Guten Morgen, liebe Leserinnen und Leser,
die Welt ist im Wandel, und die Etüden sind es auch, so scheint es. Ich harre der Dinge, die da kommen – bis dahin wirds aber Zeit, mal wieder eine der von der zauberhaften und unermüdlichen Christiane organisierten Etüden zu verfassen, diesmal zur Wortspende von Myriade. Auf gehts:
„Na, wie siehts aus?“
„Ach, wird Zeit, dass Frühling wird!“
„Findste? Wieso?“
„Weil Winter beschissen ist!“
„Och …“
„Doch! Außerdem darfs wärmer werden!“
„Weil?“
„Weil man dann mal wieder mit einem Buch draußen sitzen und so tun kann, als sei die Welt in Ordnung.“
„So schlimm?“
„Na, es passieren schon dauernd Dinge in den letzten Tagen, bei denen ich mich beherrschen muss.“
„Beispiel?“
„Der EU-Migrationsgipfel! Man bekommt seit Jahren keinen Verteilungsschlüssel hin, aber auf Zäune und Wachtürme konnte man sich jetzt ganz schnell einigen. Das ist so, als würde ich versuchen, Alkoholwerbung zu verbieten, aus Mangel an Mehrheiten dafür dann aber wenigstens therapeutisches Saufen für alle beschließe, weil ich dafür Mehrheiten habe.“
„Nun …“
„Stattdessen will die Bundesrepublik einen seit 35 Jahren hier lebenden Vietnamesen ausweisen, weil der aus gesundheitlichen Gründen seinen Auslandsaufenthalt auf mehr als sechs Monate ausweiten musste. Zwei Steuerzahler weniger ….“
„Nicht dein Ernst?“
„Ja, leider doch. Der entsprechenden Petition, die das zu verhindern versucht, fehlen noch etwa 5.000 Unterschriften …“
„Sachen gibt’s.“
„Jepp. Auf der anderen Seite leben hier mehrere hunderttausend Menschen, die tatsächlich ausreisepflichtig sind. Da passiert dann aber wenig.“
„Ach, komm, mach da mal ´nen Schnitt – immer so schwere Themen.“
„Okay – reden wir über Sprache!“
„Gern.“
„Gut, reden wir beispielsweise darüber, dass in einer PC-Spielezeitschrift kürzlich sinngemäß die Artikelüberschrift „Ich habe Spiel XY probiert und bin jetzt traumatisiert“ zu lesen war.“
„Bitte?“
„Jepp. Da hab ich dann ein wenig rot gesehen und angeregt, ob es nicht vielleicht sinnvoll wäre, einen angemesseneren Umgang mit Worten wie „traumatisiert“ oder auch „getriggert“ zu pflegen.
„Und?“
„Und ich wurde ketzerisch gefragt, ob mich das „getriggert“ habe. Und ob man das nicht ignorieren könne. Erwarte man von anderen hinsichtlich der „durch das Gendern hervorgebrachten Sprachbehinderungen“ ja auch …“
„Weißt du was?“
„Hm?“
„Es wird wirklich Zeit, dass langsam Frühling wird …“
300 Worte.
Off topic: Du magst doch historische Romane, die die Bezeichnung verdienen?
Wäre der hier was?
https://zeichenundzeiten.com/2023/02/22/dirk-schumer-die-schwarze-rose/
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Was ich zunächst mal mag, ist, wenn sich Menschen solche Details merken können, weil das impliziert, dass man mir gelegentlich zuhört. Insofern danke dafür. ;-)
Und auch für die Empfehlung, denn ja, das scheint tatsächlich interessant zu sein. Kommt auf die stetig länger werdende Liste. Ich werde berichten … :-)
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Okay, wird Zeit, dass Frühling wird – aber glaubst du ernsthaft, dass das was bessert? ;-) Ich meine … „traumatisiert“, echt?
Was mich gerade beschäftigt: Warum nur ist kein Ping für deine Etüde angekommen???? Dein Link sieht mehr als richtig aus. Könntest du vielleicht einen Kommentar bei der Schreibeinladung hinterlassen, der den Link enthält?
Mittagskaffeegrüße mit Regen ;-)
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Für die Welt bessert sich nix, für mich aber schon, da ich dann eher so tun kann, als wär die Welt nicht da! 😁
Und ja – „traumatisiert“, ich dachte, ich fall vom Glauben ab. 😡
Das mit dem Link krieg ich hin – später. 😉
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