Guten Morgen, liebe Leserinnen und Leser,
angesichts der Tatsache, dass dieser Monat, wenn schon sonst nicht über viel, so aber immerhin über fünf Sonntage verfügt, hat Christiane zu den Extraetüden aufgerufen. Ein Ruf dem ich gerne folge, um aus den Wortspenden von Corly und Elke H. Speidel einen Text von maximal 500 Wörtern zusammenzuklöppeln. Und da man sich aus den beiden insgesamt sechs Wörter umfassenden Wortspenden lediglich fünf aussuchen kann, gibt mir das die Möglichkeit, die ungeliebten Forsythien mit Nichtbeachtung zu strafen. Legen wir los.
„Na, was machst Du?“
„Ich schreibe eine Extraetüde!“
„Aha – aber … sag mal, wolltest Du nicht erst mal größtenteils wieder Rezensionen …?“
„Wollte ich auch. Aber ich bin sauer!“
„Auf wen?“
„Ach, auf vieles. Auf Amazon. Auf die Dummheit der Menschen.“
„Moooment, Letzteres kannst Du aber so pauschal nicht sagen!“
„Doch! Ich wiederhole immer wieder gebetmühlenartig, dass wir in einem Land leben, das zu einem signifikanten Anteil von Idioten bevölkert wird. Und um das zu begreifen, muss man noch nicht mal Wahlergebnisse oder das Einkaufsverhalten von Hysterikern hinsichtlich Klopapier bemühen, da gibt es eine Fülle weiterer Beispiele.“
„Nämlich?“
„Na, beispielsweise hat es hier in der Gegend kürzlich gebrannt.“
„Jo, tragisch, aber kommt vor.“
„Ja, sicher.“
„Aber?“
„Na, die Feuerwehrleute die vor Ort waren, mussten eine Wasserleitung über mehr als 200 Meter einen Berg hinauf legen. Weil es deshalb Probleme mit dem Wasserdruck kam, wurden die Stadtwerke angewiesen, den Druck zu erhöhen, in der Folge kam es dann an einer Kreuzung zu einem Wasserrohrbruch.“
„Nun ja, das …“
„Ich bin noch nicht fertig! Nach Ende des Einsatzes – zwei Bewohner des Hauses wurden übrigens in höchster Not aus einem Dachfenster von aufmerksamen Nachbarn gerettet, was darauf hindeutet, dass der Anteil an Nicht-Idioten im Land hoffentlich immer noch größer ist, aber sei es drum – nach Ende des Einsatzes also stellt die Feuerwehr fest, dass es quasi direkt neben dem brennenden Haus einen Hydranten gegeben hätte! Nur leider hat ein „findiger“ Anwohner das Schild, das auf diesen Hydranten hinweist, mit einem eigenen Schild mit der Aufschrift „Privatgrundstück. Parken verboten.“ überhängt, das an eben jenem eigentlich wichtigen Schild mittels Kabelbinder befestigt war …“
„Autsch …“
„Japp. Das muss man sich mal vorstellen. Da asten die Feuerwehrleute, die es bei den jetzigen Gegebenheiten von vorne am Brandherd schön warm haben, dafür aber von hinten fast erfrieren, mitten in der Nacht einen Berg hoch, nur weil irgendein so ein korinthenkackender Paragrafenreiter die Unverletzlichkeit seines eigenen Parkplatzes in Gefahr sieht.“
„Oha …“
„Japp. Den Typen müsste man jetzt eigentlich zur Strafe eine Woche lang jeden Tag von Sonnenauf- bis Sonnenuntergang C-Rohre den Hügel hoch verlegen lassen.“
„Ich gebe zu: Das war wirklich ein Idiot.“
„Japp. Und bei Amazon gibt es solche eben auch.“
„Weil?“
„Weil man bei Amazon kürzlich beschlossen hat, für den April keine gedruckten Bücher mehr einzukaufen.“
„Tja, aber man sollte ja sowieso eher lokal …“
„Ja, aber das kannst Du der breiten Masse ja nicht beibringen, die brauchen wöchentlich sieben Pakete aus dem Onlinehandel, von denen sie sechs wieder zurückschicken, sonst sind sie nicht glücklich. Weil die Menschen eben gerade jetzt noch mehr bei Amazon bestellen, ist der Bucheinkaufsstopp für die Verlage natürlich ein Desaster.“
„Aber das ist doch lächerlich!“
„Japp! Offiziell heißt es, dass alles, was nicht zur Grundversorgung gehört, aus dem Einkauf fliegt – eben auch Bücher -, weil man ab sofort Dinge des täglichen Lebens vorrangig behandeln werde.“
„Und das sind Bücher nicht?“
„Offensichtlich. Aber Wachskordeln! Ich kann kein gedrucktes Buch mehr bekommen, aber ich kann eine Wachskordel ordern. Eine verf…“
„Mäßige Dich!“
„…luchte Wachskordel, wollte ich sagen.“
496 Wörter.
Da ich Amazon nur ausgesprochen selten nutze, einfach, weil mir Konzerne, die einerseits immer wieder wegen ihrer Arbeitsbedingungen in der Kritik standen und stehen, die aber andererseits nur Steuern in einem Umfang zahlen, für den man jeden ortsansässigen Freiberufler am Sonntag nach dem Gottesdienst auf dem Marktplatz öffentlich auspeitschen würde, suspekt sind, ist diese Nachricht mehrere Tage an mir vorbeigegangen.
Der Autor Thomas Montasser hat dazu einen offenen Brief im Börsenblatt geschrieben, den ich sehr lesenswert finde und in dem er mutmaßt, dass Amazons Entscheidung lediglich ein weiterer Schritt hin auf dem Weg ist, rigoros das eBook durchzusetzen.
Vor dem Hintergrund dieser Entscheidung kann man nur mehr denn je vom großen A abraten und eindrücklich nahelegen, beim örtlichen Buchhändler des Vertrauens zu kaufen. Das große A bietet mittlerweile eigentlich nichts mehr, was die überwältigende Mehrheit der Buchhandlungen nicht auch bietet.