Buchdate #3: „Der Finne“ von Taavi Soininvaara – Finnische Schnitzeljagd

Im Rahmen des nunmehr dritten von wortgeflumselkritzelkram und Zeilenende ins Leben gerufenen Buchdates, habe ich von Li vom Blog „Lebenslichtpfade“ drei Buchvorschläge bekommen, von denen ich mir einen aussuchen durfte, um anschließend eine Rezension zu verfassen. Die drei Vorschläge waren:

1.Die dunkelbunten Farben des Steampunk – Anthologie aus dem Art Skript Verlag

2. Dastan, Rebellion der Engel – Stefanie Bender

3. Der Finne – Taavi Soininvaara

Ich lese eigentlich überaus gerne Fantasy-Romane, die Entscheidung zugunsten eines der ersten beiden Vorschläge hätten sich da sicherlich angeboten.

Tragischerweise sind Cyber- und Steampunk die so ziemlich einzigen Bereiche innerhalb der Fantasy, mit denen ich nichts anfangen kann. Somit schied der erste Vorschlag aus.

Und Engel kommen in meiner Liste der unbeliebtesten Fantasy-Geschöpfe direkt hinter im Sonnenlicht glänzenden Vampiren. Daher schied auch der zweite Vorschlag aus.

Aber da gab es ja noch einen dritten Vorschlag, auf den die Wahl dann gefallen ist. Also: Los gehts!

Buch: „Der Finne“ (2011)

Autor: Taavi Soininvaara

Verlag: atb

Ausgabe: Taaschenbuch, 498 Seiten

Der Autor: Taavi Soininvaara ist ein 1966 in Imatra, Finnland, geborener Krimi-Autor. Nach seinem Studium der Rechtswissenschaften war er als Wirtschaftsanwalt tätig. Er begann 1997 mit dem Schreiben und veröffentlichte im Jahr 2000 seinen Debütroman „Finnisches Blut“. Der riesige Erfolg des Buches ermöglichte es ihm, ab dem Jahr 2001 jegliche andere berufliche Tätigkeit an den Nagel zu hängen und hauptberuflich zu schreiben.

Die Krimireihe um seinen Ermittler Arto Ratamo umfasst bislang zwölf Bücher, von denen zehn auch in deutscher Übersetzung erhältlich sind. Neben der Arto-Ratamo-Reihe schreibt der Autor auch an der „Mundus-Novus-Serie“, die bereits vier Bände umfasst.

Das Buch: Der über 80 Jahre alte Otto Forsman befindet sich in heller Aufregung. Nach Jahrzehnten des unbehelligten Untertauchens, scheint man ihm jetzt doch auf die Schliche gekommen zu sein. Denn Forsman hütet seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs ein einzigartiges Geheimnis: Nur er kennt den Aufenthaltsort eines Buches, das unter dem Namen „Schwert des Marschalls“ bekannt ist. Darin enthalten sind Informationen, die den gesamten russischen Staat zum Einsturz bringen können.

Forsman hat keine Wahl, er muss fliehen, sich erneut verstecken und sich dann ruhig verhalten. Vorher aber lässt seinem Sohn Eerik eine Nachricht zukommen: Eerik soll das „Schwert des Marschalls“ finden und erneut verstecken, bevor Forsmans Verfolger in dessen Besitz geraten können.

Kurz darauf macht sich Eerik Sutela in Begleitung von Arto Ratamo, Mitarbeiter des finnischen Nachrichtendienstes SUPO, sowie ihrer Führerin Taru Otsamo auf den Weg, das „Schwert des Maschalls“ zu finden. Ihnen im Nacken sitzen bereits der russische Geheimdienst FSB, die russisch-othodoxe Kirche sowie ein Profikiller.

Fazit: Eigentlich hatte ich in der Vergangenheit ja so meine Probleme mit skandinavischen Krimis. Und ja, ich weiß, dass im geografischen Sinne nur der Nordwesten Finnlands zu Skandinavien gehört, aber der Einfachheit halber sei mir diese Vereinfachung gestattet.

Jedenfalls, zu oft warteten diese Krimis mit desillusionierten, schlechtgelaunten Ermittlern mittleren bis gesetzteren Alters und Handlungen auf, die ebenfalls meist recht düster waren. Meine Theorie ist ja, dass das mit der Lichtmenge in den nordeuropäischen Staaten zusammenhängt, das weiter auszuführen, würde mich aber doch zu weit vom Thema abkommen lassen. ;-)

„Der Finne“ macht in dieser Hinsicht einiges besser, wenn auch nicht alles.

Der Stil des Buches passt sich der temporeichen Geschichte an. Die von einem allwissenden Erzähler berichtete Handlung wird in kurze Kapitel unterteilt, bei denen ständig Schauplatz und handelnde Personen wechseln. Eigentlich gibt es aus meiner Sicht hinsichtlich des Stils nur zwei Negativpunkte. Einen, für den der Autor etwas kann und einen, für den er nichts kann. Der für den er nichts kann, ist folgender: Meine letzte Rezension eines finnischen Buches trug die Überschrift „Ich kaufe ein ä!“, womit ich nachvollziehbarerweise auf die Angewohnheit der finnischen Sprache hinweisen wollte, eigentlich unpassende Buchstabenreihenfolgen mit exzessiver Umlaut-Verwendung für Namen von Orten und Personen zu benutzen. Mit den Namen der handelnden Personen hatte ich in „Der Finne“ etwas mehr Glück, aber wenn der Lesefluss öfter unterbrochen wird, weil etwa ein Park „Vuorimiehenpuistikko“ heißt – von unzähligen Straßennamen jetzt mal abgesehen -, dann macht mich das fertig! ;-) Ich bin für die finnische Sprache wohl nicht geschaffen! Aber, wie gesagt, dafür kann der Autor ja nichts.

Der stilistische Negativpunkt, für den der Autor etwas kann, ergibt sich durch die Chraktere. Wenn man jetzt mal von Arto Ratamo absieht, bleiben die Charaktere insgesamt eher blass. Die meisten, und da kommen wir zum stilistischen Aspekt, zeichnen sich nur durch eine oder zwei sich ständig wiederholende Angewohnheiten aus. So zweifelt Ratamo ständig den Geisteszustand des alten Otto Forsman an. Irgendwann hat man das als Leser aber auch einmal begriffen, ohne dass man es wieder und wieder erwähnen muss. Als weiteres Beispiel sei ein FSB-Beamter genannt, dessen größter Wunsch es ist, ein schöneres, größeres Haus zu bekommen, das er in greifbare Nähe gerückt sieht, sollte es ihm gelingen, die Ermittlungen zum „Schwert des Marschalls“ erfolgreich zum Abschluss zu bringen. Auch das wird wieder und wieder erwähnt.

Dazu kommen noch der Konsum von Nikotinkaugummis, Zigaretten und Migränetabletten, dem unsere Dreiergruppe Ratamo, Sutela und Otsamo immer und immer wieder nachgeben. Während Ratamo seine Kaugummis ja noch zu gönnen sind, wirkt es schon irgendwie irritierend, wenn sich Otsamo auf anderthalb Seiten drei Kippen ansteckt. Und den übermäßigen Konsum der Migränetabletten durch Sutela würde ich im allerbesten Fall als kontraproduktiv bezeichnen. Aber auch diese Angewohnheiten werden eben immer und immer wiederholt. Schade eigentlich, denn wenn man diese Eigenheit des Autors zur Wiederholung etwas zusammengestrichen hätte, würde sich „Der Finne“ noch wesentlich flüssiger lesen lassen. „Vuorimiehenpuistikko“ hin oder her! ;-)

Neben dem grundsoliden Stil und den leider überschaubaren Charakteren, kann das Buch vor allem im Bereich der Handlung punkten. Durch die oben erwähnte Erzählweise bleibt das Tempo der Erzählung so hoch wie das der Handlung und ich als Leser freute mich, den drei Protagonisten auf der Suche nach dem geheimnisvollen Buch von Hinweis zu Hinweis zu folgen. Diese Art der Schnitzeljagd erinnert im besten Sinne an die Bücher von Dan Brown. Und die mag ich gerne, auch wenn Dan Brown seit geraumer Zeit eigentlich immer das selbe Buch schreibt. ;-) Daher gibt es insgesamt für „Der Finne“ von mir auch einen klares: Daumen hoch! Vielen Dank an Li für den Vorschlag!

Wertung:

Handlung: 8,5 von 10 Punkten

Charaktere 6 von 10 Punkten

Stil: 8 von 10 Punkten

Spannung: 8,5 von 10 Punkten

Gesamtwertung: 7,75 von 10 Punkten

Demnächst in diesem Blog: Wahrscheinlich „Die Glücklichen“ von Kristine Bilkau. Oder doch lieber „Butcher´s Crossing“ von John Williams? Na, eines von beiden jedenfalls.

21 Antworten auf „Buchdate #3: „Der Finne“ von Taavi Soininvaara – Finnische Schnitzeljagd

  1. Deine Buchempfehlungen sind immer super. Danke dafür. Selten soviel geschmunzelt, wie bei dieser. Aber diesmal sind auch die Kommentare der Hit. Habe mir einige Buchtitel rausgeschrieben, um die beizeiten mal zu lesen. Klingen so schräg, dass sie nur gut sein können.

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  2. Finnland ist lustig zu lesen. Ich empfehle ‚Das Dorf der Wunder‘ von Roy Jacobson. Norweger, trotzdem sehr finnisch und sehr weltpolitisch. Dann ‚Der wunderbare Massenselbstmord‘ von Aarto Pasilinna. Viel Hintergrundinfo zu Düsternis und Schwermut. Am besten zu lesen nach der Sauna bei sieben Bier, Zigaretten und Nikotinkaugummis.

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    1. Hat es auch! Es hätte noch viel mehr Freude gemacht, wenn die Lieferung von rebuy schneller hier gewesen wäre. Also, Notiz für mich: Beim nächsten Mal früher bestellen! ;-)

      Bei #4 bin ich gerne auch wieder dabei, mit der Einschränkung, dass ich erst einmal das Motto abwarte… :-)

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  3. Ich brauche pro 1,5 Buchseiten auch schonmal bis zu drei Zigaretten, verbuch das ruhig unter Realismus. :D Danke für die wie immer wunderbare Rezension. Auch wenn ich sagen würde, dass zumindest der Cyberpunk mit Fantasy so viel zu tun hat wie Insekten mit Atomreaktoren. Beim Steampunk bin ich skeptischer bzgl. der Genrezugehörigkeit, aber wirklich fantasymäßig ist er ja auch nicht. Ich rechne beide Genres der Science Fiction zu.

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