abc.Etüden KW 23/24 II

Guten Morgen, liebe Leserinnen und Leser,

auf geht’s in Runde zwei der aktuellen Etüden, die von Christiane organisiert und von Werner Kastens und seinem Blog Mit Worten Gedanken horten.

 

„Sag mal …“

„Ja?“

„Bei der SPD wird doch jetzt ein Posten frei …“

„Den niemand freiwillig besetzen möchte, stimmt.“

„Möchtest Du Dich darauf nicht bewerben?“

„Um Wilhelms Himmel! Ich hab kein Parteibuch und keinen Spaß an prekären Arbeitsverhältnissen. Ideen hätte ich allerdings schon, die aber eine Abweichung vom Bisher darstellen. Ich würde die SPD inhaltlich wieder nach links rücken!“

„Oh, da wird sich Kevin Kühnert aber …“

„Nicht so weit links! Und dann würde ich bei der nächstbesten Gelegenheit in die Opposition gehen. Und das ist meiner Meinung nach unabwendbar. Aber eigentlich habe ich dafür auch gar keine Zeit.“

„Weil?“

„Weil ich mich aufrege!“

„Ganz was Neues – worüber!?“

„Darüber, dass Menschen ihren Job nicht vernünftig machen. Zwei Beispiele: n-tv und Jens Spahn. Bei n-tv stellt sich ein Reporter anlässlich des Trump-Besuches bei der Queen in und faselt etwas von „die Großbritannier“. Die heißen immer noch Briten. Einige Tage vorher steht in der Unterlaufzeile: „BVB möchte Trainer Favre verlängern.“ Ach ja? Wie lang hätten sie ihn denn gerne machen? Über zwei Meter? Und vor einigen Tagen gab es einen Bericht rund um die Querelen in der SPD, in dem sinngemäß gesagt wurde, die SPD gäbe da „ein peinliches Bild“ ab. Welches Bild sie abgeben, darf ich immer noch selbst entscheiden, danke. Die sollen nur informieren, nicht werten!“

„Und so etwas ärgert Dich?“

„Mir verengen sich durch so etwas förmlich die Blutgefäße!“

„Okay …- kommen wir lieber zu Beispiel zwei.“

„Genau: Jens Spahn! Setzt sich gestern in der ARD hin und sagt sinngemäß, dass ihm die ganze Nörgelei über die Pflege langsam auf die Nerven ginge …“

„Oha, aber es ist doch unter anderem auch sein Job, dafür zu sorgen …“

„Genau! Das ist, als würde ein stinkfauler Matheschüler sagen, seine schlechten Zensuren und die Lehrer-Kritik gingen ihm langsam auf die Nerven!“

„Und so jemand …“

„…ist Minister!“

 

300 Worte

 

 

 

31 Antworten auf „abc.Etüden KW 23/24 II

  1. Falls Du mehr in Erfahrung bringen könntest darüber, wie der BVB den früheren Borussen-Trainer Favre verlängert, bitte ich um Information. Ich wäre durchaus auch an einer Verlängerung interessiert. Meiner selbst, selbstredend.

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    1. So wie ich mir den BVB vorstelle, wird Herr Favre – so ähnlich wie die Magdeburger Kugel von Otto von Geuricke – zwischen zwei Pferde gespannt, die ihn dann in zwei entgegengesetzte Richtungen über den Borsigplatz ziehen, bis die gewünschte Verlängerung erreicht ist. Ob Du das wirklich möchtest … ;-)

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  2. Ich finde in der Politik eh skurril wie Leute zu ihren Posten kommen. Aber auch in anderen Bereichen hat man manchmal das Gefühl, dass die Lauten und nicht die Profis höher steigen.
    Mal wieder schön auf den Punkt gebracht.
    Grüße, Katharina

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  3. Danke für Deine Rückantwort. Es geht mir gar nicht darum, den Wunsch, eine Organspende zu erhalten oder Organspender zu sein durch große und kleine Zahlen „abzumeiern“. Ich wollte aufzeigen, WIE WENIG es die Allgemeinheit interessiert, wie viele Menschen aus verschiedenen Gründen natürliche oder unnatürlichen Todes sterben. In den Computerspielen haben wir 7 oder was weiß ich wie viele leben, können die Geschichte auch jeden Tag mehrfach an und ausknipsen, ganz nach Belieben; im Fernsehen überwiegt in den Hauptprogrammen der Krimi mit unzähligen Toten, in den Nachrichten sehen wir die Flüchtlinge im Mittelmeer ertrinken. Und???? Nichts tut sich, keiner geht auf die Strasse, wir igeln uns ein.
    Wo bei den großen Lagen nichts passiert oder gewollt alles beim Alten bleibt/bleiben soll, wie will man da mit ehrlichem Herzen sagen, aber wir haben wenigstens die Organspende in den Griff bekommen?
    DAS ist es, was mich traurig stimmt.

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    1. Okay, so klargestellt kann ich das viel besser nachvollziehen. Nach Deinem ersten Kommentar dachte, zugegeben: „Was ist denn mit ihm los?“ ;-)

      Ich verstehe, dass Dich das traurig stimmt, dennoch ist mir das zu fatalistisch. Ja, die Menschen wollen sich mehrheitlich nicht mit unangenehmen Dingen beschäftigen, das betrifft nicht nur die Organspende oder im Mittelmeer ertrinkende Flüchtlinge, sondern geht doch schon bei so banalen Dingen wie Müll rausbringen oder der Steuererklärung los. Bis zu einem gewissen Punkt kann ich das sogar nachvollziehen; und wenn man sich dauernd nur noch mit dem Leid in der Welt beschäftigt, ist das für die eigene seelische Verfassung sicher auch nicht gut.

      Aber auch wenn die Mehrheit sich mit derartigen Schwierigkeiten nicht belasten will, ist es doch keine unerhebliche Menge, die das anders sieht. und die etwas tut. Und sei es auch nur im Kleinen, im persönlichen Umfeld. Als banales Beispiel: 2016 übten in Deutschland über 14 Mio. Menschen ein Ehrenamt aus.

      Darüber hinaus habe ich so das Gefühl, dass gerade eine Generation heranwächst, die ein größeres Bewusstsein für die von Dir angesprochenen Missstände entwickelt hat oder entwickeln wird. Mittelfristig stimmt mich das optimistisch.

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  4. Die Worte sehr schön untergebracht! Danke!

    Bei allem Respekt vor denen, die sich ein Ersatzorgan wünschen:

    m.E. ist es überhaupt kein Grund, nur etwas voran zu treiben, weil wir hinsichtlich Organspender in der EU an letzter Stelle stehen. In jedem Falle müssen die immer noch sehr weit verbreiteten Vorbehalte von Spendern erst einmal ernst genommen werden. M.E. kann und darf es keine Spendepflicht geben, und erst gar nicht durch die Hintertür.

    Die Fakten helfen vielleicht, dem Thema den Stellenwert zu geben, der ihm angemessen wäre:

    Statistisch sterben drei Leute in Deutschland pro Tag weil sie keine Organspende bekommen? Ich glaube es sterben weit mehr pro Tag, weil sie einfach nur alt und die Körper verbraucht sind.
    Pro Jahr sterben in Deutschland knapp 950.000 Menschen: d.h. ca. 2.600 incl. selbstverschuldeter Unfalltoter, Raucher, etc.

    Weltweit sterben pro Tag rund 150.000 Menschen, die Weltbevölkerung wächst täglich um über eine Viertelmillion.

    Jedes Jahr sterben 9.000.000 Menschen an Hunger, d.h. rund 25.000 pro Tag.

    Jährlich sterben einem WHO-Bericht zufolge rund 1,6 Millionen Menschen weltweit eines gewaltsamen Todes. Etwa die Hälfte davon begehen Selbstmord, rund ein Fünftel sind Opfer von Kriegen oder Völkermord. Hinzu kommen Millionen von Menschen, die durch Gewalteinwirkung verletzt werden.

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    1. Vielen herzlichen Dank! :-)

      Nun, ich erlaube mir, das etwas anders zu sehen. ;-) Natürlich muss man die Vorbehalte ernst nehmen, wenn diese aber beispielsweise darin bestehen, dass man befürchtet, bei lebendigem Leibe „ausgenommen“ zu werden, dann kann man dieser Sorge doch recht schnell und simpel begegnen, einfach, indem man darüber informiert.

      Und es geht – mir zumindest – nicht darum, etwas voranzutreiben, sondern ein Bewusstsein dafür zu schaffen, dass jeder – oder sagen wir: viele – etwas Gutes tun könnte, ohne selbst Nachteile davon zu haben. Und dass wir europaweit am Ende liegen, zeigt mir, dass diese Bewusstsein geschaffen werden muss.

      Dass das nicht in Form einer Spendepflicht geht, darüber braucht man nicht zu diskutieren.

      Was den Stellenwert angeht, so hilft es meiner Meinung nach gar nicht, das – und ich formuliere das mal bewusst so vorsichtig wie es mir gerade noch möglich ist – gar nichts, sondern geht eher in die Richtung des sog. „Whataboutism“. Ob es „nur“ drei Tote am Tag sind, hat überhaupt nichts mit einem gewissen „Stellenwert“ zu tun – frage mal eine Person, die auf ein Organ wartet, was sie von ihrem „Stellenwert“ angesichts des Sterbens in der Welt hält – es geht darum, dass es jeden Tag drei Personen trifft, die unverschuldet in dieser Lage sind und deren Tod in vielen Fällen ganz einfach verhindert bzw. verzögert werden könnte, wenn es mehr Spender gäbe.

      Die sinngemäße Rechtfertigung „anderswo sterben auch Menschen, und zwar viel mehr und das an anderen Dingen“ taugt allenfalls dazu, ab morgen gar nichts mehr in jeglicher Hinsicht zu unternehmen, weil doch eh alles wurscht ist.

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  5. Der Jens mal wieder… Du weißt, dass ich mich an dem abarbeiten kann. Dass er mir nicht erst langsam gewaltig auf die Nerven, muss ich nicht sagen.

    Und wer fordert hier Sozialismus wenn er behauptet Organe seien nach den Tod Staatseigentum der Jens oder der Kevin?

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    1. Ja, das weiß ich – und an dem kann man sich auch gewaltig abarbeiten.

      Was Spahns Pläne zur Organspende angeht, so kann man die durchaus kritisch sehen, angesichts der Tatsache, dass Deutschland im europäischen Vergleich aber bei den Organspenden pro Million Einwohner ziemlich am Ende der Skala herumdümpelt und statistisch gesehen jeden Tag drei Leute in Deutschland sterben, weil sie nicht rechtzeitig ein Spenderorgan bekommen haben, muss man aber eben etwas tun. Ob das nun Spahn Widerspruchslösung sein muss, sei mal dahingestellt. Mein Ansatz wäre mehr Aufklärung, auch wenn es um solche Dinge wie Impfpflicht geht.

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      1. Ja, eben Aufklärung. Manche Leute wollen doch deshalb nicht spenden weil sie völlig falsch oder unzureichend informiert sind – Mai Thi Nguyen-Kim hat da mal ein gutes Video zu gemacht -, wenn man den Leuten sagt, ihre Organe gehören sowieso dem Staat schreckt man die nur noch mehr ab.

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        1. Ich denke, die Leute haben nach dem Organspendeskandal 2012, oder wann das war, eben nachhaltig das Vertrauen in das System verloren. Dass die Auswirkungen davon bis heute zu spüren sind, wundert mich allerdings schon, erfahrungsgemäß vergisst „der Deutsche“ an sich nämlich recht schnell …

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          1. Stimmt. Aber es wird eben auch zu wenig darüber gesprochen, dass zum Beispiel erst Organe entnommen werden dürfen, wenn man definitiv tot ist. Vielleicht Leute haben das Bild, sie liegen im Koma und man fängt an sie auszuräumen, was ja so nicht stimmt.

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          2. Das mag sein, mir persönlich fällt halt immer ein bisschen schwer, das nachvollziehen zu können, da es meiner Meinung nach eine Sache des gesunden Menschenverstandes ist, dass man Organe erst entnimmt, wenn man tot ist. :-)

            Allgemein ist es offensichtlich halt kein Thema, mit dem man sich gerne beschäftigt.

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          3. Du vergisst, dass die Leute viel fernsehen, und dass immer noch sehr viele Leute Springer (und ich meine nicht den medizinischen Fachverlag) für seriöse Presse halten. Wenn die da nur einmal etwas Großaufgemachtes von einer Lebendspende gelesen haben oder schlimmer noch irgendeine Horrorstory, dann glauben die das. Sich weiter zu informieren ist ja mühsam.

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  6. So jemand ist Minister. Das habe ich auch bereits öfter gedacht.
    Nett, dass du nur eine „temporäre“ Etüden-Blockade akzeptieren würdest. Bei allen guten Wünschen meinerseits würde ich dich und deine Etüden nämlich vermissen. 😁
    Liebe Grüße
    Christiane

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    1. Ich fand das gestern wirklich unfassbar und dachte minutenlang nur: „Hat er das jetzt wirklich so gesagt?“ Für Augenblicke wirkte er wie ein patziger Achtjähriger …

      Und keine Sorge, ich laufe Dir und den Etüden schon nicht weg. :-)

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    1. Der Dank ist ganz meinerseits. ;-)

      Es läuft bei den Etüden rund, ich gebe aber zu, dass ich jederzeit eine temporäre Etüden-Blockade akzeptieren würde, wenn dafür einige Dinge nicht mehr so schief liefen. ;-)

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          1. Nein! Doch? Echt? Ja, wie geil ist das denn!? Ich freue mich für Dich! Dann ist dieser trübe Tag ja doch zu etwas gut! ;-)

            Und ich kann endlich den Orthopäden meines Vertrauens wegen meiner Daumen konsultieren … :-)

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