Vor nun schon etwas über zwei Jahren unternahm ich das, was jüngere Semester so völlig unnötig als einen „re-read“ bezeichnen würden: Ich las – etwa 25 Jahre nach der erstmaligen Lektüre – noch einmal den ersten Teil der „Chronik der Drachenlanze„, um der Frage nachzugehen, ob mir die Reihe auch heute noch gefallen würde. Und siehe da: Sie tat es! Flugs wurden die nächsten beiden Teile organisiert, dennoch geriet das Ganze sehr bald wieder ins Stocken.
Nachdem ich nun aber – die aufmerksame Leserschaft vermag sich vielleicht noch zu erinnern – zu Weihnachten ganze 18(!) Bücher aus dem „Drachenlanze“-Zyklus von einer ganz zauberhaften Person geschenkt bekommen habe, wird es Zeit, sich weiter mit dieser Reihe zu befassen.
Eigentlich könnte ich mich also monatelang in meinen Lektüren und Rezensionen nur auf die „Drachenlanze“ beschränken, aber das geht natürlich nicht. Also, es ginge, aber – nein. Da die Bücher allerdings dennoch gelesen und besprochen werden wollen, habe ich mich entschlossen, sie im Rahmen von – mehr oder weniger – Kurzrezensionen in meinen Blog einzubinden.
Da es sich beim vorliegenden Buch bereits um den zweiten Teil handelt, gilt natürlich: Der nachfolgende Text kann Spuren von Spoilern enthalten!
Buch: „Die Chronik der Drachenlanze 2: Drachenjäger“
Autoren: Margaret Weis und Tracy Hickman
Verlag: Goldmann
Ausgabe: Taschenbuch, 218 Seiten
Die Autoren: Margaret Weis ist eine 1948 in Independence, Missouri, USA, geborene Fantasy- und Science-Fiction-Autorin. Weis studierte Literatur und Kreatives Schreiben in Columbia und arbeitete im Anschluss 13 Jahre lang im Herald Publishing House. Zu dieser Zeit schrieb sie auch ihr erstes Buch über die Brüder Frank und Jesse James. Durch einen beruflichen Wechsel zu TSR („Tactical Studios Rules“) lernte sie Tracy Hickman kennen und verfasste mit ihm die Drachenlanze-Romane und andere Fantasy-Zyklen.
Tracy Hickman, 1955 in Salt Lake City, Utah, USA, geboren, ist ein amerikanischer Fantasy-Autor und Co-Autor diverser Fantasy-Rollenspiel-Publikationen. 1974 schloss Hickman die High School ab. 1975 unternahm der Mormone eine zweijährige Missionarstätigkeit für die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage in Hawaii und Indonesien. Anschließend war er in unterschiedlichen Jobs tätig, so z. B. als Theatermanager oder Glasarbeiter. 1984 begann er für TSR zu arbeiten und lernte so Maragaret Weis kennen. Hickman lebt in St. George, Utah.
Das Buch: Die sechs Freunde haben nur eine Möglichkeit, Krynn vor dem Untergang zu retten – sie müssen in die Festung von Lord Verminaard dringen, des Herrn der Dracvhen. Um den Weg bestreiten zu können, wollen Sie in der Stadt Solace Proviant fassen. Doch Solace wurde von den Drachen überfallen und in Brand gesetzt; die Bewohner wurden versklavt und zur Arbeit in den Minen gezwungen. Als die sechs in die Stadt kommen, werden sie von den Drachen gefangen genommen. Ein grausiges Schicksal droht ihnen. (Quelle: Klappentext)
Fazit: In Teil zwei ihrer Reihe macht das Autorenduo wenig anders und vieles richtig. Schon von Beginn an lebt die „Drachenlanze“-Reihe nicht nur von der actionlastigen Handlung, sondern auch und besonders von ihren Charakteren. Die Risse zwischen einzelnen Personen in der Gruppe werden tiefer. Als später der Mensch Eben und der Elf Gilthanas zur Gruppe stoßen, wird die Stimmung noch schlechter, weil die einen den Menschen, die anderen den Elfen für einen Verräter halten.
Dabei wird – wie schon in Teil 1 – immer wieder nur in kurzen Andeutungen auf die Vergangenheit einzelner Protagonisten – inbesondere die des Halb-Elfs Tanis, des Magiers Raistlin sowie dessen Bruder Caramon – eingegangen. Wohl selten hat ein Autoren-Duo so dermaßen unsubtil auf „Prequels“ hingeschrieben. :-)
Bei den Nebencharakteren fallen insbesondere die liebenswerten und teilweise seltsamen und/oder verrückten Personen auf, die sich Weis und Hicks da haben einfallen lassen, seien es die Gossenzwerge Bupu aus Teil 1 sowie Sestun aus Teil 2 oder auch der, sagen wir, verhaltensoriginelle betagte Magier Fizban, der Bäume beschuldigt, sich ihm in den Weg gestellt zu haben und der in jeder passenden, vor allem aber in jeder unpassenden Situation den Drang zu verspüren scheint, eine Feuerkugel zu erzeugen.
Hatten im ersten Teil noch nahezu sämtliche Fantasy-Geschöpfe der gesamten Literaturgeschichte einen zumindest kurzen Auftritt, beschränkt sich das Autoren-Duo segenswerterweise in Teil 2 im Wesentlichen auf die Gruppe selbst und natürlich auf die namensgebenden Drachen. „Drachenjäger“ ist im Übrigen das einzige mir bislang untergekommen Fantasy-Buch, das einen Drachen mit Trauma enthält …
Und eine Schnecke. Also, keine von diesen kleinen aus dem Garten, sondern die große, böse, fiese, gefährliche Endgegner-Variante. Das wäre jetzt nicht unbedingt meine Wahl gewesen, wirkt das possierliche Tierchen doch irgendwie weniger gefährlich, sondern viel mehr seltsam. In einer Szene setzt dieses Tier übrigens zum Sprung (sic!) an! Ich war in Bio nie gut, aber: Springende Schnecken?
Von solchen Einzelheiten abgesehen ist aber auch der zweite Teil ein absolut rundes Leseerlebnis. Er bietet spannende Charaktere und eine ebensolche Handlung, Action, ein bisschen Romantik, und, ja, auch ein bisschen Purity-Ring-Kitsch. Insbesondere zum Ende hin. Aber da muss man durch!
Wertung:
Handlung: 9 von 10 Punkten
Charaktere: 9 von 10 Punkten
Stil: 8 von 10 Punkten
Atmosphäre: 9 von 10 Punkten
Gesamtwertung: 8,75 von 10 Punkten
Demnächst in diesem Blog: Ich wollte eigentlich schon länger „Der lange Weg zu einem kleinen, zornigen Planeten“ rezensiert haben, dazu müsste ich es allerdings erst mal zu Ende lesen. Das dürfte aber in Kürze der Fall sein …