„Der Assistent der Sterne“ von Linus Reichlin – Von diesem Moment an ist es völlig egal, was wir tun…

Buch: Der Assistent der Sterne (2009)

Autor: Linus Reichlin

Verlag: Giliani Berlin

Augabe: Gebunden, 380 Seiten

Der Autor: Linus Reichlin ist ein 1957 in Aarau geborener schweizerischer Autor. Sagt man schweizerisch? Oder schweizisch? Nein, klingt doof! Nun, er kommt halt aus der Schweiz! Das Zeilenende sagt „schweizer Autor“, dann wird das wohl richtig sein! Mein einziger Berührungspunkt mit diesem schönen Land war bislang: „Wir wollen sein ein einig Volk von Brüdern, in keiner Not uns trennen und Gefahr.“ Schiller halt… Egal, kommen wir zum Wesentlichen!

Reichlin begann seine literarische Karriere 1985 mit Reportagen und Essays, seit 2007 ist er als freier Schriftsteller tätig. Mit „Der Assistent der Sterne“ führt er seine Reihe um den Kommissar Hannes Jensen fort.

Das Buch: Hannes Jensen wohnt im Hotel. Denn er braucht einen Kamin. Den lässt er sich einbauen. Und seine Heizung im heimatlichen Haus funktioniert auch gerade nicht so wirklich gut – deshalb: Hotel. Jensen ist – mehr oder weniger – zusammen mit Annick. Es könnte also eigentlich alles gut sein.

Dann trifft Jensen aber auf einen Afrikaner, der ihm – ziemlich ungefragt – prophezeit, dass er sich von Vera Lachaert fernhalten solle, er würde sie sonst umbringen! Jensen kennt aber eigentlich keine Vera Lachaert und fährt deshalb wir geplant zu seiner Physik-Exkursion nach Island – und das Schicksal nimmt seinen Lauf…

Fazit: Das Buch wurde mir zur Verfügung gestellt von einer ganz zauberhaften Person, die zu „Der Assistent der Sterne“ sinngemäß sagte: „Ich kann damit nicht so dolle viel anfangen, aber Du vielleicht.“ Nun – ich konnte! Vielen lieben Dank dafür!

Reden wir zu Anfang aber mal über die Schwächen des Buches. Vor gar nicht so langer Zeit habe ich in meiner Rezension über „Wolf in White Van“ über Klappentexte gemeckert – nicht ahnend, dass man das noch toppen kann… So steht auf der Rückseite des Einbands: „Einer der besten, originellsten Krimis der Saison, voll raffinierter Wendungen geistreicher Beobachtungen und einem alles andere als üblichen Plot. Mit Personen, die man in einem neuen Buch wiedertreffen möchte – und das heißt wirklich was.“ NDR zu Linus Reichlins Debütroman. So weit, so gut. Aber: Debütroman! „Der Assistent der Sterne IST aber nicht Reichlins Debütroman! Das dann darauf zu drucken, wäre so als würde ich eine Renzension oder „Cocktail“ oder „Eine Frage der Ehre“ (guter Film übrigens) mit Tom Cruise schreiben und darauf hinweisen, dass mir die Flugszenen mit der F-14-„Tomcat“ so super gefallen haben! Ihr wisst, was ich meine…

Gut, aber dafür kann Linus Reichlin nichts. Reden wir lieber über Schwächen, für die er etwas kann. Zum Beispiel den Protagonisten! Hannes Jensen ist 51 Jahre alt, und er beklagt das auch gefühlt alle 10 Seiten. Angesichts meines fortgeschrittenen Alters verstehe ich das, aber es nervt! Es erinnert massiv an Kommissare aus diversen skandinavischen Krimis, in denen Ermittler immer semi-alt, sehr frustriert, vollkommen desiullusionert und eigentlich mit ihrem Job unzufrieden sind. Dass Jensen eigentlich den Polizeidienst bereits quittiert hat, um sich spaßeshalber mit Physik – an der Volkshochschule – zu beschäftigen, hilft da wenig. Jensen bleibt irgendwie nervig. Ich muss fairerweise aber dazu sagen, dass es sich bei den Romanen um Hannes Jensen um eine Serie handelt, von der ich die anderen Teile nicht gelesen habe. Es kann also sein, dass Jensen in den Vorgänger-Romanen ein vollkommen netter Kerl war. Ich weiß es nicht…

Dafür versteht es der Autor aber, den Leser mit seinem Stil bei der Stange zu halten. So und nicht anders schreibt man Krimis, ohne das jetzt näher beschreiben zu können.

Damit hätten wir Charaktere und – ganz kurz, denn was will man dazu auch groß schreiben – den Stil abgehakt. Bliebe die Handlung. Und die ist gut! Wer wissen will, welche folgenschweren, ähm, Folgen es haben kann, wenn man einfach nur mal vergisst, sich eine Lesebrille zu kaufen, der sollte dieses Buch lesen. Darüber hinaus gibt es noch die eine oder andere Information über Physik, das Leben, das Universum und den ganzen Rest. Kurz gesagt: Liebhaber von Krimis, die nur mit minimaler Totenanzahl auskommen, die können bedenkenlos zugreifen. Trotz des Klappentextes…

Exkurs Als „Titanic“ in die Kinos kam, ging ich noch zur Schule. Und damals war ich Mitglied der Schülerzeitung. Und ich fand meine Idee damals brüllend komisch: Zwei Pinguine stehen auf ihrem Eisberg, rechts ist der Bug der „Titanic“ zu sehen und Pinguin 1 sagt zu Pinguin 2: „Von diesem Moment an ist es völlig egal, was wir tun: Unser Eisberg wird untergehen!“ :-) Ich finde das nach wie vor komisch! :-) Schade, dass wir niemanden im Team hatten der/die adäquat zeichen konnte…

Wertung:

Handlung: 9 von 10 Punkten

Stil: 8 von 10 Punkten

Charaktere: 7 von 10 Punkten

Spannung: 8 von 10 Punkten

Gesamtwertung: 8 von 10 Punkten

Demnächst in diesem Blog: Tja, ich und meine Entscheidungsneurose… Das Zeilenende hat ja Interesse an „Wittgensteins Mätresse“ bekundet… Die ersten 50 Seiten haben mich aber eher verschreckt… Mal schauen, wahrscheinlich läuft es eher auf „Stoner“ von John Williams hinaus.

7 Antworten auf „„Der Assistent der Sterne“ von Linus Reichlin – Von diesem Moment an ist es völlig egal, was wir tun…

  1. Mit großem Interesse habe ich gerade deine tolle Buchbesprechung hier gelesen…

    Fazit: Das Buch klingt interessant!

    Das könnte allerdings auch die Geliebte meines weltberühmten Namensvetters sein *g*
    da hat Zeilenende schon recht…

    Hab einen schönen Tag!
    Liebe Morgengrüße vom Lu

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  2. Ich mag Krimis ja eh nicht so doll und der reißt mich der Besprechung nach auch nicht vom Hocker. Gib dir einen Ruck und nimm Ludwigs Geliebte. ;)
    Es heißt übrigens schweizer Autor soweit ich weiß. Ich Google das demnächst für dich. :)

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    1. Schweizer Autor, ja, genau! Es kann so einfach sein! ;-)

      Und wie jetzt, „reißt mich der Besprechung nach auch nicht vom Hocker“: Die Besprechung ist toll, hör mal! ;-) Für das Buch kann ich nichts! ;-) Aber Du hast schon recht, es war jetzt kein Buch, für das man nachts aufsteht, weil man wissen will, wie´s ausgeht.

      Aber gut war´s eigentlich schon. Woher rührt eigentlich die Krimi-Abneigung? Ist doch ein tolles Genre!

      Gefällt 1 Person

      1. Natürlich ist deine Besprechung großartig, aber sie macht trotzdem keine Lust auf das Buch. Mehr habe ich nicht gesagt. ;)

        Was die Krimis angeht … Frag mich nicht. Die Gründe sind Legion, in jedem Krimi aber unterschiedlich. Mal finde ich die Handlung platt, mal unglaubwürdig, in den meisten Fällen werde ich mit den Charakteren nicht warm … Es ist meistens ein buntes Mosaik, was mir missfällt. Und viele kleine Ärgernisse sind oft schlimmer als ein Großes.

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