„Die Phileasson-Saga I – Nordwärts“ von Bernhard Hennen und Robert Corvus – Nie wieder Käsetoast!

Buch: „Die Phileasson-Saga I – Nordwärts“

Autoren: Bernhard Hennen, Robert Corvus

Verlag: Heyne

Ausgabe: Paperback, 494 Seiten

Die Autoren: Bernhard Hennen, 1966 geboren, studierte Germanistik, Geschichte und Vorderasiatische Altertumskunde. Mit seiner Elfen-Saga stürmte er alle Bestsellerlisten und schrieb sich an die Spitze der deutschen Fantasy-Autoren. Hennen lebt mit seiner Familie in Krefeld. (Quelle: Heyne)

Robert Corvus, 1972 geboren, studierte Wirtschaftsinformatik und war in verschiedenen internationalen Konzernen als Strategieberater und Projektleiter tätig, bevor er mehrere erfolgreiche Fantasy-Romane veröffentlichte. Er lebt und arbeitet in Köln. (Quelle: Heyne)

Das Buch: Sagen und Mythen ranken sich um die legendäre Rivalität zwischen Asleif Phileasson, den sie nur den Foggwolf nennen, und Beorn, dem Blender. Nun soll eine Wettfahrt entscheiden, wer von beiden der größte Seefahrer aller Zeiten ist und sich König der Meere nennen darf. In achtzig Wochen müssen die beiden Krieger den Kontinent Aventurien umrunden und sich dabei zwölf riskanten Abenteuern stellen. Abenteuern, die nur die abgebrühtesten Helden zu bestehen vermögen. Es ist der Beginn des größten und gefährlichsten Wettlaufs aller Zeiten … (Quelle: Heyne)

Fazit: „Den Zwölfen zum Gruße“, liebe Leserschaft!

Wir schreiben das Jahr 1992: Erstmals werde ich in Form des Computerspiels „Das Schwarze Auge – Die Schicksalsklinge“ – 10 (!) Disketten, die sortiert neben dem Amiga 500 lagen, weil sie dauernd gewechselt werden mussten (damit wurde der Beruf des Diskjockeys erfunden) und Ladezeiten hatten, die nur knapp unterhalb der Länge eines handelsüblichen Pliotenstreiks lagen – mit der Welt des „Schwarzen Auges“ konfrontiert. Und mein jugendliches Nerd-Herz ist umgehend begeistert! Mir eröffnet sich buchstäblich eine völlig neue Welt. Eine Welt, die mich von der echten ein wenig ablenkt, was auch dringend nötig ist, wirft man doch in dieser echten Welt etwa zur selben Zeit gerade Brandsätze auf die zentrale Anlaufstelle für Asylbewerber in Rostock-Lichtenhagen …

Ich wurde Zeuge, wie zwei Jahre später in „Das Scharze Auge – Sternenschweif“, dem Nachfolger zur „Schicksalsklinge“, der Auelf Elsurion Sternlicht – und den Namen musste ich nicht mal googeln – meiner wackeren Heldengruppe erklärt, worin ihre Aufgabe besteht. Und zwar in Sprachausgabe! Also, nicht die Aufgabe bestand in Sprachausgabe, sondern sie wurde mittels selbiger übermittelt. Damals zwar schon keine Sensation mehr, aber sehr, sehr geil. :-)

Nochmal zwei Jahre später versuchte meine Heldengruppe, im dritten Teil der „Nordlandtrilogie“ mit Namen „Schatten über Riva“ wertvolle Informationen aus dem zwielichtigen Rattenfänger Xebbert Dürbann – den musste ich jetzt googeln – herauszubekommen, um die namensgebenden Schatten über der nordaventurischen Stadt zu vertreiben.

Zu diesem Zeitpunkt war ich längst infiziert mit dem DSA-Virus, hatte bereits die ersten Bücher der 1995 beginnenden Romanserie ergattert, besitze übrigens heute noch ein Exemplar aus der Erstauflage des ersten Romans „Der Scharlatan“ des viel zu früh verstorbenen Ulrich Kiesow – ich wollte es nur gesagt haben -, dem für sein Schaffen gar nicht genug gedankt werden kann, und liebe seitdem eigentlich alles, was mit DSA zu tun hat.

So viel muss eingangs erwähnt sein, um der geneigten Leserschaft zu verdeutlichen, dass ich nur bedingt objektiv bin bzw. sein kann, wenn es um eine im DSA-Universum angesiedelte Romanreihe geht. :-)

Hennen und Corvus beginnen ihren Roman mit einem recht langen, 83 Seiten umfassenden Prolog, der zum Einen eine eigene, recht düstere Handlung enthält, die zum Anderen durchaus Relevanz für die eigentlich Haupthandlung hat. In der Folge teilen die Autoren ihren Reihenauftakt in mehrere längere Kapitel, die wiederum logbuchartig in recht kurze Unterkapitel geteilt sind. Ein Ein- und Ausstieg aus der Lektüre ist so recht einfach und fast jederzeit möglich.

Corvus und Hennen – eben bemerke ich, dass ich bereits DSA-Romane von Bernhard Hennen besitze; Sachen gibts! – schreiben dabei so, wie ich mir einen Fantasy-Roman vorstelle. Bunt und bildhaft, selbst in der nicht so bunten Welt des nördlichen Eises, mal tempo- und actionreich, dann aber auch wieder ruhiger und mit Hintergründen zur Welt, in der ihre Reihe spielt. Hintergründe, die übrigens auch mittels eines Glossars am Ende des Buches erklärt werden – das ich natürlich nicht brauchte, ich wollte es nur gesagt haben :-) -, welches gewährleistet, dass man dieses Buch auch guten Gewissens lesen kann, ohne irgendwelche Vorkenntnisse über „Das Schwarze Auge zu haben“. Bemerkenswert finde ich in stilistischer Hinsicht darüber hinaus übrigens, dass es mir nicht möglich war, anhand des Stils einzuordnen, welcher der beiden Autoren denn nun welche Textpassage geschrieben hat.

Hennen und Corvus bevölkern ihren Roman mit einer stattlichen Anzahl an Personen. Um einen Kontinent zu umrunden, braucht es schließlich Schiffsmannschaften und die wiederum sind mitunter recht zahlreich. Abseits der beiden Protagonisten Asleif und Beorn, die bislang leider kaum über die Charakterisierung gut und böse hinauskommen, sind es diesmal in erster Linie die Nebenfiguren, die mir Freude bereiteten. Zwar ist beispielsweise die Traviageweihte Shaya auch nicht besonders tiefgehend gezeichnet, eignet sich aber hervorragend als Sympathieträger und Identifikationsfigur. Dafür gibt es mit Vascal della Rescati, seiner Nichte Leomara sowie den Elfen Salarin und Galayne Figuren, die mitunter wohl ganz bewusst eher mysteriös gehalten sind, von denen man mithin also noch nicht genau weiß, was es mit ihnen, ihrer Vorgeschichte und ihren Beweggründen auf sich hat. Das regt zum Denken und Rätseln an und hat durchaus seinen Reiz.

Die Handlung – die beiden Protagonisten müssen nicht nur den Kontinent Aventurien umrunden, sondern auf dem Weg auch eine Reihe bestimmter Aufgaben meistern – erinnert ein wenig an die griechische Mythologie und dort an die zwölf Aufgaben des Herakles. So lautet die erste Aufgabe der beiden Kontrahenten beispielsweise einen „zweizahnigen Kopfschwänzler“ – wir würden wohl „Mammut“ dazu sagen – zu fangen, und nach Thorwal zu transportieren. „Nordwärts“ ist inhaltlich erfreulich kurzweilig, punktet mit einem angenehmen Erzähltempo und bildet einen ausgesprochen gelungenen Auftakt in diese bislang sechsbändige Reihe, deren siebter Teil im März erscheint, und die letztlich zwölf Bände umfassen soll. Ich würde sagen, mein Lesejahr ist gerettet.

Nicht unerwähnt lassen möchte ich, dass das Buch eine Landkarte enthält. Und Fantasy-Bücher mit Landkarte sind per se gut. Dafür kommen in der Handlung keine Zwerge vor. Und Fantasy-Bücher ohne Zwerge sind per se doof. Ach, ich schätze, das gleicht sich wieder aus …

Wertung:

Handlung: 9 von 10 Punkten

Stil: 9 von 10 Punkten

Charaktere: 9 von 10 Punkten

Atmosphäre: 13 von 10 Punkten

Gesamtwertung: 10 von 10 Punkten (okay, wer kein ausgesprochenes DSA-Herz hat, zieht von den letzten 13 Punkten vier ab, kommt dann im Schnitt aber immer noch auf 9)

Demnächst in diesem Blog: „Die Prophezeiung des magischen Steins“ von Stephan M. Rother.

 

21 Antworten auf „„Die Phileasson-Saga I – Nordwärts“ von Bernhard Hennen und Robert Corvus – Nie wieder Käsetoast!

    1. Endlich jemand, der etwas mit der Anspielung anzufangen weiß! :-)

      Ich habe die Nordlandtrilogie seit damals leider nicht wieder durchgespielt, und die Neuauflage von vor einigen Jahren stellte eine mittelschwere Frechheit dar.

      Die DSA-Romane sind alle sicherlich keine hochgradig anspruchsvolle Literatur, aber ich liebe halt „die lore“, die dahintersteckt, wie meine Nachfolgegeneration sagen würde, da verzeihe inhaltliche Schwächen gerne. Und gerade der erwähnte Erstling „Der Scharlatan“ ist mir positiv im Gedächtnis geblieben. So positiv, dass ich in RPGs heute noch einen tierischen Begleiter der Spielfigur, so es denn einen gibt, vorzugsweise einen Hund, nach dem dort auftauchenden Hund benenne. :-)

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      1. Man könnte in der Welt ja durchaus auch anspruchsvolle Fantasy schreiben, gerade weil sie schon „steht“ und man sich auf Charaktere/Soziales/Usw konzentrieren könnte. Aber kA wie die Lizenzen einen da einschränken könnten…

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        1. Das könnte man, würde von seinen Agenten, den Lektoren und nicht zuletzt dem Verlagsleiter oder seinem weiblichen Pendant dann aber vermutlich den Satz hören: „So etwas verkauft sich doch nicht!“

          Übrigens: Ein sehr lesenswerter Artikel zu DSA und die damit zusammenhängende Nostalgie, die ich trotz allem dennoch gelegentlich abfeiere. ;-)

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  1. Die Zwölfe zum Gruße!
    Ich muss denn leider unwissenderweise nachfragen. Ich hab die Rezension nun zweimal gelesen. Zugegebenermaßen bin ich kein Fantasy-Leser und auch kein Spieler von PCGames, aber immerhin kenne ich mich im DSA Universum durch meine RPG Gruppe einigermaßen aus, mit der ich mich gemütlich einmal die Woche treffe und vom Wohnzimmertisch aus Aventurien unsicher mache… doch was Deine Rezension mit Käsetoast zu tun hat, ist mir unklar. :-)
    Magst Du mir da noch auf die Sprünge helfen, was der Untertitel Deiner Rezension zu bedeuten hat?
    Vielen Dank und gehabt Euch wohl! :-)

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    1. Das wohl! ;-)

      Ich dachte schon, es fragt nie jemand. Dabei denke ich über meine Untetitel häufig so lange nach. Gut zu wissen, dass die auch jemand bemerkt. ;-)

      Zur Erklärung: Guido Henkel, einer der Entwickler von „Die Schicksalsklinge“ hat mal gesagt, dass sie das Spiel fast komplett aus eigener Tasche finanzieren mussten. Daher wurde am Essen gespart, es gab dauernd Toast aus dem Sandwich-Maker mit Käse, Salami, Senf und Ketchup. Einer der Programmierer hat sich allerdings immer Salat mitgebracht, der dann oft – aufgrund der Überversorgung mit Käsetoast – geklaut wurde. Dieser Programmierer klebte dann aus Protest einen Zettel an den Kühlschrank: „Esst mehr Käsetoast!“.

      Im eigentlichen Spiel gibt es dann tatsächlich irgendwo an einer Art Infotafel einen virtuellen Zettel mit der Aufschrift: „Esst mehr Käsetoast!“ Einige Zeit später begegenet man einem Nichtspielercharakter, der sich augenscheinlich gerade am Straßenrand übergeben hat und der röchelt: „Nie wieder Käsetoast!“ Und dieser Spruch hat es als eine Art running gag – den eigentlich nie jemand begriffen hat – in alle drei Spiele geschafft. :-)

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      1. Na siehste mal – die Mühe lohnt sich, ich lese immer auch Untertitel. Kommt aber vielleicht davon, dass ich auch immer einen Titel / Untertitel für meine Beiträge suche und so eben auch immer auf die Verbindung im Text schaue.

        Das mit dem Käsetoast können dann ja wirklich nur eingefleischte Fans wissen, aber ich werde gleich mal versuchen, beim nächsten RPG-Abend mit meinem nun neu erworbenem Wissen zu glänzen und herausfinden, ob meine Freunde, die ja auch die PC-Spiele kennen und gespielt haben, das denn wissen. Ha!
        :-D

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          1. Hallo nochmal!
            Leider muss ich zugeben, dass obwohl alle aus meiner Gruppe entweder eins oder gar alle DSA PC Spiele gespielt haben, keiner etwas mit dem Käsetoast anfangen konnte… :-)

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          2. Hey! Vielen dank für die Rückmeldung. Und das obwohl sich schon das zweite Suchergebnis auf DSA bezieht, wenn man nach „Nie wieder Käsetoast“ googelt. ;-) Nun ja, es ist ja auch lange her und man kann sich nicht alles merken.

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