abc.Etüden III KW 19/20

Guten Morgen, liebe Leserinnen und Leser,

aus aktuellem Anlass gehen die Etüden bei mir heute schon in die dritte Runde. Die Wortspende der von Christiane organisierten Etüden kommt von Katha kritzelt.

 

„Na, was macht Dein „Katzenauge“-Album?“

„Das liegt auf Eis. Ich befand mich in einer Schaffenskrise.“

„Und dennoch schreibst Du schon wieder! Was schreibst Du?“

„Eine neue Nationalhymne!“

„Aaaah ja … – warum?“

„Bodo Ramelow, Thüringens Ministerpräsident, hat das angeregt. Er singe zwar die dritte Strophe mit, könne aber die Naziaufmärsche zwischen ´33 und ´45 nicht ausblenden.“

„Weil verblendete Spinner im Nazideutschland die erste Strophe sangen, hat Ramelow ein Problem damit, heute die dritte Strophe zu singen?“

„Augenscheinlich ja …“

„Hat er auch etwas zum aktuellsten Naziaufmarsch in Plauen gesagt, bei dem über 500 verblendete Spinner mit Fackeln und Fahnen durch die Stadt zogen – zusammen mit einer EU-Fahne am Galgen? Das kann ICH nämlich nicht ausblenden!“

„Plauen ist nicht Thüringen …“

„Naziaufmarsch bleibt Naziaufmarsch und sollte jeden Politiker etwas angehen, scheißegal, wo er stattfand!“

„Wie auch immer – außerdem wies Ramelow darauf hin, dass Millionen Ostdeutsche auch nach 30 Jahren noch nicht die Hymne mitsingen …“

„Das haben Millionen Westdeutsche vor der Wende auch nicht getan. Ich singe ebenfalls für gewöhnlich nicht die Hymne mit, genauso wenig, wie ich „Hoch auf dem gelben Wagen“, „Anton aus Tirol“ oder „Coco Mama“ von Dardan mitsingen würde.“

Was von wem?“

„Nicht weiter wichtig! Jedenfalls, ich fasse zusammen: Ostdeutsche werden weiterhin schlechter bezahlt, die Renten sind immer noch nicht angeglichen, es gibt regelmäßig Nazidemos und die AfD bekäme nach neuesten Umfragen in Ostdeutschland 23 % – und Ramelow meint, diese Situation mit einer neuen Hymne zu verbessern? Kurios!“

„Exakt – und die schreibe ich gerade.“

„Lass sehen: „Der Osten ist schön, der Osten ist toll, und dass er dabei ist, da freu´n wir uns voll!“ – Das ist nicht Dein Ernst!?“

„Warum, das ist …“

„… selbst für Dich niveaulos! Wirf das weg, wirklich! Ganz schnell! Und vor allem: Zeig das niemandem! Ich meine es nur gut, Du balancierst an einem Shitstorm entlang!“

„Aber meine Hymne …“

„Weg damit!“

„Wenn Du meinst …“

 

 

300 Worte

 

14 Antworten auf „abc.Etüden III KW 19/20

  1. Mir geht es wie Christiane. Schwere Kost hast du sehr schön leicht verpackt. Und dank dir bekommt mein Gehirn gerade seine zehn Minuten Grinsen 🙃

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  2. Sehr aktuell das Thema aufgegriffen. Und wenn Herr Ramelow wahrscheinlich auch schon einen Text anböte, dann wäre die Zeit doch reif, ihn in unseren ABC-Etüden auch mal zu Wort kommen zu lassen? Dann braucht er sich wenigstens nicht mit den Dauerbrennern AfD, Nazis, Rechts(d)ruck zu beschäftigen.

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    1. Ja, so aktuell war ich tatsächlich wohl noch nie! :-)

      Ich kann und will mir nicht vorstellen, was Herrn Ramelow bewogen hat, diesen Vorschlag zu machen – außer natürlich, von den genannten Problemen, wie Nazis und AfD, abzulenken.

      Vielleicht legt er ja wirklich bald einen schönen, neuen Text vor. Ich bleibe am Thema dran! :-)

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  3. Die Hymne ist toll – ich sehe das fast bildlich vor mir, wie laut gröhlend statt Parolen …. oder so….. Ansonsten schließe ich mich Christiane an – bitter, aber ich grinse auch (fett) :-)
    Und ansonsten? Hab einen wundervollen Tag

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    1. Danke Dir! Der Hymnentext entstand in etwa 0,7 Sekunden. ;-) Ich hätte – da es ja eine gesamtdeutsche Hymne sein soll – noch gehabt:

      „Hamburg macht Bock, Hamburg, das blüht,
      dann der schwarze Block – schon der Porsche glüht“

      oder

      „Im Osten ists schön, und doch ist was faul,
      denn sag nur was Falsches und schon gibt’s aufs Maul!“

      Aber das habe ich mir lieber beides verkniffen … ;-)

      Ansonsten? Eher suboptimal. Hoffe, dass meine Laune zusammen mit dem Wetter besser wird. Dazu müsste natürlich erst mal das Wetter besser werden. ;-)

      Und selbst so?

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      1. Oha – der zweite ist auch gut :-) herzhaft lachend…..

        Selbst so? Frag nicht …. mal abgesehen von den Terminen, die nicht weniger werden, hagelt es irgendwie gerade schlechte Nachrichten. Mein Schwägerin sagte, man solle jeden Tag zehn Minuten lächeln, das würde dem Gehirn vorgaukeln, man wäre glücklich…. Also habe ich mir jetzt ein Grinsen ins Gesicht getackert und hoffe, dass es hilft ;-)

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        1. Das mag funktionieren, Autosuggestion ist etwas Tolles – ich hätte allerdings den Tacker weggelassen, aus rein ästhetischen Gründen. ;-)

          Und man sollte sicherstellen, dass man in diesen zehn Minuten alleine ist, weil das Umfeld sonst glaubt, man hätte einen Schatten, weil man grundlos durch die Gegend grinst. :-)

          Ich baue ganz stark darauf, dass die Masse an schlechten Nachrichten für Dich gerade nur eine Phase ist. Eine, an die sich hoffentlich eine anschließt, die Dich wirklich dazu bringt, grundlos durch die Gegend zu grinsen!

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          1. Naja – wenn ich in den Momenten nicht alleine bin, bringe ich wenigstens meine Mitmenschen zum Lachen :-)

            Und ja – ich wünsche mir das auch – wirklich und tatsächlich. Aber auch diese Phase kommt bestimmt …. und dann heißt es wieder „nach der Phase ist vor der Phase“ … stimmt immer :-)

            Aber danke – von ganzem Herzen!

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  4. Wenn es nicht so ernst wäre, würde ich jetzt lachend auf dem Boden liegen. Aber so bleibt es mir im Hals stecken.
    Sehr schön, trotzdem, ich kann nicht anders, ich grinse fett.
    Liebe Grüße
    Christiane

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    1. Ich danke Dir!

      Man muss auch ernsten Dingen manchmal mit Humor begegnen. Oder dem, was ich für Humor halte. ;-) Und so lange sich niemand persönlich auf den Schlips getreten fühlt – denn das ist eindeutig nicht meine Intention – ist doch alles gut. :-)

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