„Origin“ von Dan Brown – Langdon # 5

Buch: „Origin“

Autor: Dan Brown

Verlag: Lübbe

Ausgabe: Hardcover, 670 Seiten

Der Autor: Dan Brown, Jahrgang 1964, sollte man nun wirklich nicht mehr vorstellen müssen. Seit seinem Debütroman „Diabolus“, spätestens aber seit der Erfindung der Hauptfigur Robert Langdon und den Romanen „Illuminati“, „Sakrileg“, „Das verlorene Symbol“ und „Inferno“ ist Dan Brown bei der weltweiten Leserschaft so bekannt wie ein bunter Hund. Jetzt erschien mit „Origin“ der fünfte Teil der Robert-Langdon-Reihe.

Das Buch: Robert Langdon ist einer der Gäste, die sich im Guggenheim-Museum in Bilbao versammelt haben, um einem großen Event beizuwohnen – der Enthüllung einer Entdeckung, die „das Antlitz der Wissenschaft für imer verändern wird“. Der Ausrichter des Events ist kein Geringerer als Edmond Kirsch, Milliardär und Zukunftsforscher, der durch seine verblüffenden Hightech-Erfindungen und verwegenen Vorhersagen zu weltweiter Berühmtheit gelangt ist. Kirsch, zwei Jahrzehnte zuvor einer der ersten Studenten Langdons an der Harvard University, steht im Begriff, einen erstaunlichen Durchbruch zu enthüllen – einen Durchbruch, der zwei der fundamentalsten Fragen der menschlichen Existenz beantwortet.

Edmond Kirschs Präsentation fesselt sein Publikum vom ersten Augenblick an, und ist weitaus kontroverser als Langdon es sich jemals vorgestellt hätte. Doch noch bevor Kirsch seine Entdeckung preisgeben kann, endet das Event im Chaos, und die geniale Erkenntnis droht für immer verloren zu gehen. Zutiefst erschüttert – und selbst in unmittelbarer Gefahr – sieht sich Langdon gezwungen, aus Bilbao zu flüchten. Begleitet wird er dabei von Ambra Vidal, der Direktorin des Museums, die mit Kirsch an der Gestaltung des Events gearbeitet hat. Gemeinsam fliehen sie beiden nach Barcelona, und es beginnt die gefahrvolle Suche nach einem kryptischen Passwort, das Kirschs Geheimnis offenbaren soll. (Quelle: Klappentext)

Fazit: Es gibt ja böse Zungen, die behaupten, Dan Brown habe seit dem ersten Teil der Robert-Langdon-Reihe eigentlich das selbe Buch – mit geringfügigen Änderungen am Inhalt – fünfmal geschrieben und mit jeweils anderem Titel verkauft. Und so ganz aus der Luft gegriffen ist diese Kritik ja auch gar nicht. Für manch einen tritt einfach das Schema, nach dem Browns Romane geschrieben sind, zu deutlich zutage. Dass die Hauptfigur immer Robert Langdon ist: Geschenkt, das haben Buchreihen nun mal so an sich. Dass diese Hauptfigur in der Rahmenhandlung dann aber immer an der Seite einer wunderschönen jungen Frau atemlos durch verschiedene Sehenswürdigkeiten der Weltgeschichte hetzt, dabei Codes knackt und Symbole deutet, um Geheimnisse der Menschheit ans Licht der Öffentlichkeit zu bringen, die in häufigen Fällen „die katholische Kirche in ihren Grundfesten erschüttern“ werden – hach, ich liebe diese Phrase -, das fällt schon deutlicher auf.

Und wenn man ganz ehrlich ist, so muss man sagen, dass Brown auch in seinem neuesten Buch nur wenig von diesem Schema abweicht. Das alles ist in erster Linie aber mal eines: Mir völlig egal! Bücher wiederholt auf die selbe Art und Weise zu schreiben, muss ja auch nichts Schlechtes sein. Schließlich hat auch die Band „Rammstein“ – überspitzt gesagt – in den letzten 20 Jahren aus den immer wieder selben acht Tönen und nur lediglich 17 unterschiedlichen Wörtern ganze sechs erfolgreiche Alben gemacht!

Strafen wir also die eingangs erwähnte Kritik mit der Nichtbeachtung, die sie verdient und kommen zu Browns neuestem Werk „Origins“.

Edmond Kirsch trifft zu Beginn des Buches auf drei führende Geistliche aus Christentum, Judentum und Islam, um ihnen die Präsentation zu zeigen, die im Rahmen des oben erwähnten Events gezeigt werden soll. Die Reaktion der Geistlichen, die teilweise in eine tiefe Sinnkrise gestürzt werden, sorgt beim Leser schon frühzeitig für Spannung, der ja nun wissen will, was da gezeigt wurde.

Aber auch während der anschließenden Präsentation wird der Leser im Unklaren gelassen. Diese Präsentation ist allerdings schon dadurch außerordentlich unterhaltsam, dass Brown seinen Edmond Kirsch sich in unglaublich zynischer und abwertender Weise über Religionen jeglicher Natur äußern lässt. In diesem Moment dachte ich: „Wenn er so weiter schreibt, kann er sich schon mal Tipps von Salman Rushdie holen…“ Aber nein, ganz so böse geht es dann doch nicht weiter.

Aber spannend, ja, spannend bleibt es durchaus. Für mein persönliches Empfinden schwächelt das Buch etwa in der Mitte ein bisschen, weil dort recht häufig die Architektur im Allgemeinen und die Bauwerke von Antoni Gaudi im Speziellen thematisiert werden. Das ist alles recht informativ und wird dem Leser auf eine Weise nahegebracht, die an Frank Schätzing erinnert – nur mit dem Unterschied, dass sich Brown auf etwa ein Zehntel der Erklärungen beschränkt, die Schätzing dem Leser vorgesetzt hätte -, nur leider habe ich nicht den geringsten Bezug zu Architektur, weswegen „Origin“ in dieser Phase die eine oder andere Länge hatte. Das ist aber eben ein rein subjektiver Eindruck.

In der Folge der Präsentation beginnt dann das, was die geneigte Leserschaft schon aus Browns anderen Büchern kennt: Eine Schnitzeljagd an der Seite einer schönen Begleiterin, diesmal durch das nächtliche Bilbao und Barcelona. Auffällig ist dabei, dass die Zeit, in der Brown seine Romane spielen lässt, anscheinend immer kürzer wird. Musste Browns Protagonist in früheren Büchern teils quer durch die Weltgeschichte reisen, beschränkt sich der Autor in „Origin“ lediglich auf Bilbao und Barcelona und die Geschehnisse finden in nur einer einzigen Nacht statt.

Ebenso wie die Schnitzeljagd obligatorisch für seine Bücher ist, so sind es auch die Charaktere. Auch in „Origin“ findet man wieder die schöne Frau an Langdons Seite, intrigante Geistliche sowie böse Schergen, die im Auftrage der intriganten Geistlichen unterwegs sind. Eine genauere Erläuterung der Charaktere erübrigt sich da eigentlich. Mit einer Ausnahme: In „Origin“ lässt Brown die KI „Winston“ auftauchen, und diese KI hebt sich deutlich von allem ab, was man in der Langdon-Reihe bislang sonst so finden konnte. Ich hatte anfangs meine Schwierigkeiten mit Winston, denn ich bin zwar kein Experte für KI, meine aber zu glauben, dass der derzeitige Stand der Technik in diesem Bereich von Winston so weit entfernt ist wie die Erfindung des Rechenschiebers von der Entdeckung der Gravitationswellen, aber wenn man sich einmal darauf eingelassen hat, dann hat diese Figur durchaus ihren Reiz.

Kurz: Dan Brown macht das meiste wie immer, weniges anders und alles insgesamt ziemlich gut! Nachdem „Das verlorene Symbol“ mein persönlicher Tiefpunkt der Langdon-Reihe war – ich verglich dieses Buch einmal despektierlich mit der gänzlich spannungsentladenen und zu Recht in Vergessenheit geratenen TV-Sendung „Deutschlands beste Bäcker“, was gemein war, aber ich stehe dazu – und es mit „Inferno“ wieder deutlich aufwärts ging, hat der Autor einen erneuten Schritt nach vorne gemacht und mich mit „Origin“ rundum gut unterhalten. Wer also die Bücher von Dan Brown mag, macht auch mit dem fünften Teil der Reihe nichts verkehrt.

Wertung:

Handlung: 9 von 10 Punkten

Charaktere: 8 von 10 Punkten

Stil: 9 von 10 Punkten

Spannung: 9 von 10 Punkten

Gesamtwertung: 8,75 von 10 Punkten

Demnächst in diesem Blog: „Küstenfluch“ von Hendrik Berg.

12 Antworten auf „„Origin“ von Dan Brown – Langdon # 5

    1. Jein. Auch Winston ist in der Lage, Informationen auf Nachfrage aus einem riesigen Fundus herauszusuchen, geht aber über Watson technisch noch weit, weit hinaus. Das wäre ungefähr so, als würden man „Deep Blue“ aus den 90ern mit einem C 64 vergleichen. ;-)

      Wenn aber die KI der einzige Anreiz für Dich wäre, das Buch zu lesen, dann rate ich Dir eher davon ab. Du würdest wahrscheinlich enttäuscht werden. So richtig in die Tiefe geht Brown bei der Beschreibung von Winston nämlich nicht, der Leser muss seine Existenz einfach als gegeben annehmen.

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    1. Doch, doch! :-) Auch wenn man „Diabolus“, ebenso wie „Illuminati“ und „Meteor“ erst so richtig zur Kenntnis genommen hat, als Brown mit „Sakrileg“ durchstartete. Ohne „Sakrileg“ wären diese Bücher vielleicht schon in Vergessenheit geraten…

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  1. Danke, auf diese Deine Rezi hatte ich mich schon gefreut und bin erleichtert, dass der neue Brown doch ganz gut wegkommt bei Dir. Denn ich gehöre durchaus zu den von Dir beschriebenen bösen Zungen …
    Aber da ich sehr wohl Gaudi-afin bin und die Spannung offenbar stimmt, werde ich wohl auch diesen Aufguss gerne lesen. Gewohnheitstiere sind wir alle …
    Liebe Grüße!

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    1. Wen Du eher zu den Kritikern gehörst, fühle ich mich natürlich verpflichtet darazf hinzuweisen, dass ich keinerlei Gewähr gebe, dass es Dir auch gefällt und ich nur meine eigene, unbedeutende, höchst subjektive Sicht wiedergegeben habe, :-)

      Ich hoffe es wird Dir gefallen. Besser als „Das verlorene Symbol“ ist es allemal! ;-)

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