Guten Morgen, liebe Leserinnen und Leser,
der folgende Beitrag zu den von Christiane organisierten Etüden zur Wortspende von Myriade liegt ausschließlich in mangelnder Impulskontrolle meinerseits begründet. Auf gehts!
„Na, wie siehts aus bei dir?“
„Ich habe kürzlich nachgedacht!“
„Ach was!?“
„Ja, kommt vor!“
„Und worüber?
„Ich habe einen Artikel in der Wochenendbeilage unserer Pampa-Lokalzeitung gelesen.“
„Worüber?“
„Über Kultur-Tafeln.“
„Ääääh …“
„Na, Kultur-Tafeln eben. Das Prinzip der Tafel sollte ja geläufig sein: Wirtschaftlich schwächere Menschen bekommen für einen schlanken Obolus Lebensmittel.
„Ja, klar.“
„Na, und eben so funktioniert das Konzept der Kulturtafeln auch. Nur dass halt statt Lebensmitteln übriggebliebene Eintrittskarten für Kulturveranstaltungen an bedürftige Menschen verteilt werden.“
„Find ich gut. Und nun?“
„Nun denke ich drüber nach, dass man das in unserer heimischen Pampa eigentlich auch mal anleiern müsste.“
„Tolle Idee? Und wie genau?
„Nun ja – es ist leider so, dass ich nicht gerade das Einmaleins der Organisationsgründung beherrsche, mangels Erfahrung.“
„Mit anderen Worten: Du weißt es nicht.“
„Ich weiß es nicht!“
„Na gut, dann: Wie viel infrage kommende Kulturveranstaltungen gibt’s denn in unserer heimischen Pampa so im Schnitt pro Monat?“
„Ich weiß es nicht.“
„Okay, ähm – dann frage ich vielleicht erst nach der Finanzierung, damit man damit keine roten Zahlen schreibt. Wie soll das Ganze also …“
„Ich weiß es nicht.“
„Halten wir fest: Eigentlich weißt du nichts, hältst es aber trotzdem für eine gute Idee?“
„Natürlich! Erstens: Dem Kulturbetrieb geht es spätestens seit der Pandemie nicht wirklich gut. Demnach hätten sowohl Kunstschaffende als auch Veranstalter wohl ein Interesse daran, lieber vor vollbesetzten Sälen aufzutreten als vor halb leeren. Zweitens: Während der Pandemie fiel mir auf, wie sehr man den Wegfall kultureller Veranstaltungen vermissen kann. Wie muss das dann erst Leuten gehen, die beispielsweise aufgrund schmaler Rente dauerhaft davon ausgeschlossen sind?“
„Auch wieder wahr.“
„Außerdem – ganz egozentrisch – würde mir eine solche Tätigkeit vielleicht die diffuse Frage, warum ich morgens aufstehe, beantworten.“
„Wie lautet denn deine jetzige Antwort auf diese Frage?“
„Ich weiß es nicht.“
„Oh.“
„Ja. Oh.“
300 Worte.
Wusste ich auch nicht dass es sowas gibt. Toll. Muss ich gleich mal recherchieren, ob es sowas bei uns gibt.
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Mach das mal – vielleicht läuft bei dir irgendwo jemand rum, der weiß, wie das geht. ;-) In dem Fall würde ich mich über ne Rückmeldung freuen. Andernfalls auch. :-)
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Aus dem dörflichen Land gesprochen: bei der Grariskarte müsste dann auch wohl eher eine Fahrkarte dabei sein oder eine gönnerhafte Abholung. Ich befürchte dies bei uns als Problem, weil Kunst ist immer nur in den größeren Städten im Angebot.
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„Kunst“ umfasst hier so ziemlich alles aus dem kulturellen Angebot, das kann ein Auftritt eines bekannten Kabarettisten im nahegelegenen Mittelzentrum ebenso sein wie ein Chorkonzert in der Kirche aufm Dorf. Daran herrscht hier, wenn man alles Mögliche berücksichtigt tatsächlich kein Mangel.
Das Beförderungsproblem besteht tatsächlich, für gewöhnlich werden für die Interessenten aber jeweils zwei Karten zurückgelegt, dann kann man sich jemanden suchen, der ebenfalls Interesse hat und über einen fahrbaren Untersatz verfügt. :-)
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Eine sehr gute Idee, in der Theorie. In der Praxis stelle ich es mir etwas schwierig vor, weil der Kulturbetrieb auch in ziemlichen finanziellen Schwierigkeiten steckt und es somit nicht ganz einfach sein wird auch noch Karten zu verschenken. Das braucht ein gutes Konzept. Aber vielleicht gibt es das ja eh schon.
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Das Konzept würde für Veranstalter und Kunstschaffende eigentlich keine Einbußen bedeuten. Es ginge hier ja nicht um Karten, die der Veranstalter einfach so verschenkt, sondern um solche, die nicht im Rahmen des Vorverkaufs verkauft werden konnten, und die man mutmaßlich auch nicht mehr vollständig an der Abendkasse los wird. Kurz gesagt haben Veranstalter und Kunstschaffende praktisch die Wahl, die Sitze frei zu lassen und damit kein Geld zu verdienen, oder vor vollem Haus zu spielen und mit denselben Sitzen, die ansonsten frei geblieben wären, ebenfalls kein Geld zu verdienen. :-)
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Gerade das – denke ich – ist die Schwierigkeit. Abzuschätzen ab wann man Karten nicht mehr verkaufen kann. Wahrscheinlich gibt es da aber Erfahrungswerte. Jedenfalls eine gute Idee.
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Nun ja, ein Vorverkauf endet ja irgendwann planmäßig. Für das, was man ab da noch an der Abendkasse verkauft, gibt es Erfahrungswerte und Kalkulationen. Der Rest wird an die Kulturtafel gemeldet, diese versucht Ihrerseits nun Interessenten zu finden, die dann am Abend der Veranstaltung nur ihren Namen nennen müssen und eingelassen werden. Es funktioniert in vielen Orten. Nur der Weg dahin … puh. :-)
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Ich seh, deine Idee schreitet der Realisierung bereits mit großen Schritten entgegen. Viel Rrfolg! 😎
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Vielen, lieben Dank – ich werde berichten. ;-)
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Stichwort Abendkasse: Als ich noch mittellose Studentin war, lungerten wir oft an Abendkassen rum, hoffend, dass einige Tickets nicht abgeholt wurden oder unverkauft blieben. Meistens ergatterten wir tatsächlich in letzter Minute eine freie Eintrittskarte.
Last-Minute-Culture, sozusagen.
Ich weiß nicht, ob es das heute noch gibt. Man könnte es wieder einführen. Die Veranstalter hätten keinen Verlust, denn Leute wie wir konnten die Karten nicht kaufen, waren aber wirklich interessierte Kulturkonsumenten. Das Risiko, am Ende vergebens gewartet zu haben, nahmen wir gern auf uns.
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Ja, so ähnlich ist das auch gedacht, nur dass man vorher einen Beleg dafür bringen müsste, wirklich mittellose Studentin zu sein. :-)
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Nö, finde ich nicht. Das ist mir zu bürokratisch gedacht. Wer da rumsteht und hofft, dass er ne Freikarte findet, hat sie auch verdient. Eine Einkommenserklärung hätte ich persönlich nie abgegeben, um ins Theater reinzukommen. Außerdem: Der Sinn der Maßnahme ist ja u.a., das Etablissement voll zu kriegen. Ich fände es auch nicht gut, wenn der Veranstalter hinterher die umsonst abgegebenen Karten mit der Stadt verrechnen könnte. Dann wird das Ganze zu einem Wohltätigkeitsding aus Geschäftsinteresse.
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Nö, das ist weniger bürokratisch, sondern nur fair. Ich kann da als Mensch ja auch stehen, und hoffen, eine Freikarte zu bekommen, obwohl ich eigentlich in der Lage wäre, eine bezahlen.
Im Fußballstadion bekommt man eine Ermäßigung als Rentner oder Studentin ja auch nur, wenn man belegen kann, dass man entweder das eine oder das andere ist. Ich denke, da fällt einem kein Zacken aus der Krone.
Wenn man das organisiert betreibt, würde zudem gewährleistet sein, dass immer wieder unterschiedliche Menschen Karten bekommen würden, weil zunächst die kontaktiert würden, die am längsten kein Angebot erhalten haben, und man würde so ausschließen, dass immer dieselbe bedürftige Studentengruppe aus ihrer Hoffnung auf Freikarten ein Geschäftsmodell macht. :-)
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Ich finde die Idee der Kulturtafeln sehr gut! Und werde gleich mal nachforschen, ob es so etwas hier in München schon gibt.
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Das Konzept ist super – und das gibt es schon seit geraumer Zeit, weswegen mir umso unverständlicher ist, dass ich bis vor so zwei Wochen tatsächlich nie irgendwas davon gehört hatte. Na gut, hier ist der ländliche Raum Niedersachsens, da spricht sich alles ein bisschen später rum … ;-)
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Das scheint hier in der EineinhalbMillionenStadt München allerdings auch der Fall zu sein. Mir war das jetzt ebenfalls völlig neu.
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Ja, da gibt es den „KulturRaum München e.V.“, hat mir Google gerade gesagt. :-)
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Aha! Danke fürs Nachschauen! :-)
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Ja, ich finde so eine Idee auch echt unterstützendwert, und wollte mich da gern engagieren aber unsere Kultuttafel (hier hieß sie Kulturloge) wurde leider abgeschafft!… :-(
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Ausgesprochen schade. :-( Hat es sich nicht gelohnt, oder fanden sich nicht genug Freiwillige, um das längerfristig zu organisieren?
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Ehrlich gesagt, weiß ich das nicht. Aber dein Beitrag inspiriert mich, da nach mal Nachforschungen zu machen. Vielleicht wurde das Projekt nach Corona wieder belebt… Also danke den Implus…
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Wenns dafür gut war, bin ich zufrieden. :-) Viel Erfolg!
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Danke! :-)
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Psssst, könnte es sein, dass du den „Schnitt“ rausgekürzt hast? Ich habe intensiv gesucht 🤔😉
„Kulturtafel“ – klingt wirklich nach einer guten Idee. Aber nicht mehr zu wissen, warum man morgens aufsteht, halte ich für bedenklich, je nachdem, wie ernst du das gemeint hast. 🤔
Danke für die zweite Etüde! 😁
Morgenkaffeegrüße mit Nebel 🌫️☕🍪
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Letzteres ist so semi-ernst gemeint, die Motivation des Aufstehens speist sich derzeit gelegentlich aber durchaus aus der simplen Erkenntnis, dass Liegenbleiben die dümmere Alternative ist. ;-)
Und ja, ich hab den „Schnitt“ rausgekürzt!? Wie peinlich – gib mir ne Sekunde … :-)
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Der „Schnitt“ ist jetzt drin. ;-)
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😁 Gesehen 👍
Off topic: Ich lese gerade ein Buch, das du rezensiert hast, und bin bisher sehr angetan. Wenn ich durch bin, verrate ich dir, welches, bis dahin darfst du raten 😉
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Das freut mich doch schon mal sehr. Ich tippe auf … ähmnemnem… gib mir ´ne Sekunde. Ich denke nach … ;-)
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Ich wär ja schon gespannt … 😉
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Eine Mindestmenge an Zusatzinformationen wäre ja schon fair. ;-) Aber so ganz ohne tippe ich einfach mal auf „Die Bücher, der Junge und die Nacht“ von Kai Meyer!?
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Falsch.
Es ist eh unfair, denn ich habe nicht danach gesucht, sondern ich bin in den Bücherhallen darüber gestolpert und habe, als ich mir den Klappentext durchgelesen habe, mich daran erinnert, dass ich bei dir eine Besprechung dazu gelesen hatte und du es mochtest. Ich bin also keineswegs sicher, dass du es mir zuordnen würdest. Allerdings habe ich, glaube ich, mein Leseinteresse bekundet.
Kann es sein, dass deine Liste nicht mehr aktuell ist? 🤔
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Sorry für die späte Antwort auf die letzte Frage, aber der Chronistenpflicht halber: Stimmt, die Liste ist schon seit … 2017(?) nicht mehr aktuell. Ich haderte mit der Art der Sortierung, habs dann schleifen lassen, irgendwann gedacht, dass das jetzt sowieso nix mehr wird, und das war es dann mit der Liste …
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