 von 10 Punkten

Stil: 8,5 von 10 Punkten

Atmosphäre: 9 von 10 Punkten

Gesamtwertung: 8,75 von 10 Punkten

Demnächst in diesem Blog: „Agathas Alibi“ von Andrew Wilson.

Freitagsfragen #26

Guten Morgen, liebe Leserinnen und Leser,

auch im neuen Jahr 2018 gilt es, in schöner Regelmäßigkeit die Freitagsfragen aus dem Brüllmausblog zu beantworten. Los gehts mit der ersten Ausgabe des Jahres, die Fragen lauten:

1.) Wie war’s?

2.) Wie wird’s?

3.) Wie geht’s?

4.) Die Wahl der Qual: Ein Jahr in Armut oder ein Jahr einsam leben?

 

Antwort zu 1.)

Ach, ich habe jetzt so oft über das vergangene Jahr geschimpft, einmal mehr passt dann auch noch: Beschissen war´s, danke der Nachfrage!

Gut, objektiv betrachtet hatte ich schon deutlich schlimmere Jahre und im Grunde genommen weiß ich das auch. Subjektiv gesehen allerdings konnte ich mit dem vergangenen Jahr nicht wirklich etwas anfangen. Vor allem in finanzieller Hinsicht war es schwierig. Und das wiederum liegt darin begründet, dass sich das Jahr 2017 immer neue Streiche überlegt hat, wie es mich um mein Geld bringen könnte. Gerade wenn ich dachte, dass ich in einem Monat mal besser über die Runden kommen würde, zack, schon ging irgendwas Wichtiges kaputt.

Sicherlich ist das noch Leiden auf relativ hohem Niveau, schließlich konnte ich mir zwischendurch immer wieder beispielsweise den Luxus eines Bücherkaufs gönnen, und dennoch: Es nervte!

Im Laufe der Zeit entwickelte sich das intensive Bedürfnis, dass einfach mal über einen Zeitraum von, sagen wir, meinetwegen nur sechs Wochen alles problemlos funktionieren würde.

Und auch für den einen oder anderen Menschen in meinem persönlichen Umfeld hätte ich mir gewünscht, dass das Leben zur Abwechslung mal widrigskeitsfrei verläuft. 2017 hatte diesbezüglich aber einfach kein Einsehen.

2017, setzen, sechs!

Antwort zu 2.)

Es wird großartig. Davon bin ich fest überzeugt. Gut, in den ersten fünf Tagen macht das neue Jahr den Eindruck, als sei es bei dem alten in die Lehre gegangen:

Dass ich kürzlich für den Batterieaustausch in einer Vertragswerkstatt ungefähr so viel bezahlt habe wie für einen halben Zahnriemenaustausch in einer Nicht-Vertragswerkstatt, ärgert mich immer noch, auch wenn es objektiv betrachtet größeres Unbill geben kann. Zumal ich das großen Teilen mir, meiner eigenen Naivität und Ungeduld zuzuschreiben habe. Dennoch ärgert es mich.

Dass es kurz nach Beginn des neuen Jahres in der Familie eines Kumpels einen Trauerfall gab, betrifft mich auch nicht unmittelbar. Solche Nachrichten sind allerdings hervorragend dafür geeignet, ein veritables, einzigartiges – und vor allem vollkommen sinnloses – Kopfkino bei mir auszulösen, dass sich durchaus noch ein wenig auf mein Wohlbefinden auswirkt.

Dennoch: 2018 wird großartig! Sicherlich nicht immer und an jedem Tag, aber insgesamt wird es sicher super!

(Auch wenn mich ein wenig die Befürchtung beschleicht, mir in einem Jahr nochmal diese Zeilen durchzulesen und grantig „Armer Irrer“ zu murmeln…)

Antwort zu 3.)

Es könnte besser sein. Sicher, es könnte auch viel schlechter sein. Dennoch: Es könnte besser sein. Normalerweise weiß ich auch immer in etwa, was ich aktiv dazu beitragen kann, dass es besser wird. Im Moment weiß ich das leider nicht, was mich latent beunruhigt. ;-) Aber ich bin frohen Mutes, dass es zeitnah besser geht. Spätestens wenn die…, die Dings…, dieses, na, verrückt, ich komme nicht drauf. Na, dieses große, runde gelbe Dingens da…, man sieht es manchmal am Himmel…, na, spätestens, wenn das wieder mal durchkommt, ergibt sich der Rest von allein. Mist, wie heißt das Ding noch, ich habs schon so lange nicht mehr gesehen… ;-)

Antwort zu 4.)

Ich ziehe definitiv ein Jahr in Armut vor! Ich habe im Lauf der Zeit schon das eine oder andere Jahr ALG II bezogen, was alles andere als witzig ist, mir aber gezeigt hat, dass ich auch weitgehend ohne Geld leben könnte. Ohne meine liebgewonnen Mitmenschen könnte ich nicht leben, da bliebe kurz- bis mittelfristig meine geistige Gesundheit auf der Strecke.

 

Das war es auch schon wieder. Ich wünsche allseits einen schönen Restfreitag.

Gehabt euch wohl!