„Subs“ von Thor Kunkel – Spätrömische Dekadenz

Buch: „Subs“ (2013)

Autor: Thor Kunkel

Verlag: Heyne

Ausgabe: Taschenbuch, 462 Seiten

Der Autor: Thor Kunkel ist ein 1963 in Frankfurt a. M. geborener deutscher Schriftsteller.

Nach seinem Abitur und einem Studium an einer Kunsthochschule ging Kunkel nach San Francisco, um einen Kurs in „Creative Script Writing“ zu belegen. Nach seiner Rückkehr war er einige Zeit in der Werbe-Branche tätig, auch während mehrjähriger Aufenthalte in London und Amsterdam war er in diesem Bereich tätig.

Seine literarische Karriere begann Kunkel 2000 mit der Veröffentlichung seines Debüt-Romans „Das Schwarzlicht-Terrarium“, ausgezeichnet mit dem Ernst-Willner-Preis.

Besonderes Aufsehen erregte der Autor 2004 mit seinem Roman „Endstufe“, der den Handel mit pornografischen Filmen während der NS-Zeit thematisiert. Mittlerweile veröffentlichte Kunkel neun Romane, sowie mehrere Erzählungen, Kurzgeschichten, Essays und Hörspiele.

Der Autor lebt in der Schweiz.

Das Buch: Claus und Evelyn Müller-Dodt, er Schönheitschirurg, sie Anwältin, leben in finanzieller Sicherheit in einer großen Villa, fernab von Nachbarn und sonstigen Störungen. Das geruhsame Leben der beiden wird empfindlich gestört, als  ihre Putzfrau von heute auf morgen das Weite sucht. Die Wohnräume verkommen immer mehr und auch der Kühlschrank füllt sich nicht von alleine.

Deshalb schaltet Claus eine Zeitungsannonce, in der er augenzwinkernd Sklaven für die Müller-Dodt´sche Villa sucht. Er traut seinen Augen kaum, als auf diese Anzeige hin tatsächlich Bewerbungen eintreffen. Nachdem die Bewerber aus der BDSM-Szene aussortiert sind, bleiben zwei übrig: Lana und Bartos.

Das Ehepaar bittet beide zum Bewerbungsgespräch. In diesem kann Bartos fundiert erläutern, warum er sich eine Zukunft als Sklave durchaus vorstellen kann. „Wer jemals im Prekariat dieser Republik für einen Euro am Tag vor sich hin krampfen musste, wird sich nichts sehnlicher wünschen.“, sagt er. (S. 39)

Claus und Evelyn stellen beide ein, Lana kümmert sich um den Haushalt, Bartos ist für das Grundstück sowie den Papierkram zutändig. Fortan leben in der Einliegerwohnung der Villa also Sklaven. Und nachdem Bartos den Vorschlag für den Bau eines Swimmingpools macht, den Evelyn und Claus begeistert aufgreifen, kommen nach kurzer Zeit noch dutzendfach weitere Sklaven hinzu: Bartos holt sich osteuropäische Wanderarbeiter, die für die nähere Zukunft auf dem Grundstück der Villa wohnen – und die mit ihrem Status als Sklaven durchaus kein Problem haben.

Schließlich meldet sich jedoch Evelyns Gewissen. Ist es wirklich moralisch vertretbar, was sie und ihr Mann da tun? Geht es den Sklaven auf ihrem Grundstück tatsächlich besser als in sogenannten prekären Arbeitsverhältnissen mit dauernder Existenzangst? Claus dagegen ist weiterhin vollkommen begeistert von seinem Status als Sklavenhalter. Außerdem hat er ein Auge auf die junge und schöne Lana geworfen. Die Ehe der Müller-Dodts gerät in eine tiefe Krise.

Fazit: Auf die Frage nach mehr oder weniger Sozialstaat antwortete FDP-Politiker Westerwelle 2010 mit dem legendären Satz: „Wer dem Volk anstrengungslosen Wohlstand verspricht, lädt zu spätrömischer Dekadenz ein.“ Dieser Satz ist eigentlich so weltfremd und an Widerlichkeit nicht zu überbieten, dass es nicht verwundern mag, dass ich seinerzeit mit Wut, Fassungslosigkeit, spontanem Bluthochdruck und Schnappatmung auf diese Äußerung reagiert habe. Gerne hätte ich damals Herrn Westerwelle eingeladen, um ihm mal zu demonstrieren, wie diese „spätrömische Dekadenz“ mit ALG II denn so aussieht. Ebenfalls gerne hätte ich die Gelassenheit von Heiner Geißler gehabt, der daraufhin sagte: „Die spätrömische Dekadenz bestand darin, dass die Reichen nach ihren Fressgelagen sich in Eselsmilch gebadet haben und der Kaiser Caligula einen Esel zum Konsul ernannt hat. Insofern stimmt Westerwelles Vergleich: Vor 100 Tagen ist ein Esel Bundesaußeminister geworden.“ ;-)

Was diese spätrömische Dekadenz wirklich bedeutet, kann der Leser von „Subs“ gut am Beispiel der Müller-Dodts beobachten. Beide sind gut situiert, haben also keinerlei finanzielle Sorgen oder gar Existenzängste. Allerdings leben sie weitgehend aneinander vorbei, langweilen sich zu Tode und versuchen die empfundene Leere im Leben zu füllen indem sie viel Geld für unnützen oder exotischen Tand auszugeben. So hat Claus im Keller des Hauses eine große Sammlung an Schlangen sowie einen Alligator untergebracht.

Mit dem Reichtum geht aber auch ein eindeutiger Mangel an Sozialkompetenz einher. Die beiden reden sich ihr Experiment mit den Sklaven lange Zeit schön, auch Evelyn, die von Zeit zu Zeit Einwände dagegen vorbringt, genießt letzten Endes doch lieber die Vorteile ihrer Sklaven – sich den ganzen Tag bedienen und verwöhnen zu lassen.

Erst im Laufe der Geschichte machen beide eine Wandlung durch und sie beginnen, an ihrem Vorgehen zu zweifeln. Diese Zweifel lässt sie der Autor in Form von Monologen zur Lage in der Welt, in langen Gedankenpassagen oder in Briefen äußern. In diesen Momenten wird am deutlichsten, wie sehr „Subs“ doch eine satirische Gesellschaftskritik ist. Und diese Momente haben mir dann auch am besten gefallen, enthalten sie doch unzählige Sätze, die sich zu zitieren lohnte. Aber dazu später.

Abgesehen von der oben erwähnten „Vom-Saulus-zum-Paulus-Wandlung“ sind die Charaktere in „Subs“ meiner Meinung nach allerdings nicht sonderlich detailliert ausgearbeitet und bleiben eher blass.

Punkte macht Kunkel bei mir eher mit seinem Stil. Dabei war das Buch nicht einfach zu lesen, es ist also nicht gerade etwas, das ich empfehlen würde, wenn man sich mal zwei Stunden unter möglichst geringer Hirnnutzung entspannen möchte. Aber schreiben, das kann er, der Herr Kunkel.

Inhaltlich kann ich ihm ebenfalls wenig vorwerfen. Gut, „Subs“ besitzt zwar einen etwas flacheren Spannungsbogen als ein beliebiger Mord-und-Todschlag-Thriller, aber das Hauptaugenmerk liegt eben auch nicht zwingend in der Spannung, sondern in der geäußerten Gesellschaftskritik. Und diese äußert der Autor über seine Figuren so schonungslos, dass mir dabei manchmal etwas unwohl wurde. Wer z. B. glaubt, Sklaverei – auch und gerade in Europa – hätte sich vollumfänglich erledigt, der wird schon von den Kapitelanfängen eines Besseren belehrt. An einigen dieser Anfänge sind Auszüge aus Zeitungen der letzten Jahre abgedruckt, die sich mit Sklaverei befassen. Auf die Art efährt man unter anderem, dass die Anzahl versklavter Menschen in den Industrie-Nationen im Jahre 2009 weltweit auf 27 Millionen geschätzt wurde!

Wem der Sinn nach kurzweiliger seichter Unterhaltung steht – was nichts Schlechtes ist – dem sei von „Subs“ abgeraten. Wer aber Bücher verträgt, bei denen man Dinge erfährt, die man lieber nicht gewusst hätte und die etwas schwerer zugänglich sind, dem kann ich dieses Buch nur empfehlen, es lohnt sich.

Am Ende so mancher Rezension neige ich dazu, ein oder zwei Sätze aus dem Buch zu zitieren, die mir besonders gut gefallen haben. Ein Buch wie dieses bietet sich dafür natürlich wieder mal an. Dabei habe ich mir soviel Sätze angestrichen, dass ich die unmöglich aller wiedergeben kann, sonst bekomme ich Schwierigkeiten mit Herrn Kunkel. Gut gefallen hat mir zum Beispiel: „Reich und anständig sein, das geht nicht zusammen.“ (S. 355) Besser gefallen hat mir: „Wir sind in einer Kultur eingeschlafen und auf einem Marktplatz erwacht.“ (S.376) Der Satz des Buches ist und bleibt für mich aber:“Betrachten wir einmal die heutige Kultur im mitteleuopäischen Raum: Die Wesenzüge beruhen auf Egoismus, Materialismus und Menschenverachtung.“ (S. 440)

Wer sich von der Richtigkeit der letztgenannten Behauptung überzeugen möchte, muss nur mal eine aktuelle Nachrichtensendung im Fernsehen verfolgen…

Wertung:

Handlung: 7,5 von 10 Punkten

Stil: 9 von 10 Punkten

Charaktere: 6 von 10 Punkten

Anspruch: 9 von 10 Punkten

Gesamtwertung: 7,875 von 10 Punkten

Demnächt in diesem Blog: „Zwei Herren am Strand“ von Michael Köhlmeier.

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„Der Hüter des Schwertes“ von Duncan Lay – Weltenretter wider Willen

Buch: „Der Hüter des Schwertes“ (2013)

Autor: Duncan Lay

Verlag: blanvalet

Ausgabe: Taschenbuch, 413 Seiten

Der Autor: Duncan Lay ist ein australischer Journalist und Autor. Schon seit er im Alter von sieben Jahren erstmals „Star Wars“ auf der großen Leinwand sah, schwirrten in seinem Kopf allerlei Geschichten herum, die er irgendwann gerne zu Papier bringen wollte.

Wie so viele, spielte auch Lay als Teenager in den 80er Jahren „Dungeons & Dragons“ und kam auf diese Weise mit dem Fantasy-Genre erstmals in Berührung. Als er dann die „Drenai-Saga“ von David Gemell las, hatte ihn die Fantasy-Literatur fest in der Hand. Erste literarische Versuche blieben allerdings erfolglos. Erst ein Interview mit derm amerikanischen Fantasy-Autor Raymond E. Feist sorgte für die nötige Inspiration.

Im Jahr 2009 erschien dann endlich die Originalausgabe seiner „Drachenschwert-Chroniken“.

Mittlerweile schreibt Lay an einem weiteren Mehrteiler mit dem Titel „The Bloody Quarrel“. Ich las erst „Squirrel“ und fragte mich kurz, warum man eine Buchreihe „Das blutige Eichhörnchen“ nennen sollte… ;-)

Lay lebt mit seiner Frau und seinen beiden Kindern an der Küste von New South Wales.

Das Buch: Martil aus dem Lande Rallor ist ein ehemaliger Kriegshauptmann. Im Krieg zwischen Rallor und Berellia vor einigen Jahren war er als Befehlshaber mitverantwortlich für die vollständige Zerstörung der berellianischen Stadt Berric, bei der sämtliche Bewohner der Stadt, Männer, Frauen, Alte, Kinder, getötet wurden. Dieses Kriegsverbrechen beendete umgehend den Widerstand des schockierten Berrelias und der Krieg war vorbei.

Gedankt wurde Martil sein grausames, wenn auch wirkungsvolles Handeln naturgemäß nicht. In der Bevölkerung nennt man ihn abwertend den „Schlächter von Berric“ und meidet ihn wenn möglich.

Auch Jahre später hat Martil die Ereigenisse von einst noch nicht vollständig verarbeitet. Stattdessen gibt er sich dem übermäßigen Weingenuss hin und streift ziellos umher, mittlerweile im Lande Norstalos angekommen.

Dort gerät er in den Hinterhalt des Wegelagerers Edil und seiner vier Söhne. Trotz mehrmaliger Warnung lassen die Wegelagerer nicht von ihrem Ansinnen ab. Der geübte Schwertkämpfer Martil tötet daraufhin im Zorn alle Angreifer. Einer von Edils Söhnen erzählt Martil im Sterben liegend, dass sie im nahe gelegenen Lager seine kleine sechsjährige Schwester Karia zurückgelassen haben. Er bittet Martil, sich ihrer anzunehmen und sie zu ihrem Onkel Danir nach Thest zu bringen.

Der ehemalige Kriegshauptmann verspricht es, macht sich auf die Suche und findet das Mädchen tatsächlich. Zusammen setzen sie ihren Weg fort, nicht ahnend, dass sie bereits verfolgt werden. Denn der König von Berellia, einst im Krieg unterlegen, plant, sein Reich wieder zu ehemaliger Größe emporzuheben. Zu diesem Plan gehört auch, alle Krieghauptmänner, die seinerzeit für das Massaker von Berric verantwortlich waren, zu finden und zu töten – also eben auch Martil.

Aber nicht nur von dort droht dem ungleichen Gespann Karia und Martil Gefahr. Denn im Land Norstalos, das sie bereisen, droht ein Bürgerkrieg auszubrechen: Das Drachenschwert, seit Jahren Garant für den Frieden im Land, wurde von Fürst Gello gestohlen, um die junge Königin Merren zu stürzen.

Bald sieht sich Martil in Ereignisse verstrickt, die er lieber gemieden hätte…

Fazit: In der jüngeren Vergangenheit bin ich ein wenig skeptisch geworden, wenn auf Büchern des Fantasy-Genres ein – meistens vollkommen unpassender – Vergleich mit J.R.R. Tolkien prangt, oder dort Zitate von mehr oder weniger berühmten und/oder kompetenten Menschen abgedruckt sind, die den Eindruck vermitteln sollen, man hielte gerade den Heiligen Gral der Fantasy in den Händen. Meistens bin ich mit solchen Büchern in letzter Zeit grandios auf die Nase gefallen. Umso erfreulicher fand ich, dass das alles auf „Der Hüter des Schwertes“ nicht zutrifft, eine kurze Inhaltsangabe und fertig. So muss das sein. ;-)

Denn wer weniger verspricht, der kann auch weniger enttäuschen. Allerdings gibt es bei „Der Hüter des Schwertes“ eigentlich ohnehin wenig, von dem man enttäuscht sein könnte, auch wenn das Buch nichts revolutionär neu macht. Eine ähnliche Handlung hat man irgendwie schon mal irgendwo gelesen, das Drachenschwert zum Beispiel erinnert in hohem Maße an das Schwert Excalibur aus der Artus-Sage. Aber so wirklich schlimm finde ich das nicht, trotz allem kann die Handlung durchgehend gut unterhalten, auch wenn einiges schon sehr vorhersehbar erscheint. Aber als Einstieg in eine Reihe macht „Der Hüter des Schwertes“ meiner Meinung nach mehr richtig als der neue „Star Wars“-Film. Auch wenn es Menschen geben soll, die das anders sehen würden. ;-)

Im stilistischen Bereich gibt es ebenso wenig Anlass zu übermäßiger Kritik wie zu überschwänglicher Freude. Das Buch ist sprachlich einfach gehalten und daher auch für jüngere Leser geeignet.

Die Charaktere des Buches können zwar nicht alle vollkommen überzeugen, aber auch da macht der Autor viel richtig. Martil macht im Laufe des Buches eine Wandlung von einem alkoholkranken Schlagetot zu einem liebevollen Übergangsvater durch, die kleine Karia wandelt sich von einer – wenn auch schüchternen – Nervensäge zu einem anhänglichen kleinen Mädchen. Dieses ungleiche Gespann, später durch den einarmigen und wortgewandten ehemaligen Wegelagerer Conal ergänzt, kann durchaus überzeugen und macht Spaß.

Da man seitens des Verlages die erfreuliche Entscheidung getroffen hat, die ursprünglichen drei Teile der „Drachenschwert-Chroniken“ hierzulande nur in zwei Teilen zu veröffentlichen, werde ich mich zeitnah mit der Fortsetzung beschäftigen. Diesen Entschluss des Verlages muss man schließlich honorieren, üblicherweise werden ja aus einem Originalband drei deutsche Bände gemacht, die dann wiederum in mindestens sechs Teilen verfilmt werden. ;-)

Wertung:

Handlung: 7 von 10 Punkten

Stil: 7,5 von 10 Punkten

Charaktere: 8 von 10 Punkten

Atmosphäre: 7,5 von 10 Punkten

Gesamtwertung: 7,5 von 10 Punkten

Demnächst in diesem Blog: „Subs“ von Thor Kunkel. Und nein, darin geht es nicht um BDSM. Also…, jedenfalls nicht bis Seite 50, ich weiß nicht, was da noch kommt…

„Der beste Roman des Jahres“ von Edward St Aubyn – One becomes a critic when one cannot be an artist…

Buch: „Der beste Roman des Jahres“ (2016)

Autor: Edward St Aubyn

Verlag: Piper

Ausgabe: Taschenbuch, 253 Seiten

Der Autor: Edward St Aubyn ist ein 1960 geborener britischer Journalist und Autor. Er wuchs in einer der bekanntesten Familien des britischen Adels auf. St Aubyn absolvierte die Westminster School und später das Keble College.

Seine Herkunft schützte den jungen Edward allerdings nicht vor einer mehr als schwierigen Kindheit. Er wurde von seinem Vater bis zu seinem achten Lebensjahr körperlich misshandelt und sexuell missbraucht. Schon zu seiner Schulzeit „rettete“ er sich vor diesen Erlebnissen in die Drogensucht.

Mit 28 Jahren schloss St Aubyn mit sich selbst einen Pakt: Sollte es ihm nicht gelingen, ein Buch zu veröffentlichen, würde er sich umbringen. Nun, glücklicherweise gelang es ihm. 1992 erschien sein autobiografischer Roman „Schöne Verhältnisse“ in dem er die Erlebnisse aus seiner Kindheit durch seine Romanfigur  Patrick Melrose verarbeitet. Es brauchte weitere vier dieser „Melrose-Bücher“,  bis der Autor zu der Erkenntnis gelangte, nunmehr vollends mit seiner Vergangenheit abgeschlossen zu haben.

Seitdem widmet er sich in seinen Büchern auch schon mal heiteren Themen, so wie in „Der beste Roman des Jahres“.

Das Buch: Alljährlich wird der begehrte Elysia-Preis vergeben, ein von der Elysia-Group, einem weltweit tätigen Agrar-Konzern, ausgelobter Literaturpreis. Den Vorsitz der diesjährigen Jury hat Malcolm Craig inne, ein britischer Politiker der Kategorie „Hinterbänkler“ mit einem Hang zu Schottlands Unabhängigkeit. An seine Seite rücken als weitere Jury-Mitglieder die bekannte Kolumnistin Jo Cross, die zweitklassige Autorin Penny Feathers, der Schauspieler Tobias Benedict, sowie Vanessa Shaw, Expertin für Literaturgeschichte.

Sie haben die Aufgabe, aus über 200 Buchvorschlägen erst eine Longlist, dann eine Shortlist und schließlich den Gewinner des Elysia-Preises herauszufiltern. Alle haben dabei ganz unterschiedliche Meinungen und Beweggründe, warum sie nun ganz besonders diesen oder jenen Roman siegen sehen wollen. Das macht die Arbeit der Jury nicht gerade einfach.

Aber auch auf Seiten der verzweifelt auf Ruhm hoffenden Autoren geht es drunter und drüber. Da werden Bündnisse ge- und wieder entknüpft, erotische Eskapaden eingegangen und da wird vor sich hin monologisiert.

Letztlich fällt die Jury eine überraschende Entscheidung.

Fazit: Das in der Überschrift verwendete Zitat wird Gustave Flaubert („Madame Bovary“) zugeschrieben und es erklärt sehr anschaulich, warum ich über Bücher schreibe, anstatt selbst welche zu verfassen. Es erklärt aber auch ganz anschaulich die Irrungen und Wirrungen, die die Jury des Elysia-Preises auf dem Weg zu einer Entscheidungsfindung durchmachen muss.

Diese Jury setzt sich zu großen Teilen aus Menschen zusammen, die keine sonderlich große literarische Fachkenntnis aufweisen. Das wiederum würden sie jedoch nie zugeben. Nur so konnte es im Laufe des Entscheidungsprozesses beispielsweise passieren, dass ein irrtümlich eingereichtes Kochbuch ernsthaft als qualitativ hochwertiger Roman eingestuft wird. Lediglich Vanessa Shaw stellt fest: „Das ist kein Roman, das ist ein Kochbuch.“, nachdem ihr vorgeworfen wurde: „Es überrascht mich, dass du die Qualitäten nicht erkennst. Du behauptest, du seist Expertin für Gegenwartsliteratur, und dann wirst du mit einerm spielerischen, postmodernen, multimedialen Meisterwerk konfrontiert und leugnest ganz naiv, dass es sich dabei um einen Roman handelt.“ (s. 139)

Auch auf Seiten der Autoren läuft nicht alles wie gewünscht. Sam Black zum Beispiel möchte eigentlich ganz andere Bücher schreiben, hat mit den entsprechenden Manuskripten aber keinen Erfolg, so dass er sich genötigt sieht, etwas Massenkompatibleres zu verfassen und durch einen möglichen Preisgewinn doch noch die Gelegenheit zu bekommen, seine eigentlichen Werke zu veröffentlichen.

Katherine Burns wiederum wirft sich von einer Liebschaft in die nächste, nur um den neuen Lover dann wieder zu verlassen, bevor sie selbst verlassen werden kann. Auch wenn sie eigentlich todunglücklich ist, so macht sie sich wenigstens Hoffnung auf den Elysia-Preis. Zumindest so lange, bis ihr Agent versehentlich ihren Roman nicht bei der Jury einreicht, stattdessen aber oben erwähntes Kochbuch…

Didier Leroux darf als Franzose gar nicht teilnehmen, seine Rolle beschränkt sich darauf, seitenweise zu schwafeln und Dinge zu sagen wie: „…genau wie die Matrix des Syntax hinter allem steht, was die Banalität des semantischen Korpus ausmacht – immer bereit, ihn in den Skandal von Exzess und Übertretung der Utilität zu transformieren, den wir Kunst nennen.“ (S. 247) Ja, oder so…

Vervollständigt wird die Reihe vom Inder Sonny, aufgewachsen als indischer Adliger im sprichwörtlichen Elfenbeinturm, der von sich und seinem Werk „Der Maulbeerelefant“ – mit etwa dem doppelten Umfang von „Krieg und Frieden“ – derart überzeugt ist, den Preis zu gewinnen, dass er sich mit möglichen Alternativen gar nicht erst befasst. Er erinnert in seiner ganzen Art ein wenig an Sheldon Cooper aus „The Big Bang Theory“.

Diese ganzen handelnden Personen wirft der Autor in eine Handlung, die erschreckend ereignislos ist. Der Jury-Handlungsstrang konzentriert sich eben auf das Auswahlverfahren, der Autoren-Handlungsstrang konzentriert sich irgendwann primär nur noch auf die Frage, mit wem und warum Katherine Burns nun wieder ins Bett springt. Aufregend ist das alles nicht.

Aber schließlich hat St Aubyn auch keinen Thriller geschrieben, sondern eine Satire, eine Persiflage auf den Literaturbetrieb. Und als solche funktioniert das Buch durchaus. Auch wenn er selbst behauptet, bei „Der beste Roman des Jahres“ handele es sich um eine Komödie. Das sehe ich anders. Und ich würde auch dem Rezensenten der FAZ (ohoo!) widersprechen, wenn er behauptet, das Buch sei „glänzend geschrieben, sehr komisch und höchst unterhaltsam“. Glänzend geschrieben stimmt schon, der Stil sucht seinesgleichen, sehr komisch dagegen ist das Buch nun wahrlich nicht, mit Verlaub, Loriot ist komisch, davon ist dieses Buch aber meilenweit entfernt. Und „höchst unterhaltsam“ stimmt auch nur bedingt.

Wer wieder einmal etwas Anspruchsvolleres lesen möchte und sich zudem mit Sätzen wie: „Er lebte, umfangen von einem mentalen Nebel, der religiöser Inbrunst vergleichbar war, in einem spätkapitalistischen Utopia  obligatorischer Permissivität, einem Utopia, das geprägt war von einer deutlichen Neigung zu immer perverseren Bedürfnissen.“(S.33) nicht überfordert sieht, könnte mit „Der beste Roman des Jahres“ vielleicht seinen Spaß haben, andere würden sich damit allerdings möglicherweise langweilen.

Wertung:

Handlung: 6 von 10 Punkten

Stil: 10 von 10 Punkten

Charaktere: 8 von 10 Punkten

Anspruch: 8 von 10 Punkten

Gesamtwertung: 8 von 10 Punkten

Demnächst in diesem Blog: Gerade einmal sieben aller meiner rezensierten Bücher entstammen dem Fantasy-Genre. Eine Zahl, die angesichts meiner Vorliebe für dieses Genre kaum bis gar nicht erklärbar ist und die unbedingt nach oben korrigiert werden muss. Daher gibt es hier demnächst „Der Hüter des Schwertes“ von Duncan Lay.

 

 

„Feinde“ von Simon Rich – So richtig schön böse!

Buch: „Feinde“ (2011)

Autor: Simon Rich

Verlag: Goldmann

Ausgabe: Taschenbuch, 253 Seiten

Der Autor: Simon Rich ist ein 1984 geborener amerikanischer Humorist, Autor und Drehbuchautor. Er wuchs in New York auf. Sein Vater schreibt für die „New York Times“, sein älterer Bruder Nathaniel ist ebenfalls Romanautor.

Nachdem Rich die „Dalton School“, eine Privatschule in New Yorks Upper East Side, absolviert hatte, begann er ein Studium an der Harvard University. Während seines Studiums war er Vorsitzender der „Harvard Lampoon“, einer Satire-Zeitschrift, die von der Universität herausgegeben wird und für die unter anderem John Updike und Conan O´Brien geschrieben haben. Als Witz-Klassiker der Zeitschrift gilt unter anderem: „Have you taken a bath?“ „No, is one missing?“ – deutsch: „Haben Sie ein Bad genommen?“ „Nein, fehlt denn eines?“ :-) Ich find´s komisch! ;-)

Mit 23 Jahren war Rich der jüngste Gag-Schreiber in der Geschichte der der US-Sendung „Saturday Night Live“. Er schreibt regelmäßig Artikel für unzählige Zeitungen und hat mittlerweile sechs Bücher geschrieben.

Das Buch: Seymour Herson ist 13 Jahre alt und Schüler an der Glendale Academy, einer Privatschule in Manhattan. In der Beliebheitsskala des Jahrgangs rangiert er unten, weit unten. In seiner Klasse gibt es 41 Schüler und Innen, in der Cafeteria ist an jedem langen Tisch Platz für genau 20 Personen – Seymour sitzt am dritten Tisch, alleine.

Auch sonst hat Seymour unter seinen Mitschülern zu leiden. Sie nennen ihn aufgrund seiner Körperfülle „Brocken“, nominieren ihn unter großem Gelächter zum Schülersprecher, und so weiter.

Dann tritt Elliot Allagash in sein Leben. Elliot ist Spross einer Dynastie der Superreichen. Und er ist davon überzeugt, durch sein Geld und seinen Einfluss dafür sorgen zu können, dass Seymour in der Beliebtheitsskala in kurzer Zeit an die Spitze schnellt. Das Einzige, was Seymour dafür tun muss: Alles, was Elliot sagt.

Seymour lässt sich auf den Deal ein…

Fazit: Wurdet Ihr zu Euren Schulzeiten auch schon mal gemobbt? Von Einzelpersonen, von mehreren, von ganzen Klassen? Habt Ihr auch schon mal das Gefühl gehabt, dass Eure Reputation massiv darunter leiden würde?

Vergesst es! Erstens, weil es hoffentlich vorbei ist und zweitens: Ihr kennt Elliot Allagash nicht! ;-) Elliot beherrscht die Klaviatur der Intrige wie kaum ein Zweiter. Und das zu lesen, macht wirklich großen Spaß – auch wenn mir das Lachen öfter im Hals stecken blieb.

Elliot hat in seinen jungen Jahren bereits Schulverweise wegen „Vandalismus, Schuleschwänzen, unvermittelte Gewaltausbrüche, Drogenmissbrauch, die Beauftagung eines Hochstaplers, der in seinem Namen Prüfungen absovierte, sowie Erpressung“ (S.13) kassiert. Ständig schreibt er in ein kleines Notizbuch, mit „Feinde“ beschriftet, und hakt zwischenzeitlich genüsslich verschiedene Einträge darin ab.

Als Leser wusste ich nie so genau, ob ich ihn aufgrund der fehlenden Aufmerksamtkeit durch seinen Vater nun bedauern oder angesichts seiner aus Langeweile veranstalteten Intrigen eher verabscheuen oder vielleicht sogar seltsam lustig finden soll. Und für Seymour gilt das Ganze ähnlich: Spätestens als der Schulloser mitbekommt, wie Elliot mit Semyours Widersachern umgeht, hätte er aussteigen können bzw. müssen. Diesen Mitläufer kann man dann mögen, muss man aber nicht.

Statt aber nun auszusteigen, findet er, also Seymour, sich Jahre später mit einer College-Bewerbung (natürlich geschönt von ihm und Elliot) wieder, in der sein Französisch-Lehrer seine sprachlichen Kenntnisse lobt. Obwohl diese sprachlichen Kenntnisse nur auf dem Diebstahl diverser Testunterlagen beruhen, so richtig französisch spricht Seymour nicht.

Rich bedient sich bei dieser Beschreibung diverser Demontagen von Personen eines leicht zu lesenden Stils, so dass ich mir immer noch nicht so ganz sicher bin, ob es sich bei „Feinde“ nicht vielleicht doch um ein Jugendbuch handelt, es ginge jedenfalls meiner Meinung nach fast als solches durch.

Auch hinsichtlich der Handlung kann ich nicht meckern. Das perfide Intrigenspiel, das Elliot mit Semyour durchzieht, macht dermaßen viel Spaß, dass ich Simon Rich sein happy-happy-happy-end-Gedöns schon fast verzeihe. Und nein, das war kein Spoiler, das ganze Buch läuft darauf hinaus, dass schon irgendwie alles gut geht! ;-)

Darüber hinaus bietet das Buch einen genialen Ansatz zum Wettbetrug! Ich möchte die entsprechende Idee natürlich nicht im Detail wiedergeben – wer weiß, vielleicht würde ich mich sogar strafbar machen ;-) – aber was Ihr braucht, ist:

  • Ein niedriges fünfstelliges Grundkapital (das kann ich nicht ändern)
  • eine Datenbank mit Adressen von ca. 20.000 reichen Menschen (die lässt sich bestimmt schon irgendwie beschaffen)
  • eine Sportart, bei der er kein Untentschieden gibt (z.B. Football )

Zieht Eure eigenen Schlüsse daraus, Ideen werden gerne entgegengenommen. ;-)

Kurz gesagt: „Feinde“ von Simon Rich unterhält kurz, aber gut, und wer als Kind der 70er und 80er dem „Denver Clan“ oder „Dallas“ hinerhertrauert, und zwischenzeitlich auch mal kurz lachen möchte, dem sei „Feinde“ empfohlen. Ich hatte Spaß! ;-)

Wertung:

Handlung: 7,5 von 10 Punkten

Stil: 8 von 10 Punkten

Charaktere: 8 von 10 Punkten

Humor: 8,5 von 10 Punkten

Gesamtwertung: 8 von 10 Punkten

Demnächst in diesem Blog: „Der beste Roman des Jahres“ von Edward St. Aubyn. Das ist nicht mein diesbezügliches Statement, das Buch heißt halt so. ;-) Das ist mal ´ne Ansage! Schaun mer mal…

 

 

 

 

 

 

„Saubere Verhältnisse“ von Marie Hermanson – Vorstadt-Idyll?

Buch: „Saubere Verhältnisse“ (2005)

Autorin: Marie Hermanson

Verlag: Insel

Ausgabe: Taschenbuch, 243 Seiten

Die Autorin: Marie Hermanson ist eine 1956 in Göteborg geborene schwedische Autorin und Jounalistin. Sie wuchs als Kind eines Lehrer-Ehepaares in Sävedalen nahe Göteborg auf.

Sie besuchte die Journalistenschule und studierte an der Universität Göteborg Literaturwissenschaften und Soziologie. Nach Abschluss ihres Studiums, das sie sich unter anderem durch eine Tätigkeit als Pflegerin in einer psychiatrischen Einrichtung finanzierte, war Hermanson als Journalistin für verschiedene Tageszeitungen tätig.

Ihr erstes literarisches Werk „Es gibt ein Loch in der Wirklichkeit“ mit Erzählungen, die auf skandinavischen Märchen und Mythen als Motiv basieren, erschien bereits 1986. Einer weiteren Leserschaft in Schweden wurde sie mit dem Buch „Die Schmetterlingsfrau“ bekannt, wofür die den schwedischen August-Preis erhielt. Den internationalen Durchbruch erreichte sie 2002 mit „Muschelstrand“.

Hermanson lebt und arbeitet mit ihrem Mann und zwei Kindern in Sävedalen.

Das Buch: Yvonne Gärstrand ist Anfang 40 und eine erfolgreiche Geschäftsfrau. Ihr gehört die Consultingfirma „Deine Zeit“, die sich – wie der Name verrät – mit Zeitmanagement beschäftigt und Fortbildungen, Vorträge und Seminare zu diesem Thema anbietet. Die wirkliche Arbeit wird mittlerweile allerdings zu großen Teilen von ihren Mitarbeitern erledigt, so dass sie selbst zu viel Zeit hat.

Auf dem Weg von einem Auswärtstermin bei einem Kunden gibt Yvonnes Auto den Geist auf. Da sie die etwa zwei Stunden, die die Reparatur in Anspruch nimmt, nicht in der schmutzigen Werkstatt verbringen möchte, nutzt sie die Zeit zu einem kleinen Spaziergang. Dabei gerät sie in eine Siedlung des Vorortes, die ihr besonders gut gefällt. Die idyllische Ruhe lenkt sie von ihren sonstigen Schwierigkeiten ab, z.B. der Tatsache, dass ihr Mann ihr notorisch untreu ist.  Nach ihrem kurzen Ausflug fühlt sich Yvonne entspannt und erfrischt.

In der Folgezeit denkt sie immer wieder an ihre entspannende Exkursion zurück. Schließlich gibt sie ihrem Verlangen nach und fährt wieder dorthin, um ziellos durch die Straßen zu wandern. Und wieder. Und wieder. Im Laufe der Zeit weiß sie durch genaue Beobachtung, welche Anwohner zu welchem Haus gehören, wer weg- oder neu zugezogen ist. Bei einem ihrer Ausflüge stößt sie im Orchideenweg auf eine Anzeige an einer Anschlagtafel. Der Bewohner des Hauses Nr. 9, Bernhard Ekberg, sucht eine Hilfe für Haushaltsarbeiten.

Yvonne sieht auf diese Weise die Chance, nicht immer nur einen oberflächlichen Blick in das Leben „ihres“ Vorortes zu bekommen. Einmal nur möchte sie das Haus Nr. 9 betreten. Den ausgeschriebenen Job würde sie natürlich ablehnen.

Aber dann entwickeln sich die Dinge nicht wie gewünscht. Sie nimmt die angebotene Stelle an. Im Laufe der Zeit findet sie heraus, dass irgendetwas im Hause von Bernhard Ekberg nicht stimmt. Wo zum Beispiel ist seine Frau, von der Ekberg behauptet, sie sei verreist, die aber auch Wochen und Monate später nicht wieder auftaucht?

Schließlich findet sich Yvonne in den Verstrickungen eines begangenen Verbechens wieder und versucht, die Hintergründe aufzuklären.

Fazit: Ich habe mich beim Kauf des Buches mal wieder von der Optik leiten lassen, das muss ich zugeben. Auf dem Cover sieht eine dunkelhaarige Frau an einer zugezogenen Gardine vorbei aus einem Fenster. Neben ihr ist ein undefinierbarer Schatten im beleuchteten Raum zu sehen. Das Schriftbild darüber erinnert mich an das aus irgendeiner Fernsehserie, möglicherweise „Charmed“. Oder „Buffy“? Oder „Medical Detectives“? Ich weiß es nicht genau, wenn es mir einfällt, tue ich es kund. Kurz gesagt: das Buch ist schon mal schön gestaltet. Auch die Inhaltsangabe gefiel.

Schon auf den ersten Seiten allerdings stellte sich für mich heraus, dass ich mit dem Stil des Buches nicht sehr gut zurechtkomme. Ich stellte mir spontan die Frage: „Oha, geht das jetzt immer so weiter?“ Nun – ja, das tut es. Dabei kann ich noch nicht mal konkrete Kritik anbringen, was genau mich da jetzt so gestört hat, daher möchte ich das auch nicht überbewerten und als rein subjektives Empfinden abtun, aber angenehm zu lesen war „Saubere Verhältnisse“ für mich eher nicht.

Die Handlung des Buches plätschert in der ersten Hälfte des Buches auch eher so dahin. Das permanente Gefühl des „Kommt da jetzt noch was?“ stellte sich alsbald ein. Gut, ja, da kam noch was, aber so richtig begeistern konnte mich das nicht. Für den Tathergang des oben genannten Verbrechens gibt es eigentlich genau zwei Möglichkeiten. Einmal die im Buch behauptete, und dann eine andere. Und mal ehrlich, haben wir der erstbesten Behauptung in einem Buch hinsichtlich eines Tathergangs jemals geglaubt? Genau, also ist es dann wohl die andere. Auch die „überraschende“ Wendung, die es am Schluss netterweise noch gibt, ist aus meiner eben eher weniger überraschend.

Eine große Stärke hat das Buch aber wenigstens, und das sind seine Charaktere. Yvonne Charakterentwicklung, der Versuch, dem Leser zu verdeutlichen, wie sie zu der wurde, die sie ist, ist gut gelungen. Noch wesentlich besser allerdings gefiel mir der zweite Protagonist Bernhard Ekberg. Konnte ich den Mann anfangs noch nicht so ganz einschätzen, so konnte ich mich später nicht entscheiden, ob ich nun bemitleidenswert oder doch eher verabscheuungswürdig finden sollte. Beides sind jetzt nicht unbedingt erstrebenswerte Charakterzüge.

Letztlich ist „Saubere Verhältnisse“ zwar kein Buch, das mich noch länger beschäftigen wird oder an dessen Handlung ich mich in einem Jahr noch erinnern können werde. Aber als kleine Lektüre für zwischendurch, die man mal eben an einem Samstag Nachmittag lesen kann, eignet sich das Buch trotz aller Schwächen durchaus.

Wertung:

Handlung: 6,5 von 10 Punkten

Stil: 6,5 von 10 Punkten

Charaktere: 8,5 von 10 Punkten

Spannung: 6 von 10 Punkten

Gesamtwertung: 6,875 von 10 Punkten

Demnächst in diesem Blog: „Feinde“ von Simon Rich