„Die Chronik der Drachenlanze 1 – Drachenzwielicht“ von Margaret Weis und Tracy Hickman – Nostalgie!

Buch: Die Chronik der Drachenlanze 1 – Drachenzwielicht (1989)

Autoren: Margaret Weis und Tracy Hickman

Verlag: Goldmann

Ausgabe: Taschenbuch, 315 Seiten

Die Autoren: Margaret Weis ist eine 1948 in Independence, Missouri, USA, geborene Fantasy- und Science-Fiction-Autorin. Weis studierte Literatur und Kreatives Schreiben in Columbia und arbeitete im Anschluss 13 Jahre lang im Herald Publishing House. Zu dieser Zeit schrieb sie auch ihr erstes Buch über die Brüder Frank und Jesse James. Durch einen beruflichen Wechsel zu TSR („Tactical Studios Rules“) lernte sie Tracy Hickman kennen und verfasste mit ihm die Drachenlanze-Romane und andere Fantasy-Zyklen.

Tracy Hickman, 1955 in Salt Lake City, Utah, USA, geboren, ist ein amerikanischer Fantasy-Autor und Co-Autor diverser Fantasy-Rollenspiel-Publikationen. 1974  schloss Hickman die High School ab. 1975 unternahm der Mormone eine zweijährige Missionarstätigkeit für die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage in Hawaii und Indonesien. Anschließend war er in unterschiedlichen Jobs tätig, so z. B. als Theatermanager oder Glasarbeiter. 1984 begann er für TSR zu arbeiten und lernte so Maragaret Weis kennen. Hickman lebt in St. George, Utah.

Das Buch: In der Stadt Solace treffen sich im Wirtshaus „Zur letzten Bleibe“ sechs Freunde: Tanis, der Halb-Elf, Sturm, der Ritter von Solamnia, der Magier Raistlin, sein Zwillingsbruder Caramon, der alte Zwerg Flint und der Kender Tolpan. Vor fünf Jahren trennte sich die Gruppe und verstreute sich in alle Windrichtungen der Welt Krynn, gab sich aber das Versprechen, sich nach fünf Jahren in diesem Gasthaus wiederzutreffen.

Zu den weiteren Gästen in der Gaststube zählen auch zwei Barbaren aus den Ebenen Krynns: Goldmond, die Tochter des Stammeshäuptlings, sowie Flusswind, Goldmonds Geliebter.

Die Stimmung im Wirtshaus ist angespannt, denn die Lage in Krynn ist unübersichtlich und unsicher. Im Norden sollen geheimnisvolle Armeen gesichtet worden sein, ein Krieg droht auszubrechen. In Solace sind die Truppen des Obersten Theokraten in Alarmbereitschaft und auf der Suche nach einem magischen Artefakt, einem Stab mit heilenden Kräften. Dieser Stab, ein Geschenk Flusswinds, befindet sich in Goldmonds Besitz und entscheidet über das Schicksal der Welt. Die Barbarin ist gezwungen, mit Flusswind und den anderen Gefährten die Flucht in eine ungewisse Zukunft anzutreten, um nicht in die Fänge des Obersten Theokraten zu kommen.

Fazit: Lange Jahre bevor ich erstmals mit J.R.R. Tolkien und seinem „Der Herr der Ringe“ konfrontiert wurde – woraufhin ich beschloss, irgendwann sämtliche jemals erschienenen und zukünftig noch erscheinenden Ausgaben dieser eigentlich genialen Fanatasy-Trilogie aufzukaufen, um sie anschließend in einem geschichtsträchtigen Akt des Altruismus, der einem ohnehin wieder nicht gedankt wird, in die Feuer des Schicksalsberges zu werfen, und kommende Generationen von Lesern damit vor einer Begegnung mit Tom Bombadil zu bewahren, der wahrscheinlich überflüssigsten, seltsamsten, sinnlosesten und nervtötendsten Romanfigur in der Geschichte der Literatur seit der ersten Niederschrift des Gilgamesch-Epos, 2400 v. Christus – lange Zeit vor diesen Ereignissen also, lieh mir ein damaliger Mitschüler den ersten Band der Chronik aus.

Und das war der Grundstein für meine seitdem anhaltende Begeisterung für alles, was mit dem Fantasy-Genre zu tun hat, seien es Bücher, Filme oder Spiele. Ein knappes Vierteljahrhundert nach der erstmaligen Lektüre der Chronik wollte ich eigentlich nur wissen, ob mich die Bücher heute noch begeistern können. Kurz gesagt: Ja, sie können! Mittlerweile bin ich bei Band 3 angelangt. Erstaunlich bei diesem Selbstexperiment war, an wie viele Teile der Handlung ich mich noch gut erinnern konnte, obwohl ich die Bücher in den sehr frühen 90ern gelesen habe. Ebenso erstaunlich war die Lieferzeit der Bücher: Eine Wanderdüne wäre vermutlich schneller gewesen. Bei der nächsten Bestellung ziehe ich die Option „Lieferung durch berittenen Boten“ ernsthaft in Betracht, auch der wäre schneller gewesen. Aber das ist ein anderes Thema, kommen wir wieder zum Buch:

Weis und Hickman erfinden das Genre nicht neu, fahren aber alles auf, was im Bereich der Fantasy Rang und Namen hat: Greife, Einhörner Zentauren, Echsenwesen – und Drachen natürlich. Orks sucht man seltsamerweise vergeblich. Dabei geraten die Gefährten auf ihrer Reise von einer spannenden, weil gefährlichen, Situation in die nächste. Wo mir J.R.R. Tolkien auf 70 Seiten erklärt, dass zwei Elben deshalb nicht gut miteinander auskommen, weil sich ihre Familien vor zwei Zeitaltern um den Kaufpreis für einen lahmenden Maulesel gestritten haben (ein rein fiktives Beispiel!) – eine Information, die man später nie, nie, nie wieder braucht –  halten sich Weis und Hickman nicht mit derlei Nebensächlichkeiten auf. In der Chronik gibt es in erster Linie eines: Action! Ich fand das damals großartig, heute nicht minder.

Dabei bedienen sich die beiden Autoren eines Stils, der einfach sehr angenehm und leicht zu lesen ist, perfekt auch für jüngere Leser, die man nicht gleich mit dem „Silmarillion“ verschrecken will. Ich habe mir bei einem großen Online-Versandhandel extra die deutsche Erstausgabe organisiert, um nicht Opfer einer möglicherweise verschlimmbesserten Neu-Übersetzung zu werden. Mit Schrecken erinnere ich mich auch da an “ Der Herr der Ringe“. Dort hatte man Anfang des Jahrtausends aus „Jawohl, Herr“ „Ja, Chef“ gemacht, irgendwo hieß es sogar „Cheffchen“, glaube ich… Sei´s drum. Die Chronik las sich glücklicherweise so, wie ich sie in Erinnerung hatte. Gut, bisweilen, beispielsweise bei der Begegnung mit einem Einhorn, driftet das Ganze sprachlich dezent ins Kitischige ab, aber das sei gestattet.

Neben der actiongeladenen Handlung und dem angenehmen Stil punktet die Chronik in erster Linie mit ihren Charakteren, sonst nicht unbedingt eine Stärke des Fantasy-Genres. Üblicherweise findet man dort unerschrockene Heldengruppen, die gemeinsam durch dick und dünn gehen um die Welt vor dem Untergang zu retten. Hier nicht. Das Verhältnis einzelner Personen untereinander kann man wohlwollend als „gespannt“ bezeichnen,  phasenweise bilden die Gefährten eher eine Interessengemeinschaft als ein eingeschworenes Team. Mal etwas anderes, ich find´s erfrischend.

Mir hat der Ausflug in die literarische Vergangenheit ausgesprochen gut gefallen. So gut, dass er definitiv fortgesetzt werden muss. Nach kurzer Recherche stellte sich jedoch heraus, dass die Drachenlanzen-Romane, einschließlich Prequels, Sequels und sonstiger Quels die stolze Anzahl von 73(!) erreicht haben. Das-wird-teuer!!! ;-) Und das kostet vor allem Zeit. Sollte ich also meine nächste Rezension erst irgendwann 2017 veröffentlichen, dann bin ich in Krynn unterwegs ! ;-)

Wertung:

Handlung: 8,5 von 10 Punkten

Charaktere: 9 von 10 Punkten

Stil: 8,5 von 10 Punkten

Atmosphäre: 10 von 10 Punkten

Gesamtwertung: 9 von 10 Punkten

Demnächst in diesem Blog: Falls ich nicht für Monate in Krynn verschwinden sollte, dann gibt es demnächst, „Das Teufelsloch“ von Antonia Hodgson, ein historischer Roman, auf den ich mich schon seit ca. 2 Monaten freue, aber irgendwie kamen immer andere Bücher dazwischen… ;-)

6 Antworten auf „„Die Chronik der Drachenlanze 1 – Drachenzwielicht“ von Margaret Weis und Tracy Hickman – Nostalgie!

    1. Hallo Manuela!

      Vielen Dank fürs Folgen! ;-)

      Falls es „Die Chronik der Drachenlanze“ auf Deine Leseliste schafft, kann ich nur hoffen, dass es Dir dann auch gefällt. Falls ja, würde ich mich übers Feedback freuen. Falls nicht – auch! ;-)

      Bis denn!

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  1. Hallo mein lieber Fraggle,
    eine sehr interessante Rezension :) Die Geschichte hört sich gut an und wäre ich mehr im Fantasy-Genre unterwegs, würde ich sogar in Betracht ziehen, mich in dieses Riesenwerk einmal einzulesen. Bin ich literarisch aber ja nicht so^^
    Nichts desto trotz muss ich die Autoren einmal etwas in Schutz nehmen: Eine Begegnung mit einem Einhorn kann man nur kitschig beschreiben. Es ist ein Einhorn :D Ein besonders reines Wesen unter den Fabelwesen ;)

    Eine schöne Rezension :) Hat mir sehr gut gefallen und man hat deine Begeisterung für die Chronik lesen können :)

    FY!

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    1. Hallöchen!

      „Interessant“? „Interessant“ ist wie „nett“, die kleine Schwester von… :-D
      Aber ich verstehe schon. ;-)

      Freut mich, dass dir die Rezension gefallen hat. Mir hat´s auch mächtig Spaß gemacht, sie zu schreiben.

      Eigentlich schade, dass du literarisch weniger im Bereich Fantasy unterwegs bist – eine Tatsache, der ich übrigens bis heute und in alle Zukunft mit komplettem und völlig berechtigtem Unverständnis gegenüberstehe – trotzdem glaube ich, die Chronik würde dir wirklich, wirklich gefallen.

      Übrigens: Ich habe GEWUSST, dass du dich zu der Stelle mit dem Einhorn äußern würdest! ;-)

      Bis hoffentlich ganz bald!

      FY!!!

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