„Das Wörterbuch des Viktor Vau“ – Zufallsfund

Buch: „Das Wörterbuch des Viktor Vau“

Autor: Gerd Ruebenstrunk

Verlag: Piper

Ausgabe: Taschenbuch, 414 Seiten

Der Autor: Mit 20 Jahren machte Gerd Rübenstrunk sein Abitur in Hildesheim und studierte Englisch und Germanistik an der TU Hannover. Danach ging er an die Pädagogische Hochschule Bielefeld und studierte Deutsch, Geschichte und Wirtschaftslehre auf Lehramt.
Von 1976 bis 1980 studierte er außerdem Psychologie an der Universität Bielefeld. Das Studium schloss er 1998 ab. Seine Diplomarbeit über die Computersimulation psychologischer Emotionstheorien wird heute an Hochschulen als Einführungstext in das Thema verwendet.
Heute lebt Gerd Ruebenstrunk mit seiner Familie in Duisburg.
Von 1984 bis 1995 arbeitete Ruebenstrunk für verschiedene Werbeagenturen. Danach war er für die Konzeption der wöchentlichen Computer- und Internetshow CLICK! auf VOX zuständig.
Von 1998 bis 2000 war Ruebenstrunk Chefautor für die Sendungen „Wie bitte?!“ (Ausgestrahlt von RTL) und „Versteckte Kamera“ (Ausgestrahlt vom ZDF). 2001 schrieb er, gemeinsam mit Alexander Rettig, eine Folge für die Comedy-Serie Alles Atze. (Quelle: Piper)

Das Buch: Seit Jahrzehnten arbeitet Viktor Vau an seinem Wörterbuch – einer einzigartigen Sammlung von Begriffen, die die Welt so exakt beschreiben wie nie zuvor. Doch Viktor Vau ahnt nicht, dass sein Werk auch ein furchterregendes Geheimnis birgt. Als im Meer eine Raumkapsel unbekannter Herkunft entdeckt wird, stößt man darin auf eine Botschaft, die nur Viktor Vau entschlüsseln kann. Die Nachricht erschüttert die Welt – und ausgerechnet Viktor Vau steht im Mittelpunkt einer drohenden Katastrophe … (Quelle: Piper)

Fazit: Wenn die Exemplare der preisreduzierten Mängelexemplare auf dem „Grabbeltisch“ einen repräsentativen Querschnitt durch den Büchermarkt darstellten, dann gäbe es eine gewisse statistische Wahrscheinlichkeit, dort auch einmal etwas Brauchbares zu finden. Aber sind wir doch mal ehrlich: 99 % von dem, was man dort vorfindet, ist Mist! Dennoch schaue ich so zwei-, dreimal im Jahr auf diesem Grabbeltisch nach, denn manchmal, ganz manchmal, hat man sogar Glück, so wie ich in diesem Fall mit „Das Wörterbuch des Viktor Vau“.

Dabei muss ich sagen, dass der Autor mit dem einprägsamen Namen mir vorher nicht bekannt war, wohingegen Menschen, die eine höhere Affinität zu Jugendbüchern haben als ich, ihn vielleicht als Autor des Dreiteilers rund um „Arthur und die vergessenen Bücher“ kennen. Da auch der Klappentext auf der Rückseite – der nicht dem oben eingefügten entspricht – irgendwo zwischen nichtssagend und schon fast peinlich lag, musste ich mich auf meine Intuition verlassen und habe das Buch in erster Linie wegen seiner schönen Gestaltung gekauft. Auch damit kann man manchmal, ganz manchmal, Glück haben.

Da ich nicht genau wusste, worauf ich mich einlasse, bereitete ich mich im besten Falle auf ein Buch wie Merciers „Perlmanns Schweigen“ und im schlechtesten Fall auf eines wie Norfolks „Lemprière´s Wörterbuch“ vor. Mit beiden Titeln hat „Das Wörterbuch des Viktor Vau“ jedoch nicht das Geringste zu tun. Nein, Ruebenstrunk erzählt eine viel leichter verdauliche, gefälligere und dennoch spannende Geschichte.

Eine Geschichte allerdings, über deren Inhalt man im Vorfeld eigentlich gar nicht so viel schreiben kann, ohne möglicherweise viel zu viel zu verraten. Ruebenstrunk lässt seinen Roman in der Zukunft spielen, auf der Weltkarte hat sich, verglichen mit heute, einiges getan. Aus den spärlichen Informationen zu seinem dennoch spannenden Handlungsrahmen kann man beispielsweise entnehmen, dass die europäischen Staaten zu der sogenannten „Union“ zusammengefasst wurden, die von der „Dynastie“ regiert wird. Deren Mitglieder rekrutieren sich aus einem Kreis von etwa einem bis zwei Prozent der Gesellschaft und sind beispielsweise Wirtschafts- und Bankenführer. Eine dieser beiden Zunkunftsvisionen Ruebenstrunks halte ich nach heutigem Stand für eher unwahrscheinlich, die andere für sehr wahrscheinlich…

In dieser Situation möchte der auf Neurolinguistik spezialisierte Professor Viktor Vau eine Plansprache einwickeln. Anders als andere Plansprachen soll sie sich dadurch auszeichnen, vollkommen exakt zu sein. Jede Aussage soll für alle Menschen, die dieser Plansprache mächtig sind, die selbe Bedeutung haben.

Noch ehe er seine Forschungen auf diesem Gebiet zu Ende bringen kann, stürzt die Raumkapsel vom Himmel und die Dinge nehmen ihren Lauf.

Die Ereignisse in „Das Wörterbuch des Viktor Vau“ schildert der Autor in stilistischer Hinsicht auf sehr gefällige Weise. Auch wenn man als Leser manchmal das Gefühl hat, von einem Thema zum anderen zu springen – dazu gleich mehr -, behält man immer den roten Faden der Geschichte im Blick.

Auch die Charaktere sind gut getroffen, allen voran natürlich der titelgebende Viktor Vau.

Dennoch liegen die Stärken des Buches meiner Meinung nach weder in seinem Stil noch in seinen Figuren, weswegen ich mich diesbezüglich arg kurz fasse, sondern eindeutig in der Geschichte selbst. Der Autor reißt eine Fülle von Themen an: Plansprachen, das Zusammenspiel der linken und der rechten Gehirnhälfte, Diskussionen über die Aufgaben eines Staates, die politische Entwicklung in der Welt in der Zukunft, Fragen über Ethik und Moral und so weiter. Dabei werden – beispielsweise hinsichtlich der Plansprachen – nebenbei Namen wie Leibniz oder Wilkins genannt, die dazu führten, dass ich im Anschluss an die Lektüre des Buches noch eine ganze Weile in der Gegend herumgoogelte, um mich mit weiteren Informationen zu den genannten Herren und den entsprechenden Themen zu befassen. Ich mag sowas ja! Da kann man nebenbei auch noch etwas lernen.

Erstaunlich passend webt Ruebenstrunk dazu noch den Handlungsstrang über einen Serienmörder in die Handlung ein. Und einen weiteren über … – nein, das kann ich wirklich nicht verraten. ;-)

Wer einen Hang zur Science-Fiction hat und darüber hinaus vielseitig interessiert ist, der wird mit „Das Wörterbuch des Viktor Vau“ nicht viel falsch machen können.

Wertung:

Handlung: 9,5 von 10 Punkten

Charaktere: 8 von 10 Punkten

Stil: 8,5 von 10 Punkten

Atmosphäre: 9 von 10 Punkten

Gesamtwertung: 8,75 von 10 Punkten

Demnächst in diesem Blog: „Agathas Alibi“ von Andrew Wilson.

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