„Good as Gone“ von Amy Gentry – Mehr vom selben?

Buch: „Good as Gone“ (2017)

Autorin: Amy Gentry

Verlag: C. Bertelsmann

Ausgabe: Taschenbuch, 317 Seiten

Die Autorin: Amy Gentry hat ihr Studium an der Universität von Chicago mit einem PhD abgeschlossen und lebt in Austin, Texas, wo sie Englische Literatur an einer Highschool unterrichtet. Gleichzeitig arbeitet sie als freie Literaturkritikerin für die Los Angeles Review of Books und Chicago Tribune. „Good as gone“ ist ihr erster Roman, der noch vor Erscheinen für riesiges Aufsehen sorgte und in über 200 Länder verkauft wurde. (Quelle: Klappentext, C. Bertelsmann)

Das Buch: Das Ehepaar Anna und Tom führt mit seinen Töchtern Julie und Jane ein glückliches Leben. Bis zu der verhängnisvollen Nacht vor acht Jahren, als die damals 13 Jahre alte Julie von einem Unbekannten entführt wurde. Ihre Schwester Jane, damals erst zehn Jahre alt, kann von einem Versteck im Wandschrank aus die Entführung beobachten, alarmiert allerdings erst Stunden später ihre Eltern, nachdem sie aus ihrer Schockstarre erwacht ist. Alle Bemühungen der Eltern und der Polizei, das junge Mädchen wieder zu finden, schlagen fehl.

Jetzt, acht Jahre später, steht Julie, mittlerweile 21 Jahre alt, wieder vor der Tür ihres Elternhauses. Die wieder vereinte Familie ist so glücklich, wie sie nur sein kann. Wenn da nicht diese leisen Zweifel wären… Ist diese Person wirklich ihre Tochter? Und wenn ja, warum lügt sie, was ihre Therapietermine angeht? Und warum verschweigt sie, dass sie ein Handy besitzt?

Schließlich meldet sich der Privatdetektiv Alex Mercado bei Anna, um ihre Zweifel weiter zu befeuern, behauptet er doch, dass es sich bei „Julie“ auch um jemand ganz anderen handeln könne. Anna will der Wahrheit auf den Grund gehen.

Fazit: Reden wir mal über Büchergestaltung, genauer gesagt, über Covergestaltung. Mir leuchtet durchaus ein, wenn man die Bücher einer Autorin oder eines Autors alle auf eine ähnliche Art und Weise gestaltet, Stichwort Wiedererkennungswert. Wenn man aber die Cover verschiedener Autorinnen ganz ähnlich gestaltet, führt das zu Komplikationen und, im schlechtesten Fall, zu unerwünschten Nebeneffekten. So dachte ich im vorliegenden Fall aus einiger Entfernung, bei „Good as Gone“ handele es sich um einen neuen Roman von Gillian Flynn, ähnelt das Cover doch sehr dem von Büchern wie „Gone Girl“. Vom Titel ganz zu schweigen. Auch Ähnlichkeiten mit „Girl on the train“ sind durchaus vorhanden.

Das mag ja bei einigen Lesern und Innen dazu führen, dass sie sagen: „Oh, das siehr aus wie XY, das muss gut sein, das nehme ich!“ Ich dachte bei mir eher so etwas wie: „Boah, puh, das sieht aus, als hätte ich es schon mehrfach gelesen. Aber ich nehme es trotzdem mit, und sei es nur, um mal wieder einen zünftigen Verriss schreiben zu können!“ Im schlechtesten Fall hätte ich es aber ob seiner Gestaltung einfach im Regal stehen lassen. Inwiefern diese Gestaltung also glücklich gewählt ist, sei mal dahingestellt.

Wenn man durch die das Cover eines Buches Vergleiche zu anderen Autorinnen quasi herausfordert, muss sich das Buch diesen Vergleichen dann aber auch stellen – und schneidet dabei nicht wirklich gut ab.

Nehmen wir da mal als Bespiel die Charaktere. Die, meiner Meinung nach, größte Stärke von Gillian Flynn, neben der Erzeugung düsterer Grundstimmung, ist ihre Charakterzeichnung. Und wenn man „Girl on the train“ von Paula Hawkins nicht mag, so muss man der Autorin doch eines lassen: Sie entwirft – abseits der Handlung – auf sehr gelungene Art und Weise das schonungslose Portrait einer alkoholkranken Frau. Vergleichen mit diesen beiden Autorinnen bieten die Charaktere von Gentry relativ wenig. Lediglich Anna lernt der Leser wirklich besser kennen, alle weiteren Charaktere bleiben recht blass.

Sieht man sich den Stil des Buches an, so fallen zweierlei Dinge auf. Erstens: Auch das können oben erwähnte Autorinnen besser. Und zweitens: Die Erzählstruktur gliedert sich in Kapitel auf, die abwechselnd die aktuellen Ereignisse einerseits und Julies Erlebnisse andererseits erzählen. Letztere von der Gegenwart ausgehend immer weiter in die Vergangenheit reichend. Auch diese Erzählstruktur gab es in ähnlicher Form von o.g. Damen bereits. Im Laufe der Lektüre beschlich mich die Vermutung, dass Amy Gentry von Flynn und Hawkins abgeschrieben hat – oder zumindest im selben Workshop gesessen hat.

Auch die Handlung hat mich leider nicht vollends überzeugt, was ich aber nicht an Dingen wie Logiklöchern oder ähnlichem festmachen kann, sondern einfach daran, dass das mein subjektiver Eindruck ist. Näher gehe ich auf die Handlung aber nicht ein, die Gefahr zu spoilern ist schon immens groß!

Kurz: So für zwischendurch kann man an „Good as Gone“ bestimmt sein Vergnügen haben. Der überschaubare Umfang mit 317 recht groß geschriebenen Seiten fördert das auch sicherlich. Im Vergleich mit z. B. Gillian Flynn bleibt es aber deutlich auf der Strecke. (Ich mag Gillian Flynn, merkt man das? ;-)) Darüber hinaus habe ich das Szenario „Verschwundes Kind kehrt zurück“ in Anita Terpstras „Anders“ bereits deutlich besser gelesen.

Ich für mich habe jedenfalls gelernt, dass ich bei Büchern, von denen es heißt, dass sie „noch vor Erscheinen für riesiges Aufsehen“ sorgten und „in 20 Länder verkauft“ wurden, in Zukunft noch skeptischer sein werde.

Gesamtwertung:

Handlung: 8 von 10 Punkten

Charaktere: 5 von 10 Punkten

Stil: 7 von 10 Punkten

Spannung: 7,5 von 10 Punkten

Gesamtwertung: 6,875 von 10 Punkten

Demnächst in diesem Blog: Tja, so genau weiß ich das nicht. Vielleicht endlich „Die Glücklichen“ von Kristine Bilkau. Vielleicht auch etwas anderes. Mal sehen, wozu ich so Lust habe.

11 Antworten auf „„Good as Gone“ von Amy Gentry – Mehr vom selben?

  1. Ich habe genau diese Handlung in einem Film gesehen. Glaube ich jedenfalls, weil ich beim lesen dachte das kenne ich, aber das Buch habe ich eindeutig nicht gelesen. Dann fiel mir ein, dass es im Fernsehen den Film gab. Ob das Buch nun die Grundlage dazu war weiß ich allerdings nicht.
    LG Kenia

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    1. Hey, Kenia, schön Dich zu lesen! :-)

      Ich glaube eigentlich nicht, dass das die Vorlage für den Film war, weil das Buch eigentlich noch relativ neu ist. Früher oder später wird das aber bestimmt auch noch verfilmt. Tja, diese Geschichte scheint es so oder ähnlich häufiger zu geben… ;-)

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  2. Ey guckemal an, wie unterschiedlich so Eindrücke sein können. :-) „Anders“ habe ich auch gelesen, fand aber „Good as gone“ tatsächlich besser. Warum? Hm… evtl gerade wegen der beschriebenen Rückblenden? Mit den Charakteren hast du wohl recht – für mich war dies aber eher nebensächlich, da bei mir einfach der Hauptaugenmerk auf Anna und Julie lag…. Davon abgesehen werde ich jetzt Gillian Flynn googlen und schauen, was ich von ihr lese … :-)

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    1. Damit tust Du ein gutes Werk! ;-)

      Ansonsten: „Good as Gone“ besser als „Anders“? Niemals! :-) Aber, ja, über Geschmack lässt sich ja halt nicht streiten. Mir sind die blassen Charaktere auch nicht soooo sauer aufgestoßen, aber andere (Gillian Flynn ;-)) beweisen eben, dass das auch in diesem Genre besser geht, was Charakterzeichnung angeht.

      Und die Rückblenden haben mich deswegen eher gestört, weil ich mir sowas dachte wie: „Och, nicht schon wieder!“ :-)

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        1. Na ja, also „Gone Girl“ war schon ziemlich gut… ;-)

          Aber wenn es das nicht sein soll, bleiben eigentlich nur „Cry Baby“ und „Dark Places“ übrig. Und da würde ich eher „Dark Places“ den Vorzug geben, weil man „Cry Baby“ irgendwie anmerkt, dass es ein Debütroman ist.

          Aber wie gesagt, „Gone Girl“ war schon ziiiemlich gut… ;-)

          Gefällt 1 Person

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