Freitagsfragen #60

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Hallo, liebe Leserinnen und Leser,

das Wochenende steht kurz bevor, die Freitagsfragen im Brüllmausblog harren ihrer Beantwortung. Gehen wir also gleich in medias res.

Die Fragen und Antworten lauten:

1.) Worüber denkst Du zur Zeit oft nach?

Über vieles, aber in erster Linie darüber, wie es dazu kommen konnte, dass mein Jahr 2018 fast in jeglicher Hinsicht und über weite Strecken beschissen ist. Ich habe da so eine Theorie:

Wir befinden uns in der Hölle, dem Stammsitz der Firma „Fate LLP“. Der Eigentümer und Geschäftsführer S. Atan, von seiner Belegschaft hinter seinem Rücken liebevoll „Horny“ genannt, hat seine Klauenfüße entspannt auf seinem Schreibtisch drapiert und blättert amüsiert durch eine Akte.

„LÜBKE!“

Das speichelleckende, schlüpfrige Scheißerchen namens Lübke, das in der „Fate LLP“ den Posten des Assistenten der Geschäftsführung und des Prokuristen inne hat, betritt wuselnd das Büro seines Chefs.

„Ja, Chef?“

„Lübke, ich bin stolz auf Sie! Der neue Sachbearbeiter dieses Reisswolfblog-Spinners scheint ein Meister seines Fachs zu sein. Was natürlich auch auf mich zurückfällt. „Holen Sie mir den Lutz Bachmann“, habe ich gesagt. Und zack, kaum ist er da, läuft die Bearbeitung auf Hochtouren! Bin ich gut? Ich bin gut!“

„Mit Verlaub, Chef, aber der neue Bearbeiter der Akte ist nicht Lutz Bachmann …“

„WAS? Aber ich habe Ihnen doch gesagt …“

„Ich weiß, was Sie gesagt haben, Chef, aber Bachmann war halt einfach nicht zu kriegen.“

„WARUM?“

„Nun, in erster Linie, weil er noch lebt! Wie ich Ihnen letzte Woche sagte, verstößt das gegen unsere Einstellungskriterien …“

„Ja, aber haben wir in Sachen Ableben von Personen nicht ein gewisses Mitspracherecht? Ich dachte, Sie hätten da was in die Wege geleitet!?“

„Leider nein, Chef. Oder besser: nicht mehr. Sie erinnern sich an das vermehrte Musiker-Sterben aus 2016? Das hat man uns übel genommen. Unter anderem wegen Hagen Liebing übrigens hat auch dieser Reisswolfblog-Spinner seinerzeit gemeckert …“

„Ach, der meckert eigentlich immer. Der kann immer nur meckern, meckern und meckern … Weiter, Lübke!“

„Na, jedenfalls wegen dieser Angelegenheit wurde uns die Kompetenz in der Sache Ableben entzogen und outgesourct.“

„Entzogen? Von wem?“

„Na, von ihm …“ murmelt Lübke schüchtern.

„Hä?“

„Na, von iiihiiim!“, murmelt Lübke nachdrücklicher und deutet mit dem Zeigefinger nach oben.

„Ach, Du lieber Gott, ähm, ich meine … von IHM also. Hm, tja, ähm, ähm –  DARF der das?

„Eindeutig ja, Chef“

„Verdammt!“

„Japp! Na, wie dem auch sei, Bachmann war also nicht zu kriegen, aber wir haben einen guten Ersatz. Tepes heißt der Mann, Vlad Tepes. In Fachkreisen auch bekannt als „Der Pfähler“.

„Klingt verheißungsvoll, Lübke. Mir gefällt Ihre Art zu denken. Schicken Sie mir den Mann mal rein.“

Lübke verlässt den Raum und fällt auf dem Gang mit einem eher unsouveränen „Wuuuääää“ über den vom bisherigen Sachbearbeiter und jetzigen externen Mitarbeiter Pacelli geschwungenen Wischmob, da dieser gerade feucht durchwischt. Kurz danach betritt Vlad Tepes den Raum.

„Ja, Meister?“

„Sie sind also dieser „Pfähler“? Gute Arbeit, junger Mann, gute Arbeit. Wie Sie ihrem ersten Kunden, diesem Reisswolfblog-Spinner, die Woche versaut haben: unvergleichlich. Ich könnte mich beömmeln! Sie haben es doch tatsächlich geschafft, das ohnehin schon recht defekte Auto unseres Kunden durch einen augenscheinlichen Komplettschaden der Automatik-Gangschaltung völlig unbrauchbar zu machen. So kriegt er die Mühle nicht einen Zentimeter bewegt, geschweige denn nur einen Cent Kohle dafür. Nicht schlecht, das wäre nicht mal mir eingefallen. Und wie ich heute morgen dabei zusehen durfte, wie unser Kunde verzweifelt sein Portemonnaie gesucht hat, das passenderweise gerade verschwunden ist, nachdem er nochmal Geld vom Automaten geholt hat, das vergesse ich so schnell nicht! Wo ist das Portemonnaie eigentlich, Tepes?“

„Betriebsgeheimnis“, grinst Tepes, woraufhin beide in gehässiges Gelächter ausbrechen.

„Und dann die politischen Dinge der letzten Zeit, die unserem Kunden schwer auf der Seele liegen. Ganz großes Kino, Tepes!“

„Das war ich nicht, Meister, das war Franz Josef Strauß.“

„Ach was? Na, das hätte ich mir denken können, dass Sie noch nicht so weit sind. Orientieren Sie sich ein bisschen an diesem Strass, da können Sie noch etwas lernen.“

„Strauß, Meister.“

„Wie auch immer. Jedenfalls, dass man in Deutschland jetzt unter einem Verfassungsschutzpräsidenten leiden muss, der in typischer AfD-Manier Dinge kommentiert, ohne jegliche Sachkenntnis in der Angelegenheit zu haben, den Rechten das Wort redet und Verschwörungstheorien vermutet, das hat dieser Struff …“

„Strauß, Meister.“

„Wie auch immer. Jedenfalls, das hat der gut eingefädelt. Unseren Kunden regt das fürchterlich auf. Ebenso wie die Tatsache, dass man seit über einer Woche über das Wort „Hetzjagd“ diskutiert, ohne sich zumindest darauf zu verständigen, dass Menschen gejagt wurden. Der Innenminister, der sich öffentlich über jeden straffälligen Ausländer freue, weil er ihn dann ausweisen könne, war schon fast ein Meisterstück zur Verschlechterung des Blutdrucks unseres Kunden. Als dann aber noch die „Welt“ dazu schrieb:

„Irgendjemand hat sich offenbar die Mühe gemacht, die 40-minütige Bierzeltrede noch einmal nachzuhören, um die Worte des Parteivorsitzenden auf die Goldwaage zu legen. Dabei ist man dann auf einen Satz gestoßen, der vermeintlich ein gestörtes Verhältnis des Ministers zum Rechtsstaat ausdrückt und ihm ein menschenverachtendes Gedankengut unterstellt.“

und weiter

Was Seehofer meinte, aber nicht grammatikalisch richtig, dafür aber rhetorisch verunglückt sagte, war damals jedem, der vor Ort dabei war (wie der Autor und viele andere Journalisten regionaler und überregionaler Medien), klar. Keiner empörte sich damals. Und man kann davon ausgehen, dass gerade bei dieser Passage der Rede, bei der es um einen heftig diskutierten Abschiebefall ging, besonders genau hingehört wurde.

Wer aber etwas mit Absicht falsch verstehen will, kann sich natürlich auch mit Redeschnipseln begnügen. In diesem Fall sind die Vorwürfe an den CSU-Chef nicht fair.

hat es unseren Kunden aber fast aus den Socken gehauen. „Goldwaage“, „vermeintlich“, „unterstellt“, „mit Absicht falsch verstehen“, ja, leck mich am Arsch, dieser Typ hat öffentlich Straftaten gutgeheißen, wer hat denn die „Welt“ dazu gebracht, so eine Scheiße zu schreiben?

„Ich meine, dass das unser Mitarbeiter Rudolf Augstein war, der hat das in Absprache mit Franz Josef Strauß …“

„Die beiden arbeiten ZUSAMMEN?“

„Ja, sicher.“

„Ich werde verrückt, dass ich das noch erleben darf. Na, jedenfalls, gute Arbeit, Tepes. Machen Sie weiter so! Wegtreten!“

Der Pfähler verlässt das Büro, während draußen ein Typ mit weißem Kragen und geschultertem Wischmob an der Tür vorbeiläuft.

„Das war doch dieser Dings, dieser …, Dingens – Pacelli…??? LÜÜÜÜÜBKÄÄÄÄÄÄÄ!“

 

2.) Bist Du gedanklich schon bereit für den Herbst oder hängst Du noch dem Sommer nach?

Ich bin nie bereit für den Herbst, ich halte alle Jahreszeiten außer Frühling und Sommer für völlig verzichtbar. Ich bin aber guten Mutes, dass der Herbst dieses Jahr etwas weniger grau und trist ausfällt als sonst. Wahrscheinlich habe ich Vlad Tepes mit dieser Hoffnungsäußerung aber auf Ideen gebracht.

 

3.) Hast Du Dich mit Artikel 13 befasst? Was denkst Du darüber?

Ich habe davon natürlich das Eine oder Andere mitbekommen, bin aber nicht so drin im Thema, als dass ich mich darüber wirklich fundiert äußern könnte.

Ich denke, man muss abwarten, wie sich das Ganze jetzt entwickelt und welche Auswirkungen es letztlich hat.

Es ist zwar wünschenswert, dass Kreativschaffende auch entlohnt werden, wenn man – beispielsweise – ihre Texte verwendet und verbreitet. Ich bin mir nur nicht sicher, ob das Geld auch bei den Kreativschaffenden ankommt. Und ob nicht im Zweifel irgendein Uploadfilter verhindert, dass man entsprechende Textstellen verwendet, womit der eigentliche Text gar keine Verbreitung mehr fände.

Wie gesagt, man muss abwarten, wie sich das in der Praxis auswirkt. Wahrscheinlich wird alles, ähnlich der DSGVO, nicht so heiß gegessen wie es gekocht wird.

 

4.) Die Wahl der Qual: Völlig ideenlos sein oder vor Ideen strotzen, aber keine umsetzen können?

Da bin ich lieber ideenlos, dann brauche ich mich nicht umgewöhnen.

 

 

Das war es auch schon wieder. Allseits noch einen schönen Restfreitag und ein schönes Wochenende.

Gehabt Euch wohl.

 

22 Antworten auf „Freitagsfragen #60

    1. Ganz sicher? Nun, ich denke, langfrisitg ließe sich da etwas machen, ich habe schließlich Beziehungen … ;-)

      Wobei ich es ja vorziehen würde, nicht in der Nähe von Strauß sein zu müssen, aber das soll jeder halten, wie er will …

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    1. Ich schätze, bis es umfangtechnisch zu einem Taschenbuch reicht, müssen da noch so 30 bis 40 Fortsetzungen folgen – die ich aber nicht kategorisch ausschließen will, dazu finde ich das Schreiben und das Szenario zu spaßig. :-) Dann bräuchte es aber wohl noch eine Crowdfunding-Kampagne, um so etwas zu finanzieren. Und ob die von Erfolg gekrönt wäre … :-)

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        1. Darüber muss ich zu einem Zeitpunkt nachdenken, der nicht kurz vor Mitternacht liegt. ;-)

          Außerdem bin ich mir nicht sicher, ob das, was ich gelegentlich schreibe, in den Bereich „short story“ fällt. Und darüber hinaus fällt in diesem Zusammenhang das Wort „Wettbewerb“. Und ich scheue Wettbewerbe, verliere ich doch so ungern. Und zusätzlich muss ich darüber zu einem Zeitpunkt nachdenken, der nicht kurz vor Mitternacht liegt. :-)

          Aber danke, für die Anregung. Ich denke mal darüber nach. Zu einem Zeitpunkt, … :-)

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    1. Ich gebe ganz bescheiden zu: Das Szenario macht mir auch Spaß! Und das Schreiben erst! ;-) Je nach Möglichkeiten der Fragestellungen nächste Woche werde ich das bestimmt noch weiterführen …

      Lieben Dank!

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