Etüdensommerpausenintermezzo

Guten Morgen, liebe Leserinnen und Leser,

es begab sich aber zu der Zeit, dass ein Gebot von Christiane ausging, auf das alle Welt während der Sommerpause der Etüden ihre eigene Lieblingsetüde erneut veröffentlichen möge. Dieses Gebot war nicht das allererste und geschah zu der Zeit, als Ursula von der Leyen EU-Kommissionspräsidentin in Brüssel war. Und jedermann schrieb, auf dass er rebloggen möge, jeder in seinem Blog.

Bevor man mir Blasphemie vorwirft: Lassen wir das!

Jedenfalls, meine Wenigkeit ist erst seit recht kurzer Zeit dabei und legte in jüngerer Vergangenheit aufgrund einer – hoffentlich – vorübergehenden Kreativitätsinsuffizienz eine kleine Etüdenpause ein. Darüber hinaus sind meine Etüden, zumindest in letzter Zeit, immer eher tagesaktuell. Insofern war ich mir erst mal nicht sicher, inwieweit es Sinn ergibt, eine Etüde zu rebloggen, die die Leserschaft ggf. noch recht gut im Kopf hat und die sich auf vergangene Ereignisse bezieht.

Aber wer bin ich, mich gegen Christianes Wunsch zu stellen!? Also ging ich kurz in mich und beschloss, eine Etüde meines Gefallens erneut zu veröffentlichen. Aus oben genannten Gründen erschien mir das aber nicht genug, weshalb ich mir – Leserservice! – erlaube, den schon bekannten Text um einen weiteren mit Umfang von max. 300 Wörtern zu ergänzen. Allerdings mit der Freiheit, auf vorgegebene Wörter zu verzichten. Warum? Weil ich es kann! :-) Auf geht’s:

„Was schreibste diesmal?“

„Ich beginne einen Gedichtzyklus!“

„Aha – und der Anlass?“

„Nun, die Sozialdemokratie, wie wir sie kennen, ist offensichtlich tot …“

„Zu behaupten, die Sozialdemokratie zu kennen, ist eine mutige These. Die SPD kennt sich doch selbst nicht mehr.“

„… und aus diesem Grunde veröffentliche ich bald den Gedichtband „Malkasten ohne rot – Ein Abgesang“. Soll ich Dir was vorlesen …?“

„Ich … kann es kaum erwarten …“

„Hier, das heißt: „Er kam, sah und verschwand wieder!“

Es war einmal der Martin Schulz,
sprach von Gerechtigkeit, „Deus lo vults“ …

„Vults …?“

„Ich bin kein Lateiner. Außerdem war das wegen des Reims. Unterbrich mich nicht!“

„Tschuldigung …“

„Es war einmal der Martin Schulz
sprach von Gerechtigkeit, „Deus lo vults“
und wollte geh´n in Opposition,
´ne gut´ Idee war das nun schon.

Dann kam jedoch die FDP
und wollt´regieren, ja, nee, doch, nee
deshalb gab´s bald, man ahnt es schon,
statt Oppos- nun Koalition.

Der Schulz der ging, es kam der Scholz…“

„Kommt jetzt was mit „Deus lo volts“ hau ich Dir aufs Maul!“

„Ich sagte: Unterbrich mich nicht! Weiter im Text:

Der Schulz, der ging, es kam der Scholz,
schlug sich schon ziemlich bald ins Holz,
und dann, schon recht am Grund des Tales,
da kam dann die Andrea Nahles.

Kam, die Partei nun zu sanieren,
nicht, um sie zu torpedieren,
doch schon bei der nächsten Wahl, es
wendet man sich ab von Nahles.

Nun müsste man doch endlich gleitend,
die möglich Wählerschar erweitend …“

Weiter bin ich noch nicht. Was sagst Du?“

„Gar nicht so verkehrt. Sag mal, sitzt denn die Schlappe der SPD so tief?“

„Eigentlich nicht. Aber wenn von den unter 30-jährigen nur noch etwa 10 Prozent SPD, dafür aber nahezu ein Drittel grün wählen …“

„Hättest Du doch auch machen können!“

„Erstens: Ich bin nicht unter 30.“

„Und zweitens?“

„Zweitens kann ich mir die Grünen nicht leisten!“

 

 

So weit, so bekannt. Da das oben begonnene, epische, dereinst in allen Deutschklassen des 22. Jahrhundert besprochene Gedicht mitttendrin abbricht, erlaube ich mir, in folgendem Text mehr oder weniger an dieser Stelle wieder anzusetzen:

 

„Du lächelst? Was ist los?“

„Der stellvertretende Pressesprecher des Verteidigungsministeriums heißt Fähnrich! Gnihihihi …“

„Hm, manchmal ist Dein Humor etwas infantil, aber das ist wirklich witzig.“

„Sag ich ja.“

„Und, was gibt es sonst?“

„Du erinnerst Dich an den Wortlaut meines lyrischen Epos zur Situation der SPD?“

„Nur bedingt. Glücklicherweise steht der entsprechende Text weiter oben. Wieso?“

„Ich habe es ergänzt!“

„Oh … – ich …“

„Hier, hör zu:“

„Aber ich …

„Ich sagte, Du sollst zuhören:

Nun müsste man doch endlich gleitend,
die möglich Wählerschar erweitend,
zurück zu seinen Wurzeln finden,
anstatt Regierungszeit zu schinden.

Denn ach! Der SPD wurd´s weh und weher,
und letztlich ging auch die Andrea,
man liegt bei elfeinhalb Prozent,
Gut achtzehn war´n es einst in Gschwend.

Um diesen Niedergang zu stoppen,
nicht um die Wählerschaft zu foppen,
sucht man nun in Sachen Vorsitz,
und holt sich gleich so manchen Abblitz.

So fragte man den Stefan Weil,
der merkte jedoch schnell, wie geil
in Niedersachsen sich lässt leben,
und blieb in seinem Posten kleben.

Weiters die Gesine Schwan,
sucht noch einen Mitkumpan,
denn künftig soll´s ja sein, kein Witze,
unbedingt ´ne Doppelspitze.

Ne Ministerin – Frau Giffey –
schweigt, wie ein stummer Riffhai
zu diesbezüglich Ambitionen,
möcht´ wohl ihre Nerven schonen.

Und die weiteren Genossen,
die sich nun, ganz unverdrossen,
stellen woll´n zur Wahl,
kennt gar niemand, welche Qual!

Mit Leuten wie Scheer, Kampmann, Roth,
abwenden wollen den Tod,
der einst ruhmreich´ Partei?
Im schlimmsten Fall ist´s bald vorbei …

Auch mit Maier, Ahrens, Lange,
würde mir alsbald recht bange.
Vielleicht Karl Lauterbach, „die Fliege“,
könnt´ mal wieder führ´n zum Siege?

Wir werden sehen, wie´s weitergeht,
ob die Partei bald untergeht,
in drei Wochen wählt man dann in Sachsen,
darob vergeht mir nun das Flachsen.

Na, wie findest Du es!?“

„Ich muss weg, ich krieg noch Beton!“

 

300 Worte

 

 

 

 

 

47 Antworten auf „Etüdensommerpausenintermezzo

  1. Ja, um die SPD ist’s schade, das meine ich ganz ernst. Habe häufig versucht, mich mit denen sachlich über den Zustand ihrer Partei zu unterhalten, hatte aber den Eindruck, dass es da eine starke Selbstkritikphobie gibt.

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    1. Den Eindruck habe ich auch. Die augenscheinliche Angewohnheit quer durch die Wählerschaft aller Parteien, die SPD für alles verantwortlich zu machen, was in der GroKo schlecht läuft, und die mangelnde Fähigkeit, alles positive Geleistete – wovon es einiges gäbe, auch wenn man an der entsprechenden Umsetzung herumkritisieren könnte – herauszustellen, scheint sich mittlerweile bis in die eigene Partei durchgesetzt zu haben. Wirklich schade!

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    2. Jetzt habe ich das mit der Selbstkritikphobie erst richtig verstanden! :-) Verzeihung, es ist spät. ;-)

      Ich persönlich habe da eher den Eindruck, dass man – es kommt natürlich immer darauf an, an wen man gerät – innerhalb der Partei durchaus zurSelbstkritik fähig ist, glaube aber, das ist mittlerweile zu einer Art Fatalismus im Sinne von „Es ist doch mittlerweile völlig egal, was wir tun!“ ausgewachsen. Vielleicht liegt darin dann auch begründet, das der Eindruck entsteht, man würde sich nicht mit Selbstkritik befassen wollen, weil man nicht immer mit dem eigenen Scheitern konfrontiert werden möchte!? :-)

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      1. Gerade diese Selbstkritikphobie ist ein Dilemma. Es gibt Politiker (beiderlei Geschlechts) die zur öffentlich geäußerten und ehrlich vorgebrachten Selbstkritik durchaus fähig sind, und ich denke, dies wird von „den Menschen“ (den Bürgern) auch honoriert, kann man daran doch eine ungekünstelte Persönlichkeitsstärke erkennen.
        Umso unverständlicher erscheint mir diese Selbstkritikphobie, die andererseits jedoch vermutlich die am weitesten verbreitete Phobie weltweit ist (z.B. noch weit vor der sog. „Islamophobie“).

        Eckhardt Kiwitt, Freising

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  2. Nun schlich ich mich doch mal wieder her, weil ich so neugierig war und ich antworte jetzt auf Deine Frage mit einem einzigen Wort: Saugut! :-)

    Info, politisch, gespickt mit hintergründigem Humor! Jawoll *g*

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          1. Na ja, Deine Schreibe klingt so cool *schmunzel*, da denkt doch keiner, der Autor könnte erröten *g*

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    1. Die hat gesungen, das kann man gar nicht vergleichen … ;-)

      Aber gut zu wissen, dass ich schon mal zwei Zuschauer hätte. Jetzt muss ich nur noch einen angemessenen, nicht zu großen Veranstaltungsort finden, an dem zwei Leute den Eindruck machen, dass der Saal fast ausverkauft ist, und dann … :-)

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  3. Ich dachte erst, die ursprüngliche Etüde ist nicht zu toppen, aber die Fortsetzung setzt noch einen drauf. Ich grinse gerade über beide Backen, danke!

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        1. Das wäre aber eine Slapsticknummer, die man nur einmal machen kann und alleine deswegen würde ich gerne davon absehen. ;-)

          Und ja, das Erlebnis – und ich bin angemessen gerührt, dass Du Dich daran erinnerst – spielt da unzweifelhaft mit rein. Verbunden mit der Gewissheit, dass die Menschheit sicherlich nicht darauf gewartet hat, dass ich mich irgendwo hinstelle, oder besser hinsetze, und gegen Entlohnung Dönekens erzähle. ;-)

          Vielmehr treibt mich in den letzten Tagen die Frage um, ob ich nicht doch mal ein Gutteil meiner Freizeit ins Schreiben investieren sollte. So ganz abseits meines Blogs, meine ich … Das hätte zumindest den Vorteil, dass man es ohne Publikum tun könnte. Nun, man wird sehen …

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          1. Ich komme drauf zurück! :-) Bevor es aber so weit ist, bräuchte ich erst mal jemanden, der mir regelmäßig in den ***** tritt. Also so eine Art Drill Instructor … :-)

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          2. Soll mir recht sein, ich denke noch ein bisschen darüber nach, wie genau Deine Jobbeschreibung aussieht.

            Der Fairness halber muss ich schon mal vorausschicken, dass ich allgemein auf Motivationsversuche eher genervt und patzig reagiere … ;-)

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          3. „Arschtreterin“ finde ich schon ok ;-)

            Tatsächlich geht es mir ähnlich, aber vielleicht schaffen wir es irgendwie uns gegenseitig zu motivieren, so in der Art „Denk an die Kohle“, „Nie wieder Geldsorgen“, „Muss ich mir die Mütze tiefer ins Gesicht ziehen“, „Erkennt man mich“, „endlich die VIP Dauerkarte im Weserstadion“ …….
            Verstehst du? ;-)

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          4. Bei der VIP-Dauerkarte hattest Du mich! ;-)

            Nee, mal ernsthaft, bisher sind das wirklich so lose Gedankenspielchen. Die Umsetzung frisst halt schon immens viel Zeit und ich möchte nicht ausschließen, dass es mich bald nervt, am Rechner zu sitzen, während die anderen Kinder zum Spielen rausgehen! :-)

            „Arschtreterin“ taugt eigentlich nur bedingt als Bezeichnung oder gar Ehrentitel – andererseits: Das hat was ! :-)

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          5. Lose Gedankenspielchen können zu allem möglichen führen …… ich lasse mich einfach mal überraschen, was bei dir so passiert und stehe – wenn es dann soweit ist – gerne als „Arschtreterin“ zur Verfügung ;-)

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          6. Das können sie – der Job als „Arschtreterin“ sähe aber eher vor, das Ganze proaktiv zu tun, sprich, nicht zu warten, bis ich Bedarf zum Arschtreten anmelde, denn dann wartet man mit ziemlicher Sicherheit ewig. Viel wirksamer könnte regelmäßiges proaktives Arschtreten sein, das den Nerveffekt kleiner Kinder auf der Rückbank im Auto haben, die alle 4 Minuten fragen: „Sind wir schon da!?“ ;-)

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          7. Ich versuche mir gerade vorzustellen, wie denn wohl diese staatliche Prüfung auszusehen hat. Diese Bilder … ;-)

            Aber insgesamt klingt „staatlich geprüfte Arschtreterin“ eigentlich gar nicht so verkehrt. :-)

            Wärst Du bereits auf Provisionsbasis im Sinne einer späteren Beteiligung an möglicherweise zu erzielenden Umsätzen tätig zu werden …?

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          8. Aber Du weißt doch gar nicht, worum es inhaltlich ginge. Vielleicht trage ich mich ja mit dem Gedanken, eine Fanfiction zu „Conan, der Barbar“ zu schreiben, die besser nie das Licht dieser Welt erblicken sollte … ;-)

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  4. „Giffey“ auf „Riffhai“ zu reimen ist aber schon echt kühn. 😁👍
    Cool, dass du deine Etüde weitergeschrieben hast, vielen Dank dafür! Ich sitze hier und grinse, auch wenn es gar nicht so lustig ist …
    Liebe Grüße
    Christiane 😁🌞👍

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    1. Die einen nennen es kühn, ich nenne es – in aller Bescheidenheit – einen am Rand der Genialität entlangbalancierenden Geistesblitz. ;-)

      Nee, mal ohne Spaß: Gerne geschehen! Ich entdecke immer mehr meine Affinität zur Versform. ;-) Umso schöner, wenn es dann auch noch gefällt.

      Gefällt 4 Personen

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