abc.Etüden KW 36/37 2022 I

abc.etüden 2022 36+37 | 365tageasatzaday

Guten Morgen, liebe Leserinnen und Leser,

die Sommerpause ist vorbei, die zauberhafte Christiane ruft wieder zu den Etüden auf, diesmal zu einer Wortspende des Etüdenerfinders Ludwig Zeidler. Auf gehts:

„Anschmiegsam!“

„WAS!?“

„Ich .. äh… keine Ahnung – etwas hat mich gezwungen, das zu sagen …“

„Äh … Alter – gehts dir gut!?“

„Nein – ich leide unter einem massiven First-World-Brechreiz!“

„Bitte?“

„Ich will sagen: Das Schöne am Internet ist, dass jeder Idiot seine Meinung kundtun kann, das Beschissene am Internet ist, dass jeder Idiot das auch tut.“

„Nur nicht konkret werden!“

„Konkret gehts um die neue Amazon-Serie „Der Herr der Ringe:Die Ringe der Macht“.“

„Und?“

„Selbige leidet derzeit unter einem massiven Review-Bombing.“

„Unter was?“

„Kurz gesagt: Eine kleine Anzahl an Menschen bewertet etwas bewusst schlecht, mit dem Ziel, den Erfolg den Produkts zu mindern.“

„Und was ist bei dieser Serie nun deren Problem?“

„Nun, ganz vorne dabei ist, dass einige Elben und Zwerge von People of Colour gespielt werden … Man „argumentiert“, dass es die so bei Tolkien nicht gegeben hat und auch nicht geben kann. Es folgen fadenscheinige geografische und biologische Erklärungen und sinngemäßes Geblubber wie „In einem Film über den Zweiten Weltkrieg hätte auch nicht die Hälfte aller deutschen Soldaten eine dunkle Hautfarbe!“

„Oh, ja, die großen historischen Ereignisse der Menschheitsgeschichte, wer kennt sie nicht: Punische Kriege, Franzöische Revolution, Zweiter Weltkrieg, Herr der Ringe … Und außerdem: Biologische Erklärungen? Haben die dann auch eine dafür, dass die unterirdische lebenden Zwerge nicht blind und transparent sind?“

„Keine Ahnung, aber mich kotzt so etwas an. Menschen, die ihren Rassismus selbst dann nicht erkennen könnten, wenn man ihn buchstabieren würde. Menschen, die offenbar so wenige Probleme im Leben haben, dass sie freidrehen, weil jemand „ihr“ HdR-Universum zerstört. Menschen, die den Eindruck vermitteln, nur noch mit Stift und Zettel vor dem Fernseher zu sitzen, um „Fehler“ zu finden, anstatt einfach mal etwas genießen zu können. Menschen, die zudem nicht wissen, was eine Adaption ist. Menschen, die über so wenig Frustrationstoleranz verf…“

„Lass gut sein!“

„Ja, vielleicht hast du recht …“

300 Worte.

15 Antworten auf „abc.Etüden KW 36/37 2022 I

  1. Ich bekomme davon immer mal wieder was in den Kommentaren auf Youtube mit, wenn ein von mir abonnierter Kino-Channel wieder mal einen Beitrag zu der Serie hochlädt. Und mich nerven diese selbsternannten Tolkien-Experten so dermaßen. Manche sind da echt besessen und verbissen in ihrem Glauben, was J.R.R. Tolkien wollte oder nicht wollte.

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    1. PS: Seltsamerweise habe ich zu „House of the Dragon“ noch keinen derartigen Kommentar zu einem dunkelhäutigen Targaryen-Darsteller gelesen – und das ist m.E. genauso eine Fan-Fiction (nur eben von Game of Thrones) wie „Die Ringe der Macht“.

      Ein wenig mehr Toleranz wäre angebracht.

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    2. Exakt so sieht es aus. Einerseits diese Vermessenheit, das angeblich beurteilen zu können, andererseits dieses engstirnige Geblubber, so als würde es sich bei Tolkien Werk um irgendwelche heiligen Schriften handeln. Ich kann mir das nur so erklären, dass diese Leute entweder zu viel Tagesfreizeit oder aber keine echten Probleme im Leben oder beides haben …

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  2. Boah. Mir ist die Diskussion noch nicht untergekommen, da ich die Serie mangels Streamingdienst so bald wohl nicht sehen werde, also lass mich mal fragen: Es heißt, Tolkien hat/hätte in seiner mythologischen Vorzeit keine PoC bei den „Guten“ untergebracht? Stimmt, das glaube ich auch, Tolkien war ein Kind seiner Zeit, sehr konservativ und hat bewusst idealisiert, schließlich hat er eine Mythologie Englands entworfen. Denke ich, dass man heute bei einer Verfilmung entsprechend verfahren sollte? Nein. Wäre das eine dezidierte Tolkien-Verfilmung und nicht „unter der Verwendung von Motiven von“, würde ich darüber nachdenken. Ist es aber nicht. Und wenn ich heute einen derartigen Gut-gegen-Böse-Stoff neu verfilme, dann möchte ich, dass peinlichst vermieden wird, dass der Gedanke aufkommt, dass alle „Bösen“ per Definition eine bestimmte Hautfarbe haben oder aus einem bestimmten Land stammen. Das sind für mich moderne Anforderungen an einen Film, und ich kann damit leben, dass ich da mit Tolkien im engeren Sinne nicht übereinstimmen mag. 🤔
    Danke für die Etüde! Ich habe es vergessen: Bist du Tolkien-Fan oder warst du einer, der HdR nie durchgekommen hat? Letzteres, oder? 😉
    Mittagspausenkaffeegrüße! 🌤️🌳☕🍪🌼👍

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    1. Nein, Tolkien hat meines Wissens keine PoC bei den „Guten“ platziert. Als einziges Volk würden mir spontan die „Haradrim“ einfallen. Als „wilde und als primitiv beschriebene“ Menschen an der Seite Saurons … hm – schwierig. :-)

      Man kann meinetwegen gerne kritisieren, dass sich die Serie für einen persönlich zu wenig an Tolkiens Büchern orientiert. Wenn aber „Reviews“ erscheinen mit einer 0/10 oder 1/10-Wertung, noch bevor die erste Folge zu Ende ist und nur mit dem einzigen Kritikpunkt, dass da … dann kann ich das schwerlich ernst nehmen.

      Menschen, die so frei drehen, verbal ausfällig werden und in einen irritierenden „Ich bin kein Rassist, aber …“-Ton verfallen, von denen frage ich mich immer, wie die wohl damit umgehen mögen, wenn ihnen wirklich mal was Schlimmes im Leben passiert.

      Ich finde, Kunst und Kultur sind auch immer Abbild der Zeit, in der sie stattfinden. Für mich bedeutet das, insbesondere, wenn es sich um vollkommen fiktionale Gedankenkonstrukte aus dem Fantasy-Genre handelt, dass man diese gerne auch mal behutsam aktualisieren kann.

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      1. Ich sitze in Norddeutschland für die nächsten zwei bis drei Wochen, übe mich in neuer Heimat und beaufsichtige Handwerker (und freue mich darüber (NICHT), dass ich nicht daran gedacht habe, dass ich heute den ganzen Tag kein Wasser habe. Und stelle fest, wie verwöhnt ich bin :-) Aber: es geht endlich los :-)

        Und selbst so?

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        1. Find ich gut! Also, nicht das mit dem Wasser, sondern den Rest. :-)

          Selbst? Joah, habe heute besonders Montag irgendwie.

          Und bin bezüglich des Etüdenthemas gerade auf ein Zitat gestoßen, das die „Inkonsitenz und die zerbrochene innere Authenzität des Werkes im Kontext der mythologisch gewollten Ursprungs dieser Geschichten(…)“ anspricht. Was „Inkonsitenz“, „Authenzität“ und „im Kontext der … Ursprungs“ angeht: sic!

          Ehrlich, jeden Tag, den ich älter werde, steigt die Anzahl derer, die ich für des Verdreschens mit Dachlatten für würdig erachten würde – aber sonst … :-)

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          1. Mit Dachlatten könnte ich aushelfen .. also, wenn Bedarf besteht :-)
            Montage :-( besonders schlimm, wenn Dienstage oder so ein Montag sind … aber hey, heute ist Montag – es könnte also besser werden ;-) Ich drücke auf jeden Fall alle Daumen.

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