Herzkramen – elfmalelf

Hallo, liebe Leute,

in regelmäßigen Abständen lassen sich Blogger und Innen kreative Variationen zum „Liebster Award“ einfallen. Im vorliegenden Fall tat das Random Randomsen mit dem „Herzkramen“. Freundlicherweise wurde ich auch gleich dafür nominiert. An dieser Stelle vielen, herzlichen Dank dafür!

Beim „Herzkramen“ geht es darum, zu elf Oberbegriffen elf Assoziationen zu finden. Das kann in Form einzelner Stichworte oder ganzer Sätze erfolgen, je nachdem, was man beim Kramen im Herzen so zu Tage födert. Das muss auch nicht sonderlich strukturiert sein. Und wird es vermutlich auch nicht. Jetzt, da ich diese Zeilen schreibe, habe ich noch nicht die geringste Ahnung, wo mich das hinführt. Aber schauen wir einfach mal:

I • Blog

  • Mein Blog entstand aus einer fixen Idee. Da es sich um eine fixe Idee handelte, musste diese sofort in die Tat umgesetzt werden, ohne jegliche Kenntnisse der Materie. Da es mir an Kenntnissen mangelte, habe ich mich in der Folge für das simpelste und am einfachsten zu beherrschende Layout entschieden, das bei WordPress zu finden war. Ich feiere diese Entscheidung noch heute!
  • Zu meiner ersten veröffentlichten Rezension von John Grishams „Home run“ habe ich noch heute ein ganz besonderes Verhältnis. Nicht, weil sie so gut ist, sondern einfach, weil sie die erste ist.
  • Zu zwei, drei anderen in der Anfangszeit erschienenen Rezensionen habe ich ein deutlich schlechteres Verhältnis und würde diese heute niemals wieder so schreiben. Mit der Zeit habe ich nämlich gelernt: Man kann Verrisse auch subtiler schreiben, als ich das anfangs tat. Ich hoffe bis heute, dass mir die eine oder andere Autorin nicht doch noch ein dreiköpfiges sonnenbebrilltes Schlägerkommando im Kühlschrankformat vorbeischickt.
  • Ich kann es überhaupt nicht leiden, wenn meine Beiträge nur im Reader gelesen und dann „geliket“ werden. Auf diese Weise tauchen die Leser nämlich in der Statistik nicht auf und manchmal hat das zur Folge, dass ein Beitrag mehr „Likes“ als Aufrufe hat…
  • Ich habe an sich zu den Statistiken von WordPress ein eher gespaltenes Verhältnis, habe ich sie doch im Verdacht, immer mal wieder nicht so ganz korrekt zu sein. Trotz meiner ureigenen Abneigung gegen Zahlen, bin ich in der Lage, Zahlen zu addieren. Und meine addierten Zahlen weichen immer öfter von denen ab, die WordPress so ermittelt hat.
  • Eine der angenehmsten Erfahrung, die ich in der „Blogosphäre“ – welch fürchterliches Wort – so gemacht habe, ist die der Art des Umgangs von Bloggerinnen und Bloggern untereinander. Wer sich mal länger als fünf Minuten in einer beliebigen Kommentarsektion einer beliebigen Internetseite aufgehalten hat, weiß, wie sehr der Umgangston unter Bloggern davon abweicht, im positiven Sinne.
  • Meine Lieblingsrezension ist wohl nach wie vor die über „Das Kind, das nachts die Sonne fand„. Einfach, weil ich beim Schreiben der selben einen Mordsspaß hatte. Beim Lesen des Buches eher weniger.
  • Die Anzahl meiner Follower wächst zu meinem endlosen Erstaunen weiter beständig. Bei gleichbleibender Entwicklung kann ich mich mit meiner Gefolgschaft bald zu den Thermopylen aufmachen, um sie gegen Xerxes zu verteidigen.
  • Ich denke immer wieder darüber nach, einen zweiten Blog zu starten, der sich inhaltlich nicht nur mit Büchern beschäftigt. Allein, weil auf der Welt zu viel passiert, zu dem ich auch etwas zu sagen hätte, was aber in Buchrezensionen nur schwer untergebracht werden kann.
  • Immer, wenn ich darüber nachdenke, fällt mir ein, wie viel Zeit so ein Blog verschlingt und nehme von diesem Vorhaben wieder Abstand.
  • Außerhalb jeglicher Vorstellungskraft lag für mich auch, welch großen Zeitaufwand das Lesen anderer Blogs darstellt. Auch wenn diese Zeit natürlich gut investiert ist.

II • Sprache

  • „They tried to teach me French, but they failed!“ Der Satz ist leider nicht von mir, aber er trifft meine Fremdsprachenkenntnisse recht gut.
  • Ich war und bin ein eiserner Verfechter der Nutzung des Genitivs. Auch die nebenbei hingesagte Bemerkung meines damaligen Deutschlehrers: „Ach, wissen Sie, der Genitiv ist eigentlich für´n Arsch!“ hat daran nichts geändert.
  • Ich war lange Jahre klugscheißerisch veranlagt, was die deutsche Sprache angeht. Will sagen: Ich habe Menschen meines näheren Umfeldes häufig verbessert, wenn dort Fehler gemacht wurden. Ein eher unangenehmer Wesenszug, wenn man mal darüber nachdenkt. Heute tue ich das nicht mehr. Besagte Menschen meines näheren Umfeldes geben mir aber auch keinen Grund mehr dazu. Dann hat es also doch etwas gebracht! ;-)
  • So richtig ablegen konnte ich diese erwähnte Eigenschaft allerdings nie. Wenn man sich, wie bereits oben erwähnt, mal in einer Kommentarsektion einer beliebigen Internetseite aufhält, dann empfinde ich es einfach nur noch als tieftraurig, was viele Menschen dort mit der deutschen Sprache anstellen. An die konsequente Nichtanwendung von Groß- und Kleinschreibung habe ich mich ja schon fast gewöhnt, aber wenn jemand dauerhaft Dativ und Akkusativ nicht auseinanderhalten kann oder Hauptsätze mit „weil“ einleitet (weil, das ist falsch!), dann überkommt mich auch da der Drang, helfend einzugreifen. Alternativ möchte ich mich dann auch einfach nur mit einer Gänsefeder blenden, um mich anschließend mittels eines Füllers von Lamy selbst zu entleiben!
  • Gestern war übrigens „Internationaler Tag der Muttersprache“.
  • Es gibt eine Reihe von deutschen Wörtern, für die es in anderen Sprachen keine Entsprechung gibt, also keine wörtliche Übersetzung. In manchen Fällen wurden diese Worte auch einfach 1:1 in den englischen bzw. amerikanischen Sprachschatz übertragen. Wörter ohne wörtliche Übersetzung sind z. B.: Weltschmerz, Zugzwang, Luftschloss, Torschlusspanik, Fremdschämen, Schadenfreude, Fernweh, Ohrwurm, lebensmüde, Erklärungsnot, Schnapsidee, Fingerspitzengefühl, Kopfkino oder auch Feierabend. Praktischerweise habe ich diese Information gerade der heutigen Tageszeitung entnommen. Für die Jüngeren: „Tageszeitung“, das ist so etwas wie ein analoger News-Feed. ;-)
  • Ich hasse Anglizismen!
  • Ich würde gerne Plattdeutsch beherrschen. Ich verstehe es weitestgehend, spreche aber nur in auswendig gelernten Phrasen. Wahrscheinlich hat meine Oma väterlicherseits eine intensivere Beschäftigung mit dieser Sprache verhindert. Häufig, wenn ich in meiner Kindheit dort zu Besuch war, sprach sie mit ihren Bekannten platt – während ich dabeisaß und kein Wort verstand. Das fand ich doof und das führte irgendwann in eine Protesthaltung dieser Sprache gegenüber. Aus heutiger Sicht schade eigentlich
  • Mit anderen Dialekten – wiewohl Plattdeutsch natürlich kein Dialekt, sondern eine Sprache ist – habe ich in mehreren Fällen so meine Probleme. Da gibt es den einen oder anderen, den ich gar nicht so gut hören kann. Und nein, ich werde jetzt keine Beispiele nennen.
  • Noch heute denke ich darüber nach, ob ich nicht besser doch Latein als zweite Fremdsprache in der Schule hätte nehmen sollen. Langfristig hätte das keinen Unterschied gemacht. Und doch…
  • Wenn ich mich so an meine Deutschlehrerin der Klasse 7 und 8 zurück erinnere, ist es eigentlich ein Wunder, dass ich so ein gutes Verhältnis zu unserer schönen Sprache entwickelt habe. Ich erinnere mich, dass sie mich einmal mit hochrotem Kopf anfuhr: „Das heißt „Wie bitte“!“
  • Ich hätte auf ihre von mir nicht vernommene Frage aber auch nicht mit „Hä?“ antworten sollen…

III • Orte

  • Ich bin in den nun schon fast vier Dekaden meines Lebens (auweia!) noch nicht einmal umgezogen.
  • Wenn man sich in meinem kleinen Dorf mal umschaut, stellt sich bezüglich des nicht erfolgten Umzugs unweigerlich die Frage nach dem „Warum“!
  • Halt, doch, einmal umgezogen bin ich doch. Wenigstens so halb. Damals, zum Studienbeginn. Nach Hannover, Stadtteil Limmer. Wer gerne in einer Umgebung wohnt, in der er es nicht weiter als maximal 100 Meter bis zum nächsten Kiosk und/oder zur nächsten Trinkhalle hat, der ist dort gut aufgehoben.
  • Wenn ich so nachdenke, fällt mir auf, dass ich in meinem Leben doch erstaunlich wenig rumgekommen bin.
  • Stade ist schön! Wer sich mal in der Nähe dieser Perle des Alten Landes aufhält, dem sei ein Besuch der selben ausdrücklich empfohlen!
  • Das genaue Gegenteil dieser Perle ist wahrscheinlich Bochum-Riemke! Ich hatte einmal das seltene Vergnügen durch diesen Bochumer Stadtteil zu fahren. Oder besser: gefahren zu werden. Daher hatte ich auch Gelegenheit, mich mit der Umgebung vertraut zu machen. Das hätte ich lieber gelassen, denn diese Umgebung zog mich stimmungsmäßig tatsächlich runter. Auch die auf dem Bürgersteig laufenden Bochum-Riemker vermittelten den Eindruck, als hätte der VfL gerade 0:15 verloren, den Verein aufgelöst und einen Schuldenberg von 250 Millionen hinterlassen, der jetzt von allen Bochumern zu gleichen Teil zu bezahlen ist. Seid mir nicht böse, liebe Leute aus Bochum-Riemke, aber bei euch war es deprimierend.
  • Ich würde gerne mal nach Irland fahren.
  • Wahlweise auch in einen anderen Teil der englischsprachigen Inseln Europas.
  • Kroatien käme auch in Frage, ich war seit fast 30 Jahren nicht da. In meiner Erinnerung war es ganz schön.
  • Regelmäßig besuchter Urlaubsort in Kroatien war damals Senj. Dort wurde übrigens „Die rote Zora“ gedreht. Die Älteren werden sich erinnern…
  • Wenn es schon um Orte geht, dann darf ein ganz bestimmter nicht unterschlagen werden, nämlich das Weserstadion in der mit gigantischen Abstand schönsten Hansestadt der Welt. Auch da war ich schon lang nicht mehr. Aber letztes Jahr wenigstens in der Nähe.

IV • Pflanzen

  • Ich habe von Pflanzen nicht die geringste Ahnung. Und ich habe selten so untertrieben!
  • Dennoch habe auch ich Lieblingsblumen: Strelitzien!
  • Ich habe davon Abstand genommen, zu Muttertagen Orchideen zu organisieren. Meine Mutter hat zwar durchaus einen grünen Daumen, aber wenn sie eine Pflanzenart mit absoluter Sicherheit in Rekordzeit vom Leben zum Tode befördert, dann sind das Orchideen. Der Grund dafür ist bis heute unklar.
  • Orchideen musste ich infolgedessen also anderweitig verschenken und tat das vor geraumer Zeit an eine ganz zauberhafte Person. Diese Orchidee zeichnete sich durch außerordentliche Langlebigkeit aus. Vielleicht gibt es sie noch heute, ich muss bei Gelegenheit mal nachfragen
  • Kürzlich wollte ich im Blumenfachhandel Christrosen erwerben. Erst am Eingang fiel mir ein, dass ich nicht die geringste Ahnung habe, wie die Dinger aussehen! Also habe ich mir alle Pflanzen vor der Tür im Detail angesehen, schließlich aber mit den Schultern gezuckt und das Geschäft betreten. Auf meine Frage nach den Christrosen hieß es: „Die stehen doch draußen!“ Aha… Wie gesagt: Ich habe von Pflanzen nicht die geringste Ahnung.
  • Meine erste Amtshandlung in der Ausbildung damals war es, den Ficus benjamini in die ewigen Jagdgründe der Zimmerpflanzen zu gießen. Mein damaliger Chef: „Das hat er nicht verdient!“
  • Der Kirschbaum in unserem Garten macht mir Sorgen. Auch ohne Kenntnisse über Pflanzen kann der Laie erkennen, das der Baum von einer schnurgeraden, senkrechten Haltung deutlich abweicht…
  • Mir graut davor, dass besagter Kirschbaum das Schicksal unseres Walnussbaums teilt, der durch den Orkan „Kyrill“ umfiel – glücklichweise in die „richtige“ Richtung.
  • Warum verschenkt man eigentlich üblicherweise immer eine ungerade Anzahl Blumen?
  • Warum verschenkt man überhaupt Schnittblumen, wenn die nach ein paar Tagen sowieso hinüber sind, je nach Blume aber richtig teuer sein können?

V • Tiere

  • Ich bin eher der Hunde- als der Katzentyp.
  • Dennoch war mein letztes Haustier eine Katze. Ich bedauere heute noch, dass sich mein Namensvorschlag „Tigerkatzitatzi“ nicht durchgesetzt hat.
  • Da besagte Katze ganz plötzlich die Nahrungsaufnahme verweigerte, rapide abbaute und innerhalb von 48 Stunden tot war, verdächtige ich heute noch den Nachbarn, Gift gestreut zu haben. Möglicherweise, um Mäuse und größeres Nagegetier von seinem Grundstück zu beseitigen. Beweisen konnte man das nie.
  • Mein erstes Haustier war ein Hund, der mich quasi von Geburt an bis fast zu meinem 18. Geburtstag begleitet hat. Kein Wunder, dass ich eher der Hundetyp bin, oder!?
  • Dennoch weiß ich die beruhigende Wirkung einer schnurrenden Katze zu schätzen.
  • Und dennoch wiederum hätte ich, sollte ich mal wieder ein Haustier haben, lieber eines, das mir das Gefühl vermittelt, es freue sich, wenn ich nach Hause komme, als eines, das mal eben beiläufig ein Auge öffnet und dann weiter pennt.
  • In meiner Kindheit hatten wir einen Nymphensittich. Er hieß „Schmidtchen“ nach „Schmidtchen Schleicher“ – auch da werden sich die Älteren erinnern. Außer, wenn er nervte, dann hieß er „Schmidt“. Irgendwann einmal war der hiesige Pastor zu Besuch, um ein Gespräch zwecks meiner Konfirmation zu führen. Der Pastor hieß Schmidt. Der Pastor wollte nach erfolgtem Gespräch gerade das Haus verlassen, was den Nymphensittich veranlasste, einen Mordsrabbatz zu machen. Woraufhin er von mir mit den laut gerufenen Worten: „Ach, Schmidt, halt die Klappe!“ zur Räson gerufen wurde. Nachdem meine Eltern den Gast hinausbegleitet hatten, blickte ich in ihre hochroten und sichtlich peinlich berührten Gesichter. Ich allerdings war mir keiner Schuld bewusst, war mir der Name des Pastors doch tatsächlich unbekannt…
  • Im Kindergarten nahm ich am „therapeutischen Reiten“ teil – ich habe es gehasst!
  • Das „therapeutische Reiten“ heißt meiner Meinung nach nicht so, weil es therapierend wirkt, sondern weil man danach eine solche braucht!
  • In der Berufsschule hatten wir als Ziel für einen Ausflugstag mal zwei Alternativen zur Auswahl: den Zoo Hannover oder die Börse! Jetzt habe ich einen Ausbildungsberuf ergriffen, der seltsamerweise eher eine Frauendomäne ist. So saßen auch in unserer Berufsschulklasse etwa 20 Mädels und 4 Jungs. Ratet, wie das Abstimmungsergebnis ausfiel…
  • Beim anschließenden Zoobesuch – in der Liste der langweiligsten Stunden meines Lebens auf einem guten mittleren Platz – stürmte ein Klassenkamerad am Gehege mit den Erdmännchen an mir vorbei und rief begeistert „Tiiiimon!“. Mittlerweile habe ich diesen peinlichen Moment fast verdrängt. Hakuna matata!

VI • Musik

  • Ich habe etwa 10 Jahre meines Lebens Klavier gespielt bzw. Unterricht gehabt.
  • Wenn man diese Zeitspanne berücksichtigt, muss man konstatieren, dass ich am Ende dieser Spanne immer noch bemerkenswert schlecht war!
  • Warum mussten wir in der Schule in den Klassen 5 und 6 eigentlich mit Blockflötenunterricht gequält werden? Und müssen das die Kids von heute auch noch?
  • Warum haben wir uns in späteren Jahren im Rahmen des Musikunterrichts eigentlich fast ausschließlich mit klassischer Musik auseinandersetzen müssen. Modest Mussorgsky – „Bilder einer Ausstellung“. Yay!
  • Und was, um alles in der Welt, hatte Schönbergs „Zwölftonmusik“ auf dem Lehrplan zu suchen? Schönberg habe ich bis heute nicht begriffen!
  • Und warum schleppt man einen ganzen Musik-Grundkurs in eine Wagner-Oper!? Wagner! Wagner, der Untergang eines jeden entspannenden Rezitativs! Wagner, der Vertoner einer jeglichen Textzeile, und sei sie noch so banal: „Mein Tuch!“ Wagner, den Komponisten, der Opern über gefühlte vier Stunden hinzieht! Nein, er und ich, wir werden keine Freunde mehr…
  • Warum habe ich nach allen diesen Erfahrungen eigentlich kein musikalisches Trauma davon getragen?
  • Bin ich der Einzige, der so ziemlich alles, was so an „aktueller“ Musik im handelsüblichen Radio kommt, für völlig verzichtbar hält?
  • Wenn ich meinen Musikgeschmack von heute mit dem von vor, sagen wir, 30 Jahren vergleiche, dann sind die Unterschiede erschreckend groß. Damals habe ich noch „Roxette“ gehört und mit ein paar Kumpels in einer Playback-Band Songs von „Europe“ nachgespielt! (Machen die Kids von heute sowas auch noch?) Peinlich eigentlich… Obwohl, „Europe“ kann man heute noch hören, die klingen heute nämlich, im Gegensatz zu „Roxette“ deutlich anders als noch vor 30 Jahren.
  • Was macht eigentlich Hans Liberg?
  • Und als abschließende Frage dieser ganzen Fragen: Warum kennt hierzulande kaum jemand meine Lieblingsband „Matchbox Twenty“?

VII • Literatur

  • Meine Begeisterung für Literatur begann offentlich schon sehr früh: Ich hatte – die näheren Umstände sind egal – als Kleinkind zur Beschäftigung ein Büchlein in der Hand, in dem sich hauptsächlich Bilder und nur wenige geschriebene Sätze befanden – und die kannte ich ohnehin auswendig. Was ich nicht auswendig kannte, war der Titel des Buches, warum auch immer. Um den in Erfahrung zu bringen – ich konnte es ja selbst noch nicht lesen – griff ich zu einer völlig nachvollziehbaren Maßnahme: Ich fing an zu plärren! Und zwar so sehr, dass die Menschen, in deren Obhut ich mich befand, meine Mutter kontaktierten, die, sichtlich peinlich berührt, das Problem eruierte und löste. Woraufhin ich wieder sehr friedlich war.
  • Ich halte „Nachdenken über Christa T.“ von Christa Wolf für ein nach wie vor unlesbares Buch! Mein LK-Lehrer drückte es uns damals für die Abi-Vorklausur auf. Und fand sich kurz darauf fast mit Fackeln und Forken konfrontiert!
  • Auch Iny Lorentz und Diana Gabaldon sind unlesbar!
  • Ich hatte schon öfter eine Diskussion darüber, deshalb stelle ich bei dieser Gelegenheit nochmals klar: „Die Leiden des jungen Werthers“ ist ein tolles Buch!
  • Mein Lieblingsautor ist und bleibt David Mitchell! Wer so schöne Sätze schreibt, wie z. B.: „Zuweilen flitzt das flauschige Kaninchen Fassungslosigkeit so rasant um die Ecke, dass der Windhund Sprache perplex in der Startbox sitzen bleibt.“, der muss gut sein! :-)
  • Mein wirklich intensiver Einstieg in die Literatur begann wahrscheinlich mit „Die weißen Kundschafter“ von Anna Müller-Tannewitz. Zu diesem Zeitpunkt habe ich Sachen wie „TKKG“ oder „Die drei ???“ gelesen, aber das genannte Buch hat einen bleibenden Eindruck hinterlassen und den Grundstein für vieles andere gelegt!
  • Warum ist der Anteil an blutiger „Mord-und-Totschlag-Literatur“ in den letzten Jahren eigentlich so angestiegen?
  • Wo ist der gute, alte „Whodunit-Krimi“ hin?
  • Ich hasse eBook-Reader!
  • Die Menge an guten Neuerscheinungen im ersten Quartal überfordert mich! Kai Meyer, Sebastian Fitzek, Carlos Ruiz Zafón… Auf Zafón freue ich mich irgendwie am meisten!
  • Hoffentlich kommt mein Buch für das „Buchdate #3“ noch rechtzeitig an! Meine erste und letze Erfahrung mit „reBuy“!

VIII • Bildende Kunst

  • Meine Kenntnisse in der bildenden Kunst unterbieten meine Kenntnisse bezüglich der Pflanzen noch deutlich!
  • Gerade vorhin erst habe ich mich diesbezüglich als Banause bezeichnet!
  • Gerade vorhin erst habe ich anhand eines Werkes von Peter Lenk auch bewiesen ein diesbezüglicher Banause zu sein!
  • Ich habe die „Fettecke“ heute noch nicht begriffen!
  • Irgendwann war ich mal in Hamburg im Museum für Kunst und Gewerbe. Dort hatte jemand einen Einkaufswagen aufgetrennt und die einzelnen Metallteile irgendwie an einer Spanplatte befestigt.
  • Auch das habe ich bis heute nicht begriffen!
  • Wenn ich überhaupt etwas für bildende Kunst übrig habe, dann im Bereich der Malerei
  • Auch da gibt es aber massive Unterschiede! Während Picasso auf mich eher befremdlich wirkt, kann ich mich stundenlang mit Rembrandts Nachtwache oder Bildern von Waterhouse beschäftigen.
  • Mein Lieblingsgemälde ist übrigens „La surprise“ von Claude Marie Dubufe.
  • Ach ja, vor Bildern von M.C. Escher kann ich auch eine Weile verbringen – bekomme dann aber Kopfschmerzen.
  • Ich habe den Kunstunterricht zum frühestmöglichen Zeitpunkt abgewählt! :-)

IX • Technik

  • Ja, ich wusste, dass noch eine Kategorie kommt, in der ich noch weniger Kenntnisse aufweise als in „Pflanzen“ und „Bildende Kunst“.
  • Ich bin wirklich talentfrei, was Technik angeht. Ob es sich da um mechanische, elektrische, elektronische Technik oder Verbrennungsmotoren handelt – ich habe davon keine Ahnung. Aber eine Meinung, ja, die habe ich!
  • So gehört der Buchdruck zu  den, meiner Meinung nach, wichtigsten Errungenschaften der Menschheit. Auch wenn er letztlich zu Büchern von Dieter Bohlen führte.
  • Auch der PC als solcher ist eine gute Idee. Auch wenn Thomas Watson von IBM im Jahre 1943 einen maximalen Bedarf von fünf Computern weltweit gesehen hat…
  • eBook-Reader dagegen sind eine schlechte Idee. Und ja, ich weiß, dass ich das weiter oben bereits sinngemäß erwähnt habe! Es gibt Dinge, die kann man nicht oft genug wiederholen!
  • Hat nicht irgendjemand mal bewiesen, ob das mit Archimedes und seinem Spiegel geklappt hat?
  • Wo ist eigentlich „Betamax“?
  • Oder „Video 2000“?
  • Oder die „Mini-Disc“?
  • Und warum habe ich eigentlich das Gefühl, dass es sich heutzutage bei „Technik“ nur noch um Unterhaltungselektronik handelt? Irgendwie sehe ich keine neue Erfindung von den Ausmaßen eines Herzschrittmachers o. ä.! Mag sein, dass es die gibt, aber die gehen dann irgendwie bei diesem ganzen „Das-neue-iphoneX- ist – 0,3mm-dünner“-Hype unter!
  • Warum campen Menschen vor Läden, wenn ein neues iphone rauskommt!? Es ist ein Telefon, verdammt, keine mobile Raketenabschussbasis! Obwohl, vielleicht kommt das noch…

X • Lebensmittel

  • Hier verfalle ich jetzt mal in eine Art Steno, also: Haferflocken – schlecht!
  • Müsli im Allgemeinen – schlecht!
  • Innereien wie Leber o. ä. – un-fass-bar schlecht!
  • Obst in seiner ganzen Form – wenns muss
  • Gemüse – geht in jeder Form
  • Nudelauflauf – jaha!
  • griechisches Essen jedweder Art – jahaha!
  • Frittenbude – manchmal
  • Mäcces – selten, obwohl in der Nähe
  • Rumpsteak – Es gibt nichts Besseres!
  • Sieht man mir meine Ernährungsgewohnheiten an? Ein bisschen! Die diesbezügliche Entwicklung schiebe ich aber auch gerne mal aufs Alter. :-)

XI • Sinneseindrücke

  • Hier beschränke ich mich auch mal auf Kurzformen, deshalb.: Der Geruch des Strandes in Senj.
  • Die Akkustik im Weserstadion
  • Das vorhin gehörte Intro von Bon Jovis „Runaway“. Das brauche ich als Klingelton!
  • Der Geruch eines schon seit langer Zeit im Regal stehenden Buches
  • Die Haptik des selben Buches
  • Matchbox Twenty in jeder Lebenslage
  • Das Rauschen des Meeres in St. Peter-Ording
  • Filme mit Alexandra Maria Lara
  • Die beginnenden Windböen des angesagten Sturms, die um das Fenster heulen
  • Das dazugehörige Regen, der schon den ganzen Tag nicht aufhören möchte
  • Der Weckton meines Handys, den ich morgen früh wieder hören muss.

So, liebe Leser und Innen, wer das Ganze bis hier hin gelesen hat, dem/der gebührt mein Dank und Respekt!  ;-) Ich jedenfalls werde es angesichts des besagten Klingeltons und der über 3.000 geschriebenen Worte damit bewenden lassen, ich bin dann jetzt doch ein wenig groggy! Vielen Dank nochmal an Random Randomsen!

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„Wohin der Wind uns weht“João Ricardo Pedro – Literarischer Fado

Buch: „Wohin der Wind uns weht“ (2014)

Autor: João Ricardo Pedro

Verlag: Suhrkamp

Ausgabe: Hardcover, 229 Seiten

Der Autor: João Ricardo Pedro ist ein 1973 in der Nähe von Lissabon geborener portugiesischer Autor. Nach seinem Ingenieursstudium war er einige Zeit in der Telekommunikationsbranche tätig und verlor schließlich im Zuge der Wirtschaftskrise seinen Arbeitsplatz.

Pedro machte aus der Not eine Tugend und nutzte die ihm nun zur Verfügung stehende Zeit, um sich einen langgehegten Wunsch zu erfüllen und mit dem Schreiben zu beginnen. Sein erster Roman „Wohin der Wind uns weht“, erschien im portugiesischen Original bereits 2012 und wurde ein Überraschungserfolg, der unter anderem den „Prémio LeYa“ bekam, eine der einflussreichsten Literaturauszeichnungen Portugals.

Das Buch: „Dem Pianisten Duarte fallen die vergilbten Briefe seines Großvaters in die Hände. Und was mit der zaghaften Lektüre der eigenen Familiengeschichte beginnt, verwandelt sich augenblicklich in Duartes drängende Suche nach einer Heimat – für sich, seine Musik und seine Erinnerungen.“ So jedenfalls die Inhaltsangabe auf dem Buchrrücken…

Fazit: „Wohin der Wind uns weht“ fand seinen Weg zu mir über die liebe Steffi, ihrerseits verantwortlich für den Blog „Nur Lesen ist schöner“. Bei ihr fand das Buch keinen Anklang und drohte, ausgemustert zu werden und vor einer ungewissen Zukunft zu stehen. Also habe ich mich ganz selbstlos bereit erklärt, Pedros Erstlingswerk bei mir aufzunehmen. ;-) Zusätzlich zum Buch gab es noch eine Postkarte und ein putziges Leseezeichen dazu. Vielen lieben Dank, Steffi! Und nun, in medias res.

Manchmal bin ich mir nicht so ganz sicher, ob die Menschen, die in den Verlagen für die Ausarbeitung der Inhaltsangaben zuständig sind, die betreffenden Bücher auch wirklich gelesen haben. In diesem Fall erschien mir das eher nicht so. Und unpassende Inhaltsangaben gehören – neben der Eigenschaft der Verlage, die meisten Bücher anzupreisen als handele es sich um den Heiligen Gral der Literaturgeschichte – eher zu den größeren Ärgernissen, denen man sich beim Buchkauf ausgesetzt sieht. Aber sei´s drum.

Fado, so habe ich mal an anderer Stelle sinngemäßg gelesen, Fado sei der in Tonleitern gepresste Weltschmerz Portugals. Wenn man diese Definition auf Bücher überträgt, dann ist „Wohin der Wind uns weht“ eine Art literarischer Fado. Pedro beschreibt die Geschehnisse einer Familie über drei Generationen hinweg. Dabei schadet es übrigens nicht, sich ein wenig mit der Geschichte Portugals der letzten Jahrzehnte auszukennen. Wer das, so wie ich, nicht tut, dem bleibt vielleicht der eine oder andere Zusammenhang verschlossen oder offene Fragen unbeantwortet. Aber immerhin hatte das bei mir den Effekt, dass ich im Anschluss an die Lektüre meine Lücken bezüglich solcher Dinge wie der „Nelkenrevolution“ umgehend geschlossen habe. :-)

Im Mittelpunkt der Geschehnisse steht der junge Duarte, Sohn von Antonio Mendes und Enkel von Doktor Augusto Mendes. Der Leser begleitet den jungen Duarte, seines Zeichens ein begnadeter Pianist, durch verschiedene Stationen und Begebenheiten seines Lebens. Die einzelnen Episoden werden zwar durchaus chronologisch fortlaufend erzählt, eine eigentliche Handlung im herkömmlichen Sinne ist daraus allerdings nur schwer abzuleiten. Auf Seite 172 schreibt der Autor über ein Bild von Bruegel: „Es war ein Bild, dessen größte Schwierigkeit für den Betrachter (…) darin lag, entscheiden zu müssen, wo er hinsah oder wo er bei den vielen abgebildeten scheinbar unzusammenhängenden Situationen zu sehen anfing. Natürlich konnte man auch nur eine Gesamtidee bei der Betrachtung suchen, den sogenannten plastischen Effekt. Doch dann hätte man sicherlich ein Werk ohne jede Bedeutung oder, noch bedauerlicher, ein Werk ohne jeglichen erzählbaren Inhalt vor sich gehabt.“ Ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, dass der Autor an dieser Stelle nicht nur besagtes Bild, sondern auch seinen ganzen Roman beschrieben hat, und das übrigens besser, als ich das je könnte.

An der Seite Duartes erfährt der Leser Details über seine, Duartes, Familie und deren Schicksale. Und dabei geht es nur selten wirklich fröhlich zu. Und wenn doch, dann nur, um anschließend noch größeres Unglück folgen zu lassen. „Wohin der Wind uns weht“ ist dabei in einem stilistisch herausragenden und dennoch durchgehend melancholischen Ton gehalten. Nur selten blitzt so etwas wie Humor durch, etwa wenn sich Augusto Mendes und sein Freund Policarpo während einer Autofahrt unterhalten: „Soll das Europa sein, Augusto? Das zivilisierte Europa Newtons, Laviosiers und Descartes?“ Woraufhin Duartes Großvater antwortete: „Den Straßen nach zu urteilen ist es höchstens das von Kaiser Augustus.“ (S. 44). Oder etwa, wenn beschrieben wird, welcher Art die Gäste eines Hotels sind: „(…) hinkende Fußballspieler, Prostituierte ohne Kunden, feige Stierkämpfer, taube Musiker, bankrotte Bankiers, farbenblinde Maler, Schriftsteller.“ (S.51) Das lasse ich jetzt einfach mal so stehen… ;-)

Abseits dieser wenigen Stellen ist Pedros Erstlingswerk allerdings, wie beschrieben, durchgehend schwermütig. Das gilt, neben der Handlung, auch für die Figuren des Romans. Duartes Mutter ist überzeugte Kommunistin und sieht Ende der 80er ihre Ideale in Gefahr. Sein Vater war Soldat im Portugiesischen Kolonialkrieg und brachte aus Angola in erster Linie ein ausgewachsenes Trauma mit nach Hause, das nie wirklich aufgearbeitet wurde. Und auch Duarte selbst ist kein wirklich fröhlicher Zeitgenosse. So hat er zwar ein einmaliges Talent zum Klavier spielen, schränkt sich aber in der Wahl der von ihm gespielten Komponisten immer weiter ein und hört irgendwann ganz mit dem Klavier spielen auf. Warum, bleibt auch am Ende des Buches weitgehend unbeantwortet.

Die Tragik in der Handlung und den Figuren verhinderten aber nicht, dass „Wohin der Wind uns weht“ einen wirklichen Lesegenuss für mich darstellte. Nach kurzer Zeit hatte ich mich darauf eingestellt, dass es sich bei Pedros Erstling nicht um ein Wohlfühlbuch handelt und konnte mich vollständig auf das einlassen, was mir der Autor erzählen wollte. Dazu trägt sicherlich auch der beeindruckende Stil des Autor bei. Auch wenn Textstellen, an denen er detailliert dutzendfach die erworbenen Produkte nach einem Einkauf aufzählt, sicherlich irgendwie befremdlich wirken. Ich bin mir sicher, dass der Autor mir damit etwas sagen will, ich weiß nur noch nicht, was. ;-)

Kurz: „Wohin der Wind uns weht“ ist sicherlich nicht für jeden Leser geeignet. Wer sich von schwermütigen Handlungen, die Gewalt, Krankheiten und sehr häufig den Tod thematisieren, eher runterziehen lässt, sollte Pedro vielleicht meiden. Wer aber keinen konkreten Spannungsbogen und Handlungsverlauf an sich braucht, und bereit ist, sich auf Stil und Inhalt einzulassen, dem dürfte das Buch gefallen.

Wertung:

Handlung: 8 von 10 Punkten

Charaktere: 8,5 von 10 Punkten

Stil: 10 von 10 Punkten

Anspruch: 8,5 von 10 Punkten

Gesamtwertung: 8,75 von 10 Punkten

Demnächst in diesem Blog: Demnächst gibt es hier die Rezension zu „Die Glücklichen“ von Kristine Bilkau, wahrscheinlich noch vor dem Buchdate. Sonst halt eben erst die Rezension zum Buchdate #3, am 01.03.2017. Darüber hinaus habe ich vom geschätzten Random Randomsen unlängst ein Stöckchen zugeworfen bekommen, mit dem ich mich zeitnah auseinandersetzen werde. Also: Schaun mer mal!

„Tiefe Narbe“ von Arno Strobel – Rasanter Auftakt

Buch: „Tiefe Narbe“ (2017)

Autor: Arno Strobel

Verlag: Fischer

Ausgabe: Taschenbuch, 364 Seiten

Der Autor: Arno Strobel ist ein 1962 in Saarlouis geborener deutscher Schriftsteller. Strobel studierte Versorgungstechnik und Informationstechnologie und war einige Jahre als IT-Unternehmensberater tätig. Anschließend arbeitete er in Luxemburg im Bereich Internet und Intranet bei einer großen deutschen Bank.

Strobel begann als eine Art Spätberufener erst mit fast 40 Jahren mit dem Schreiben, er schrieb Kurzgeschichten für Internetforen. Diese fanden immer häufiger den Weg in Zeitungen, Zeitschriften und Anthologien,  so reifte der Entschluss, einen ersten Roman zu schreiben.

Nachdem er von den zwanzig größten Verlagen Deutschlands ausschließlich Absagen bekam, gründete Strobel mit zwei Freunden trotzig einen Verlag und verlegte seinen Erstlingsroman „Magus – Dir Bruderschaft“ in einer Auflage von 1.000 Stück selbst. Durch glückliche Fügung gelangte er damit schließlich doch in das Visier der Verlage und entschied sich im Jahr 2014, hauptberuflich als Autor tätig zu sein.

Strobel veröffentlichte bisher 12 Bücher, dazu zwei Jugendbücher und eine Reihe Kurzgeschichten.

Der Autor lebt mit seiner Frau und drei Kindern in der Nähe von Trier.

Das Buch: Auf dem Düsseldorfer Polizeipräsidium taucht ein über und über mit Blut verschmutzter Mann auf. Er kann sich nicht erinnern, was ihm seit dem Vorabend passiert ist. Schnell ist einerseits geklärt, dass es sich bei ihm um den Journalisten Harry Passeck handelt und andererseits, dass es sich bei dem Blut nicht um sein eigenes handelt, sondern um das der seit zwei Jahren verschwundenen Schauspielerin Dagmar Martiny.

Hat Passeck die junge Frau ermordet? Und wenn ja, wo hat Dagmar Martiny die letzten zwei Jahre gesteckt?

Max Bischoff, ein junger Kriminalbeamter, der noch recht neu bei der Mordkommission ist, und sein erfahrener Kollege Horst Böhmer beginnen mit den Ermittlungen.

Als kurz darauf eine zweite Frauenleiche am Rheinufer gefunden wird, ist für die Ermittler klar, dass dieser Fall wesentlich schwieriger zu lösen sein wird, als anfangs gedacht.

Fazit: Vor ein paar Jahren las ich Strobels Buch „Das Skript“ – und muss gestehen, dass ich es wirklich grenzwertig widerlich fand. Gerne hätte ich dem Autor damals die Frage gestellt, mit der sich Sebastian Fitzek nach eigener Aussage so häufig konfrontiert sieht, nämlich: „Wie muss man drauf sein, um so etwas zu schreiben?“

Aber nach Abstand von einigen Jahren dachte ich, ich könnte doch mal wieder zugreifen. Und ich muss zugeben, dass ich über weite Strecken positiv überrascht war. Wenn man mal von einer Ausnahme absieht, zu der ich später komme.

Strobel erzählt die Geschehnisse, indem er abwechselnd die Ermittlungen beschreibt und dazwischen in kursiv geschriebenen Kapiteln die Gedankenwelt des Täters wiedergibt. Diese Vorgehensweise transportiert die Spannung sehr gut, auch wenn die kursiven Kapitel schon nach kurzer Zeit für deutliches Unwohlsein meinerseits sorgten… Ebenso wie die Erzählweise überzeugt der Stil des Buches. In diesem Zusammenhang sind die, meiner Meinung nach, wirklich sehr gut gelungenen Dialoge besonders hervorzuheben.

Auch an das Ermittlerduo Bischoff und Böhmer hatte ich mich sehr schnell gewöhnt. Die Konstellation aus Neuling und Veteran wird von Strobel gut umgesetzt. Der junge Max Bischoff musste sich im Zuge seiner Ausbildung mit einer Reihe moderner Ermittlungsmethoden befassen, über die sich Böhmer regelmäßig abfällig und belustigt äußert. Er, Böhmer, verlässt sich da eher auf Dinge wie Instinkt und Spürnase. Die diesbezüglichen verbalen Scharmützel verwendet Strobel glücklicherweise just ab dem Moment seltener, als sie begannen, mir ein wenig auf den Geist zu gehen. Lediglich über die Hintergrundgeschichte der beiden Kriminalbeamten hätte ich gerne noch ein wenig mehr erfahren, auch wenn es hier bei Max Bischoff durchaus schon erste Einblicke gibt. Da der Autor aus den Erlebnissen von Bischoff allerdings eine Trilogie macht, erfährt der Leser in den folgenden Büchern hier sicher mehr.

Auch hinsichtlich der Handlung habe ich wenig auszusetzen. „Tiefe Narbe“ ist hochspannend und temporeich, lediglich das Ende kommt für mich ein wenig zu abrupt. Zwar springt Bischoff jetzt nicht plötzlich drei Seiten vor Schluss mit einem „Heureka“ aus der Badewanne, um anschließend nackt auf die Staße zu rennen und den bösen kursiv denkenden Menschen zur Strecke zu bringen, dennoch hätte sich der Autor hier vielleicht ein wenig mehr Zeit nehmen können. Das ist allerdings Leiden auf recht hohem Niveau.

Das einzige Manko des Buches ist rein persönlicher Natur. So wie „Das Skript“ fand ich eben auch „Tiefe Narbe“ grenzwertig widerlich! Das ist aber sicherlich Geschmackssache. Ich würde mir halt mal wieder ein Buch im Thriller-Genre wünschen, in dem die Mordopfer nicht auf möglichst blutige und ekelhafte Weise vom Leben zum Tode befördert werden. Da muss es doch Alternativen geben. Warum wird ein Mordopfer nicht mal mit einem Mähdrescher… – blödes Beispiel. Na dann eben, was ist denn aus dem guten, alten Giftmord à la Agatha Christie geworden? So etwas scheint heute nicht mehr spektakulär genung zu sein, stattdessen muss es blutig und eklig zugehen. Aber wie gesagt, das ist Geschmackssache.

Wer damit, im Gegensatz zu mir, eher kein Problem hat, und wer vielleicht ohnehin schon Bücher von Strobel mit Freude gelesen hat, der kann auch mit „Tiefe Narbe“ nichts verkehrt machen!

Wertung:

Handlung: 8,5 von 10 Punkten

Charaktere: 8,5 von 10 Punkten

Stil: 9 von 10 Punkten

Spannung: 8,5 von 10 Punkten

Gesamtwertung: 8,625 von 10 Punkten

Demnächst in diesem Blog: „Der Berg“ von Dan Simmons. Momentan bin ich bei Seite 166 dieses 766 Seiten starken Wälzers angelangt. Man könnte also sagen, ich habe es gerade erst ins erste Basislager am Fuße des Berges geschafft. Das könnte also noch ein Weilchen dauern. ;-)

„Die Suche“ von Nick Louth – Englische Genügsamkeit?

Buch: „Die Suche“ (2015)

Autor: Nick Louth

Verlag: Fischer

Ausgabe: Taschenbuch, 408 Seiten

Der Autor: Nick Louth ist Wirtschaftsjournalist und ehemaliger Auslandskorrespondent der Nachrichtenagentur Reuters. Während seiner Zeit bei Reuters lebte er unter anderem in Amsterdam. Dort wurde er bei einem Mediziner-Kongress auf das Thema Malaria und das mangelnde Interesse der Pharmaindustrie aufmerksam.

Nick Louth ist verheiratet und lebt in Lincolnshire, England.

(Quelle: Klappentext)

Das Buch: Seit einigen Monaten ist der Künstler Max Carver mit der Wissenschaftlerin Erica Stroud-Jones liiert. Er reist nach Amsterdam, weil Erica dort auf einem großen Kongress eine Rede halten will, bei der sie eine bedeutende Entdeckung bekannt geben möchte. Man munkelt, sie habe einen Impfstoff gegen Malaria entwickelt.

Erica und Max verbringen einige Zeit in der Stadt, bevor sie in ein Hotel einchecken. Dort wird Max morgens wach und kann seine Freundin nirgendwo finden. Er wendet sich an die Polizei, bekommt dort allerdings wenig Hilfe, und macht sich daher schließlich daran, seine Freundin auf eigene Faust wieder zu finden.

Gleichzeitig macht die angehende Medizinerin Saskia Sivali eine erschreckende Entdeckung: In ihrer Klinik wird ein Patient eingeliefert, der an einer bislang unbekannten Form der Malaria erkrankt ist. Schlimmer noch, der Erreger greift um sich, in ganz Amsterdam erkranken Menschen, Europa steht vor einer Epidemie!

Fazit: Aufgrund meines weiterhin anhaltenden TV-bedingten Super Bowl-Jetlags und der damit einhergehenden mangelnden Hirnleistung habe ich vergessen, welche einleitenden Worte ich eigentlich schreiben wollte und muss mir nun etwas anderes…Supermarkt! Ja, genau, Supermarkt, das war es, was ich schreiben wollte. Also:

Im Bereich des Bücherkaufs gibt es nur wenige ungeschriebene Gesetze, an die man sich tunlichst halten sollte. Neben der strikten Vermeidung bestimmter Autorinnen und Autoren – die naturgemäß bei jedem unterschiedlich sind – gilt dennoch für alle Buchliebhaber vor allem eine Regel: Man kauft keine Bücher im Supermarkt!

Einmal, wegen des begrenzten Angebots. Da findet man auf der rechten Seite die derzeitigen Spiegel-Bestseller, links daneben ein recht karges Krimi-Angebot, wiederum links daneben eine unfassbare Unmenge an blutiger Mord-und-Totschlag-Literatur, und ganz links außen erschreckend viel aus der Abteilung „Fifty Shades of Würg“. Das Angebot ist also begrenzt, die Wahrscheinlichkeit, zu einem guten Buch zu greifen, daher ebenso.

Darüber hinaus fehlt im Supermarkt – im Gegensatz zur Buchhandlung – ein entscheidendes Regulativ, nämlich die Buchhändlerin bzw. der Buchhändler des Vertrauens. Hätte ich dieses Buch in der Buchhandlung kaufen wollen, wäre die Buchhändlerin meines Vertrauens mit einem langgezogenen „“Neeeeeein!“ auf den Lippen quer durch den Raum fliegend auf mich zugestürzt, um mir das Buch zu entreißen und damit weitere Unbill literarischer Art von mir abzuwenden. Habe ich aber nicht, ich stand ja im Supermarkt. Hätte ich mich also an die o. g. Regel gehalten, wäre mir einiges erspart geblieben. Werden wir also mal konkret:

„Die Suche“ hat durchaus seine positiven Seiten, nämlich in erster Linie die letzten 50. Auf dem Weg dahin gibt es aber so einige Dinge, über die man sich als Leser ärgern kann. Seien es die Charaktere. Der Leser bekommt nur recht wenige Seiten Zeit, Erica Stroud-Jones kennenzulernen. Und dennoch reichten die bei mir aus, um die Gute extrem zu verabscheuen. Auch und vor allem deshalb, weil sie Max bei jeder Gelegenheit zu verstehen gibt, dass der Job für sie an erster Stelle kommt und dann erst Max. Wie nett! Und welch interessante Prioritätenliste. Die wenigsten Menschen bedauern auf dem Sterbebett, dass sie zu wenig gearbeitet haben, sagt man. Ich bin sicher, dass Erica das auch noch irgendwann einsieht.

Ihr Freund Max kommt allerdings auch nicht besser rüber. Abgesehen davon, dass der arme Trottel seine Freundin – jene Freundin, die ihm klar gemacht hat, dass er erst nach ihrem Job kommt – nach gerade mal drei Monaten Beziehung mit einem Verlobungsring beglücken möchte, störte mich der gesamte Hintergrund dieser Figur irgendwie. Max war bei der Küstenwache und wurde wegen eines fehlgeschlagenen Einsatzes suspendiert. Das hat man einerseits ähnlich schon häufig gelesen, andererseits bietet es die Möglichkeit, ihn als einen der vielen unkaputtbaren Helden erscheinen zu lassen, die sich in Actionthrillern so häufig finden. Und genau so lässt der Autor Max auch erscheinen.

Auch mit dem Stil des Buches habe ich so meine Probleme. Wobei ich eingestehen muss, dass ich gar nicht so genau begründen kann, woran das liegt, auch wenn das vollkommen unprofessionell erscheinen mag. :-) Vielleicht liegt es unter anderem daran, dass der Autor in die actionlastige Handlung plötzlich Sätze einbaut wie: „Wie unerbittlich der Tod doch die Blume der Liebe zwischen seine schweren Seiten presste.“ (Seite 275) Also bitte!

Die Handlung kann man mögen, muss man aber nicht. Louth erzählt sie, indem er abwechselnd die aktuellen Ereignisse einerseits und Begebenheiten aus Ericas Vergangenheit im Kongo, die aus Tagebuchnotizen abgeleitet sind, andererseits erzählt. Diese Erzählweise ist nicht neu, aber sinnvoll, fügt sich das Gesamtbild der Handlung für den Leser auf diese Weise doch erst Stück für Stück zusammen. Abseits dieser äußeren Form habe ich mit der Handlung jedoch auch so meine Probleme, die allerdings, das muss ich zugeben, aus meiner falschen Erwartungshaltung entspringen. Wenn man bei „Die Suche“ einen Actionthriller mit fehlendem Tiefgang und einem stereotypen Ex-Cop als Hauptfigur erwartet, dann wird man mit dem Buch sicherlich zufrieden sein.

Ich hatte allerdings eine andere Erwartung an das Buch. Und an mehreren Stellen deutet „Die Suche“ an, dass das Buch so viel mehr sein könnte. Wenn der Boss eines Pharma-Konzerns etwa sinngemäß sagt: „Mich interessieren keine Medikamente gegen Krankheiten, an denen jährlich 10 Millionen Arme sterben. Gib mir ein Medikamt gegen eine Krankheit an der jährlich 10.000 Reiche sterben“, dann wäre das ein guter Aufhänger gewesen, sich mit all dem zu beschäftigen, was im Pharma-Bereich schief läuft. Wenn ein afrikanischer Rebellenführer über seine Zeit in Europa sagt: „Es gab viele Fernsehsendungen über Afrika, doch keine über Afrikaner. Es ging immer nur um Vögel und Affen, Löwen und Leoparden und Gnus. Die einzigen Menschen, die im Bild auftauchten, waren ein paar Umweltschützer. Und die waren weiß.“ (Seite 319), dann hätte auch das Potential für eine kritische Betrachtung gehabt. Stattdessen hat sich der Autor leider entschlossen, einen recht beliebigen Thriller aus „Die Suche“ zu machen. Wenigstens schafft er es auf den letzten 50 Seiten, alle bis dahin vorhandenen losen Enden zu einem zufriedenstellenden, weil in sich logischen, Ganzen zu verknüpfen.

Das Buch wird auf der Rückseite angepriesen als „die Thriller-Sensation aus England“. Wenn „Die Suche“ dort eine „Sensation“ war, deutet das für mich daraufhin, dass die englische Leserschaft relativ genügsam ist, was Thriller angeht. Vielleicht ist Genügsamkeit aber auch an sich ein markanter Wesenszug der Engländer, schließlich war man dort auch vor geraumer Zeit so genügsam, dass man sogar beschlossen hat, ohne Mitgliedschaft in der Euopäischen Union auszukommen. Aber das ist wieder ein anderes Thema…

Wertung:

Handlung: 6,5 von 10 Punkten

Charaktere: 5 von 10 Punkten

Stil: 6,5 von 10 Punkten

Spannung: 5 von 10 Punkten

Gesamtwertung: 5,75 von 10 Punkten

Demnächst in diesem Blog: „Tiefe Narbe“ von Arno Strobel.