„Die Blausteinkriege II – Sturm aus dem Süden – Solider Mittelteil

Buch: „Die Blausteinkriege II – Sturm aus dem Süden“

Autor: T.S. Orgel

Verlag: Heyne

Ausgabe: Broschiert, 637 Seiten

Die Autoren: Hinter dem Pseudonym T. S. Orgel stehen die beiden Brüder Tom und Stephan Orgel. In einem anderen Leben sind sie als Grafikdesigner und Werbetexter beziehungsweise Verlagskaufmann beschäftigt, doch wenn beide zur Feder greifen, geht es in phantastische Welten. Nach einer Reihe von Kurzgeschichten und elektronischen Veröffentlichungen erschien 2012 ihr erster gemeinsamer Roman Orks vs. Zwerge, für den sie im Oktober 2013 den Deutschen Phantastik Preis für das beste deutschsprachige Debüt erhielten. (Quelle: Heyne)

Das Buch: Das Kaiserreich Berun ist in seinen Grundfesten erschüttert. Am Hof regieren Intriganten, der Kaiser ist schwach, und im Süden probt das Protektorat Macouban den Aufstand. In diesen Wirren schlägt die Stunde ungewöhnlicher Helden. Der Schwertmann Marten, die Spionin Sara und der in Ungnade gefallene Danil machen eine Entdeckung, die ihr Schicksal und das von Berun ins Ungewisse stürzen wird. Denn ihr wahrer Feind gibt sich jetzt zu erkennen.

Zwei dunkle Schiffe kreuzen vor den Küsten des Südens …

(Quelle: Heyne)

Fazit: Eigentlich sollte dieser Text gestern schon erscheinen. Irgendwie ging der Sonntag aber damit drauf, dass ich mich stundenlang durch die deutsche Medienlandschaft sah, blätterte und klickte, auf meiner verzweifelten Suche nach zurechnungsfähigen CSU-Politikern. Über das Ergebnis der Suche schweige ich mich lieber aus, das gehört auch nicht hierher.

Hierher gehört viel mehr mein Eindruck zum zweiten Teil der „Blausteinkriege“-Trilogie der Orgelbrüder. Nun verhält es sich so, dass die Anzahl meiner noch zu besprechenden Bücher, inklusive diesem hier, auf mittlerweile sieben angestiegen ist, was sich unter anderem dadurch entwickelt hat, dass ich einige davon schon vor einiger Zeit gelesen habe, unter anderem eben auch das hier vorliegende. Da ich mich leider keines elefantösen Gedächtnisses rühmen kann, ist es durchaus möglich, dass ich mich diesmal daher kürzer fasse und mich auf das beschränke, was mir am nachhaltigsten im Gedächtnis geblieben ist.

Dazu sei natürlich angefügt, dass es sich bei „Die Blausteinkriege II – Sturm aus dem Süden“, wie es der Name schon impliziert, um den zweiten Teil eines Dreiteilers handelt. Ich möchte daher nicht ausschließen, dass die folgenden Absätze Spoiler beinhalten könnten, auch wenn ich natürlich versuche, diese zu vermeiden.

Wenn man berücksichtigt, wie lange ich für die Lektüre des zweiten Teils gebraucht habe, und welche hohe Zahl von Anläufen dafür notwendig war, könnte man zu dem Schluss kommen, dass es sich bei „Die Blausteinkriege II“ um ein fürchterliches Buch handelt. Dem ist glücklicherweise nicht so, auch wenn es – das sei schon mal vorweg gesagt – nicht ganz mit dem ersten Teil mithalten kann.

Im ersten Teil lobte ich vor allem die Welt, die die beiden Autoren erschaffen haben. Das Szenario mit den vor ewigen Zeiten getöteten Göttern begeistert mich auch nach wie vor, ist aber wohl weitgehend auserzählt, weswegen der Leser zur Welt der Blausteinkriege nichts nennenswert Neues mehr erfährt, wenn man mal von einer detaillierten Schilderung des sogenannten „Protektorats Macouban“ absieht.

Auch mit den Charakteren konnte ich mich schon im ersten Teil sehr gut anfreunden. Marten ist und bleibt mein Lieblingscharakter, seine sarkastische, in seltenen Fällen leicht fatalistische Art fiel bei mir auf fruchtbaren Boden. Und auch mit Thoren und „Meister Messer“ – Letzteren habe ich in meiner Rezension zu Teil 1 als „eine coole Version von Grima Schlangenzunge mit „Hitman“-Qualitäten“ bezeichnet, eine Charakterisierung, die nach wie vor Bestand hat – kam ich weiterhin gut aus. Tragischerweise gefiel mir Sara immer noch nicht und ich habe auch immer noch nichts, woran ich das im Detail festmachen kann. Vielleicht kann ich das nach Teil 3 genauer in Worte fassen.

Überrascht hat mich dagegen der bis an die äußersten Grenzen des Kaiserreichs verbannte Danil. Während selbiger im ersten Teil in erster Linie als eine Art „Sidekick“ von Marten bzw. durch eine eher kitschige Liebesgeschichte – übrigens der Grund für die Verbannung – von sich reden machte, entwickelte sich Danil für mich zum heimlichen Star des Buches.

Insgesamt überzeugen die Charaktere mich also wieder, auch wenn ich – ohne zu viel zu verraten – mit einer bestimmten Personalentscheidung der Autoren nicht einverstanden bin. Entschieden nicht. So gar nicht. Weil ich diese Entscheidung als schwer nachvollziehbar und unnötig empfand. Sollte ich die Brüder Orgel mal treffen: Darüber wird zu reden sein.

Wer den Stil des erstens Teils der „Blausteinkriege“ mochte, kommt naturgemäß auch im zweiten Teil auf seine Kosten. Die Autoren schreiben unkompliziert und dennoch bildhaft. Das für mich Wichtigste ist aber: Sie haben Humor. So entblöden sie sich nicht, auch mal ein sinngemäßes „Rambo“-Zitat über blaues Licht zu verwenden. Aus „Rambo III“, um genau zu sein. Auch ein den Eingeweihten sehr geläufiges Zitat aus der PC-Spielereihe „Fallout“ lässt sich finden. Ich bin mir sicher, dem aufmerksamen Leser könnten noch so eine oder zwei Stellen auffallen. Ich bin mir ebenso sicher, die Orgel-Brüder hatten einen Heidenspaß, diese Zitate einzubauen. :-)

Hinsichtlich der Handlung entspricht „Die Blausteinkriege II“ einem typischen Mittelteil. Die zum Trilogieauftakt entworfenen Handlungsstränge werden eben fortgeführt. Abgeschlossen ist naturgemäß noch nichts. Sollte man Handlungsstränge suchen, die abgeschlossen werden, ohne dass sie überhaupt näher erklärt werden, muss man sich „Episode VIII“ ansehen. Man verzeihe mir diesen Exkurs, aber ich hatte in meiner Rezension zum ersten Teil ebenfalls einen deplazierten „Star Wars“-Vergleich. ;-)

Insgesamt wird die Handlung auch überzeugend und spannend fortgeführt, insbesondere der Handlungsstrang um Danil hat es mir angetan, so ganz mithalten kann die Fortsetzung mit dem Trilogiebeginn allerdings nichts.

Dennoch hatte ich mit dem zweiten Teil durchaus meinen Spaß und sollten die Autoren meinen Eindruck auch im dritten Teil bestätigen, werde ich am Ende eine sehr überzeugende Triloge gesehen haben. Man wird sehen …

Wertung:

Handlung: 7,5 von 10 Punkten

Charaktere: 8,5 von 10 Punkten

Stil: 8,5 von 10 Punkten

Atmosphäre: 8,5 von 10 Punkten

Gesamtwertung: 8,25 von 10 Punkten

Demnächst in diesem Blog: Entweder Kai Meyer oder Frank Schätzing oder David Mitchell oder Noah Hawley oder Hannu Raittila oder Marina Lewycka. Auch hier gilt: Man wird sehen …

 

12 Antworten auf „„Die Blausteinkriege II – Sturm aus dem Süden – Solider Mittelteil

  1. Lieber Fraggle – ich like deinen Beitrag ohne ihn gelesen zu haben :-) zu groß ist die Angst vor Spoilern, da ich den 2. Band noch nicht gelesen habe (Schande über mich), aber auch bei mir gilt gerade: erst SuB-Abbau, dann neue Bücher (ich weiß zwar nicht, was der Einkauf dann gestern auf dem Bücher-Flohmarkt sollte, aber ich übe …. ;-)

    Gefällt 2 Personen

    1. Ich werde ja lieber gelesen, aber: Geht in Ordnung! ;-)

      Mein SuB-Abbau schreitet sogar recht gut voran, auch weil ich beharrlich ignoriere, dass im Juni neue Bücher von Stephan M. Rother und Anita Terpstra erschienen sind – die laufen mir nicht weg … :-)

      Aber ich kenne das, irgendwann wird mich mein Weg „nur mal zum gucken“ in die Bücherei meines Vertrauens führen und schon hat man wieder Geld ausgegeben …

      Gefällt 2 Personen

  2. Nachdem ich beschlossen hatte, angeregt durch deine und Frau Flumsels Begeisterung, die Blausteinkriege zu lesen (und zwar alle drei ziemlich zügig), freue ich mich, dass deine Einschätzung meiner entspricht: solider Mittelteil. Mit besagter Personalentscheidung war auch ich nicht glücklich, klar, die Zitate entgingen mir, was mich allerdings weiter nicht wundert. Ich finde, dass sich der dritte Teil insgesamt steigert, und bin gespannt auf deine – irgendwann.
    Liebe Grüße
    Christiane

    Gefällt 2 Personen

    1. Ich wusste, dass ich mit meiner Meinung nciht alleine dastehe. ;-)

      Schaun mer mal, was der dritte Teil so bringt, es wird – verglichen mit Teil 2 – wesentlich schneller gehen, bis ich meine Meinung kundtue, er liegt nämlich schon in Reichweite. Davor kommen aber noch zwei andere Bücher.

      Komm gut in die neue Woche.

      Like

      1. Um meinetwillen musst du dich nicht beeilen, ich brauche keine akute Leseberatung mehr dazu. Was mich beizeiten auch noch interessieren würde, ist deine Meinung zu dem zweiten Buch von Becky Chambers, wenn du mal wieder SF liest.
        Eine gute Woche auch dir! 😀

        Gefällt 1 Person

          1. Versteh ich gut. Dann füge ich nur noch an, dass es auf der „Phantastik“-Bestenliste (kennst du die?) im Juni auf Platz zwei liegt, und Trolle mich meiner Wege …

            Gefällt 1 Person

Hinterlasse einen Kommentar

Diese Seite verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden..