abc.Etüden KW 19/20 V

Guten Morgen, liebe Leserinnen und Leser,

für Rezensionen fehlt derzeit leider Zeit und Muße, Anlass für weitere Etüden scheint es aber momentan reichlich zu geben. Für die Etüden zeichnet Christiane verantwortlich, die Wortspende kommt weiterhin von Katha kritzelt.

 

„Oh, Du schreibst nicht, Du schraubst!?“

„Es ist Zeit für die Fahrradwartung, da lag mehr im Argen als nur das Katzenauge.“

„Und danach?“

„Fahre ich damit irgendwohin, wo es keine deutschen Parteien gibt.“

„Weil?“

„Die SPD schlägt vor, Klima-Schatzbriefe auszugeben, um die Kosten für Klimaschutzmaßnahmen zu decken.“

„Und?“

„Bin ich der Einzige, der es verwerflich findet, dass Menschen jetzt mit der Beseitigung von Klimaschäden Geld verdienen sollen, die sie selbst mit verursacht haben?“

„Aber irgendwer muss es ja finanzieren …“

„Monsanto verliert gerade gefühlt eine 72 Stunden einen Schadenersatzprozess, Googles Mutterkonzern Alphabet hat in 2018 mehr Strafen in der EU als weltweit Steuern gezahlt, dazu noch die Strafen der Autoindustrie – warum nimmt man nicht auch dieses Geld? Und wenn man den Energieerzeugern die Kosten für die Atommüllentsorgung aufs Auge drücken würde, weil sie den, verdammt nochmal, verursacht haben, dann hätte man schon weitere 6 Milliarden Euro. Stattdessen balanciert die Welt am Untergang.“

„Nur …“

„Genau: nur! Nur gibt es Menschen, denen ist das mit dem Klimaschutz nicht so wichtig – beispielsweise den Mittelstands-Hoschi Lindemann. Der hält den Kohleausstieg erst 2038 ernsthaft für etwas Gutes. Und er verweist auf den Welt-Anteil Deutschlands am CO2-Ausstoß, weswegen es jetzt gar nichts brächte, wenn Deutschland den weiter runterfährt. Da müsse ganz Europa handeln …“

„…weil das in der Vergangenheit ja so gut geklappt hat? Kurios!“

„Japp – und außerdem hält er den Emissionshandel für eine gute Sache.“

„Der mit den Zertifikaten, die billiger sind als Klimaschutzmaßnahmen, weswegen niemand Geld in die Maßnahmen, aber gerne in die Zertifikate investiert? Der, der theoretisch dazu führen kann, dass Deutschland irgendwann CO2-frei ist, deswegen alle Zertifikate meinetwegen nach Frankreich verkauft, die dort dann erheblich mehr CO2 produzieren dürfen und man in der Endbilanz bezüglich CO2 eine Änderung von null hat?“

„Genau! Oh, und die FDP …“

„Warte hier …“

„Wo willst Du hin?“

„Mein Fahrrad holen – ich komme mit!“

18 Antworten auf „abc.Etüden KW 19/20 V

  1. Ich finde Dein Format auch sehr gut, weil es mit wenigen (oft überraschenden und unerwarteten) Sätzen Inhalte offen legt, die man sonst in der Alltagseiligkeit eher mal übersieht (oder nicht drüber nachdenkt, weil auch nicht gewollt). Bitte weiter so!

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  2. Moment, ich schnapp ihr auch ein Fahrrad. Ich weiß nicht was schlimmer ist, die die die Klimakatastrophe leugnen oder die, denen es egal ist und sich am besten auch noch bereichern…
    Grüße, Katharina

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    1. Okay, unternehmen wir eine Fahrradtour. ;-) Nur: Egal, wie weit man fährt, es wird nicht weit genug sein.

      Die Leugner und die Bereicherer nehmen sich nicht viel, das Eine ist fahrlässig, das Andere verwerflich.

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  3. Auch ich finde diese Beiträge ausgezeichnet und immer interessant. Du machst wirklich auf einige wichtige Dinge aufmerksam, was vielen, die sich nicht so sehr mit der Tagespolitik beschäftigen, leicht entgehen. Weiter so! Es gibt noch vieles, das uns so richtig bewusst werden sollte, damit wir nicht nur von schönen Reden eingelullt werden.

    LG Sella

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    1. Ich gebe zu, dass ich das jetzt ausgesprochen gerne gelesen habe und auch wenig schamhaft erröte. ;-) Zumal es mich in meiner Entscheidung bestärkt, die Etüden auf die genau diese Art zu gestalten. Vielen, herzlichen Dank für das Feedback, an Tagen wie heute kann ich das sehr gut vertragen. :-)

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      1. Ach, toll! Du bist heute der zweite Mann, den ich mit meinem Kommentar hier bei WP zum Erröten gebracht habe 😊! Gefällt mir!! 😊😊. So soll es sein – auch Männer dürfen das 😊!

        Im Ernst: ich bin sicher keine, die mit Lob geizt oder es anderen nicht gönnt; wenn mir ehrlich etwas gut gefällt oder ich es für gut finde, sage ich das auch – es macht gegensietig Freude! Und Freude schenke ich gerne, weil sie im grauen Alltag für uns alle wichtig ist! Und wenn sie noch so klein ist – das ist unwichtig.

        Wichtig ist, dass man die Anerkennung ausspricht, wenn man etwas, was ein anderer tut, gut und schön findet, anstatt auf ihn neidisch zu reagieren, denn das produziert nur Frust und Unzufriedenheit für alle Beteiligten.

        Und warum auch nicht? Wenn etwas schön ist, und es einem gefällt, das kann man doch ruhig sagen; mir fällt das nicht schwer und anerkennende Worte kosten nichts, aber sie können wertvoll für diejenigen sein, die sie gesagt bekommen. So einfach und so viel Freude!

        Liebe Grüße
        Sella

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  4. Und nicht vergessen: Sich witzig darüber auskotzen können! Ich finde das Format geradezu hervorragend für dich geeignet, wenn ich das mal sagen darf.
    (Und: Dein Ping funktioniert. Und: Du bist im Reader.)
    Ich hole dann auch mal mein Fahrrad.
    Liebe Grüße
    Christiane, die sich heute früh auf dem Wahl-O-Mat herumgedrückt hat – interessanter als erwartet

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    1. Och, vielen lieben Dank!

      Tatsächlich macht das einen Aspekt der Intention für meine derzeitigen Etüden aus: Über Dinge zu schreiben, die die Leserschaft vielleicht noch gar nicht mitbekommen oder auch mal gänzlich verpasst hat. Der andere Aspekt ist der, sich über die entsprechenden Themen mal ordentlich auskotzen zu können. ;-)

      Gefällt 3 Personen

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