
Guten Morgen, liebe Leserinnen und Leser,
seht, ich verkündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird, denn die Freitagsfragen im Brüllmausblog gehen in ihre nächste Runde und in die erste im Jahr 2020. Ich gebe zu, sie schmerzlich vermisst zu haben, die Freitagsfragen. Auch wenn sie mich heute teilweise vor Schwierigkeiten stellen. Legen wir los:
1.) Hast Du Dir für dieses Jahr Vorsätze gemacht? Wie lauten sie?
Nein, das habe ich nicht. Ich fänd es dagegen schön, wenn sich das Jahr mal Vorsätze gemacht hätte, in erster Linie vielleicht den, mich ausnahmsweise mal weitgehend unbehelligt zu lassen, mich nahezu zu vergessen. Ja, das wäre toll. Ich glaube nicht daran, aber es wäre toll.
Vorsätze, so sage ich immer, sind etwas für Leute, die im Laufe des Jahres versäumt haben, etwas umzusetzen, was sie für änderungswürdig halten, von dem sie aber wissen, dass sie es sowieso nicht gebacken kriegen, weswegen sie sich das Jahresende für ihr Vorhaben aussuchen, um zu den etwa 50 % zu gehören, die dann mit der Umsetzung ihrer Vorsätze innerhalb der ersten zwei Monate des Jahres scheitern.
2.) Du hast die Wahl zwischen einem schnellen, ungesunden und einem gesunden aber tristen Essen. Welches wählst Du?
Nun, machen wir uns mal den Spaß und googeln „gesunde Lebensmittel“, um anschließend die Liste der im „Focus“ – einem Medium, das abseits unserer aktuellen Recherche gerne im Orkus des Vergessens verschwinden möge – aufgeführten Lebensmittel aufzurufen, dann sehen wir, dass dort bereits unter dem Buchstaben A kulinarische Köstlichkeiten wie Algen, Amaranth, Artischocken und Austern aufgeführt werden. Und nachdem ich mich über H wie Hafer oder Hüttenkäse nach K wie Kefir oder Kürbis vorgearbeitet habe, wende ich mich schaudernd ab und entscheide mich für anständiges, reelles, kalorienhaltiges und ungesundes Essen.
Jetzt mal ehrlich: Hüttenkäse!
3.) Woran denkst Du zuerst, wenn Du das Wort „auffällig“ hörst?
Um ehrlich zu sein, denke ich da spontan nichts. Außer vielleicht, dass man das „auffällig“ in „verhaltensauffällig“ mittlerweile in „originell“ geändert hat.
4.) Die Wahl der Qual: Du musst sterben, doch wirst wiedergeboren. Leider warst Du nicht so wohlverhalten wie Du hättest sein können und wirst vor eine schwierige Wahl gestellt: Wann sollst Du wiedergeboren werden: In der schwierigen Zeit während der Inquisition oder der ungewissen und eher dystopischen Zukunft?
Wir befinden uns in der Hölle, dem Stammsitz der Fate LLP unter Leitung des Geschäftsführers S. Atan, der zusammen mit seinem Stellvertreter, Prokuristen und Faktotum Lübke etwas zu feiern hat.
„Wir haben ihn, Lübke, wir haben ihn! Endlich gehört der Reissswolfblog-Spinner uns! Wie lange habe ich auf diesen Tag gewartet?“
„Ja, Chef, ich kann es auch noch nicht ganz fassen.“
„Wie lange ist er jetzt eigentlich schon hier? Und wurde er schon einem Arbeitsbereich eingeteilt? Ich wäre für die Schwefelminen …“
„Seit gestern, Chef. Ich habe ihn bis jetzt in einer Zelle eingesperrt, bis entschieden wird, was mit ihm werden soll. Es sollen also die Schwefelminen …“
*Es klopft an der Tür*
„Herein!“
*Ein sichtlich nervöser Lakai betritt stammelnd den Raum*
„Die, ähm, die P-P-P-Post für Euch, mein Herr und Meister und diabolischste fürstliche Durchlaucht!“
„Danke, er kann sich entfernen.“
*Der Lakai tritt dankend ab, S. Atan öffnet den Brief und beginnt zu lesen*
„Was? WAS? Wollen die mich verarschen?! Ich … oh, dieser … irgendwann werde ich ihn …“
„Chef, was ist denn los? Ich hätte nie gedacht, das mal zu sagen, aber: Sie sind ein bisschen blass geworden.“
„Hier steht, Lübke, hier steht …, dass die uns übergeordnete Instanz …“
„Wer?“
„Na, ER!“
„Ach, ER!“
„Genau. Also, dass ER beschlossen hat, dass der Reisswolfblog-Spinner wiedergeboren werden soll. Raus wir ihn herrücken sollen.“
„Was?“
„Ich meinte, wir sollen ihn herausrücken.“
„Und dann?“
„Na, hier steht, er hat zwei Wahlmöglichkeiten … Ganz ehrlich, das verzeihe ich den Himmelsspinnern nie, Lübke, meine Rache wird fürchterlich sein, ich …“
„Was machen wir denn jetzt?“
„Na, zuerst holen Sie mir mal den Reisswolfblog-Spinner!“
*Lübke geht ab und betritt kurz danach mit besagtem Spinner wieder den Raum*
„Ähm, wo bin ich …?“
„In der Hölle! Und Schnauze, Sie haben jetzt Sendepause. Hier rede ich.“
„Und Sie sind?“
„Ich habe gesagt, hier rede ich! Ich bin S. Atan, diabolischste, fürstliche Hoheit und Leiter des ganzen Kappes hier.“
„Sie sind der Teufel?“
„Nun, wenn Sie so wollen.“
„Den Teufel hatte ich mir irgendwie … anders …“
„Schnauze jetzt! Also: Punkt eins: Sie sind tot! Punkt zwei: Das kann man ändern! Denn Punkt drei: In meiner grenzenlosen Güte und Milde habe ich entschieden, dass …“
„Aber Chef, das waren nicht …“
„Schnauze, Lübke! Also, ich habe entschieden, dass sie wiedergeboren werden. Sie haben zwei Möglichkeiten: Entweder in Zeiten der Inquistion oder aber in einer ungewissen und dystopischen Zukunft. Entscheiden Sie! Jetzt!“
„Nun ja, also, das will ja gut überlegt sein. Inquisition sagen Sie? Nun, einerseits bin ich ein Mann und nur etwa ein Viertel aller Opfer der Inquisition waren männlich, insofern … Und darüber hinaus bin ich Protestant und in der Liste der Häresien – wussten Sie eigentlich, dass es bei Wikipedia eine Liste der Häresien gibt? Ich finde das witzig – also, jedenfalls in der Liste der Häresien stehen Protestanten nicht drin. Obwohl, ich habe kürzlich einen Blogbeitrag eines offensichtlich fundamentalen Katholiken gefunden, mit dem Titel „Protestantismus ist die radikalste aller Häresien. Wirklich, sie brauchen nur „Protestantismus Häresie“ googeln, da ist es gleich der erste Treffer. Aber, nun ja, jedenfalls, die Meinung hat dieser Mensch wohl eher exklusiv, denn in der Liste der Häresien stehen Protestanten nicht drin. Ganz im Gegensatz zum Semipeliaganismus oder Jansenismus, was immer beide sein mögen. Lustigerweise stehen auch „Enthusiasten“ drin, wenn Sie also das nächste Mal etwas voller Enthusiasmus tun, denken Sie mal drüber nach. Wo war ich? Ach ja, Inquisiton … nun ja, aus den vorliegenden Gründen müsste ich von der Inquisition relativ unbehelligt bleiben, deshalb … andererseits … ich bin durchaus geschichtlich interessiert und möglicherweise lande ich dann ja in einer Epoche, in der ich mich auskenne und in der ich weiß, was passieren wird. Politisch und so. Mal ganz davon abgesehen, dass ich damit eine bemerkenswerte Karriere à la Nostradamus hinlegen könnte, wäre das vielleicht etwas langweilig, deshalb … wie war die zweite Möglichkeit?“
„Ähm … Dystopie …ungewisse, dystopische Zukunft …“
„Nun, was eine Dystopie ist, liegt ja immer im Auge des Betrachters. Eine Welt, in der alle Menschen glücklich sind und fern jeder Sünde, fände ich persönlich zum Beispiel super, Sie dagegen dürften das als durchaus dystopisch bezeichnen. Oder nehmen wir mal Alice Weidel. Eine weltoffene Gesellschaft aus Menschen unterschiedlichster Herkunft und ohne Ressentiments gegeneinander wäre doch eigentlich super, oder!? Für Frau Weidel muss das eine wahre Dystopie sein. Das merken Sie, wenn Sie sich mal den Twitter-Account von Frau Weidel ansehen. Haben Sie das schon mal getan?“
„…“
„Jedenfalls: Richtig übel! Richtig, richtig übel! Aber wirklich riiichtig übel, was da so steht. Beispielsweise hat sie vor zwei Tagen getwittert, dass die Zahl der Salafisten in Deutschland immer mehr zunehme – insgesamt 12.150 Personen – und der Staat nichts unternehme. Währenddessen hat die Anzahl der Neonazis im letzten Jahr einen neuen Höchststand erreicht und liegt bei über 24.000 Menschen. In Frau Weidels Wahrnehmung sind die aber offensichtlich trotz höherer Anzahl das geringere Problem. Oder hier, zur Organspende: Mal ganz davon ab, dass man zur Widerspruchsregelung kritisch stehen kann, schreibt sie „Sich nicht zu äußern, kann bei sensiblen Themen wie der Organspende nie Zustimmung bedeuten.“ Nun bin ich kein Jurist, aber „Tun, Dulden und Unterlassen sind Rechtshandlungen, die zu Rechtsfolgen führen“ ist schon bei Wikipedia zu lesen und „Tun durch Unterlassen“ habe sogar ich als Nichtjurist mal gelernt. Man kann ja auch nicht sagen „Die Kündigung nicht zu äußern, kann nie die Zustimmung zur Fortführung des Arbeitsverhältnisses bedeuten.“ Doch, kann sie. Und so ist das hier eben auch. Zwar ist Frau Weidel auch keine Juristin, hat aber zumindest VWL und BWL studiert – wie langweilig – und sollte davon vielleicht auch mal gehört haben. Wie auch immer, am besten gefiel mir aber ihr Tweet, in dem sie der Opfer vor Flucht und Vertreibung gedachte, auch erst vier Tage her. „Vor 75 Jahren flohen 2,5 Millionen Deutsche vor der vorrückenden Roten Armee, völlig überhastet nur mit dem Notwendigsten auf Pferdewagen oder mit Schubkarren in den minus 20 Grad kalten Winter.“, schrieb sie. Die russische Botschaft antwortete darauf mit: „Da sollte man sich vielleicht auch daran erinnern, weswegen die Rote Armee vorrücken musste.“ Ich fands witzig! Na, jedenfalls, wie gesagt, Dystopie ist immer Ansichtssache und wenn Sie etwas als Dystopie bezeichnen, dann bin ich guten Mutes, dass mir hingegen das Szenario ganz gut gefallen dürfte, deshalb …“
„Chef, sollten wir nicht sagen, dass das nicht von uns …“
„Schnauze, Lübke! Also, Sie Spinner, wofür entscheiden Sie sich!?“
„Ich nehme die ungewisse, dystopische Zukunft, ich bin mir sicher, dass das spann…“
*Es macht „paff“ und der Reisswolfblog-Spinner verschwindet in einer Rauchwolke*
„Endlich! Ich dachte, der hört nie auf! Ganz ehrlich, Lübke, ich bin froh, dass wir diesen Schwätzer los sind. Diese Ruhe, diese wunderbare Stille.“
„Und jetzt?“
„Jetzt ziehen Sie los und kaufen einen Geschenkkorb.“
„Für wen?“
„Na, für IHN!“
Das war es dann auch schon wieder! Ich wünsche allseits einen schönen Restfreitag und einen guten Start in ein anschließendes, hoffentlich schönes Wochenende.
Gehabt euch wohl!
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