sBuch: „Zero“ (2014)
Autor: Marc Elsberg
Verlag: blanvalet
Ausgabe: Taschenbuch, 495 Seiten
Der Autor: Marc Elsberg ist das Pseudonym eines 1967 in Wien als Marcus Rafelsberger geborenen österreichischen Schriftstellers. Nach dem Abitur, resp. der Matura, studierte er Industriedesign an der Universität für angewandte Kunst in Wien. Anschließend war er als Strategieberater und Kreativdirektor für Werbung in Hamburg und Wien tätig.
Bereits im Jahr 2000 veröffentlichte Elsberg mit „Saubermann“, einem satirischen Roman, sein erstes Buch. Und trotz der folgenden Bücher „Das Prinzip Terz“ (2004), „Menschenteufel“ (2009) und „Wienerherz“ (2011) wurde Elsberg einer wirklich größeren Leserschaft erst durch sein Buch „Blackout“ (2012) bekannt. Dieses Buch beschäftigt sich mit dem (hypothetischen) Zusammenbruch des gesamten bundesweiten Stromnetzes. Ich kann es nur wärmstens empfehlen!
Und kaum hatte ich mir „ZERO“ zu Gemüte geführt, wurde ich durch die gestrige, sehr lesenswerte Rezension vom laberladen darüber aufgeklärt, dass es da mit „Helix“ schon ein weiteres Buch des Herrn Elsberg gibt. Da es den Anschein hat, dass „Helix“ sich qualitativ in ähnlichen Sphären bewegt, werde ich es wohl bald lesen müssen. ;-)
Das Buch: Cynthia Bonsant ist Anfang 40 und Journalistin bei der britischen Zeitung „Daily“. Und sie ist alles andere als technikaffin. Beim Umzug des „Daily“ in neue technisiertere Büroräume flackern plötzlich auf der großen Videoleinwand Bilder auf, in denen zu sehen ist, wie sich Drohnen in den Urlaubssitz des US-Präsidenten einschmuggeln. Gesteuert werden diese Drohnen von „ZERO“, einer Internet-Aktivistengruppe, der die Freiheit der Menschen und ihrer Daten am Herz liegt. Und die in der Öffentlichkeit bislang weitestgehend ignoriert wurde. Eine Art „Anonymous“ für Arme, quasi.
Mit dem sogenannten „Presidents Day“, den ZERO durchgeführt hat, ändert sich alles. Die Zugriffszahlen auf die bisher veröffentlichten Videos steigen sprunghaft an. Und so wird ZERO auch für den „Daily“ interessant. Daher wird Cynthia damit beauftragt, ZEROs Spur aufzunehmen. Ihr zur Seite steht der junge Computerexperte Chander.
Die Spuren der beiden Journalisten führen bald zur Internetplattform „Freemee“. „Freemee“ hat ein geniales Geschäftsmodell, dass sich umreißen lässt mit der Beschreibung: Google, Facebook, Amazon und Co. schöpfen Deine Daten ab, ohne, dass Du weißt, was sie damit tun. Bei Freemee kannst Du Deine Daten bewusst freigeben – und damit sogar Geld verdienen! Und anhand Deiner Daten kann Dir Freemee als Gegenleistung anhand unserer ActApps sogar sinnvolle Tipps für Dein Leben geben! Und Millionen Menschen machen dabei mit!
Mit ihren Recherchen bringt Cynthia jedoch sich, ihren Kollegen Chander und ihre Tochter in Gefahr…
Fazit: „Marc Elsberg, Moment, ist das nicht der Typ, der…“ dachte mein Hirn in der Buchhandlung, bis mein Blick auf den Aufkleber in der unteren, rechten Ecke des Buches fiel und auf dem stand: „Vom Autor des Bestsellers „Black Out“! …“der „Black Out“ geschrieben hat!?“, dachte mein Hirn noch schnell zu Ende.
Nein, ich werde mich nicht wieder über Aufkleber echauffieren. Nur so viel: Lieber Blanvalet-Verlag, ich wäre auch von selbst auf die Idee gekommen, wer denn nun Marc Elsberg ist, auch ohne euren beschissenen unnötigen Aufkleber! Aber offensichtlich rechtfertigt diese klebende Gedächtnisstütze ihre Herstellungskosten durch erhöhte Verkaufszahlen. Also, was solls!?
Nun hab ich mich irgendwie doch wieder über Aufkleber echauffiert. Eine viel bessere Idee wäre es, endlich mal etwas über „ZERO“ zu schreiben:
In meiner Rezension von vorgestern schrieb ich: „Wer mich näher kennt oder meinen Blog seit längerer Zeit aufmerksam verfolgt…“
Und auch diesmal taugt das als Einstieg, denn wer mich näher kennt oder meinen Blog seit längerer Zeit aufmerksam verfolgt, der weiß, dass ich manchen Bereichen der modernen Technik und so ziemlich allen Bereichen des sogenannten social media negativ gegenüberstehe:
Ich sehe keinen tieferen Sinn in der Möchtegern-Aphorismen-Schleuder „Twitter“, die mit nur 160 Zeichen alles abwürgt, was ich möglicherweise zu sagen hätte.
Ich sehe keine tieferen Sinn in Instagram. Es gibt kaum Fotos von mir aus den letzten zwei Jahrzehnten.
Ich sehe auch keinen tieferen Sinn in Facebook, weil ich die letzten 12 Jahre auch überlebt habe, ohne dass mir Freunde, die ich nicht kenne, Fotos ihres Schnitzels aus dem Urlaub im Harz geschickt haben!
Insofern müsste ja ein Buch wie „ZERO“ bei mir auf fruchtbaren Boden fallen. Und – oh, Wunder – das tut es auch.
Allerdings gefällt mir auch nicht alles so wirklich gut in „ZERO“. Da wäre zum Beispiel die Protagonistin: Cynthia ist Anfang 40 , macht aber den Eindruck, als sei sie Anfang 140. Cynthia hat von moderner Technik noch erheblich weniger Ahnung als ich und tut das in regelmäßigen Abständen kund. Das wäre ja noch in Ordnung, im Laufe der Handlung mutiert sie allerdings phasenweise zu einer Art Bond-Girl. Und das nehme ich ihr irgendwie nicht ab.
Abgesehen von der Hauptdarstellerin der Veranstaltung habe ich allerdings tatsächlich wenig zu meckern. Stilistisch gibt es keine Ausfälle nach oben oder unten, sondern man hat hier eine Spannungsroman, der, ja, schlicht und einfach gut zu lesen ist – obwohl ich diese Phrase hasse, weil es meistens eine ist.
Das große Plus des Buches ist glücklicherweise die Handlung. Über die kann man aber schwer schreiben, ohne zu spoilern. Deshalb kurz: Elsberg kommt größtenteils ohne große, dramatische Actionszenen aus. Aber wer die nicht braucht, wer sich ansatzweise für social media und alles, was damit zusammenhängt – auch die Probleme – interessiert, für den ist „ZERO“ ganz bestimmt etwas!
Wertung:
Handlung: 10 von 10 Punkten
Stil: 8,5 von 10 Punkten
Chraktere: 7,5 von 10 Punkten
Atmosphäre: 9,5 von 10 Punkten
Gesamtwertung: 8,875 von 10 Punkten
Demnächst in diesem Blog: „Der Rabe“. Nein, nicht Edgar Allen Poe.