Freitagsfragen # 61

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Guten Morgen, liebe Leserinnen und Leser,

die Freitagsfragen aus dem Brüllmausblog gehen in ihre einundsechzigste Runde. Die Fragen und Antworten lauten:

1.) Was ist Dein Geheimtipp gegen Erkältung?

Ich bin erfreulich selten erkältet, meine Tipps halten sich deshalb in Grenzen. Bettruhe, viel Flüssigkeit und, je nach Aufmerksamkeitsgrad des Erkrankten, ein Buch wären Dinge, die ich empfehlen könnte. So außergewöhnlich sind die jetzt aber nicht.

Hm, ich überlege gerade, ob das mit den seltenen Erkältungen auch auf andere Personen zutrifft. Sehen wir mal nach:

Wir befinden uns in der Hölle, dem Stammsitz der „Fate LLP“. Aus dem Büro des Eigentümers und Geschäftsführers S. Atan dringen Klänge von Arthur Brown in ohrenbetäubender Lautstärke. Der Chef des Unternehmens hat ganz offensichtlich etwas zu feiern.

„I AM THE GOD OF HELLFIRE! AND I BRING YOU!
FIRE! DADADAAA! I´LL TAKE YOU TO BURN …“

grölt der Geschäftsführer und hüpft Luftgitarre spielend im Stile von Angus Young einbeinig über den schmucklosen Schamottesteinboden. Ein Kunststück, das aufgrund der geringeren Traktion von Klauenfüßen nicht zu unterschätzen ist.

„FIRE! I´LL TAKE YOU TO LEARN“

Dann plötzlich verstummt die Musik. S. Atan verharrt, in Luftgitarrenpose, mit einem Bein in der Luft, und sieht sich irritiert im Raum um.

„Hallo, Chef! Was, ähm, was machen Sie da?“

„LÜBKE? Ernsthaft, jetzt? Sie passen nicht genug auf, es steht nämlich im Einleitungstext: Ich habe „ganz offensichtlich etwas zu feiern“! Abgesehen davon: Das hier ist nie passiert!“

„Geht klar, Chef!“

„Gegenfrage, Lübke: Was machen SIE eigentlich HIER? Ich kann mich nicht entsinnen, Sie gerufen zu haben!?“

„Ich möchte mich krank melden, Chef, ich habe mich erkältet …“

„Sie haben WAS? Sich erkältet? Hier? Scheiße, Mann, Lübke, das hier ist die Hölle! Hier ist es extrem warm – auch wenn man zugeben muss, dass es wenigstens eine trockene Hitze ist.“

„Wie auch immer, Chef, so bin ich nicht arbeitsfähig.“

„Papperlapapp, Lübke. Stellen Sie sich nicht so an. Machen Sie sich ein Schwitzbad, dann kommt das ganz schnell wieder in Ordnung. Außerdem gibt es etwas zu feiern. Setzen Sie sich, nehmen Sie sich etwas zu trinken, es ist alles da: Schierker Feuerstein, Basaltsfeuer, Feuerzangenbowle …“

„Was feiern wir denn?“

„Ah, jetzt kommen Sie zum Kern der Sache. Wir feiern, dass es anderen Menschen schlechter geht als Ihnen und es niemand mitbekommt. Nehmen wir nur mal hier diesen Reisswolfblog-Spinner.“,

plaudert S. Atan freundlich vor sich hin und greift sich eine Akte.

„Seit Einstellung dieses neuen Sachbearbeiters, dieses, na, Dingens, wie hieß er noch, Lübke?

„Vlad Tepes, Chef.“

„Wie auch immer. Jedenfalls seit Einstellung dieses Typen läuft die Berabeitung der Akte wie am Schnürchen. Nehmen Sie nur mal seine Mobilitätssituation. Sein Auto ist hin, ein Familienmitglied springt ein. Guess what? Dessen Auto ist jetzt auch hin. Der Reisswolfblog-Spinner musste in dieser Woche mehrfach mit seinem Chef mitfahren! ICH KRIEG MICH NICHT MEHR EIN!“

freut sich S. Atan und bricht in derart diabolisches Gelächter aus, dass mehrere Etagen höher einige antike, griechische Säulen bedenklich ins Wanken geraten.

„Und dann das, was diese Woche noch so passiert ist. Das alles hat dem Reisswolfblog-Spinner – mutmaßlich auch seinem Blutdruck – wieder schwer zu schaffen gemacht. Vor allem deswegen, weil es niemand mitzubekommen scheint. Und das, Lübke, das spielt uns in die Karten, aber dazu später. Jedenfalls, warum hat das niemand mitbekommen? Weil sich die ganze Medienlandschaft landauf, landab scheinbar nur noch um diesen Verfasssungshoschi gekümmert hat!“

„Hans-Georg Maaßen?“

„Ich bleibe bei Verfassungshoschi, ich hab seinen Namen in den letzten Wochen zu oft gehört. Und so geht es eben auch anderen. Einerseits führt das dann zu einer Situation wie am, lassen Sie mich lügen, ich glaube es war Mittwoch, als Frau Lufen in diesem unsäglichen Sat 1-Frühstücksgedöns …“

„Sie sehen sich das Frühprogramm von Sat 1 an?“

SCHNAUZE, LÜBKE! Jedenfalls, da fragt die doch tatsächlich sinngemäß: „Warum sollte mich das interessieren? Gibt es nicht Wichtigeres, womit man sich beschäftigen könnte?“ Alter! Klar, Frau Lufen, wenn Ihnen scheißegal ist, wer in Deutschland für die Verteidigung der freiheitlich-demokratischen Grundordnung zuständig ist, dann kann einem das egal sein. Dann kann man aber auch gleich den Höcke auf den Posten setzen!“

„Chef, ich …“

„Schnauze, Lübke, jetzt rede ich. Und das dauert noch ´ne Weile, nehmen Sie sich noch etwas zu trinken. Jedenfalls, das, was die da bei Sat 1 machten, war journalistischer Whataboutism. Das muss man erst mal auf die Reihe kriegen! Den Leuten das Gefühl geben, dass die Kanzlerin, der Innenminister und die SPD-Vorsitzende die Einzigen sind, die irgendwie regieren, oder was immer die da oben auch machen und wenn die sich mal zwei Wochen über eine Personalie streiten, dann steht alles still. Das stimmt doch so einfach nicht!“

„Mag sein, Chef, aber ich erinnere daran, dass Sie auch über diesen Maaßen geschimpft haben.“

„Ja, habe ich. Und zwar aus einem einfachen Grund. Weil der Mann einfach kurz und bündig aus seinem Amt hätte entfernt werden müssen. Und zwar nicht, um befördert zu werden, verdammte Axt. Fragen Sie mal den Reisswolfblog-Spinner. Wenn der das neue Monatsgehalt von diesem Verfassungshoschi mit seinem eigenen Jahresgehalt vergleicht, kriegt er Schnappatmung.“

„Der arbeitet auch nur 30 Stunden …“

„Ach, papperlapapp. Aber da wir schon bei dem Reisswolfblog-Typen sind: Wissen Sie, was ihn am meisten am Verfassungsschutzhoschi aufgeregt hat? Dass das ganze Thema von der Wahrnehmung anderer Dinge ablenkt. Und zwar besser, als eine Fußball-WM das jemals könnte. Ich persönlich, ich finde das großartig! Hier sehen Sie sich mal die Zeitungen der letzten Woche an:

Am letzten Wochenende Berichterstattung über den Bau des größten türkischen Flughafens. 40.000 Menschen arbeiten da. Und das, wie man hört,  unter teils menschenunwürdigen Bedingungen und Sicherheitsvorkehrungen. Angeblich 300 Tote in den letzten vier Jahren Bauzeit. Aber die begehren nur sehr selten auf. Warum? Weil viele Immigranten unter den Arbeitern sind, die Angst haben den Job zu verlieren und ausgewiesen zu werden.

Nun haben sie aber doch mal gestreikt. Und was ist passiert? Man ist mit Wasserwerfern angerückt und hat Türen von Unterkünften eingetreten und 500 Leute festgenommen. 500!

„Ja, aber wenn die nicht arbeiten …“

„Scheiße, Lübke, sogar beim ersten Streik der Weltgeschichte ist man anders vorgegangen. Beim Streik von Deir el-Medineh im Jahre 1159 vor, ähm, vor …“

„Vor was, Chef?“

„Na, vor dem dessen Name hier nicht genannt werden soll!“

„Horst Seehofer?“

„Werden Sie nicht albern, Lübke! Jedenfalls, damals haben die Arbeiter die Arbeit niedergelegt. Und was haben Sie bekommen?“

„Schläge?“

„Nein, Brot! Schläge bekamen Sie über 3.000 Jahre später in der Türkei. Wie die Zivilisation doch voranschreitet …

Oder hier: Nachrichten vom Dienstag. 10.000 Tote Rohingya im letzten Jahr bei der Vertreibung von 750.000 Menschen aus Myanmar nach Bangladesch! Sagen die Vereinten Nationen. Diese sehen Kriterien zur Einstufung als Völkermord erfüllt. Das interessiert hier aber keine Sau! Sind ja auch Musl…“

„Chef, bitte! Man hat ja auch seine eigenen Prob …“

„Ja, sicher hat man seine eigenen Probleme, aber wenn man sich medial zwei Wochen nur mit dem Fehlverhalten eines einzelnen Beamten beschäftigt, hat man aber auch gar nicht mehr die Muße, sich um andere Probleme zu kümmern.“

„Irgendwie klingt das auch nach whataboutism. Und Sie klingen, wie dieser Reisswolfblog-Spinner selbst.“

„Papperlapapp! Ich wiederhole: ICH freue mich darüber. Und es ist kein whataboutism, weil der Spinner ja nicht sagt, man solle sich lieber um andere Dinge kümmern, sondern nur, dass die Wahnehmung für andere Dinge erschwert wird. Beispielsweise die Entwicklung der Migration. Alle freuen sich, weil die Zuwanderungszahlen sich wieder auf dem Stand von vor 2015 einpendeln, aber niemand fragt, warum das so ist. Na, unter anderem deshalb, weil die EU-Grenze jetzt quasi zwischen Algerien und Niger liegt. Es gab früher eine  Unzahl an Menschen aus dem Niger, die in Algerien gearbeitet haben. Bei einem Monatseinkommen von 27,80 € im Monat, das man im Niger hat, würde ich so etwas auch tun.

Jetzt werden Arbeiter zu Hunderten bzw. Tausenden eingesammelt, zusammen mit Menschen aus allen möglichen Staaten, die wirklich nach Europa wollten und werden in den Niger zurückgebracht. Allerdings nur die, die auch die Staatsangehörigkeit des Niger vorweisen können. Die anderen werden im Grenzgebiet Algerien/Niger ausgesetzt und müssen laufen. Mehrere Kilometer durch die Wüste, 15 bis 20 sagt man. Es soll zahlreiche Tote in der Vergangenheit auf diesen Märschen gegeben haben.

Und die EU zahlt dafür teuer Geld!

Aber wissen Sie was, Lübke?“

„Was denn, Chef?“

„Ich finde das super! Die Menschheit geht nämlich vor die Hunde. Und dann schlägt unsere Stunde. Wir werden die Weltherrschaft an uns reißen und dann hat der, dessen Name hier nicht gesagt werden darf …

„Markus Söder?“

„SCHNAUZE, LÜBKE! Wo war ich? Ach ja: Dann hat der, dessen Name hier nicht genannt werden darf endlich ausgedient und ein neues Zeitalter bricht an. Und die ersten Anzeichen dafür kann man schon statistisch nachweisen. Hier, eine Studie des Allenbach-Instituts über die Deutschen zwischen 30 und 59 Jahren. Demnach ist bei denen das Vertrauen in die politische Stabilität Deutschlands in den letzten drei Jahren von 49 auf 27 Prozent eingebrochen.“

„Ich finde schon 49 nicht viel …“

„Eben. Aber Prozentwerte sind immer relativ. Im Wahlkreis des Reisswolfblog-Spinners beispielsweise waren kürzlich Landratswahlen. Es gab nur einen Kandidaten und die Wahlbeteiligung lag unter 23 %. Das hat ein lokaler Politiker sinngemäß als erfreuliche Wahlbeteiligung bezeichnet!“

„Oha…“

„So isses! Jedenfalls laut dieser Umfrage bezeichnen zwei Drittel der Gruppe den gesellschaftlichen Zusammenhalt als schwach oder sehr schwach, die Gesellschaft sei insgesamt materialistischer, egoistischer und intoleranter geworden. Und DA müssen wir ansetzen, Lübke. DEN Eindruck müssen wir verstärken. Bis die Anhänger der einfachen Wahrheiten, die Demagogen und die „Ich habe nichts gegen Ausländer, aber“-Typen gewonnen haben, denn dann Lübke, dann gewinnen auch wir.

Und DAS, das feiere ich schon mal Lübke!“

„Hmmm…“

„Was denn, Lübke?“

„Stand heute nichts Interessantes in der Zeitung?“

„Doch, Ernie und Bert, die …“

„Nicht DAS!

„Na gut, dannn … ach so, ja, hier: „Maroon 5“ soll die Halbzeitshow beim Super Bowl spielen! „Maroon 5“!!! Hätte es nicht etwas mit ein WENIG mehr Wumms sein können?

„Megadeth!“

„Ja, zum Beispiel. Dave Mustaine ist genau die Art von Drecksack, die unserer Sache helfen könnte. Und jetzt raus, Lübke. Nehmen Sie ein Schwitzbad, dann sind sie bald wieder in Ordnung!“

Lübke verlässt den Raum und drückt im Vorbeigehen auf „Play“, S Atan beginnt wieder zu grölen.

„DAS IST WAHNSINN! WARUM SCHICKST DU MICH IN DIE HÖLLE? HÖLLE, HÖLLE, HÖLLE, HÖLLE!“

 

2.) Was hat Deinen Lieblingslehrer oder Deine Lieblingslehrerin ausgemacht?

Meine Lieblingslehrer waren in erster Linie mein LK-Lehrer in Geschichte und Deutsch, sowie meine Gemeinschaftskundelehrerin in der Oberstufe. Ersterer hatte eine besondere Art von Humor, manchmal etwas bösartig, aber immer brüllend komisch. Zweiterer hat es mit einer insgesamt guten Auswahl an Literatur in der Oberstufe geschafft – trotz Christa Wolf -, meine Leidenschaft fürs Lesen noch zu verstärken und Letztere war zwar im menschlichen Umgang etwas schwierig, hat mir aber beigebracht, dass es immer mindestens zwei Sichtweisen auf einen Sachverhalt gibt und dass man skeptisch werden sollte, wenn jemand simple Lösungen für komplexe Probleme präsentiert.

3.) Denkst Du bereits über Weihnachtsgeschenke nach?

Ich denke im Allgemeinen so etwa in den Nachmittagsstunden des 23.12. eines jeden Jahres über Geschenke nach. Gut, ganz so schlimm ist es nicht, aber ich bin trotzdem immer eher spät dran. Ich bin auch kein guter Schenker, es sei denn, ich bin der Meinung, mir ist etwas wirklich Gutes eingefallen, was ungefähr alle fünf Jahre der Fall ist.

4.) Die Wahl der Qual: Mit etwas Peinlichem in die Lokalzeitung kommen oder von allen zum Geburtstag vergessen werden?

Ich bin zwar gerne auf Geburtstagen, allerdings nur, wenn es nicht mein eigener ist. Insofern würde ich mir zwar sicherlich Fragen stellen, aber hätte auch nichts dagegen, wenn man diesen Tag einfach mal ganz normal verbringen könnte. Peinlichkeiten in der Öffentlichkeit verbreitet sehen ist eher nicht so meins. Andererseits: Wer liest heuzutage schon noch Tageszeitungen! ;-) Ach, ich nehme mal beides.

 

Das war es auch schon wieder, liebe Leserinnen und Leser,

ich wünsche noch einen schönen Restfreitag und einen guten Start in ein augenscheinlich herbstliches Wochenende. Und bevor jetzt jemand sagt: „Ach, wir hatten aber auch lang genug Sommer jetzt!“ – Nein, hatten wir nicht! :-)

Gehabt euch wohl!

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