abc.Etüden KW 47/48 I

abc.etüden 2019 47+48 | 365tageasatzaday

 

Guten Morgen, liebe Leserinnen und Leser,

angesichts der Tatsache, dass sich mein derzeitiger Lesefluss vergleichen lässt mit der Umsetzung einer beliebigen Vereinbarung aus dem Koalitionsvertrag durch die GroKo, wird es bis zur nächsten Rezension noch etwas dauern. Vertreiben wir uns daher die Zeit mit einer bis mehreren der von Christiane organsierten Etüden. Die Wortspende stammt diesmal vom Blog Red Skies over Paradise.

 

„Na, wie isses?“

„Beschissen! Hast Du kürzlich mal aus dem Fenster gesehen? Gestern wurde es den ganzen Tag nicht richtig hell. Und heute? Dasselbe in grau! Kann man sich nur noch schön haschen!“

„Ist auch keine Lösung.“

„Auch wahr …“

„Außerdem ist das eine Einstellungssache. Karl Valentin hat mal gesagt: „Ich freue mich, wenn es regnet, denn wenn ich mich nicht freue, regnet es trotzdem!“

„Boah, ja, das kann ich ja haben, diese pathologisch-fröhlichen Kalenderspruch-Klugscheißer! Alter, ich habe schon Leuten für weniger aufs Maul …“

„Heeey, so schwermütig? Ist doch nur Wetter!“

„Es ist eben nicht nur das Wetter! Heute mal Nachrichten gesehen? Belagerung einer Uni in Hongkong, Wetterchaos im Österreich, die Bundesregierung gibt der Windenergie den Gnadenschuss, Donald Trump findet Siedlungsbau in annektierten Gebieten toll, die AfD präsentiert auf 127 Seiten eine „Studie“, die primär das fragwürdige Weltbild ihrer fragwürdigen Wählerschaft bekräftigt, in Brasilien wurde im letzten Jahr so viel Regenwald abgeholzt wie seit 11 Jahren nicht mehr, in der Ostukraine …

„Da wird noch geschossen?“

„Ja sicher, es sagt einem nur keiner mehr. Und letztlich: Weltweit findet der „World´s Big Sleepout“ statt, um auf die Unbehaustheit vieler Menschen hinzuweisen.“

„Die was?“

„Na, die Obdachlosigkeit! Während es 2006 noch etwa 256.000 Obdachlose in Deutschland gab, waren es im Jahr 2016 schon etwa 860.000 Menschen, Tendenz steigend. Bald könnte die Millionengrenze geknackt sein, das muss man sich mal vorstellen!“

„2016, ja!? Hast Du keine neueren Zahlen?“

„Nope, insbesondere vonseiten der CDU gibt es immer wieder Einwände gegen eine statistische Erfassung, diese sei „nicht machbar“ oder schlicht „zu teuer“ …“

„Alter, was, „zu teuer“?“

„Japp!“

„Könnte es unter Umständen sein, nur so vielleicht, eventuell, möglicherweise, dass man seitens der Politik kein Interesse daran hat, die Zahlen zu erheben, weil man das Problem, sagen wir, unter den Teppich kehren möchte …?“

„Das könnte natürlich sein …“

„Hm, wofür steht nochmal das C in CDU?“

 

300 Worte. Der ursprüngliche Text musste um etwa 50 Worte gekürzt werden, was dann passiert, wenn man nicht zählen kann …

42 Antworten auf „abc.Etüden KW 47/48 I

      1. Das machen Leute in Machtpositionen nie. Wenn man „oben“ steht, verteidigen viele nur noch ihre Position und geben keine Fehler mehr zu. Gab auch mal ne Theorie, dass man als Politiker oder Firmenchef zumindest soziopathische oder narzistische Züge haben muss. Bei einigen passt das.
        Grüße, Katharina

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    1. Ja, so betrachtet ist es kein gutes Zeichen, wenn man in so einem Text auch noch viel rausstreichen muss …

      Rosamunde-Pilcher-Filme sind keine Lösung! Genaugenommen sollte niemand gezwungen werden, sich auch nur eine Sekunde derartiger Machwerke anzusehen! ;-)

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  1. Kann es sein, dass du noch genug Stoff für eine zweite oder dritte oder … Etüde hättest, wenn du schon so viel kürzen musst? Dann freue ich mich doch …
    Mir ist „haschen“ sofort aufgefallen, ich muss allerdings auch gestehen, dass ich drauf warte/gewartet habe.
    Etwas grimmige Novembergrüße
    Christiane ;-)

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    1. Joah, möglich. Wenn mein aktuelles Frustrationslevel anhält, dann ist nicht ausgeschlossen, dass ich da noch eine zweite ganz ähnlich gelagerte Etüde verfasse … :-)

      Und „grimmige Novembergrüße“ trifft es ziemlich gut.

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    1. Vielen Dank! Mich hats dennoch ein bisschen geärgert, denn ich wäre gerne ausführlicher gewesen … ;-)

      Es spricht für Dich, die Textstelle nicht sofort verstanden zu haben. :-)

      Auch Dir einen schönen Tag.

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          1. Zugegeben, das stimmt schon. Aber gut war er trotzdem. Außerdem ist halt auch die Frage, was man unter einem „typischen historischen Roman“ versteht. „Die Wanderhure“ und „Die Säulen der Erde“ sind beides historische Romane, aber während Ersteres Mist ist, ist Letzeres der Heilige Gral des Genres. :-) Es kommt halt immer drauf an.

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          2. Schwierige Kundschaft … ;-) Vielleicht darf es ja etwas Älteres sein, was im Zweifelsfall schon wieder in Vergessenheit geraten ist …? :-) Falls ja, vielleicht Tanja Kinkel? „Die Löwin von Aquitanien“ oder „Die Puppenspieler“ oder „Die Schatten von La Rochelle“ oooder – auch wenn das 20. Jahrhundert ist – „Unter dem Zwillingsstern“, bis heute eines meiner Lieblingsbücher.

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          3. Mehr als schwierig :-) Da die zu Beschenkende über 70 Jahre jung ist und seit Jahrzehnten historische Bücher liest, brauche ich auch nicht mit den alten Schinken anzukommen ;-) Ich denke mir wirklich was anderes aus. Lieben Dank

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          4. Okay, eeein´ hab ich noch, wie Otto Waalkes sagen würde: Darf es ggf. auch eher in Richtung historischer Krimi/Thriller gehen? Und ggf. auch eher im 18. Jahrhundert angesiedelt sein?

            Falls ja: „Das Teufelsloch“, „Der Galgenvogel“ und „Das Sündenhaus“ von Antonia Hodgson, ein Dreiteiler, deren Einzelbände man problemlos für sich lesen kann. Seeehr lesenswert!

            Gefällt 1 Person

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