abc.Etüden KW 23/24 IV

Guten Morgen, liebe Leserinnen und Leser,

aus gegebenen Anlässen gibt es heute noch eine weitere Etüde. Diese werden von Christiane organisiert, noch bis Ende der Woche kommt die Wortspende von Werner Kastens´ Blog Mit Worten Gedanken horten.

 

„Na? Du wirkst … irritiert!“

„Weil ich es bin!“

„Weshalb?“

„Als ich heute morgen durch die Gegend fuhr, stand da in der Stadt jemand am Straßenrand in so einem, sagen wir mal „Ganzkörperanzug“. In grün. Hellgrün. So in Richtung neongrün.“

„Ungewöhnlich!“

„In der Tat! Ich habe schon Pferde an Bushaltestellen stehen sehen, aber das …“

„Seltsam …“

„Allerdings. Sei es drum, eigentlich wollte ich etwas anderes thematisieren.“

„Nämlich?“

„Twitter, Meinungsfreiheit und Mimosen!“

„Klingt nach ´nem tollen Buchtitel. Also, worum geht´s?“

„Kennst Du Ralph Ruthe?“

„Den Witzbildmaler? Klar – netter Kerl!“

„Kennst Du auch Ulf Poschardt?“

„Wen?“

„Chefredakteur der „Welt“.“

„Oh – nein, kenne ich nicht, die „Welt“ lese ich nicht, die ist mir zu … zu …“

„Ja, ich weiß, mir auch. Nun, jedenfalls twitterte besagter Poschardt wörtlich: „Das linksliberale Establishment ist 2019 vor allem linksautoritär #r2g#verbote#staatsglaube.“

„Hoppla?“

„Jau, offensichtlich eine Reaktion auf die Kolumne von Mely Kiyak in der „Zeit“, die sinngemäß meint, dass Verbote an sich keine so dumme Idee seien, da die Menschen sich schließlich nicht von selbst ändern würden.“

„Und dann?“

„Daraufhin twitterte Ralph Ruthe: „Ein bisschen noch, Ulle, und Du trägst eine Hundekrawatte.“ “

„Hundekrawatte?“

„Na, wie Gauland eben!“

„Oh! Witzig!“

„Ja, schon! Nur eben das sah der Poschardt wohl anders und hat den Ruthe jetzt geblockt.“

„Was? Ey, wenn ich jeden meiden würde, dessen Weltsicht eine Abweichung von meiner Meinung darstellt, dann wäre es wohl unabwendbar, dass ich sehr bald eine verengte Weltsicht hätte!“

„Japp, aber Ulrich Schulte von der „taz“ springt Poschardt bei uns twittert, es gäbe dort „keine Diskurspflicht“.

„Das mag ja sein, kein Diskurs führt aber die Plattform Twitter ad absurdum. Diskurs ist immer besser, als mimosenhaft eingeschnappt zu sein. Hätte man AKK, die zur Meinungsfreiheit wohl das selbe Verhältnis hat, wie Uli Hoeneß, nach dem Rezo-Video auch mal sagen sollen.“

„Wenigstens hat sie nicht mit dem Grundgesetz rumgefuchtelt …“

 

300 Worte.

22 Antworten auf „abc.Etüden KW 23/24 IV

  1. Na super, ich war den ganzen Vormittag unterwegs und habe Ruthe vs. Poschardt nicht mitbekommen. Weißt du was das für jemanden, die jeden Scheiß recherchiert heißt? ;)
    Meine nicht aufgehangene Wäsche wird sich jetzt bedanken. ;)

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      1. Ich habe nur zu Hause Netz und ich musste weg und zwar ins Ruhrgebiet, in genau den Kreis, über den ich letztens schrieb, dass beim Nahverkehr gespart werden soll. Weil da gespart werden soll hatten die heute Betriebsversammlung mit anschließender Protest-Demo und damit zusammenhängend sehr eingeschränkten Betrieb. Niemand wusste wann was fährt. Entsprechend früh musste ich gehen um meinen Termin einzuhalten. Meine Anschlüsse waren letztlich akzeptabel, weil ein freundlicher junger Mann die Tür blockiert hat als er mich auf der Treppe gesehen hat. Ich war trotzdem bedeutend länger unterwegs.

        Die Wäsche hängt mittlerweile, ich frage mal ob sie Verständnis hat.

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  2. Die ganzen Reaktionen auf Kiyaks Artikel waren fantastisch, wenn sie aus dem politischen Lager kamen. Auf Twitter Stellung zu so einem doch recht komplexen Artikel zu geben, kann aber auch nur schief gehen. Da eignet sich ein Text wie deiner schon wesentlich besser. ;)
    Grüße, Katharina

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    1. Vielen Dank! Aber auch mein Text ist eigentlich zu kurz, um genau auf Kiykas Artikel – zu dem man stehen kann, wie man will, den darf man ja sogar kritisch sehen – einzugehen, weswegen ich ihn auf die in meinen Augen wesentliche Aussage eindampfen musste. Verdammte 300-Worte-Begrenzung! :-)

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    1. Also, ich gebe zu, „Bei AKK scheint das Grundgesetzt ganz zuunterst im Stapel der ungelesenen Bcher zu liegen.“ ist einer dieser Sätze, bei denen ich mich ärgere, das er mir nicht eingefallen ist. :-) Wirklich gut!

      Ich persönlich frage dagegen ja ziemlich gerne. Nur so erfahre ich etwas über Dinge, von denen ich keine Ahnung habe. Wobei es ganz entschieden darauf ankommt, wen man fragt. :-)

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      1. Das muss ich dann noch etwas differenzierter ausdrücken. Nach Zusammenhängen frage ich auch. Nach der Bedeutung solcher Abkürzungen, die jeder außer mir zu kennen scheint und die ich eigentlich nicht mag – außer ok, und das sind Initialen, die zum Wort wurden, frage ich in der Regel nicht.
        Zu Beginn meiner Bloggerzeit schrieb mal jemand unter einen Beitrag: MMD! Unsicher, ob das eher Beleidigung oder Lob war, hab ich auch nachgehakt.

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        1. Okay, Abkürzungen sind Geschmackssache. Als Buchblogger erwähnt man aber tatsächlich erfahrungsgemäß vergleichsweise oft den oder die Stapel ungelesener Bücher, da vereinfacht eine Abkürzung das Schreiben schon enorm …

          MMD dürfte meiner unbedeutenden Meinung nach übrigens für „made my day“ stehen, das würde ich also durchaus als Lob verstehen. ;-)

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    1. Ja, alle in einem Satz. Das erschien mir für den weiteren Text als am wenigsten lästig. ;-)

      Da mir Dein Wohlergehen am Herzen liegt, würde ich eindeutig zu „Twitter nein“ raten. Solltest Du irgendwann zum Schluss kommen, dass das Leben ohne Twitter so gar keinen Anlass mehr zum Aufregen bietet, kannst Du Dich ja immer noch umentscheiden. Ha, „umentscheiden“ wird von der Rechtschreibprüfung unterstrichen. Also, der Duden kennt das Wort … :-)

      Sonst so? Viel um die Ohren gerade. Vor mir liegt ein wohl schönes, aber vermutlich auch turbulentes Wochenende. Dafür habe ich aber ab Montag dann eine Woche Urlaub. :-)

      Und selbst so?

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      1. Dann wünsche ich dir ein wundervolles Wochenende (auch oder gerade weil turbulent) und einen noch wundervolleren Urlaub :-) Fährst bestimmt nach Kreta, ne ;-)

        Selbst so? Ja, ich schwebe immer noch (hatte ich eigentlich erzählt, warum?), auch wenn sich gerade noch ein paar ungeklärte Dinge auftun und das ist für mich, die ja immer gerne alles schön strukturiert und geplant hat, selbstredend der Horror. Aber ich übe und wachse daran – hoffentlich :-)

        Und ich winke mal von der Autobahn aus, wenn ich am Samstag Richtung Bremen und vorbei fahre :-)

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        1. Vielen Dank! :-)

          Und nein, nicht nach Kreta, ich bleibe im heimischen Garten und lese Brandon Sanderson:

          Neulich war ich in der Buchhandlung meines Vertrauens unterwegs und wollte eigentlich so etwas wie einen literarischen Roman – weil ich merke, dass ich mich dem Genre immer weiter annähere – kaufen, irgendwie sprang mich aber nichts an – also abgesehen von dem Hera-Lind-Buch, das mir aus dem Regal entgegenfiel, das ich aber ganz entschieden nicht kaufen wollte. Stattdessen verließ ich die Heiligen Hallen der Buchhandlung kurz danach also mit Brandon Sanderson. Bildlich gesprochen. Keine Ahnung, wie es dazu kommen konnte …

          Ich dachte mir, dass Du noch schwebst. ;-) Und nein, im Detail hast Du nicht erzählt, warum, das habe ich mir alles aus dem Kontext unserer zurückliegenden Kommunikation erschlossen. ;-)

          Ich würde zurückwinken, werde aber vermutlich nicht viel Zeit dazu haben, wünsche aber trotzdem viel Spaß in der schönsten aller Hansestädte.

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          1. Im heimischen Garten Sanderson lesen – hat auch was :-) Und von Hera Lind angesprungen zu werden – das hat definitiv nichts ;-) Solltest du dann demnächst mal in die ehemalige Bundeshauptstadt kommen und eine bestimmte Buchhandlung betreten, könntest du in den Genuss kommen, dass ich dir höchstpersönlich einen literarischen Roman empfehlen könnte :-)

            Und danke, Spaß werde ich haben, wenn auch nicht in der schönsten Stadt, sondern eher auf dem platten Land – Heimat :-)

            Liebe Grüße

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          2. *googeltfleißigbuchhandlungeninbonnundisterstauntwievieleesdavondortgibt* :-)

            Sehr geil! Sollte ich demnächst mal in die ehemalige Bundeshauptstadt kommen – wofür mir abgesehen vom angeregten Buchkauf leider so überhaupt kein Grund einfällt -, dann mache ich das auf jeden Fall!

            Ich gebe übrigens zu, ein bisschen neiderfüllt zu sein. Ein bisschen. So ein ganz kleines bisschen. Einen Hauch, quasi. Eigentlich kaum nennenswert. Wenig halt. Unwesentlich. Kaum messbar. ;-)

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          3. Ja – absolut total mega geil :-) und ich freue mich so unfassbar (hab allerdings auch heimlich Panikattacken, weil ich denke, ich kann das alles nicht ….. ). Ich werde noch näher berichten :-)

            Und wenn mir im Weihnachtsgeschäft nach 10 Stunden Beratung von genervten Kunden die Füße weh tun und der Kopf raucht, dann wirst du evtl nicht mehr neidisch sein ;-)

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  3. Ruthe! :-D Jaja, Twitter und die Stürme im Wasserglas. Aber gut, seit Regierungsverlautbarungen über Twitter abgegeben werden (was einen gewissen Vorteil hat durch die Kürze) …
    (Hey, ALLE Muss-Wörter in einem Satz! Chapeau!)
    Fröhlich grinsende Grüße
    Christiane

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    1. Stürme im Wasserglas trifft es ziemlich genau. Und dennoch finde ich es albern, wenn man so reagiert wie Poschardt, und sich auf diese Weise irgendwann in seinem virtuellen Umfeld nur noch mit Ja-Sagern umgibt. Aber was will man von einem Journalisten erwarten, der Künstler schon mal als „umfassend subventionierte Kostgänger des Staates“ bezeichnet hat …

      Hey, es ist aufgefallen, dass alle Wörter in einem Satz untergebracht wurden. Yay! :-)

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