Buch: „Das Verschwinden de Stephanie Mailer“
Autor: Joël Dicker
Verlag: Piper
Ausgabe: Hardcover, 670 Seiten
Der Autor: Joël Dicker wurde 1985 in Genf geboren. Seine Bücher »Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert« und »Die Geschichte der Baltimores« wurden weltweite Bestseller und über sechs Millionen Mal verkauft. Für »Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert«, das in Frankreich zur literarischen Sensation des Jahres 2012 wurde und dessen Übersetzungsrechte mittlerweile schon in über 30 Sprachen verkauft wurden, erhielt Dicker den Grand Prix du Roman der Académie Française sowie den Prix Goncourt des Lycéens. Mit »Das Verschwinden der Stephanie Mailer« konnte er an seine Erfolge anknüpfen und schaffte es ebenfalls auf die Bestsellerlisten. (Quelle: Piper)
Das Buch: Es ist der 30. Juli 1994 in Orphea, ein warmer Sommerabend an der amerikanischen Ostküste: An diesem Tag wird der Badeort durch ein schreckliches Verbrechen erschüttert, denn in einem Mehrfachmord sterben der Bürgermeister und seine Familie sowie eine zufällige Passantin. Zwei jungen Polizisten, Jesse Rosenberg und Derek Scott, werden die Ermittlungen übertragen, und sie gehen ihrer Arbeit mit größter Sorgfalt nach, bis ein Schuldiger gefunden ist. Doch zwanzig Jahre später behauptet die Journalistin Stephanie Mailer, dass Rosenberg und Scott sich geirrt haben. Kurz darauf verschwindet die junge Frau … (Quelle: Piper)
Fazit: Zu den ersten Büchern, über die ich in meinem Blog schrieb, gehörte „Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert“. Dieser Roman ließ mich voller Begeisterung zurück und auch Dickers Nachfolgeroman „Die Geschichte der Baltimores“ überzeugte mich in jeder Hinsicht. Und sein neuestes Werk kann da in jeder Hinsicht mithalten.
Dabei ist mir vollkommen bewusst, dass es an „Das Verschwinden der Stephanie Mailer“ einiges zu kritisieren gäbe. Schon „Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert“ zeichnete sich, nach Aussage der Buchhändlerin meines Vertrauens, dadurch aus, dass es „ein paar Längen“ gehabt habe. Und an „Das Verschwinden der Stephanie Mailer“ kritisierte die geschätzte Bloggerkollegin Andrea in ihrer übrigens sehr lesenswerten, weil unterhaltsamen, Rezension vor einiger Zeit insbesondere die Charakterzeichnung.
All das mag richtig sein, kommen wir aber zuerst mal zu den Dingen die ganz unzweifelhaft wirklich richtig gut sind. Das gilt beispielsweise für den Stil sowie den Aufbau des Romans. Dicker beherrscht es meisterhaft, zwischen zahlreichen Personen und Zeitebenen zu wechseln, ohne dass das für den Leser im Chaos endet, und diese Handlungsstränge letztlich zu einem überzeugenden Ganzen zusammenzufügen.
Sein Stil wirkt schnörkellos, ohne zu unterfordern. Er verzichtet also weitgehend auf komplizierte Satzkonstruktionen und unnötig elaborierte Sprache, was dahingehend hilfreich ist, als es dazu beiträgt, dass man den Roman in einem überschaubaren Zeitraum lesen kann. Und das wiederum ist hilfreich, damit das oben erwähnte Chaos ausbleibt.
Die Handlung war für mich eine reine Freude: spannend, abwechslungs- und wendungsreich, auch wenn ich mir bei einem zentralen Punkt der Story beharrlich die Frage stellte: „Wieso kommt da bloß keiner drauf?“ Aber Bestandteile der Handlung vorauszuahnen, war für mich noch nie ein Ärgernis, sofern der Rest stimmt. Und das tut er.
Gut, man muss hinsichtlich der Handlung einiges als gegeben akzeptieren, was vielleicht skurril anmuten mag. So geht es unter anderem um eine alte Prophezeiung, bei der ein Theaterstück eine Rolle spielt. Nun ja, die Prophezeiungen, die ich so kenne, thematisieren in erster Linie irgendwelche Auserwählten sowie die Rettung der Welt – wahlweise auch ihren Untergang. Aber so ist das hier wenigstens mal eine willkommene Abwechslung.
Und auch hinsichtlich der Charaktere könnte man die Einschätzung der oben erwähnten Bloggerkollegin teilen, die da sinngemäß sagte, dass diese teils völlig überzeichnet seien. Ja, dem kann man erst mal nicht widersprechen. Es sei denn, man vertritt meine Auffassung, denn ich sage: Das soll so! Sowohl, was die seltsame Theaterstück-Prophezeiung angeht, als auch die überzeichneten Charaktere.
Dicker verfolgt in seinen Büchern nämlich immer auch einen satirischen Ansatz, den hoffentlich nicht nur ich sehe. Ganz besonders deutlich kommt dieser Ansatz in der erwähnten Prophezeiung zum Tragen oder auch in der nahezu unfassbaren Figur des Kirk Harvey, der ehemals Polizeichef war und sich nunmehr für einen begnadeten Theaterregisseur hält, ein Genie geradezu.
Hier wird deutlich, wie augenzwinkernd Dicker damit umgeht, dass sich der Literaturbetrieb, der kulturelle Sektor allgemein, sich als wesentlich wichtiger nimmt, als sie das für viele tatsächlich sind. Um sich ein Bild davon zu machen, wie – in der Tat – überzeichnet er ist: Mich erinnerte er ein bisschen an Don Schnulze, der gerade versucht, ein Lied über Nepomuk auf seinem Pony zu komponieren. „Sesamstraße“ – die Älteren werden sich erinnern. Da passt es dann auch, dass er klischeehaft nach einem cholerischen Ausbruch ausruft: „Ich werde es nie schaffen! NIE!“ Don Schnulze ist mit „Niemals werde ich das schaffen, auch nicht mit Nudeln!“ davon nur unwesentlich entfernt. :-)
Kurz gesagt: Alle, die schon positive Erfahrungen mit Dickers Romanen gemacht haben, können auch bei „Das Verschwinden der Staphenie Mailer“ unbesorgt zugreifen. Und alle anderen eigentlich auch. Merkt euch einfach, wann immer ihr auf Stellen stoßt, die euch irritieren: Das. Soll. So. ;-)
Wertung:
Handlung: 9,5 von 10 Punkten
Stil: 9,5 von 10 Punkten
Charaktere: 8,5 von 10 Punkten
Atmosphäre: 10 von 10 Punkten
Gesamtwertung: 9,375 von 10 Punkten
Demnächst in diesem Blog: „Tyll“ von Daniel Kehlmann.
Danke für die Empfehlung. Ich bin bisher um Dicker herumgeschlichen. Vielleicht ändert sich das ja jetzt, ich nehme es mir mal fest vor.
Liebe Grüße
Christiane
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Ich danke fürs Lesen! :-)
Ich kann ihn bzw. seine Bücher nur wärmstens empfehlen.
Würde mich die bayerische Regierung wegen meiner wiederkehrenden Kritik an der CSU auf einer einsamen Insel aussetzen und mir lediglich zugestehen, das Gesamtwerk von nur drei Autorinnen oder Autoren mitnehmen zu dürfen: Dicker wäre dabei! :-)
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Oh, echt? Gut zu wissen.
(Wenn die bayerische Regierung zu derart drastischen Maßnahmen greifen würde, dann hätte sie mit Sicherheit plötzlich viele Kritiker!)
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Das mag sein, ich fürchte nur, das wäre der bayerischen Regierung ebenso wurscht wie vieles andere auch. ;-)
Und ja, die Insel-Top-3: David Mitchell, Joël Dicker und … über Nummer drei denke ich noch nach … ;-)
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wahrscheinlich nicht Stephenie Meyer ….. ;-)
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Vermutlich nicht, nein! :-)
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Huhu! Danke fürs verlinken! 🤗
Ich glaub, ich sags dir nur besser schnell… Die Stephanie ist eine mit a in der Mitte.
Hab selber mal eine Besprechung geschrieben, auf die ich ganz stolz war und die auch vom Verlag geteilt wurde und dabei hatte ich den Namen der Autorin falsch. 🙈
Passiert manchmal. Vielleicht willst du das ja noch ändern. 😉
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Verdammt! Dabei liegt das Buch doch hier! Wie schwer kann es sein, den groß gedruckten Titel eines Buches fehlerfrei abzuschreiben? Ich … MEYER! Stephenie Meyer! Die ist schuld! Die hat nicht nur mein geliebtes Fantasy-Genre beschädigt, sondern ist jetzt auch dafür verantwortlich, dass ich Namen falsch schreibe. ;-) Aber mal im Ernst: Danke, das ist mir wirklich nicht aufgefallen. Wird korrigiert.
Und: Keine Ursache! Ich habe Deine Rezension gestern nochmal gelesen und mich erneut köstlich amüsiert, allein deswegen hätte ich sie schon verlinken wollen. :-)
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Ich dachte mir schon, daß Stephenie Meyer Schuld ist. 😅 Fun fact: die schreibt man so, weil sie nach – Ich glaube, es war ihr Vater – einem Stephen benannt ist. Deshalb sag ich manchmal „Stevenie“. 😂
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„Stevenie“! :-) Oh, darf ich das bitte. bitte klauen und bei Gelegenheit selbst verwenden? Gerne mit Quellenangabe. ;-)
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Jederzeit! ;)
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Herzlichen Dank! ;-)
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Die Baltimores liegen hier auch noch….. und nach der Rezi werde ich sie doch bald mal in Angriff nehmen😚
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Guten Morgen,
oh, ich bitte darum! Mich würde wirklich Deine Meinung dazu interessieren.
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