„Der lange Weg zu einem kleinen, zornigen Planeten“ von Becky Chambers – Die 53 Weisen

Buch: „Der lange Weg zu einem kleinen zornigen Planeten“

Autorin: Becky Chambers

Verlag: Fischer Tor

Ausgabe: Taschenbuch, 543 Seiten

Die Autorin: Becky Chambers ist eine amerikanische Science-Fiction-Autorin. Sie wuchs als Tochter einer Astrobiologin und eines Luft- und Raumfahrttechnikers in Kalifornien auf und war zwischen 2010 und 2014 als freie Redakteurin für Magazine wie „The Mary Sue“ oder „Tor.com“ tätig. Ihren ersten Roman „Der lange Weg zu einem kleinen zornigen Planeten“ brachte sie im Jahr 2014 zunächst im Selbstverlag heraus. 2015 nahmen sich Verlage in den USA und in Großbritannien ihres Romans an, hierzulande erschien er 2016.

Mit „Zwischen zwei Sternen“ wurde 2018 die Fortsetzung zu „Der lange Weg zu einem kleinen zornigen Planeten“ veröffentlicht.

Das Buch: Als die junge Marsianerin Rosemary Harper auf der Wayfarer anheuert, wird sie von äußerst gemischten Gefühlen heimgesucht – der ramponierte Raumkreuzer hat schon bessere Zeiten gesehen, und der Job scheint reine Routine: Wurmlöcher durchs Weltall zu bohren, um Verbindungswege zwischen weit entfernten Galaxien anzulegen, ist auf den ersten Blick alles andere als glamourös.
Die Crewmitglieder, mit denen sie nun auf engstem Raum zusammenlebt, gehören den unterschiedlichsten galaktischen Spezies an. Da gibt es die Pilotin Sissix, ein freundliches und polyamoröses reptilienähnliches Wesen, den Mechaniker Jenks, der in die KI des Raumschiffs verliebt ist, und den weisen und gütigen Dr. Koch, der einer aussterbenden Spezies angehört.
Doch dann nimmt Kapitän Ashby den ebenso profitablen wie riskanten Auftrag an, einen Raumtunnel zu einem weit entfernten Planeten anzulegen, auf dem die kriegerische Rasse der Toremi lebt. Für Rosemary verwandelt sich die Flucht vor der eigenen Vergangenheit in das größte Abenteuer ihres Lebens. (Quelle: Fischer Tor)

 

Angesichts der Tatsache, dass über das vergangene Wochenende auch noch eine leichte Erkältung hinzukam, um meiner angegriffenen Gesundheit den Rest zu geben und ich daher bis Ende der Woche krankgeschrieben bin, verfestigt sich mein Eindruck, dass mich 2018 einfach großzügig durchkauen und dann irgendwann ausspucken möchte. Es kaut noch. Man könnte auch sagen, 2018 ist die metaphorische Katze und ich die in die Ecke gedrängte, verletzte Maus, mit der es nun möglichst grausam zu spielen gilt …

Angesichts dieser Tatsachen ergäbe sich für mich aber auch die Gelegenheit, mich morgen mit „Kingdom Come: Deliverance“ zu versorgen und den Rest der Woche ins virtuelle böhmische Mittelalter abzutauchen. Da hierzu aber die Mittel fehlen (#dreckskarre), bleibt mir nichts anderes übrig, als mich alternativ meinen Büchern zuzuwenden.

Und in der Tat habe ich am Wochenende mal wieder Zeit und Muße zum Lesen gefunden. Gut, die Zeit hatte ohnehin, die Muße musste ich aber wirklich erst finden, was mir ohne die tatkräftige Mithilfe einer unfassbar zauberhaften Person wohl nicht gelungen wäre, weswegen besagter Person an dieser Stelle mein Dank gilt! (Huhu! ;-) )

Genug von mir, kommen wir zu Becky Chambers und ihrem Roman. Dabei handelt es sich übrigens um ein Geschenk einer anderen ganz zauberhaften Person. Und zwar zum Geburtstag. Wer weiß, dass dieser mein Geburtstag im Sommer ist, erahnt, wie lange „Der lange Weg zu einem kleinen zornigen Planeten“ nun schon bei mir herumlag. Hätte ich es nur früher gelesen …

Chambers siedelt ihre Geschichte in der fernen Zukunft an. Die Menschheit hat es geschafft, die Erde vollumfänglich unbewohnbar zu machen. Die Reichen siedeln der Einfachheit halber auf den Mars um. Die, denen diese Möglichkeit nicht offensteht, brechen einfach mit allen anderen Leidensgenossen in einer großen Flotte mit unbekanntem Ziel auf und verlassen den Planeten.

Schließlich wird diese „Exodaner-Flotte“ in die „Galaktische Union“ (GU) aufgenommen. Und für genau diese GU ist Captain Ashby mit seiner Crew an Bord der „Wayfarer“ tätig. Und wir begleiten die Crew bei ihrem Auftrag, dem „langen Weg zu einem kleinen zornigen Planeten“. Dabei lernt der Leser die teils skurrile Crew kennen, die für mich einen Gutteil des Lesevergnügens ausmachte. Sei es der schräge Mechaniker Jenks, der in eine KI verliebt ist, oder die ausgeflippte Mechanikerin Kizzy, die mich immer irgendwie ein bisschen an Abby aus „Navy CIS“ erinnerte – was ich positiv verstanden wissen möchte.

Das Erzähltempo ist dabei eher gemächlich, allerdings ohne, dass der Roman irgendwann mal langweilig würde. Ohnehin verzichtet die Autorin auf solche Dinge wie die in diesem Genre so häufig auftauchenden Raumschlachten oder übertriebene Action voller Michael-Bay-Momente.

Chambers legt den Fokus eher auf andere Dinge, wie die Frage nach dem Umgang miteinander. Dadurch, dass schon die Crew der Wayfarer so unterschiedlich wie nur möglich ist, und man im Laufe der Handlung weiteren eher verhaltensoriginellen Personen begegnet, ergibt sich eine Chance, die die Autorin ergreift: Sie beschäftigt sich in ihrem Roman häufig mit Toleranz, damit, den anderen einfach so sein zu lassen, wie er ist, auch wenn ich sie oder ihn nicht verstehe.

Das tut Chambers noch nicht mal sonderlich subtil, der moralisch erhobene Zeigefinger ist durchaus auffällig. Allerdings stört er nicht. Im Gegenteil, „Der lange Weg zu einem kleinen zornigen Planeten“ erzeugt ein wohliges Gefühl von „Es könnte alles so einfach sein“. Es ist durchaus ein Wohlfühl-Buch.

Nachdem ich den Roman durchgelesen hatte, fiel es mir tatsächlich ungewöhnlich schwer, ihn wegzulegen. Zu sehr hat mir die Zeit an Bord der „Wayfarer“ gefallen, zu sehr habe ich mich an die skurrilen bis durchgeknallten Charaktere inner- und außerhalb der Crew gewöhnt. Umso schöner, dass die Fortsetzung „Zwischen zwei Sternen“ bereits erschienen ist und sehr bald bei mir einziehen wird.

Dass ich diese Fortsetzung überhaupt lesen darf, habe ich 53 mir völlig unbekannten Menschen zu verdanken. Als Chambers während der Entstehung ihres Romans nämlich in finanzielle Schieflage geriet und sich gezwungen sah, ihr Projekt – immer wenn ich „Projekt“ schreibe, erwarte ich, im nächsten Moment, von einem „Hornbach“-Hooligan verdroschen zu werden – auf Eis zu legen, startete sie eine Kampagne auf Kickstarter. Und die Zuwendungen von 53 weisen Menschen reichten aus, um den Roman zu beenden. Denen gebührt mein Dank, auch wenn sie es nie erfahren.

Der langen Rede kurzer Sinn: Lesen!

Wertung:

Handlung: 8,5 von 10 Punkten

Charaktere: 10 von 10 Punkten

Stil: 9 von 10 Punkten

Atmosphäre: 9 von 10 Punkten

Gesamtwertung: 9,125 von 10 Punkten

Demnächst in diesem Blog: „Fremd“ von Ursula Poznanski und Arno Strobel.

 

11 Antworten auf „„Der lange Weg zu einem kleinen, zornigen Planeten“ von Becky Chambers – Die 53 Weisen

  1. Mir ist dieses Buch bei meinem letzten Bücherhallen-Bummel in die Hände gefallen, und ohne dass ich mich erinnert hätte, dass ich bei dir Positives darüber gelesen habe, hätte ich es nicht ausgeliehen. Das klingt jetzt wie Honig ums Maul geschmiert, war aber wirklich so.
    Was jetzt kommt, ist allerdings wirklich Honig: Ich habe das Wochenende damit verbracht und mochte gar nicht mehr aufhören zu lesen. Mir gefällt es so gut, dass es in mein kleines, überfülltes Bücherregal einziehen wird, und der Nachfolger vermutlich gleich dazu.
    Fühle dich also bitte von Dank (fürs Finden und Besprechen) überschüttet (wie Schokokekse, nur weniger krümelig) und sei montagvormittagmäßig gegrüßt
    Christiane

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    1. Oh, vielen, herzlichen Dank! Auch für das Überschütten mit selbigem. :-) Den bekommt man auch viel besser wieder aus den Klamotten raus, als Schokokekse. ;-)

      Schön, wenn ich dazu beitragen konnte, dass Du etwas gefunden hast, was Dir gefällt, denn im Grunde ist genau das für mich der Grund, zu bloggen!

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  2. es freut mich voll, dass es Dir gefallen hat. Ich fand das Buch auch einfach genial und es war neben der Fortsetzung auch mein absolutes Fangirl-Highlight letztes Jahr. Ich bin so verliebt in die Figuren <3

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