„Die Spur der Bücher“ von Kai Meyer – Rückkehr in die Welt der Bücher

Buch: „Die Spur der Bücher“

Autor: Kai Meyer

Verlag: Fischer FJB

Ausgabe: Hardcover, 442 Seiten

Der Autor: Kai Meyer ist ein 1969 in Lübeck geborener Autor. Nach einem Studium – Film, Theater und Philosophie – arbeitete Meyer als Volontär bei einer Tageszeitung und schrieb während dieser Zeit an seinem ersten Buch. „Der Kreuzworträtsel-Mörder“ erschien dann 1993.

Der Durchbruch gelang Meyer im Jahr 1994 mit seinem Roman „Die Geisterseher“ und vor allen Dingen mit „Die Alchimistin“. International erfolgreich war der Autor erstmals mit „Die fließende Königin“, dem ersten Teil der Merle-Trilogie.

Meyers Romane haben mittlerweile Millionen-Auflagen erreicht und erscheinen in über 30 Sprachen.

Der Autor lebt mit seiner Familie am Rande der Eifel.

Das Buch: London – eine Stadt im Bann der Bücher. Mercy Amberdale ist in Buchläden und Antiquariaten aufgewachsen. Sie kennt den Zauber der Geschichten und besitzt das Talent der Bibliomantik. Für reiche Sammler besorgt sie die kostbarsten Titel, pirscht nachts durch Englands geheime Bibliotheken.
Doch dann folgt sie der Spur der Bücher zum Schauplatz eines rätselhaften Mordes: Ein Buchhändler ist inmitten seines Ladens verbrannt, ohne dass ein Stück Papier zu Schaden kam. Mercy gerät in ein Netz aus magischen Intrigen und dunklen Familiengeheimnissen, bis die Suche nach der Wahrheit sie zur Wurzel aller Bibliomantik führt.

Fazit: So etwa knappe 10 Jahre stand ich mit den Neuerscheinungen meines einstigen Lieblingsschriftstellers eher auf dem Kriegsfuß. Zu jung war die Zielgruppe, an die sich Meyer in dieser Zeitspanne wandte, als dass seine Bücher für mich noch hätten interessant sein können.

Erst 2014 mit „Die Seiten der Welt“ änderte sich das. Ironischerweise handelte es sich dabei zwar ebenfalls um einen Jugendbuch-Dreiteiler, aber hey, darin ging es wenigstens um Bücher! Und auch wenn ich diese Trilogie – wie ich zu meiner eigenen Schande eingestehen muss – bis heute nicht komplett durchgelesen habe, gefiel mir das, was ich las, ausnehmend gut. Ehrensache, dass ich so schnell als nur irgend möglich auch „Die Spur der Bücher“ aufnahm.

Und man fühlt sich zu Beginn des Buches wieder sehr schnell heimisch in der Welt der Bibliomantik. Das liegt nicht zuletzt an Meyers eingängigem Stil sowie den gut geschriebenen Dialogen, das liegt aber auch an der Stimmung, die das Buch verbreitet und vereinzelten Textpassagen, die Buchliebhaber verständnisvoll aufseufzen lassen, so schon bei den ersten Sätzen des Buches:

„Sie wünschte sich den Geruch der Geschichten zurück, die Behaglichkeit der engen Buchläden ihrer Kindheit. Das Gefühl der Einbände unter den Fingerspitzen, wenn sie an den Regalreihen vorüberstrich. Die Gewissheit, dass ein einziger Griff genügte, um in eine andere, eine sichere Welt zu entfliehen.“ (S.9)

Hach ja, kann es einen besseren Einstieg in einen Roman über Bücher geben, als diesen? Ich denke, nein! :-)

Darüber hinaus findet man sich in „Die Spur der Bücher“ auch zurecht, wenn man „Die Seiten der Welt“ nicht gelesen hat. Also, auch wer von Bibliomantik und der Spaltung von Seitenherzen noch nie etwas gehört hat, kann der Handlung dennoch folgen, wenn man ein paar Dinge, die – wie die genannten – nicht näher erklärt werden, halt einfach als gegeben hinnimmt.

Hinsichtlich der Charaktere könnte ich mich jetzt ausführlich über die Protagonistin Mercy und ihre Freunde auslassen, möchte das – obwohl sie alle recht gut gelungen sind – aber nicht tun. Denn die heimlichen Stars von Meyers Charakteren sind für mich seine magischen Wesen, namentlich seien da die Alexandrinische Flamme und der Veterator, man könnte auch Besserwisser sagen, genannt. Letzterer ist eine Art Papier-Version von Wikipedia und besitzt das Wissen von sämtlichen jemals geschriebenen Büchern. Darüber hinaus zeichnet er sich durch eher elaborierte, irgendwie aristokratische Art zu reden aus, die sehr unterhaltsam ist. Die Alexandrinische Flamme steht dem in Sachen Unterhaltungswert in nichts nach, fällt durch absolutes Selbstbewusstsein auf und hat eine recht weitschweifige Art, sich vorzustellen, die mich irgendwie an „Darkwing Duck“ erinnerte. Die Älteren werden sich erinnern: „Ich bin der Schrecken, der die Nacht durchflattert. Ich bin der eingewachsene Zehennagel im Fuße des Verbrechens. Ich bin der Hauch der Chance, die Du nicht hast.“ etc. pp.

Beide Charaktere lockerten die Handlung deutlich auf. Besagte Handlung vermochte mich übrigens erst in der zweiten Hälfte so wirklich zu überzeugen, macht dann aber doch Lust auf mehr. Und mehr wird glücklicherweise auch erscheinen: Die Fortsetzung „Das Paket der Bücher“ wird im Herbst 2018 geliefert. Für mich jedenfalls war diese Vorgeschichte aus der Welt der Bibliomantik ein unterhaltsames Lesevergnügen.

Und jetzt, ja, jetzt warte ich voller Ungeduld auf die Fortsetzung von Meyers „Die Krone der Sterne“. Nach seiner eigenen Aussage wurde das Manuskript für Teil zwei gerade gestern beim Verlag abgegeben. Wenn ich nicht wüsste, dass es nichts bringt, würde ich bei den Verantwortlichen des Fischer-Verlags per Mail darauf insistieren, das Manuskript nur grob quer zu lesen, dem Autoren einen absurd hohen Scheck auszustellen und dann ab dafür in die Druckerei! Aber so werde ich wohl leider noch eine Weile warten müssen…

Wertung:

Handlung: 8 von 10 Punkten

Charaktere: 8 von 10 Punkten

Stil: 8 von 10 Punkten

Atmosphäre: 8 von 10 Punkten

Gesamtwertung: 8 von 10 Punkten

Demnächst in diesem Blog: „Der Präsident“ von Sam Bourne

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