„Das Maurerdekolleté des Lebens“ von Matthias Thurau

Buch: „Das Maurerdekolleté des Lebens“

Autor: Matthias Thurau

Verlag: Selfpublishing

Ausgabe: Taschenbuch, 50 Seiten

Der Autor: Matthias Thurau ist Autor und Bloggerkollege aus Dortmund. Seinem Debütroman „Sorck“ folgte der Gedichtband „Alte Milch“, unlängst gesellte sich zu der Liste der Veröffentlichungen „Das Maurerdekolleté des Lebens“ hinzu. Wer mehr über Autor und Werke wissen möchte, dem sei ein Besuch seines im Übrigen überaus lesenswerten Blogs „Papierkriegblog“ empfohlen. Auch wenn der demnächst umzieht.

Das Buch: Theo, ein Mann auf dem Weg zu seinem neuen Job. Eine Kreuzung, an der er sich entscheiden muss: 3 Möglichkeiten, 3 Lebenswege, 3 Geschichten. Durch Labyrinthe, Wälder und die graue Großstadt. Welcher Weg ist der richtige? Was wird er unterwegs finden? Und wie groß ist seine Entscheidungsfreiheit wirklich?

Fazit: Wir alle haben uns wohl irgendwann im Leben schon mal gefragt: „Wo, um alles in der Welt, muss ich im Leben falsch abgebogen sein, um hier zu landen?“, alternativ auch: „Was wäre, wenn ich damals dieses oder jenes getan hätte?“ Diesen Fragen geht der Autor hier auf den Grund, denn bei „Das Maurerdekolleté des Lebens“ handelt es sich um drei Kurzgeschichten, die alle dieselbe Ausgangslage und mit Theo denselben Protagonisten haben, sich dann aber in drei völlig unterschiedliche Richtungen entwickeln. Vom Ansatz her erinnerte mich das „Maurerdekolleté“ daher ein wenig an eine sehr zusammengedampfte Version von Paul Austers „4 3 2 1“.

Und die Umsetzung ist Matthias Thurau durchaus gut gelungen.

Zum Einen wäre da die Sprache zu nennen. Schon Thuraus Debütroman „Sorck“ gefiel mir unter anderen angesichts einer gewissen sprachlichen Viruosität sehr gut und auch im Maurerdekolleté macht der Autor deutlich, dass er über einen mal mindestens grundsoliden mal auch schon sehr ausgefeilten Stil verfügt.

Im Vordergrund steht in einem solchen Werk wie diesem hier aber natürlich die Frage der Aussage, die der Text treffen möchte.

Um dieser Frage auf den Grund zu gehen, bietet sich ein Blick in die erste der drei Kurzgeschichten an. Protagonist Theo macht sich mit wenig mehr als einem Apfel bewaffnet auf den Weg, um seinen neuen Job anzutreten. Schon die Tatsache, dass er weder weiß, was er dort eigentlich tun soll, noch um welche Zeit er anzutreten hat, vermitteln etwas Surreales. Dieser Eindruck verstärkt sich dann immer mehr, und die Geschichte bekommt spätestens, wenn die Hauptfigur in unterirdischen Wäschereien und vielerlei noch seltsameren Gebäuden landet, etwas sehr Kafkaeskes.

Und Thurau füllt diesen ersten Teil mit einer Fülle von Themen, die man der kurzen Geschichte gar nicht zutrauen würde. Und gemäß der Aussage des Autors lässt sich dieser erste Teil – eigentlich das gesamte Buch – als Gesellschaftskritik lesen. Und ja, genau so habe ich das auch getan bzw. verstanden, werden doch, zumindest nach meinem Verständnis „Arm-Reich-Konflikte“ ebenso thematisiert, wie die mit teilsweise übertriebener Vehemenz geführte „Rechts-Links-Diskussion“ in der sich alle, die eine liberale Einstellung vertreten als linksgrün-versiffte Gutmenschen und alle mit einer konservativen Weltsicht als Nazis beschimpfen lassen müssen.

Daran schließt sich der zweite Teil an, der meines Erachtens nicht nur eine individuelle Sinnsuche beschreibt, sondern sich thematisch auch damit befasst, was passieren kann, wenn man es sich in einst angenehmen Umständen bequem gemacht hat, aber keine Konsequenzen folgen ließ, als sich diese Umstände änderten, weswegen man nun selbst mit anderen Konsequenzen leben muss.

Der abschließende Teil steht für mich thematisch unter der Frage, wie man sich gelegentlich auch selbst im Wege stehen und sich eben diese Wege verbauen kann.

Das Schöne an den drei kurzen Geschichten ist, dass sie auch eine gänzlich andere Lesart zulassen, man sich an meiner Deutung also keineswegs orientieren muss.

Wer sich mit dem überaus lesenswerten Büchlein auseinandersetzen möchte, kann das mittels eBook schon für sehr schlankes Geld – wesentlich weniger als man beispielsweise für Überflüssigkeiten wie eine BVB-Aktie berappen müsste – beim großen A oder bei Thalia tun.

Wertung:

9 von 10 Punkten

Demnächst in diesem Blog: „Die Zeit der Ruhelosen“ von Karine Tuil

 

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