„Die Falle“ von Melanie Raabe – Atmosphärisch

Buch: „Die Falle“ (2016)

Autorin: Melanie Raabe

Verlag: btb

Ausgabe: Taschenbuch, 351 Seiten

Die Autorin: Melanie Raabe ist eine 1981 in Jena geborene Schriftstellerin. Sie wuchs in einer kleinen 400-Seelen-Gemeinde in Thüringen auf, verbrachte ihre Kindheit mit Büchern, Theater und Tanz, um schließlich in Bochum Medienwissenschaft und Literatur zu studieren.

Neben ihrer anschließenden Tätigkeit als Journalistin in Köln begann Raabe zu schreiben. Also, Bücher. So erschien 2015 ihr Debütroman „Die Falle“. Dieser Thriller wurde mittlerweile in Frankreich, Italien, die Niederlande, Spanien, Polen, Griechenland sowie letztlich auch nach Großbritannien und den USA verkauft. Auch eine Verfilmung ist bereits in Arbeit. Diesem überaus erfolgreichen Erstlingswerk hat die Autorin in diesem Jahr ihren zweiten Thriller „Die Wahrheit“ folgen lassen.

Darüber hinaus betreibt sie einen sehr lesenswerten Interview-Blog. Wer mehr über die junge Schriftstellerin wissen möchte, dem sei ein Besuch auf ihrer Website empfohlen.

Das Buch: Linda Conrads ist 38 Jahre alt und eine Bestsellerautorin. Sie gilt als öffentlichkeitsscheu und mehr, als dass sie ziemlich zurückgezogen lebt, ist über sie nicht bekannt.

Die ganze Wahrheit allerdings ist: Seit mittlerweile 11 Jahren hat Lisa Conrads ihr Haus nicht mehr verlassen! Sie lebt allein, nur ihr Hund Bukowski leistet ihr Gesellschaft. Besuch bekommt sie lediglich von ihrer Assistentin Charlotte und ihrem Verleger Norbert.

Die Ursache für all das liegt darin, dass vor über 11 Jahren Lindas Schwester Anna brutal ermordet wurde. Linda findet ihre Schwester tot auf – und muss auch dem Mörder, der gerade durch die Terassentür fliehen will, ins Auge blicken.

Die nachfolgenen polizeilichen Ermittlungen führen zu keinerlei Ergebnissen und verlaufen schließlich im Sande. Ebenso wenige Ergebnisse bringt die Therapie, der sich Linde im Zuge der Ereignisse unterzieht. Sie trennt sich von ihrem Verlobten, kapselt sich immer weiter von Familie und Freunden ab und bezieht schließlich ihr derzeitiges Domizil, dass sie nun seit Jahren nicht verlassen hat.

Eines Morgens traut Linda Conrads ihren Augen kaum: Sie verfolgt im Fernsehen das Programm eines Nachrichtensenders und erkennt dort im Reporter Victor Lenzen den Mörder ihrer Schwester! Was tun? Zu der Polizei hat sie seit damals kein Vertrauen mehr. Schließlich fällt ihr nur eine Lösung ein: Sie wird einen Roman schreiben. Einen Roman, in dem sie die Erlebnisse von damals detailliert schildern wird. So, dass der Täter begreifen muss, welche tatsächliche Geschichte sie da eigentlich erzählt. Und dann wird sie Victor Lenzen zu einem Interview einladen…

Fazit: Ich mag „Buch-im-Buch“-Geschichten sehr gerne! Was ich eigentlich nicht so mag, ist, wenn auf der Rückseite des Buches markige (Werbe-)Sprüche von Bestsellerautoren und Innen über das vorliegende Werk abgedruckt sind. Schließlich würde ich für eine entsprechende Summe auch behaupten, bei „Die Wanderhure“ handele es sich um ein grandioses Buch!

Moment…

Nein, neeein, doch nicht! ;-)

Wie dem auch sei, ich ging dann doch in „Die Falle“ und muss zugeben, wenn der von mir sehr geschätzte Sebastian Fitzek auf der Rückseite des Buches behauptet: „Lesen Sie die ersten Sätze und sie sind gefangen – in einem atemberaubenden, absolut fesselnden Leseerlebnis.“, dann ist zwar ein bisschen dolle dick aufgetragen, aber es stimmt!

Melanie Raabe beschränkt sich in ihrem Thriller auf recht wenige Personen, das Hauptaugenmerk liegt auf der Konfrontation zwischen Linda Conrads und Victor Lenzen. Die Nebenfiguren sind in diesem Buch nicht viel mehr als eben genau das. Umso wichtiger sind in dieser Konstellation gute Hauptfiguren, und die hat die Autorin mit Conrads und Lenzen glücklicherweise. Der Journalist Lenzen erinnerte mich irgendwie immer an eine aalglatte Version von Michel Friedman. Ich habe keine Ahnung, worin genau diese Assoziation begründet liegt, aber irgendwie entwickelte sich das im Laufe der Lektüre so…

Und Linda Conrads wird mit ihrer Vorgeschichte, den daraus resultierenden Problemen und ihrer Gedankenwelt derart eindrücklich beschrieben, wie man es im Thriller-Genre wohl selten findet.

Das führt mich gleich zum nächsten Punkt, dem Stil in dem „Die Falle“ gehalten ist. Und auch da gilt: So gut findet man das im Thriller-Genre wohl selten! Der Autorin gelingt es, die teils chaotischen, teils paranoiden, teils ängstlichen Gedankengänge der Protagonistin stilistisch klug wiederzugeben. Wenn sich das Karussell der Gedanken in Lindas Kopf unaufhörlich dreht, ohne Chance angehalten zu werden, dann wird das schon mal mit mehreren gefühlt etwa 15-zeiligen Sätzen wiedergegeben. Thomas Mann hätte seine Freude gehabt. Und ich hatte die auch. Stilistisch wirklich gut!

Die Handlung kann auf diesem hohen Niveau tragischerweise nicht ganz mithalten. Das ist allerdings Leiden auf einem ziemlich hohen Niveau! Die Katz-und-Maus-Geschichte zwischen Autorin und Journalisten hat dennoch durchaus ihren Reiz, beinhaltet Wendungen – auch wenn ich diese nicht wirklich überraschend fand – und unterhält durchgehend, da verzeihe ich auch gerne eine oder zwei kleine Logikfragen, die ich mir während der Lektüre gestellt habe. Nichtsdestotrotz: Alles in allem eine klare Leseempfehlung!

Wertung:

Handlung: 8 von 10 Punkten

Stil: 10 von 10 Punkten

Charaktere: 9 von 10 Punkten

Spannung: 8 von 10 Punkten

Gesamtwertung: 8,75 von 10 Punkten

Demnächst in diesem Blog: „Teufelsgold“ von Andreas Eschbach.

3 Antworten auf „„Die Falle“ von Melanie Raabe – Atmosphärisch

  1. Das Buch setze ich mal auf meine Liste. Und lieber Fraggle ich frage mich immer woher Du die Zeit nimmst so viele Bücher zu lesen. Ich schaffe es einfach nicht jeden Abend ein Buch in die Hand zu nehmen. Ich wünsche Dir mit Deinen Büchern eine schöne Adventszeit. Kalt genug ist es geworden um zu Hause zu bleiben.
    ♥ Kenia

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    1. Hey, liebste Kenia!

      Tja, manchmal frage ich mich das auch! ;-) Vielen, lieben Dank, ich wünsche Dir ebenfalls eine schöne Adventszeit. Wir lesen uns in dieser Zeit bestimmt nochmal. Lass es Dir gut gehen!

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